Re: Zwiespältiges Urteil
bvg75 wrote:
QuoteBin ein bisschen hin- und hergerissen von dem Bundesgerichtsurteil.Display MoreEinerseits ist uns allen (ausser dem Bundesgericht...) klar, dass es sich beim Texas Hold'em-Pokerspiel NICHT um ein reines Glücksspiel handelt. Somit gewinnt auf die Dauer der Bessere und nicht der Glücklichere.
Allerdings trifft diese Aussage nur auf Spieler zu, die das Spiel auch wirklich verstehen. Und genau hier sehe ich den Standpunkt des Gerichts: Wenn nur schon einer von Hundert ohne Stragegie und ohne entsprechendes Können spielt, so ist für diesen Menschen das Pokerspiel ein reines Glücksspiel. Und deshalb illegal.
Selbst wenn ich einen Verzweiflungs-Move mache und "all in" gehe, bevor ich den Flop gesehen habe, so ist es reines Glück, das mich retten soll (Wahrscheinlichkeit hin oder her!).
Wie soll man nun nachweisen können, wer das nötige Können aufweist, damit es kein Glücksspiel mehr ist?
Ich denke, es geht hier vor allem um den Schutz eben genau dieser Menschen, welche sich auf das Glück verlassen und dadurch auf die Dauer von den Könnern abgezockt werden.
Und sind wir ehrlich: wir hoffen ja geradezu, dass an unserem Tisch Anfänger spielen, die sich nur gerade auf das Glück verlassen, da sie für uns dadurch leichte Beute sind...
Es ist richtig, dass immer etwa die gleichen Menschen ganz vorne mitspielen, Daher kann es kein reines Glück sein. Es ist aber auch richtig, dass diese Menschen auch immer wieder mal ganz früh rausfliegen. Weil sie eben kein Glück hatten...
Somit ist klar, dass das (Karten-)Glück eine Rolle spielt. Beim einen mehr, beim anderen weniger.
Das Bundesgerichturteil schützt die Menschen, welche ihr Geld - ohne Aufsicht und Schutzmechanismen - an den täglich stattfinden Pokerturnieren verprassen würden, weil sie sich einzig auf ihr Glück verlassen und daher von den "Profis" ausgenommen werden.
Hätte das Spiel einzig mit Können zu tun, würden diese Menschen schnell einmal das Handtuch werfen, weil es für sie nichts zu gewinnen gibt. (Keiner kauft sich ein Tombola-Los, wenn er weiss, dass alle Preise bereits vergeben wurden...). Da der Glücks-Faktor aber leider zu einem Sieg verhelfen kann, werden auch diese Menschen an einem sehr glücklichen Tag ganz weit kommen und Geld gewinnen (vielleicht sogar den Hauptpot). Und prompt sind sie bessessen davon, diesen Triumpf zu wiederholen.
Und dies ist dann effektiv vergleichbar mit einem Slot-Machine-Spiel und gehört daher einzig ins Casino!
Da das Spiel im Freundes- und Familienkreis noch immer erlaubt ist, sehe ich den Entscheid für viele Spieler (auch für mich) nicht so dramatisch. Für die Betreiber der unzähligen Poker-Events ist es indessen ein harter Schlag!
Ein grosses Problem hat der Entscheid aber dennoch: es werden sich nun sehr viele Menschen ins Online-Poker flüchten. Und dort besteht eine weitaus grössere Gefahr, viel Geld innert kürzestes Zeit zu verlieren...
Hallo Liebe Leute
War schon ewigs nicht mehr hier im Forum und schalte mich jetzt mal wieder ein.
Es gab selten jemand oder etwas, dass mich mehr von dem Entscheid vom Bundesgericht überzeugt hat, als dein Tread vom Juni 10.
Es geht alleinig um den Schutz solcher, da hast du absolut recht. Einzig mit der Aussage, auch ein Blindes Huhn findet mal ein Korn, kann ich mich nicht ganz anfreunden. Ich habe noch von keinem Fish (Anfäger auf Poker-Sprache) gehört, der irgendein "grösseres" Turnier gewonnen hat. Weder in der CH noch sonst wo. Und zwar aus folgendem Grund. An solchen Turnieren mit Buy-In's und echten (guten) Gegnern, sind es einfach zu viele, um sie mit so viel Glück zu schlagen. Jedoch verstehe ich die Argumentation, dass es aus irgendwelchen Gründen dann doch mal klappen sollte, es einen Schutz geben muss.
Zudem noch was anderes; ich persönlich hasse es, wenn Anfänger am Tisch sind! Es ist enorm mühsam, da ein Spiel machen zu wollen. Sie haben keine Ahnung, wie sie die Blinds setzten müssen, sie verstehen nicht, wie viel sie, im Verhältnis zum Pot, zu setzen haben oder sie "fallen" auf keinen Bluff rein... HORROR! (Aber an jedem Tisch hat man die noch weggekriegt..)
Nichts desto trotz. Ich habe viel Zeit mit Turnier spielen in der Schweiz und im näheren Ausland verbracht in den etwas mehr als 2 Jahren, in denen es erlaubt war. Dann war plötzlich Schluss... meint die Gesellschaft heute, doch nur weil man es nicht sieht, heisst es nicht, dass es das nicht mehr gibt. Nur kann der Staat das jetzt nicht mehr kontrollieren...