Zyndicate hat am 11.01.2013 - 08:38 folgendes geschrieben:
Quote
Vontobel hat am 10.01.2013 - 18:19 folgendes geschrieben:
Welcome back Vontobel, wirklich schon lange nichts mehr von dir gehört!
Ich glaube, der Forumgemeinde gehts gut, mal gibt es gute Zeiten in einem Forum, mal weniger gute smiley
Mir zumindest gehts sehr gut! Wo warst du denn die ganze Zeit?
Hey Zyndicate! Laut Statistik muss ich wohl über ein Jahr weggewesen sein...wie schnell doch die Zeit vergeht. Freut mich zu hören, dass hier soweit alles in Ordnung ist.
Wo ich die ganze Zeit war? Gute Frage :), falls du keine Zeit hast den untenstehenden Text zu lesen, hier die Kurzversion für dich:
"je passiver ich mich an den Märkten bewege, desto weniger schreibe ich in einer Community."
Wie es dazu kam, erfährst du hier:
Ich glaube ich habe in den letzten 12 Jahren (seit meinem ersten Aktienkauf) einen ziemlichen "Börsenwandel" durchgemacht. Begonnen mit 15 Jahren - war ich seit dem ersten Tag extrem fasziniert von den Märkten. Doch mein Wissen bzw. Einstellung zu den Märkten hat sich seither massiv geändert. Am Anfang glaube ich echt ich wäre langfristig fähig das grosse Geld durch Trading an den Märkten zu machen. In dieser Zeit (vielleicht so zwischen 15 und 18 Jahren) probierte ich extrem vieles aus und war sehr aktiv. Mit Finanzliteratur begann ich mich erst zu befassen als ich etwa 17/18 war ... die damaligen Bücher à la "Wie werde ich Millionär" usw. zeigen mir jedoch in der Rückschau, dass ich noch immer nicht wirklich kapiert hatte, wie die Märkte laufen. Mit 19/20 kam dann mein Blog, welcher mich sowohl theoretisch wie auch praktisch stark weiterbrachte. Durch den massiven Zeitaufwand, den ich dafür & für die Börse allg. verwendete, war ich sehr eng ans Cash Forum gebunden - entsprechend häufig war ich hier präsent. Eine wichtige Wegmarke in meinem Börsenleben war dann Mitte 2010, als ich erneut in kurzer Zeit extrem viel Geld mit Short Options verlor. Zwar hatte ich auch in der Vergangenheit bereits öfters viel mit traden verloren, doch irgendwie war es nun anders. Ich entschloss mich mich mal völlig von den Märkten zurückzuziehen - sprich: zum ersten Mal seit Jahren einfach nicht mehr zu traden. Als Effekt hatte ich mich psychologisch ziemlich schnell von den Internet-Communitites entfernt. Es fehlte mir einfach der "Stoff" fürs Schreiben. Zudem studierte ich daneben noch (Bachelor) resp. arbeitete und es blieb irgendwie nicht mehr viel Zeit für anderes übrig. Was mich zu dieser Zeit (2010/2011/ anfangs 2012) sicherlich noch an die Communitites bindete war die Arbeit bei payoff als Finanzredaktor. Ich gab diese Arbeit jedoch im Feb. 2012 auf, damit ich mich auf meine Bachelorarbeit fokussieren konnte (daneben arbeitete ich jedoch immernoch auf einer Grossbank, teilzeit). Seither war ich irgendwie wie abgekapselt von den Communitites - es gab für mich keinen Grund mehr mich gross damit zu befassen. Im Herbst letzten Jahres startete ich sodann meinen Master ... und nun kommts...bin aktuell ziemlich im Prüfungsstress...und habe gestern aus reiner Lust zum ersten Mal seit langem wieder mal die Lust nach einem kleinen "Kick" verspürt (so quasi als nette Abwechslung zum Schulstress)...und bin mit einem (leider etwas zu früh - wen wunderts
) 100x Hebel Put on SMI (natürlich kleiner Einsatz) rein ... 24h später bin ich mit einem Verlust von rund 50% wieder ausgestiegen (teure Abwechslung haha)...doch es blieb nicht einfach beim finanziellen Verlust...in dem Moment wo die Put Option bei mir im Depot eingebucht wurde, war ich wieder voll da...200% Interesse für die Märkte...ein ständiges kribeln im Bauch...alle paar Minuten check der neusten News...Anschauen der Live-Übertragung von Draghis Rede usw....UND PLÖTZLICH verspürte ich den Drang mich wieder in den Communities mitzuteilen...schon witzig...die bisher fehlende Verbindung (Trading) war umgehend wieder hergestellt!
