Zu Deinen Bemerkungen bezüglich steigenden Oelpreisen verweise ich gerne auf ein posting von mir aus dem Jahre 2009!! (wenn ich gemein wäre würde ich jetzt sagen "hättet ihr mal auf mich gehört, dann hättet ihr euch den Verlust mit PPHN erspart).
So, nachdem ich seit Monaten den Petroplus-thread mit Interesse lese (weil ich vor geraumer Zeit selber mal investiert war), sehe ich mich jetzt doch bemüssigt, auch mal meinen Senf dazu zu geben.
Ich kann definitiv oozoo mit seinem „leicht“ ironischen posting zu Zucker, Mastrindern und Papier nur recht geben.
Ich arbeite selber in einer Branche, in der Rohstoffpreise von Interesse sind (allerdings Aluminium). Trotzdem scheint mir die Situation vergleichbar. Grundsätzlich ist in Branchen, in denen Preisschwankungen von Rohstoffen weiterverrechnet werden, deren Preisentwicklung von äusserst untergeordneter Rolle. Wenn auch leicht verzögert, gleichen sich die Schwankungen auf lange Sicht aus – es sei denn, ein Rohstoff kennt in seiner Preisentwicklung nur eine Richtung. Bei schwankenden Preisen hat man halt in einem Quartal Bewertungsverluste und im nächsten wieder Bewertungsgewinne. Dabei ist generell zu sagen, dass bezüglich Margen steigende Rohstoffpreise wenn schon eher schädlich sind und fallende eher nützlich. Einzig bezüglich Lagerbewertungseffekt haben steigende Preise einen positiven Einfluss. Letztlich sagen diese Zahlen aber äusserst wenig über die Qualität des operativen Geschäfts einer Firma. Allenfalls sagen sie etwas über die Qualität der Einkaufabteilung aus.
Wenn solche Lagerbewertungseffekte aber letztlich der einzige Grund sind, um in Petroplus zu investieren – und diesen Eindruck könnte man aufgrund von manchen postings hier erhalten – dann frage ich diese Leute, wieso sie denn nicht gleich ins Original – sprich Oel – investieren und den Umweg über einen Raffineur nehmen – und dabei das Risiko mitübernehmen, dass die Einkaufsabteilung womöglich doch nicht so geschickt disponiert und einkauft. In diesem Zusammenhang scheint es mir im Übrigen doch erwähnenswert, dass gemäss meiner Überprüfung (wobei die Informationslage zu diesem Thema im Internet teilweise lückenhaft ist), Petroplus seit 2006 unter dem Strich deutlich höhere Lagerbewertungsverluste als –gewinne publiziert hat. Dabei ist mir auch aufgefallen, dass bis Mitte 2008 in allen Kommentaren zu Quartalsabschlüssen das Thema Lagerbewertungseffekte nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielte (dies, obwohl z.B. im Jahre 2007 der Oelpreis massiv gestiegen ist). Es kommt mir vor, als wenn dieses Thema von der Firma erst aufgegriffen wurde, als absehbar war, dass es statt Lagerbewertungsgewinnen auch mal Lagerbewertungsverluste geben könnte. Anders formuliert: Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass solange es aufwärts ging, dies natürlich auf die hervorragende Leistung des Managements zurückzuführen war (und nicht etwa auf vom Management gar nicht beeinflussbare Marktentwicklungen), als es aber abwärts ging, dies natürlich in erster Linie auf den „bösen“ Weltmarkt und die „bösen“ Rechnungslegungsgrundsätze zurückzuführen ist (und dazu kommen mir spontan auch gewisse Parallelen zur Finanzwelt in den Sinn).
Für daytrader kann es natürlich trotz obiger Überlegungen interessant sein, auf kurzfristige Gewinne der Aktie zu spekulieren, wenn aufgrund von schönen Lagerbewertungsgewinnen die Kurse steigen (interessiert ja den, der Gewinn macht nicht, ob der Anstieg fundamental gerechtfertigt ist oder nicht; vor allem wenn er auch wieder rechtzeitig verkauft).
Lassen wir nun aber die kurzfristigen Schwankungen und das daytraden beiseite und wenden uns jenen Forumsteilnehmern zu, die mit Nachdruck den Standpunkt vertreten, dass Petroplus als langfristiges Investment interessant ist. Für diese Leute sind die Lagerbewertungsschwankungen ja hoffentlich von untergeordneter Bedeutung. Hier ist die Entwicklung der Margen und das resultierende operative Ergebnis von Interesse.
