MarcusFabian hat am 23.08.2014 - 19:19 folgendes geschrieben:
Quote
Nur mal so als Gedanke am Rande:
Wäre es nicht sinnvoll, die Ukraine würde ihr Geld für die Gaslieferungen des nächsten Winters sparen als in Bomben und Munition zu investieren, die sie derzeit gegen ihre ethnisch-russischen Bürger im Osten kontraproduktiv verschwendet?
Die Ukraine sollte ihr eigenes Gas fördern, aber auch hierfür gibt es 2 russische Narrative:
a.) das Gas gibt es nicht/kann gar nicht rentabel gefördert werden
b.) USA will das ukrainischen Gas stehlen
Zu den ukrainischen "ethnischen Russen", die bekämpft würden: Bullshit sondergleichen. Meine halbe Verwandt- und Bekanntschaft sind "ethnische Russen" aus dem Donbass und dem Rest der Ostukraine (Kharkov/Sumi). Da wird keiner bekämpft.
Wer gegen die derzeitige Regierung in Kiev ist, sind Angehörige der korrupten Polizei, Ex-Berkut und der ganze Dunstkreis rund um diese Leute herum, z.B. Mitglieder der organisierten Kriminalität oder Gruppierungen wie "Oplot". Ziel dieses ukrainischen Teils der Separatisten ist die soganannte "Föderalisierung", was soviel wie eine "Clanisierung" bedeutet, nämlich, dass lokale Oligarchen die Regionen nach feudalem Vorbild führen - also die Doktrin Janukowitschs alter Partei, der "Partei der Regionen". Das ist aber der ukrainische Teil der Separatisten.
Diese "feudalen" Strukturen sind nach wie vor mit starkem Einfluss in Kiew, zum Teil kämpfen sie mit Kiew aber auch gegen Kiew und auch auf beiden Seiten. Wie schon schon mehrmals erklärt war der Maidan auch eine anti-Oligarchiebewegung, der sich dann Oligarchen anschlossen. Auf der anderen Seite fand man gerade zu Beginn der Besetzungen in der Ostukraine auch unter diesen Besetzern antioligarchische Idealisten und Sovietromantiker, die glauben, man könnte die Sowjetunion zurück haben (diese Gruppe sind keine Anhänger eines russischen Nationalismus, wie er zB in St. Peterburg recht ausgeprägt ist, sondern Sowjets).
Nochmals: den Konflikt in der Ukraine ist nicht "A" gegen "B" und es gibt sowohl eine geopolitische Ebene wie auch eine regionale Ebene. Weil dieser Konflikt im Westen nur mässig interessiert (wie weico es sagt: Regionalkonflikt), beschränken sich unsere Medien auf die Vereinfachung "Ukr vs Ru", obwohl sich Kräfte, die dem "Ukr"-Lager zugeordnet werden ebenso wie Kräfte, die dem "Ru"-Lager zugeordnet werden, teils blutig und mit Todesopfern bekämpfen. Man sah dies auf dem Maidan aber auch in Donezk, als beispielsweise die Gruppe von "Bez" eine Strafaktion durchführte oder als das "Batallion Vostok" das besetzte Hauptgebäude räumte.
Nimm das Beispiel "Kolomoisky": es ist doch völlig klar, dass er nie diese Machtposition erlangt hätte, würde kein Kriegsszenario stattfinden. Schauen wir diesen Fall auf rein regionaler Ebene an: in Mariupol begann es unruhig zu werden und dann tauchte plötzlich das "Batatlion Dnjepr" auf, von dem es heisst, Kolomoisky (resp Korban und Filatov) hätten es aufgestellt. Sofort erkannte der Feudalherr aus dem Donbass, Achmetow, dass dies ein Versuch Kolomoiskys sein könnte, Assets zu stehlen und praktisch über Nacht wurde so das "Batallion Asow" und Metinvest-Patroullien geschaffen. Das Batallion Asow erhebt den Anspruch, "pro-Kiew" zu sein und sorgt nun für die Sicherheit, aber das "Batallion Dnjepr" ist immer auch in der Nähe. Der Donezk-Gouverneur "Taruta" selber ein Ex-Oligarch, in der letzten Krise ziemlich gebeutelt und vermutlich von einigen anderen Leuten abhängig, verlangt ständig danach, dass die "Dnjepr" Leute aus Mariupol (momentan Hauptstadt in Donezk) verschwinden.
Die regionale Ebene des Konfliktes ist natürlich viel interessanter, diese kennen jedoch die wenigsten Ausländer. Wer sie aber kennt, nervt sich massiv über den Schrott, der vor allem über die "alternativen Medien" vermittelt wird. Man erkennt dann, dass diese "alternativen Medien" im besten Falle reines Entertainment sind, kommerzielle Kleinmedien, die die Fantasie ihrer Konsumenten bedienen. Im weniger-besten Fall dienen solche Medien als Propagandamittel.