Und heute mache ich eine Pause von RLF
..... habe ich zumindest versucht, habe mich nun aber doch entschlossen, ein klinisches Statement zu der Aussage vom Berneroberländer zu machen.
Disclaimer:
-ich besitze Aktien von Relief ( nicht zu knapp, aber auch nicht so viele, dass ich jedesmal wegen 5% Schwankungen des SP einen Betablocker brauche)
- mein Einsatz in RLF ist ausschließlich durch Gewinnmitnahmen aus vorherigen Verkäufen anderer Aktien / Finanzprodukte finanziert. Also quasi safe money für mich.
- ich treffe Entscheidungen bezüglich der Börse bzw. welche Aktien oder sonstigen Derivate/ Hebelinstrumente ich kaufe, zu 100% selbst. Börsenbriefempfehlungen oder aussagen von irgendwelchen Topanalysten lese ich vielleicht, aber letztlich wird meine Entscheidung davon nicht beeinflusst.
Ich bin weder Pusher noch Basher.
Ich bin einfach Kliniker mit jahrelanger Erfahrung in genau dem Bereich, in dem dieser Wirkstoff zu den Ergebnissen der Studie geführt hat.
Nun zum Berner Oberländer.
“Bisher wurden die Patienten von Ärzten einzeln ausgewählt. In einer Studie mit zufälligen Erkrankten könnte die Wirkung tiefer liegen. Dadurch sinkt nicht nur das Marktpotenzial, sondern auch die Notwendigkeit einer Sofortzulassung vor der ordentlichen Phase III.“
Hier spricht in meinen Augen ein Finanzmensch, der noch nie wirklich mit klinischen Studien bzw. ihrem Design, Durchführung und dabei auftretenden Schwierigkeiten zu tun hatte.
Man kann wohl kaum davon sprechen, dass die Patienten von den Ärzten einzeln ausgewählt wurden. Das ist ja völlig falsch formuliert. Hätte der Autor seine DD sorgfältig erledigt, dann hätte er das Supplement des geleakten Artikels genau studiert. Dort sind von den Patienten neben den Röntgenbildern und Beatmungsmodalitäten auch alle vorab eingesetzten Medikamente aufgeführt gewesen. Übrigens waren fast alle Patienten mit der Kombination Remdesivir/ Cortison vorbehandelt. Also quasi dem Standardschema, nach dem auch in der Schweiz behandelt wird.
Das Auswahlkriterium für die RLF Patienten war vielmehr nach dem Motto „ alles was wir probiert haben, hat nichts genützt. Der Patient zeigt immer noch die klinischen Anzeichen für ein ARDS ( die Bilder vor der Behandlung waren ja im Supplement zu sehen). Die Beatmung ist hochaggressiv (Beatmungsdrücke/ Drucklevel) bei FiO2 100%.“ Die Patienten waren also nach SOC Protokoll intensivmedizinisch am Ende der Fahnenstange angekommen. Mehr als 100% O2 geht halt nicht und irgendwann übersteigen bei noch höheren Beatmungsdrücken die Schäden den Nutzen.
Als ultimo Ratio wird nach Einschluss des Patienten in die Studie dann also VIP appliziert. Und nach kurzer Zeit zeigen die Patienten dramatische klinische Verbesserungen. FiO2 kann reduziert werden, Beatmungsdrucke werden reduziert, Röntgenbilder zeigen plötzlich wieder normale Belüftungen (schwarz ist gut auf dem Röntgenbild der Lunge) im Vergleich zur vorher weißen totalverschatteten ARDS Lunge.
So, und dann wurden ja vorher die Zielparameter der Studie festgelegt. Nämlich Outcome bzw. Überleben ohne Zeichen des klinischen Lungenversagens. Und ja, studiert man alle Patienten mit allen Laborergebnissen, Röntgenbildern und respiratorischen Parametern, dann muss man zu dem Ergebnis kommen, welches nun eben von Javitt publiziert wurde.
Desgined man eine prospektiv randomisierte Studie mit einer Kontrollgruppe, dann gibt es sehr wohl Auswahlkriterien für beide Populationsgruppen. Also auch für die Kontrollgruppe. Diese Auswahlkriterien werden beim publizierten Artikel üblicherweise im Methodikteil subsumiert. Von einzeln ausgewählten Patienten kann also nicht die Rede sein. Vielmehr besteht die Kunst der klinischen Studie darin, möglichst gleiche Patienten in eine Gruppe zu packen. Die Kontrollgruppe waren mit Sicherheit auch Patienten , die ebenfalls mit den genannten Medikamenten Vorbehandelt waren, deren Lungen genauso alle Kriterien eines ARDS zeigten und deren intensivmedizinische Therapie nach SOC Protokoll ebenfalls ausgereizt waren. Und dann eben in der Kontrollgruppe landeten. Leider.
Schönen Sonntag noch
MP