Dazu habe ich aus folgenden Gründen meine Bedenken:
In den Jahren 2006 bis Mitte 2008 hatten wir einen historisch hohen Bedarf an Oel- und Oelprodukten. Die boomende Wirtschaft gekoppelt mit dem Aufschwung in Schwellenländern und noch eher bescheidenen Bemühungen zur Reduktion des Verbrauchs führten zu noch nie dagewesenen Fördermengen und entsprechenden Bedarfen an Raffineriekapazitäten. Trotz allem, scheinen aber die Kapazitäten gereicht zu haben (es wäre mir auf jeden Fall neu, dass mal das Heizöl oder das Benzin ausgegangen oder kontingentiert worden wären). In der Annahme, dass der Verbrauch auch weiterhin steigen werde, wurde zudem der Aufbau zusätzlicher Raffinerie-Kapazitäten in Angriff genommen.
Nun kommt die Wirtschaftskrise ins Spiel. Neben der Tatsache, dass diese kurzfristig die Nachfrage nach Erdoelprodukten einbrechen liess, hat sie für die Raffinerien meines Erachtens noch einen ganz anderen – wesentlich unangenehmeren und längerfristigeren – Nebeneffekt. Die Krise hat ja bekanntlich einen geradezu beängstigenden Tsunami an Konjunkturpaketen weltweit ausgelöst. Die Stossrichtung dieser Konjunkturpakete lässt sich für mich in zwei wesentliche Gebiete unterteilen:
1. Aufbau von Infrastruktur (öffentlicher Verkehr, Schulen, Krankenhäuser etc. etc.)
2. Investitionen in Energieeffizienz und alternative Energien (angefangen von der Abwrackprämie für „Spritsäufer“ bis zu Wärmedämmung und Förderung erneuerbarer Energien oder Effizienzsteigerung bestehender Energieanwendungen – sprich Heizungen etc.)
Grund ist natürlich die hinlänglich bekannte Tatsache, dass Erdoel in Gottes Namen nicht erneuerbar ist und somit irgendwann ausgeht (auf diesem Hintergrund kann man sogar ohne ein grosser Prophet zu sein sagen, dass alle Raffinerien irgendwann vom Erdboden verschwinden und die Firmen die Wahl haben zwischen Konkurs, Liquidation oder Wechsel des Geschäftsfeldes).
Auch in Zukunft wird man daher alles unternehmen, um den Bedarf an Oelprodukten wo immer möglich zu reduzieren, zu substituieren und zu optimieren. Es stellt sich nun die schlichte Frage, ob eine wieder anziehende Konjunktur zusammen mit den künftigen Bedarfen aus Schwellenländern (allen voran China, Indien, Brasilien etc. etc.), unter dem Strich den Bedarf an Oelprodukten gegenüber 07-08 sinken, steigen oder stagnieren lässt (unter Berücksichtigung der Tatsache, dass damals der Bedarf deutlich höher war als heute und in der Zwischenzeit neue Raffineriekapazitäten hinzukommen). Angesichts der Tatsache, dass sich jetzt sogar in den USA die Erkenntnis durchsetzt, dass ein Auto nicht zwingend 15 Liter saufen muss, sondern durchaus auch mit Verbrauchen von 5 oder 6 Litern vernünftige Fahrzeuge existieren, habe ich zumindest meine berechtigten Zweifel an steigenden Bedarfen.
Nun, die Erdoelförderer wird dies wenig anfechten (solange sie noch Oel zum fördern haben), da wohl im selben Ausmass, wie die Nachfrage sinkt – oder zumindest stagniert – das Angebot ja auch rückläufig sein wird und die Preise daher irgendwann wieder massiv steigen werden. Oder anders ausgedrückt: Es ist dem Oelförderer wohl relativ egal, ob er 1 Mio Barrel Oel à CHF 70 verkauft, oder 100'000 Barrel à CHF 700. Letztlich hat er in beiden Fällen einen Umsatz von CHF 70 Mio (und wenn die Kosten zur Förderung der 100'000 Barrell bis dann auch noch den heutigen Kosten zur Förderung der 1 Mio Barrel entsprechen, ist’s erst recht ein Nullsummenspiel).
Was diese Entwicklung aber für die Raffinerien bedeutet, ist wohl klar!! Wenn meine obigen Thesen zur künftigen Entwicklung der Nachfrage nach Oel nicht völlig daneben sind, wird es in nicht allzu ferner Zukunft schlicht eine massive Überkapazität an Raffinerien geben
(kommt erschwerend hinzu, dass losgelöst von jeder Nachfrage immer noch das Damoklesschwert des versiegenden Angebotes über den Raffinerien schwebt – wenn das Oel einfach ausgeht, gibt es auch schlicht nichts mehr zu raffinieren!).
Aus allen diesen Überlegungen ist für mich eine Investition in Petroplus (und jede andere Raffinerie) kein Thema. Für daytrader kann es natürlich hochinteressant sein. Für einen langfristig orientierten Anleger wäre mir diese Aktie aber viel zu riskant und es fehlt mir schlicht die Perspektive und Nachhaltigkeit.
PS: Ich hoffe die vehementen Verfechter der Aktie nehmen mir ein Posting nicht übel!