Nobel Biocare
Kapitalist wrote:
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Schlagzeile aus der heutigen FuW:
"Retter für Nobel?
Michel Orsinger soll das VR-Präsidium von Nobel Biocare übernehmen. Auf ihn warten viele Baustellen. Der Anschluss an das Marktwachstum muss gelingen, und die Personalfluktuation muss so rasch wie möglich gestoppt werden.
Seite 15"
Könnte bitte jemand den gesamten Artikel hier hereinstellen? Danke. 
Emotionales Geschäft FuW Ausgabe Nr. 53. vom 6.7.11Michel Orsinger (Jahrgang 1957) soll an der nächsten Generalversammlung von Nobel Biocare in den VR gewählt werden und dann das Präsidium übernehmen. Bis dahin wird er als Gast an den VR-Sitzungen teilnehmen, damit er sich ein Bild von der Lage machen kann. Orsinger sass von 2004 bis 2006 schon einmal im VR von Nobel. Damals war Heliane Canepa CEO und dem Unternehmen ging es dem Schein nach glänzend. Er wird sich wundern, was er heute vorfindet, denn mittlerweile ist aus Nobel Biocare eine in vielen internen Kleinkriegen zermürbte Turnaround-Kandidatin geworden. Der neue CEO Richard Laube ist gerade mal drei Monate im Amt, und auch er gilt bereits als Übergangslösung. Immerhin: Orsinger kennt Laube aus der gemeinsamen Zeit im Dienste von Procter & Gamble. Orsingers Ruf als CEO von Synthes (die bald zu Johnson & Johnson gehören wird) ist vor allem in Investorenkreisen tadellos. Er hat den Orthopädiekonzern durch eine anspruchsvolle Zeit geführt und Herausforderungen früh erkannt. Ein ausgewiesener Experte für Zahnimplantate, wie es in den Pressemitteilungen suggeriert wird, ist er beim besten Willen jedoch nicht. Er muss sich darauf einstellen, dass das direkte Geschäft mit den Zahnärzten emotional und teilweise unvorhersehbar ist.PA
Nobel Biocare rotiert Verwaltungsrat gespalten – Personalfluktuationen gehen weiter – Ein Übernahmekandidat?
Carla Palm
Es ist der Übergang vom Übergang in den Übergang. Der Zahnimplantathersteller Nobel Biocare kommt aus den Verlegenheiten nicht heraus. Selbst für engste Mitarbeiter überraschend hat an diesem Montag Heino von Prondzynski sein Amt als Verwaltungsratspräsident mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Noch-Synthes-CEO Michel Orsinger soll den Posten an der nächsten Generalversammlung 2012 übernehmen. Bis dahin führt Vizepräsident Rolf Watter notgedrungen das Gremium.
Der Rückzug von Prondzynskis noch vor dem Ende seines zweiten Amtsjahres gilt unter Branchenkennern als Zeichen dafür, dass der VR von Nobel Biocare weiter tief gespalten ist. Von einem «Possenspiel» ist die Rede, das mit dem Rücktritt von CEO Domenico Scala im Februar erst so richtig in Fahrt kam. Bereits vorher hätten sich zwei Lager im VR gebildet. Auf der einen Seite, so heisst es, stehen «die Profis» von Prondzynski, Watter, Raymund Breu und Edgar Fluri. Auf der anderen Seite spannen Stig Eriksson, Robert Lija, Oern Stuge und Daniela Bosshardt-Hengartner aus unterschiedlichen Motiven zusammen. So wird Stuge nachgesagt, er habe Ambitionen auf das CEO-Amt, und Eriksson sähe sich gerne selbst als VR-Präsidenten. Lija und Hengartner wiederum gelten als der verlängerte Arm des Aktionärs Martin Bisang, der über seine Bellevue Group und ihre Vehikel seit Jahren Einfluss auf Nobel Biocare ausübe und eigene Interessen verfolge.
Ränkespiele
Diese Vier-gegen-vier-Situation lähmt den VR seit Monaten. Entscheidungen konnten nur über die sogenannte Casting Vote des Präsidenten herbeigeführt werden (in einer Stichwahl verfügt ein VRP über zwei Stimmen). Dabei ging es weniger um unterschiedliche strategische Auffassungen, sondern es wurde offenbar aus Prinzip verweigert. Kein Wunder also, dass von Prondzynski die Konsequenzen zieht. Für Ränkespiele, die das Wohl des Unternehmens ausser Acht lassen, ist der ausgewiesene Medtech-Experte und ehemalige Roche-Manager nicht zu haben. Sein ethischer Anspruch ist hoch. Allerdings muss er sich fragen (wie wohl zeitlebens auch sein Vorgänger Rolf Soiron in der Causa Heliane Canepa), ob er den Unruheherd im VR nicht besser mit allen Mitteln bekämpft hätte. So hat er wohl das kleinere Übel gewählt. Von Prondzynski stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.
Nobel Biocare trifft sein Rücktritt jedenfalls zu einem unmöglichen Zeitpunkt. Die Scala-Ablösung ist intern noch nicht verdaut – die Personalfluktuation sei wieder hoch, wie FuW erfahren konnte. Auch für den neuen CEO Richard Laube wird es ungemütlicher. Er wurde über von Prondzynski geholt. Sein erster Auftritt wird für August anlässlich der Halbjahreszahlen erwartet. Dass er Nobel Biocare strategisch neu ausrichtet, ist kaum zu erwarten – das würde für noch mehr Unruhe sorgen. Seine Hände sind jetzt schon gebunden. Das oberste Ziel, den Anschluss an das Marktwachstum zu schaffen, dürfte schwer genug werden. Die Kunden, die Nobel Biocare vor Jahren verloren hat, kommen nur langsam zurück. Um die ehrgeizige Betriebsgewinnmarge von 18% zu erreichen, dürfte Laube als Erstes zu Kostensenkungsmassnahmen greifen.
Atomisiertes Aktionariat
Die ständigen Unsicherheiten auf oberster Ebene zeigen Wirkung auch im Aktionariat von Nobel Biocare. 2010 haben Black Rock, UBS, New York Mellon Corporation und Gartmore Investment ihre Anteile unter die 3%-Meldeschwelle abgebaut. Ein einziger starker Aktionär ist übrig geblieben, was die Gesellschaft mehr denn je zu einer Übernahmekandidatin macht. Ungünstig, dass gerade jetzt ein starker VR-Präsident fehlt. Rolf Watter wird den Posten bis zu Orsingers Antritt bestenfalls verwalten. Watter stand für ein Interview nicht zur Verfügung.
Sollte Nobel Biocare in die Hände eines Investors fallen, sähe es düster aus in der Schweizer Medtech-Landschaft, deren Ruf seit dem Insider-Skandal um den Hörgerätehersteller Sonova international ohnehin angeschlagen ist. Den Anlegern bleiben kaum Alternativen. Ein Einstieg in Nobel Biocare drängt sich momentan nicht auf. Wir favorisieren seit einiger Zeit die Titel des Konkurrenten Straumann.
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Gruss
Jurameer