06-02-2012 14:30 AUSBLICK/UBS Q4: Konzerngewinn von rund 600 Mio CHF erwartet
Zürich (awp) - Die Grossbank UBS publiziert am Dienstag, 7. Februar das Geschäftsergebnis für das vierte Quartal bzw. das Gesamtjahr 2011. Zwölf Analysten haben dazu folgende Schätzungen:
Q4 11E In Mio CHF AWP-Konsens Q3 11A Q4 10A Geschäftsertrag 6'192 6'412 7'141 Konzernergebnis 600 1'018 1'663 Gewinn vor Steuern -Gesamtkonzern 669 980 1'214 -Investment Bank -392 -650 100 -WM 548 888 492 -WM Americas 140 139 -32
FOKUS: Die UBS hat Mitte November anlässlich eines viel beachteten Investorentages ihre Strategie- und Kapitalpläne überarbeitet und gleichzeitig neue (Finanz)ziele definiert. Demnach will sie sich auf ihre Position als globaler Wealth Manager und als "führende Universalbank in der Schweiz" konzentrieren. Die Investmentbank soll dagegen weniger komplex und kapitalintensiv werden, was einen deutlichen Abbau der risikogewichteten Aktiven (RWAs) zur Folge haben wird (Details siehe Rubrik Pro Memoria). Entsprechend werden Marktteilnehmer genau schauen, ob diesbezüglich News an den Tag kommen oder sich zumindest neue Erkenntnisse daraus ergeben.
Das Ergebnis als solches dürfte im vierten Quartal angesichts der anhaltenden Börsenflaute, dem starken Franken und der Tatsache, dass die Kosten vermutlich weniger schnell zurückgehen werden als die Erträge, ziemlich schwach ausfallen. Das dürfte jedoch so erwartet werden und sollte entsprechend nicht als grosse negative Überraschung eingeschätzt werden. Interessieren dürften entsprechend vor allem Aussagen zur Entwicklung in den ersten Wochen 2012 sowie zur Einschätzung für den weiteren Jahresverlauf.
Während das dritte Quartal stark von Sonderfaktoren geprägt war (u.a. Verlust Adoboli, Buchgewinn bei eigenen Verbindlichkeiten, Gewinn aus Veräusserung von Treasury-bezogenen Anlagen, Steuergutschrift beim Reingewinn), sollten sich diese Effekte im vierten Quartal laut Analysten in Grenzen halten.
ZIELE: Die Bank hat sich am Investorentag Mitte November diverse neue Ziele gesetzt. Die wichtigsten sind beim...
Konzern: - Jährliche EK-Rendite 12-17% (alt: 15-20%); - EK-Quote gemäss Basel III (Tier 1) 13%; - Aufwand-Ertragsverhältnis 65-75%; Wealth Management: - Jährliches Nettoneugeldwachstum 3-5%; - Jährliche Bruttomarge 95-105 Basispunkte; Wealth Management Americas: - Jährlicher Vorsteuergewinn von 1 Mrd USD bei Nettoneugeldwachstum von 2-4%; Core Investment Bank: - Rendite vor Steuern auf zugeteiltem Eigenkapital von 12-17%; - Aufwand-Ertragsverhältnis von 70-80%; - Risikogewichtete Aktiven (RWA) <150 Mrd CHF (bis 2016); Retail Corporate: - Jährliches Nettoneugeschäftsvolumen 1-4%; Global Asset Management: - Jährliches Nettoneugeldwachstum 3-5%;
PRO MEMORIA (diverse):
RWAs: Die RWAs gemäss Basel III sollen bei der Investment Bank insgesamt von ca. 300 Mrd CHF (Stand Ende September 2011) um ca. 145 Mrd oder knapp 50% reduziert werden, im Kernteil der Investment Bank ist es ein Abbau von 230 Mrd auf weniger als 150 Mrd CHF. Auf Konzernbasis sollen sie von ca. 400 Mrd bis 2013 auf 290 Mrd und bis 2016 auf 270 Mrd reduziert werden.
Dividende/Aktienrückkauf: Die UBS hat anlässlich des Investorentages im November überraschend angekündigt, dass sie für das Geschäftsjahr 2011 eine Dividende von 0,10 CHF pro Aktie vorschlagen wird. Anschliessend sei ein Programm zur "progessiven Kapitalrückführung an die Aktionäre" geplant, hiess es ausserdem.
