Georg Fischer
Ja, die Kennzahlen von GF sind wirklich gut. Ich hatte die Aktie schon bei ca CHF 1000 auf der Watchlist, bei 545 dachte ich, es könnte wirklich nicht mehr viel tiefer gehen. Wie man sich täuschen kann!
Das einzig grössere Problem sehe ich in den steigenden Rohstoffpreisen, vor allem Stahl und Alu. Wenn dann noch die Automobilindustrie schwächelt, können sie die steigerungen evtl. nicht mehr 100% weitergeben.
Der nachfolgende Artikel bestärkt mich, dabeizubleiben:
Dienstag 1. Juli 2008, Schaffhauser Nachrichten,
Interview Yves Serra, CEO von Georg Fischer
«Unsere Produkte noch besser vermarkten»
Seit gut 100 Tagen ist Yves Serra als neuer Konzernchef von Georg Fischer tätig. Anlass genug, um zu erfahren, wie er seine neue Funktion begonnen und welche Erfahrungen er gemacht hat.
Herr Serra, nun haben Sie bereits die ersten 100 Tage in Ihrer neuen Funktion als CEO des Georg-Fischer-Konzerns hinter sich. Wie fühlen Sie sich?
Yves Serra: Während meiner ersten 100 Tage habe ich viele Produktionsstandorte und Verkaufsstützpunkte von Georg Fischer besucht, vor allem von GF Automotive, dann aber auch von GF AgieCharmilles. Es hat mich sehr gefreut, an den einzelnen Orten mit so vielen engagierten Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Neu für mich waren gewisse Kontakte nach aussen, das heisst zum Beispiel mit Wirtschaftsjournalisten, Analysten und Investoren. Zusammen mit den Kunden- und Lieferantenbesuchen vermitteln solche Gespräche sehr wertvolle Hinweise für meine Tätigkeit als CEO. Ich habe zudem die Bestätigung erhalten, dass Georg Fischer ein hohes Ansehen geniesst und ausgezeichnet positioniert ist. Entsprechend hoch sind denn auch die Erwartungen unserer Kunden. Zusätzlich habe ich erfahren, wie wichtig es ist, Familie und Sport als Ausgleich zu haben.
Welche Akzente setzen Sie bezüglich Ihres Führungsstiles, der sich ja bestimmt von dem ihrer Vorgänger unterscheiden dürfte?
Serra: Ich bin ganz klar für Transparenz und Offenheit und lege viel Wert auf einen konstruktiven Teamgeist. Ich halte nichts von Einzelkämpfern, auch in meiner Position nicht. Meinen Kollegen schenke ich viel Vertrauen, erwarte jedoch auch einen starken Willen zum Erfolg sowie eine hohe Leistungsbereitschaft.
Als Leiter einer Unternehmensgruppe hatten Sie bisher einen direkten Draht zu Ihren Mitarbeitenden. Als Konzernchef führen Sie mehr indirekt über die Leiter der drei Unternehmensgruppen. Wie gehen Sie damit um?
Serra: Die strategischen und finanziellen Fragen haben jetzt noch mehr Bedeutung als früher. Wichtig sind natürlich auch die Auswahl von Talenten sowie die Pflege der Werte des Unternehmens. Aber ich werde auch weiterhin Kontakt halten mit wichtigen Kunden sowie den Mitarbeitenden oder mit Vertretern von Wirtschafts- und Berufsverbänden, um die Innensicht und die Aussensicht von Georg Fischer direkt zu erfahren.
Wo liegen die Stärken und die Schwächen von Georg Fischer?
Serra: Die Stärken von Georg Fischer liegen eindeutig in der weltweiten Präsenz sowie in der Forschung und Entwicklung von neuen Produkten, innovativen Verfahren und umfassenden Dienstleistungen. Hier verfügen wir über viel Know-how und eine grosse Erfahrung. Ich bin jedoch überzeugt, dass wir bezüglich der Vermarktung unserer Produkte und Dienstleistungen noch besser werden können. Die Kundenbedürfnisse stehen auch für ein technologieorientiertes Unternehmen im Vordergrund. Dabei müssen wir uns immer wieder fragen, was wir im Vergleich zu den Mitbewerbern besser machen können, damit der Kunde den grösseren Mehrwert bekommt und wir die bessere Marge erzielen können.
Welches sind Ihre ersten positiven oder negativen Erfahrungen, die Sie in Ihrer neuen Tätigkeit gemacht haben?
Serra: Die in zahlreichen Gesprächen gewonnenen Ansichten über die Aktivitäten von Georg Fischer waren für mich sehr aufschlussreich. Dies auch dann, wenn diese Zeichen zum Teil etwas ernüchternd waren. Gerade das, was die anhaltende Unterbewertung unserer Aktien anbelangt, beweist, dass wir den vorhandenen inneren Wert von Georg Fischer noch stärker zur Geltung bringen müssen. Wir werden da und dort immer noch als zyklisches Unternehmen wahrgenommen, obwohl dies in den verschiedensten Geschäftsbereichen gar nicht zutrifft. In dieser Hinsicht haben wir noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.
