Re: Doomsday-Propheten...
learner wrote:
Zitat
Achtung, die Diskussion führst du hier mit jemandem, der erst gerade begonnen hat, sich mit der Wirtschaft zu beschäftigen.
Dafür stellst Du aber saugute Fragen. Chapeau!
Quote:
Zitat
Dass sich Keynes so irren konnte. Tsss!
Kurz: Die Idee von Keynes lautete: Wenn die Wirtschaft schwächelt, nimmt der Staat Geld auf, saniert Strassen und Infrastruktur und buttert über die Bauindustrie Geld in die Wirtschaft.
Jobs werden geschaffen, die Wirtschaft läuft wieder und die danach höheren Steuereinnahmen erlauben es, die Schulden wieder abzubauen. Diese Initialzündung darf aber höchstens 6 Monate dauern.
Im Fall der USA begann die Gelddruckerei aber bereits im November 2000 und hat nicht allzuviel gebracht. Eine Rezession konnte bisher nur hinausgeschoben werden und das Geld, das eigentlich für Investitionen gedacht war ist im Konsum auf Pump, Immobilien auf Pump und Aktien gelandet.
Die wirtschaftliche Situation hat sich nicht wesentlich gebessert und die Amis haben in den letzten Jahren Geld verbraucht, das ihre Enkelkinder erst noch verdienen müssen.
Quote:
Zitat
Gerne würde ich einen solchen Chart anschauen, wenn du einen hast.
[Blockierte Grafik: http://www.zealllc.com/c2005/Zeal080505B.gif]
Der Chart stammt aus dem Jahr 2005.
Langfristig pendelt das KGV (blaue Kurve) um 14. Dabei pendelt es zwischen 7 (Aktien sind unterbewertet) und 21 (Aktien sind überbewertet). Liegt das KGV oberhalb 28 spricht man von einen Blase.
Um das KGV auf den fairen Wert von 14 zu korrigieren, gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Steigerung der Gewinne, 2. Preissenkung bei den Aktien.
Was wir aus der Kurve auch sehen ist, dass die Zyklen immer nach oben und unten übertreiben. Die meisten Marktteilnehmer sind derzeit der Meinung, dass die KGV's nach der Blase um 2000 auf den fairen Wert von KGV 14 korrigieren werden. Das entspricht allerdings nicht der historischen Erfahrung. In vergangenen Bärenmärkten wurde bisher der Boden erst bei einem KGV um 7 erreicht. 1982 lag das KGV beispielsweise bei 6.6.
Betrachten wir mal die Böden: 1920, 1951, 1982 ... jeweils etwa 30 Jahre. Setzen wir die Reihe fort, dürfte der nächste Boden 2012 erreicht werden.
So, jetzt haben wir den Zeitpunkt. Und wie steht's mit dem Ziel? Wo wollen wir den Boden ansetzen? KGV 7.0?
Nehmen wir ein KGV von 7 bei gleichbleibenden Unternehmensgewinnen der USA, müsste der DOW bis 2012 rund 50-70% seines Wertes verlieren. Das deckt sich recht gut mit der Cycle-Pro Kurve.
Demgegenüber könnte der DOW auch bei 10'000 warten während sich die Gewinne verdreifachen. Aber so optimistisch beurteile ich die US-Wirtschaft nicht
Intessant in der obenstehenden Grafik ist auch die Dividendenrendite auf DOW-Papieren. Historisch liegen die Renditen von Aktien etwa 1% oberhalb jender von Bonds. Der Grund ist, dass Bonds sicherer sind als Aktien. Entsprechend müssen Aktien eine Risikoprämie zahlen, um attraktiv zu sein.
Im Moment liegt die Dividendenrendite bei 2%, jene der Bonds bei 5%. Steigen die Bond-Renditen, wird der Spread noch grösser und entsprechend der Druck auf die Aktienpreise.
Quote:
Zitat
Wachstum≠Gewinnschöpfung, oder irre ich mich?
