Ihr meint wohl eher Cash-Insider und nicht Cash-Guru
Sich mit Banken an die wichtigsten Finanzmetropolen zu begeben und vor interessierten Investoren Firmenpräsentationen abzuhalten, gehört heutzutage zum festen Bestandteil der Tätigkeit eines Konzernchefs und seines Finanzchefs.
Doch obschon diese Präsentationen höchst selten kursrelevante Neuigkeiten bergen und die Unternehmensvertreter für gewöhnlich nur so von Zuversicht strotzen, gibt es allenfalls den einen oder anderen verdeckten Hinweis.
Mit überraschend offenen Karten spielte kürzlich Michel Hirschi, der Finanzchef von Meyer Burger, anlässlich einer von der Bank Vontobel organisierten Firmenpräsentation in London. Wie ich einem Kommentar der traditionsreichen Zürcher Bank entnehme, zeigte er sich sichtlich enttäuscht darüber, dass die Refinanzierung für die im Mai nächsten Jahres zur Rückzahlung fällig werdenden Obligationsanleihe noch nicht steht.
Eigenen Angaben zufolge wurde die Bank Rothschild mit der Suche nach Investoren oder einem Überbrückungskredit beauftragt. Eine Analyse der Mandatsträgerin habe ergeben, dass das Interesse bei einem auf Stufe EBITDA ausgeglichenen Ergebnis eigentlich vorhanden sein sollte. Allerdings hätten Investoren selbst nach der Vorveröffentlichung solider provisorischer Eckdaten für die erste Jahreshälfte keine Bereitschaft gezeigt, so Hirschi. Soviel Ehrlichkeit verdient eigentlich Anerkennung.
Wie mir ein Teilnehmer der Firmenpräsentation in London berichtet, habe er die Aussagen des Finanzchefs so verstanden, dass die Bank Rothschild bereits einen Investor an der Angel gehabt habe, dieser dann aber abgesprungen sei.
Diese Spekulationen passen gut zu jenen rund um einen Einstieg des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg bei Meyer Burger (siehe Kolumne vom 25. Juli). Ausserdem kaufte sich nur wenige Wochen zuvor Veraison über die Wandelanleihe beim Solarzulieferunternehmen aus dem bernischen Gwatt ein (siehe Kolumne vom 15. Juli). Gut möglich, dass damals auch mit dem Vermögensverwalter Gespräche stattgefunden haben.
Die Refinanzierung der im Mai nächsten Jahres zur Rückzahlung fällig werdenden Obligationsanleihe gestaltet sich bei Meyer Burger schwieriger als gedacht. Kommen erschwerend die zuletzt so stark wie seit 2011 nicht mehr gefallenen Preise für Solar-Panels hinzu. Kenner der Situation berichten von gewaltigen Überkapazitäten, weshalb die Investitionsbereitschaft bei den Kunden des Solarzulieferunternehmens weiterhin eher gering bleiben sollte. Obwohl ich es für die nicht gerade erfolgsverwöhnten Aktionäre nicht hoffe, ist eine weitere verwässernde Kapitalerhöhung wieder wahrscheinlicher als noch vor wenigen Wochen.