Ich halte den Entscheid der SNB grundsätzlich für richtig, im Sinne der Preferenz der späten Einsicht gegenüber der verzweifelten Sturheit an etwas festzuhalten, was unausweichlich ins Desaster führen muss. Doch damit habe ich diesen Entscheid noch nicht für gutgeheissen, im Gegenteil, dieser Entscheid muss im Kontext betrachtet werden, also was waren die Ursachen die dazu geführt haben, sich nun zwischen Pest und Cholera entscheiden zu müssen?
Fakt ist, der Mindestkurs ist gescheitert, insofern, dass diese temporäre Massnahme zum Ziel hatte, den Franken solange weich zu halten, wie es nötig ist, bis sich der Euro von selber wieder stabilisiert. Mit dem Mindestkurs hat sich die SNB also in einer Art blindem Vertrauen der EZB und der EU hintangestellt. War dies zu rechtfertigen? War es zu rechtfertigen, zu glauben, dass die Eurozone sich wieder stabilisiert oder war es nicht gerade dümmlich naiv, dies anzunehmen? Hat sich die SNB über die volkswirtschaftlichen Kosten Gedanken gemacht damals, falls die Eurozone nicht mehr stabilisiert und dieser Versuch den Euro künstlich zu stützen eben scheitert, weil das Vertrauen, das man einer EZB gegeben hat, nun ad absurdum geführt wird, indem diese nun mit brachialer Gewalt die Märkte mit Liquidität fluten will, um Staatsbankrotte zu verhindern und damit Banken zu retten?
Was sollen wir Schweizer nun am Ende davon haben, dass wir drei Jahre in einem schwachen Umfeld eine auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaft betrieben haben und sich demzufolge niemals mit dem Gedanken auseinander gesetzt haben, dass wir uns dereinst konsolidieren müssen, was uns allen nun schlagartig von der SNB ins Gesicht gehämmert wurde? Die SNB hat ihre Bilanzsumme seit 2008 verdreifacht, sie hat Devisenreserven in ihre Bilanz aufgenommen, die 86% des BIP entsprechen, während die FED auf dem Höhepunkt des QE lediglich auf 27% des BIP gelangte. Hat die SNB vor diesem Entscheid dem Schweizer Volk jemals gesagt, dass das Experiment Mindestkurs vielleicht scheitern könnte, dass der Euro von selber nicht wieder stark wird? Wir sind nun zwar nicht mehr an den Euro gekoppelt und somit würde ein Euroscheitern nicht unmittelbar ein Frankenscheitern bedeuten, doch der Preis dafür ist gewaltig und wird in die hunderte Milliarden gehen, die sich dereinst in unsere Währung einpreisen müssen, lange nachdem sich der Euro eventuell in Rauch auflöste und unsere Volkswirtschaft steht heute da, wo sie vor drei Jahren auch stand, nämlich am Anfang einer langen und schmerzlichen Konsolidierung, mit dem Unterschied, dass wir mit einer auf Wachstum ausgerichteten Zuwanderung die letzten Jahre vor Massenentlassungen stehen, die vor allem unser Immobilienmarkt in eine Zeitbombe verwandelt hat. Das nämlich haben die tiefen Zinsen, einhergehend mit steigenden Mieten als Folge der zuwanderungsbedingten Nachfrage, die auf eine Wachstumspolitik in einem weltweit stagnierenden oder sogar rezessiven Umfeld betrieben wurde. Nun wird uns das irgendwann seit 15.01.2015 mit Bestimmtheit um die Ohren fliegen und der Schweiz bleibt eigentlich jetzt nur noch die Hoffnung, das es sie erst erwischt, nachdem die Blase weltweit geplatzt ist. Doch im Orchester der weltweiten monetären Luftschlösser in den Himmel bauen, hat die SNB und auch die Politik hier nicht nur die zweite Geige gespielt, im Gegenteil, ihre Stimme ist im Tenor aufgegangen. Das war mehr als dumm und das wird sich als selbsterfüllende Prophezeiung nun auch ausweisen.
Das Schweizer Volk insgesamt und besonders die arbeitnehmende Bevölkerung hatte in diesen drei Jahren nicht viel von der monetären Glückseligkeit abbekommen, ausser der Illusion eines stabilen Arbeitsplatzes und das alles so blieb, wie es lange nun währte. Für das bezahlt es nun aber einen sehr hohen Preis, der sich noch gar nicht beziffern lässt. Doch was sich schon jetzt sagen lässt, die Profiteure waren nun sehr wenige. Das waren Aktionäre, Banken, Immobilienbesitzer und Exporteure. Aber am Allermeisten hat das Ausland profitiert und die hatten am 15.01. einen fetten Zahltag. Denn alle, die der SNB diese 525 Milliarden Euro gegen Franken verkauft haben, können diese nun mit 20% Gewinn abbuchen. Diese Franken, die dafür gemalt wurden, Euros zu kaufen, die erheben nun auch Anspruch auf schweizerische Waren und Dienstleistungen, wofür die arbeitende Bevölkerung nun verzichten muss. Da sind die paar Prozente Lohnerhöhung die letzten Jahre wahrlich Peanuts im Vergleich dazu.
Das lässt mich fast einen Vergleich mit Deutschland machen. Deutschland haftet für die Schulden Europas mit 180 Milliarden im ESM. Das entspricht etwa dem, was die kleine Schweiz der EURO-Länder am 15.01. sakrosankt überwiesen hat. Das wär eigentlich nur damit zu rechtfertigen, wenn durch die Abkopplung des Franken an den Euro, Draghi nun darauf verzichten könnte, die Geldschleusen noch weiter zu öffnen, der Euro gegenüber dem Dollar und dem Franken wieder steigen würde und alles wäre in bester Butter. Doch hier darf man sich keinen Illusionen hingeben, wenn er die Schrottanleihen von maroden Südländer nicht aufkauft und Liquidität in die Märkte pumpt, erfolgen die unausweichlichen Staatsbankrotte und damit auch Bankholidays. Draghi will ja nicht in erster Linie einen weichen Euro, sondern Liquidität in die Märkte pumpen, damit Banken Länder gegen möglichst niedrige Zinsen Kredite geben, womit diese Staaten ihre Schulden mit möglichst niedrigen Zinsen bedienen können, ohne das damit auch nur ein einziges Schuldenproblem an der Wurzel gelöst worden wäre. Die SNB hat zwar den richtigen Entscheid am 15.01. getroffen, doch dreieinhalb Jahre zuvor den unverantwortlichsten Entscheid in ihrer Geschichte getätigt, wofür das Schweizer Volk nun bezahlen muss.