Nach offizieller Lehrmeinung hast Du recht und ich unrecht. Der Punkt geht an Dich.
Aber ich bleibe bei meiner falschen Ansicht. Meine Überlegung dabei ist folgende:
Wenn eine neue Erfindung dafür sorgt, dass eine Firma mit gleichem Aufwand an Personal, Zeit und Material neu 120 statt 100 Stück produzieren kann, dann ist das eine Produktivitätssteigerung um 20%, die ins Wirtschaftswachstum gerechnet werden darf. Soweit bist Du sicher auch einverstanden.
Wenn nun das FED beschliesst, 2 Billionen Dollarnoten zu drucken, dann werden diese 2 B$ über die Banken als Kredite vergeben und landen als Umsatz in den Büchern der Bank. Dieses gedruckte Geld wird dem Wirtschaftswachstum hinzuaddiert. Meiner Meinung nach ein Witz, da ein falsches Bild über die Wirtschaftslage erzeugt wird. aber mit dieser Meinung stehe ich alleine da.
Gegen Kredite ist nichts zu sagen. Die Frage ist, wofür das billige Geld verwendet wird:
Fliesst es in Investitionen, die zu einer Produktionssteigerung führen und Jobs erhalten/erzeugen, dann ist dies sehr sinnvoll.
Fliesst es hingegen in Konsumschulden oder erhöht ungerechtfertigt die Preise für Immos, Aktien etc., dann ist das Geld falsch angelegt, sogar schädlich, denn unter dem Strich muss mehr zurückbezahlt werden.
Wenn die 2 B$ in Investitionen fliessen und dort für ein Wachstum sorgen, dann tauchen sie automatisch und gerechtfertigt im Wirtschaftswachstum auf. Aber bitteschön nicht in den Büchern von Banken, die nichts produzieren!
Quote:
Zitat
Ausserdem gibt es eine zunehmende Konzentrierung der Unternehmungen, wie Brüderchen Marx prophezeit hatte, was den Wert der Unternehmen, bzw. ihre Rendite überproportional steigert. Wie anders wäre der rasante Anstieg der Aktien zu erklären, der überhaupt nicht im Gleichschritt mit dem Wachstum verlaufen ist. Sondern im Gleichschritt mit dem Shareholder-Value.
Auch hier gibt es Zyklen: Grosse Konzerne (PTT, ABB, Siemens) werden zerschlagen und in einzelne Firmen aufgeteilt bzw. Teile verkauft. Das nennt man dann Konzentration aufs Kerngebiet.
Dann gibt es Phasen, in der die Fusionitis angesagt ist (Novartis, HP-Compaq) und man spricht von Synergien.
Oder kleinere Firmen werden für ein Sündengeld übernommen und integriert (Daimler-Chrysler).
All diese Umstrukturierungen haben eines gemeinsam: Man kann die Bilanzen nicht mehr mit jenen des Vorjahres vergleichen. Die wahre Situation der Firma lässt sich für den normalen Aktionär kaum ermessen. Nun lässt sich natürlich sehr gut mit Abschreibungen und Goodwill spielen, bis die Bilanzen genau das aussagen, was das Management uns rüberbringen will.
Quote:
Zitat
Warum hat Esau all sein Gold, das er mit dem Erstgeburtsrecht erhalten hätte, für eine Linsensuppe hergegeben? Das Gold ist wegen seiner subjektiven Bewertung eben auch grossen Wertschwankungen unterlegen.
Man könnte durchaus auch ein Währungssystem in Linsen aufbauen. Wenn wir unterstellen, dass getrocknete Linsen ewig haltbar sind, würden sich Linsen auch zur Werterhaltung (zum Sparen) eignen. Warum nicht?
Gold hat einfach ein paar praktische Vorteile gegenüber Linsen: Du musst beispielsweise weniger Gold als Linsen mit Dir rumschleppen, wenn Du ein Auto bezahlen möchtest.