Inwieweit müssen die Produkte von GF vermehrt vor Ort direkt in den Absatzmärkten entwickelt und produziert werden anstatt in einer zentralen Produktentwicklung und -herstellung?
Serra: Man muss das ganze etwas differenziert betrachten: Wir produzieren vor Ort, entweder weil die lokalen Bedürfnisse bezüglich Kosten, Produktspezifikationen oder Steuern es so erfordern – beispielsweise für Gussteile von GF Automotive oder mechanische Komponenten für GF AgieCharmilles oder etwa für Rohre von GF Piping Systems. Bei sensitiven Teilen ist es anders. Die Herstellung von Kernkomponenten wie beispielsweise Software in Elektroerosionsmaschinen oder anderen Know-how-trächtigen Komponenten werden wir auch in Zukunft in der Schweiz behalten.
Nachdem Sie ja das Geschäft von GF AgieCharmilles und GF Piping Systems sehr gut kennen, mussten Sie sich in das Geschäft von GF Automotive einarbeiten. Welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?
Serra: GF Automotive verfügt über eine einzigartige Kompetenz und Technologie im Giessereibereich. Dabei habe ich festgestellt, dass sich das Umfeld in der Branche schnell verändert. Bei Gussprodukten, die grundsätzlich überall hergestellt werden können, ist es entscheidend, dass wir uns durch Innovationen von der Konkurrenz abheben und unsere Spitzenposition behalten, sei dies im material- oder gusstechnologischen Bereich. So verlangt beispielsweise der Automobilmarkt heute immer kompaktere, leichtere Motorenblöcke, welche bedeutend höhere Temperaturen und Drücke aushalten müssen. Dies führt dazu, Gewicht zu sparen und damit letztlich den Kohlendioxidausstoss zu reduzieren. Unsere Antwort darauf ist beispielsweise das neue, hochtemperaturresistente Gussmaterial Sibodur. Bei Leichtmetallteilen ist die Nachfrage ungebrochen hoch. Was die Schwierigkeiten bei der Produkteinführung in Herzogenburg anbelangt, ist es uns gelungen, die Stückkosten dank höherer Menge zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Wir sind zwar noch nicht ganz dort, wo wir sein sollten. Doch momentan machen uns die anhaltend steigenden Materialkosten mehr Sorgen. So haben sich die Eisenschrottpreise in den letzten zwei Monaten mehr als verdoppelt. Es ist deshalb zwingend nötig, dass wir im Gussgeschäft diese Teuerung zumindest teilweise an die Kunden weitergeben können, um zu hohe Margeneinbussen zu vermeiden.
Wo sehen Sie Chancen, das Geschäft von GF durch eigenes oder externes Wachstum zu vergrössern? Wo bestehen diesbezüglich noch weisse Flecken im Markt?
Serra: Es gibt noch einige Länder, wo wir weisse Flecken haben, die entweder durch organisches Wachstum oder durch gezielte Akquisitionen erschlossen werden können. Mit der kürzlich erfolgten Übernahme von Central Plastics in den USA haben wir bereits einen weissen Fleck zum Verschwinden gebracht. Gleichzeitig ist es uns damit gelungen, die Marktführerschaft im Bereich Rohrleitungssysteme für die Wasser- und Gasversorgung in Nordamerika zu erlangen. Eines unserer Wachstumsziele ist es, den Umsatzanteil von
GF Piping Systems auf 30 Prozent anzuheben.
Was lässt sich zum aktuellen Geschäftsgang von Georg Fischer sagen?
Serra: Trotz des heutigen Gegenwindes – ich denke hier vor allem an die Wechselkursverhältnisse und die steigenden Preise für Energie und Rohstoffe – und einer gewissen konjunkturellen Abkühlung entwickelt sich der Umsatz weiterhin gut. Die Nachfrage im Automobilbereich ist nach wie vor auf hohem Niveau stabil. Bei GF Piping Systems sind die Bedürfnisse im Bereich Wasser anhaltend gross. Auch die Schwellenländer spielen hier eine wichtige Rolle. Diese Faktoren kompensieren zurzeit eine gewisse konjunkturelle Abkühlung und negative Währungseffekte. Die Profitabilität wird jedoch durch die erwähnten Faktoren sowie ungünstige Wechselkursverhältnisse etwas beeinträchtigt. Preisanpassungen sind deshalb sehr wichtig. Sie können jedoch meist nur mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung realisiert werden. Mehr zum Geschäftsgang der ersten sechs Monate werden wir am 17. Juli 2008 anlässlich des Halbjahresberichts darlegen.
Trotz steigender Rohstoffpreise und Wechselkursschwierigkeiten ist CEO Yves Serra für GF zuversichtlich.