Personal(abbau): Die Bank hat im letzten Sommer einen Abbau von rund 3'500 Stellen auf Konzernstufe bekannt gegeben, davon rund 45% bzw. 1'600 bei der Investmentbank. Anlässlich des Investor Days im November erhöhte sie die Zahl bei der Investment Bank auf rund 2'000 bis Ende 2016. Insgesamt sollen also rund 4'000 Arbeitsplätze verschwinden (Stand Konzern Ende Q3: knapp 66'000). Per Mitte November waren bei der Investmentbank rund 18'000 Personen beschäftigt. Dort soll der Personalbestand bis Ende 2013 auf ca. 16'500 reduziert werden, für die restlichen 500 Stellen lässt sich die Bank Zeit bis Ende 2016. Die Massnahmen sollen bei der Investmentbank zu einem Abbau der Kostenbasis um rund 1 Mrd CHF führen. Per Ende 2013 sollen die Kosten von heute 9,7 Mrd CHF jährlich auf 8,8 Mrd CHF heruntergefahren werden, hiess es.
Management I: Mitte November kurz vor dem Investorentag wurde Sergio Ermotti definitiv zum Konzernchef der Bank und damit zum Nachfolger von Oswald Grübel ernannt. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass Axel Weber sein Amt als Präsident des Verwaltungsrates bereits per GV 2012 (3. Mai) übernehmen wird und er damit Kaspar Villiger bereits ein Jahr früher als ursprünglich geplant ersetzen wird. Weiter im Amt ist Carsten Kengeter als Chef der Investmentbank. Sein Rücktritt war eigentlich aufgrund des grossen Handelsverlustes durch Kweku Adoboli bei der Investmentbank in London im September erwartet worden.
Management II: Anfang Dezember wurde Philip Lofts zum neuen Chief Risk Officer (CRO) der Gruppe ernannt. Lofts, der im Januar 2011 zum CEO UBS Group Americas ernannt wurde, war bereits von November 2008 bis Dezember 2010 als CRO der Gruppe tätig. Er löste in dieser Funktion Maureen Miskovic ab. Ausserdem hat Ulrich Körner die Position des CEO UBS Group Europe, Middle East and Africa zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben als Group Chief Operating Officer und CEO Corporate Center übernommen.
Betrugsfall I: Der früherer UBS-Händler Adoboli, welcher der UBS letzten Herbst mit unautorisierten Handelsgeschäften einen Verlust von rund 2,3 Mrd USD beschert hatte, hat Ende Januar vor einem Londoner Gericht auf nicht schuldig plädiert. Adoboli werden Betrug und Fälschung der Buchführung vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Gefängnis. Der nächste Termin in dem Verfahren wurde auf den 9. April festgelegt, der eigentliche Prozess beginnt aber erst am 3. September.
Betrugsfall II: Neben dem Verfahren gegen Adoboli läuft auch eine gemeinsame Untersuchung der britischen Finanzaufsicht FSA sowie der zuständigen Schweizer Behörde FINMA. Letztere teilte dazu am 3. Februar mit, dass sie und die FSA jeweils ein so genanntes Enforcement-Verfahren gegen die Grossbank eröffnet hätten. Sie will damit über die "Angemessenheit der Kontrollmechanismen der Investment Bank zur Verhinderung und Aufdeckung nicht autorisierter Handelsaktivitäten und über deren Rechtskonformität" befinden. Bis zum Abschluss der Verfahren werden (voraussichtlich) keine weiteren Informationen veröffentlicht. Das "Wall Street Journal" berichtete kürzlich unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass die UBS mit einer Busse rechne. Die UBS hat auch eine interne Untersuchung durchgeführt, deren Erkenntnisse aber nicht veröffentlicht wurden.
Aktienkurs: Die UBS-Aktie hat sich nach einer sehr schwachen Entwicklung im vergangenen Jahr (-27%, vs. SMI -7,8%) 2012 bis anhin - im Einklang mit den meisten Finanzaktien - gut gehalten. Sie liegt derzeit rund 18% im Plus bei 13,20 CHF, dies bei einem SMI-Plus von lediglich rund 3,54%.