Falls jemand tatsächlich bis hierhin gelesen hat ... interessiert sich die Person vielleicht dafür, was ich denn über die Jahre von der Börse mitgenommen habe (ich werde hier keine für mich abschliessende Aufzählung machen - nur gerade wichtige Punkte, die mir spontan einfallen): Ich hatte seit meinem Börsenstart im 2002 so oft derart viel mit Trading (Long/Short Optionen, Futures, Long/Short Aktien usw.) verloren (zeitweise natürlich auch gewonnen, jedoch waren die Verluste aufgrund schlechtem Money-Mgt. im Schnitt immer grösser als die Gewinne), dass ich irgendwann so frustriert war, dass ich all mein (übriggebliebenes) Geld zu 100% cash parkiert hatte (mit Ausnahme der 3. Säule). Seit diesem Tag waren meine Gedanken aber plötzlich nicht mehr verzerrt. Verzerrt waren diese bei mir nämlich immer, weil ich +/- ständig ziemlich extrem investiert war und dadurch nicht mehr objektiv denken konnte (information selection bias würde man wohl in Behavioral Finance sagen). Dies ermöglichte es mir jedoch meine Gedanken etwas ruhen zu lassen bzw. über alles nachzudenken und diese zu ordnen. Auch war ich in der Schule offen für Themen wie "Die Börse folgt einem Random Walk" (eine ziemlich krasse Aussage für einen überzeugten Börsianer...sagt dieser Satz doch aus, dass sich Kurse zufällig bewegen und Traden damit sinnlos wird) usw. Insgesamt stehe ich wohl heute an einem Punkt, wo ich zwar nicht glaube, dass die Märkte immer zu 100% effizient sind (es gäbe also vermutlich durchaus die Möglichkeit den Markt zu schlagen, jedoch ist dieses Unterfangen extrem schwierig...) - jedoch dies im Schnitt "on the long run" vermutlich +/- sind. Das bedeutet in der Konsequenz, dass man entweder verdammt gut sein muss (enormer täglicher Zeiteinsatz, viel Stress, viel Wissen, eine gute Portion Glück usw.), wenn man erfolgreich Traden will, oder aber man lehnt sich etwas zurück und klärt seine persönlichen finanziellen Bedürfnisse ab (seine persönliche Einstellung zum Risiko resp. seine allg. gegenwärtigen und zukünftigen finanziellen Bedürfnisse), und versucht darauf aufbauend einen möglichst kostengünstigen (d.h. passiv) und diversifizierten Ansatz zu finden (z.B. mittels ETF), um langfristig vom Aufschwung der Märkte zu profitieren. Ich tendiere momentan dazu, dass ich glaube, dass ich persönlich wohl langfristig mit einer diversifizierten ETF Strategie am besten fahre, weil es mir bislang noch nicht gelungen ist den "Dreh an den Märkten" wirklich rauszubekommen. Die Vergangenheit (Erfahrung, Praxis, Theorie, Schule usw.) hat mich einfach gelernt, dass es sehr viel braucht um wirklich aktiv an den Märkten nachhaltig Geld zu verdienen. Dies hat mich in letzter Zeit extrem passiv gemacht (sicherlich nicht zuletzt auch wegen dem aktuell schwierigen Umfeld). Und zumindest bei mir ist es so, je passiver ich mich an den Märkten bewege, desto weniger schreibe ich in einer Community. Der gestrige Trade (Long Put on SMI, Hebel 100) hat mir jedoch wieder bewusst gemacht, wie hoch der Spassfaktor am Traden sein kann (trotz Verlust) ... und wie viel man dabei wieder einmal über sich selbst (Psyche) und die Märkte allgemein lernen kann. Ich könnte mir darum vorstellen (aktuell), dass für mich persönlich wohl eine 99/1 Strategie am besten wäre. 99% mit der passiven Strategie anlegen und einen langfristigen, nachhaltigen Vermögensaufbau sichern. Und 1% Spassgeld fürs Trading, um die Märkte wirklich zu fühlen. Dies im Gegensatz zur früheren 1/99 Strategie (1% nachhaltig anlegen und 99% verspielen).
Soweit zu mir, ich hoffe du resp. die anderen sind an diesem Punkt noch nicht eingeschlafen - aber ich bitte um Verständnis: Vontobel war sehr lange nicht mehr in den Communities - entsprechend hoch ist sein virtuelles Mitteilungsbedürfnis 
Stay tuned!