Wird wahrscheinlich gelöscht
Cosmo erwartet exponentielles Wachstum
Das Pharma- und Medtech-Unternehmen liefert die vollständigen Jahreszahlen und öffnet seine Plattform für künstliche Intelligenz neuen Anwendungen.
Cosmo bestätigt und präzisiert die bereits Mitte Februar bekannt gegebenen Eckwerte des vergangenen Geschäftsjahres. Der Abschluss lässt sich mit einem Umsatzsprung von fast 57% auf 102,1 Mio. € und überproportionalem Gewinnwachstum sehen.
Unter dem Strich bleiben mit 17,5 Mio. € gut 4 Mio. € weniger als im Vorjahr. Damals hat eine Vorauszahlung für das Aknemittel Winlevi nach zwei verlustreichen Jahren für einen hohen Gewinn gesorgt. 2022 trug das operative Geschäft mehr zum Erfolg bei, die Meilensteine waren aber erneut gewichtig.
Die Vergleichsbasis ist damit hoch, der Ausblick auf 2023 mit Einnahmen von 110 bis 120 Mio. € und einem operativen Gewinn von 25 bis 35 Mio. € hat die Investoren offenbar enttäuscht. Das legt zumindest die Kursreaktion ab Mitte Februar nahe.
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Hohes organisches Wachstum
Dass der Ausblick verhalten ist, lässt Cosmo-CEO Alessandro Della Chà aber nicht gelten. Er verweist auf die hohen Meilensteinzahlungen im vergangenen Jahr von etwa 24 Mio. €. «Wenn Sie diese Zahlungen von den ausgewiesenen Einnahmen über 102 Mio. € abziehen und das dann auf mindestens 110 bis 120 Mio. € steigern, erhalten Sie ein organisches Wachstum von über 40 bis zu 54%.»
Meilensteine seien nicht in der Jahresvorgabe berücksichtigt, aber auch dieses Jahr möglich. Verwaltungsratspräsident Mauro Ajani bestätigt, dass unter anderem die Unterzeichnung neuer Verträge für die erweiterte GI-Genius-Plattform Vorauszahlungen umfassen könnte. «Diese Plattform wird die Medtech-Branche revolutionieren», sagt Ajani. Cosmo hat die erweiterte Zusammenarbeit mit Medtronic tags zuvor bekannt gegeben.
Della Chà erklärt: «Unsere Algorithmen können in Live-Videos Muster erkennen.» Was mit GI Genius bereits für die Erkennung von Polypen bei Darmuntersuchungen funktioniere, könne auch mit anderen Anwendungen möglich sein. Della Chà nennt als Beispiele Magenkrebs im Frühstadium oder Bauchspiegelungen zur Erkennung von Erkrankungen in der Bauchhöhle oder im Beckenraum.
Attraktives Softwaremodell
Noch dieses Jahr sollen drei neue Applikationen für Darmuntersuchungen lanciert werden. «Die GI-Genius-Kunden können wählen, ob sie den Zusatzdienst wollen oder nicht», sagt Della Chà. Medtronic werde wie für das Grundprodukt auch für die Zusatzdienste eine monatliche Gebühr verlangen.
«Die neuen Applikationen können weltweit aus der Ferne in einem Tag installiert werden und lösen umgehend zusätzliche monatliche Zahlungen aus», sagt Della Chà. «Das ist das Modell eines Softwareunternehmens und hat nichts mit traditionellem Pharma- oder Medtech-Geschäft zu tun.»
Der CEO und der VR-Präsident zeigen sich erstaunt darüber, dass die Cosmo-Aktie bis Donnerstagmittag an der Börse verliert, statt zu steigen. «Wir stehen vor exponentiellem Wachstum», hält Ajani dagegen. «Wenn andere unsere Aktie verkaufen, dann kaufen wir eben.» Della Chà rechnet vor: Ziehe man die hohen Barmittel und die kurzfristigen Investitionen von 241 Mio. € sowie die Aktien im Eigenbesitz von knapp 74 Mio. € vom Börsenwert von 880 Mio. Fr. ab, werde Cosmo mit lediglich 565 Mio. Fr. bewertet. Das sei doch sehr günstig, findet der CEO.