Auch kann die Produktion von Linsen fast beliebig gesteigert werden. Der Abbau von Gold allerdings nicht.
Aber egal, ob Du als Bauer Linsen anbaust oder in einer Mine nach Gold schürfst. In beiden Fällen ist Arbeit und Schweiss nötig, um an das begehrte Objekt zu kommen.
Ungedecktes Papiergeld, auf dem unsere ganze Wirtschaft derzeit basiert, ist praktisch gratis in beliebigen Mengen herstellbar. Eine US-Banknote kostet 4cent, egal ob es sich um eine 1$ oder 1000$ Note handelt. Und im Zeitalter der Informatik lässt sich Geld auch von der FED elektronisch erzeugen. Ein paar Tastendrücke und Mausklicks und auf dem FED-Konto stehen ein paar Milliarden mehr.
Genau hier liegt das Problem: Wenn die USA über Nacht ihre Dollarmenge um 10% erhöhen, muss der Dollar zwangsläufit 10% gegen Euro und Franken an Wert verlieren. Drucken aber EZB und SNB ebenfalls in derselben Nacht 10% Euros und Franken, dann bleiben die Verhältnisse $-€-Fr. konstant und wir merken das gar nicht. Zumindest nicht bis zum nächsten Tankstellenbesuch, denn es wurde in der bewussten Nacht nicht 10% mehr Öl gefördert.
Oder eben der Goldpreis steigt in allen Währungen, denn Gold kann eben auch nicht inflationiert werden.
Gold ist deshalb der erklärte Feind der Papierwährungen, der Feind aller Banken und muss mit allen Mitteln bekämpft werden! Denn Gold deckt Ungleichgewichte und Gelddruckerei gnadenlos auf. Einfach deshalb, weil man dann mehr Papier für eine Unze Gold bezahlen muss.
Gold ist nicht nur ein Rohstoff sondern eine Währung. Es ist die Währung seit 5000 Jahren und absolut unbestechlich. Es ist die Währung, an der sich alle anderen Währungen messen lassen müssen.
Insofern wäre es doch der Gipfel der Frechheit, würde man den Dow-Jones statt in Dollar, Euro oder Franken mal in Gold bewerten, oder? Dann bekämen wir nämlich ein klares Bild über den wahren Wert, von Aktien und ihren Trend.
Ok, here it comes:
[Blockierte Grafik: http://home.earthlink.net/~intelligentbear/dj-au-ratio-lt.gif]
So, nun haben wir die Wahrheit! Der Dow ist nur in Dollars gestiegen, weil Dollars gedruckt wurden. In Tat und Wahrheit sind wir seit ein paar Jahren auf dem Weg nach unten. Nur keiner merkt's weil wir in Papier denken und nicht merken, wie Papier inflationiert, gedruckt wird.
Quote:
Zitat
Ich habe besseres Vertrauen in ein unmittelbares Produktivmittel wie Land. Land wirft eine regelmässige Rendite ab. Das Angebot bleibt konstant. Die Nachfrage nach Land und seinen Erzeugnissen steigt (mit dem Bevölkerungswachstum und neuen Bedürfnissen, wie nach mehr Biomasse).
Absolut richtig. Land hat nur den Nachteil, dass Du es nicht mitnehmen kannst, wenn es zu einer Krise im entsprechenden Land kommt.
Quote:
Zitat
Schliesslich würde ich aber gerne dein Fazit aus allem hören. Wie würdest du ein Portfolio gestalten, damit es den Risiken, wie du sie zeigst, Rechnung trägt?
20% physisches Gold
10% physisches Silber
30% Rohstoffe und Minen (Agrar, Industriemetalle, Edelmetalle)
20% Energie (Öl und Alternativ): Solarworld, Royal Dutch etc.
10% Defensive Bluechips (Nestlé, Novartis, Coca Cola)
10% Zykliker und Outperformer (ABB)