Steueroasen

  • Die Top-Steueroase liegt in den USA

    Kein Finanzplatz ist verschwiegener als Delaware


    Die Schweiz bekommt in der Debatte um Steueroasen Schützenhilfe von ungewohnter Seite: Die Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network wird morgen eine Liste der 60 intransparentesten Finanzplätze der Welt publizieren, welche die «NZZ am Sonntag» hier vorab veröffentlicht. Erwartungsgemäss figuriert die Schweiz im Financial-Secrecy-Index auf einem der vordersten Plätze. Sie ist dabei aber in «guter Gesellschaft» mit zwei ihrer schärfsten Kritiker: Der US-Gliedstaat Delaware führt die Rangliste an, London schafft es auf Platz fünf.


    Die USA und Grossbritannien sind bisher nicht offiziell im Zusammenhang mit Steueroasen genannt worden – wohl weil diese Länder in den massgebenden Gremien OECD und G-20 einen grossen Einfluss ausüben. Das politisch unabhängige Tax Justice Network (TJN) dagegen hat für seinen Index, der von nun an alle zwei Jahre aktualisiert werden soll, 60 Finanzplätze anhand von nachvollziehbaren Kriterien unter die Lupe genommen. Die internationale Organisation, zu deren Gründungsmitgliedern Alliance Sud und die Erklärung von Bern gehören, stösst sich daran, dass Grosskonzerne und vermögende Privatunternehmen ihre Steuerpflicht umgehen, indem sie ihre Gelder in Steueroasen verstecken.

    Licht auf London und Delaware

    «Der Financial-Secrecy-Index unterscheidet sich deutlich von den Steueroasen-Listen der OECD», sagt Andreas Missbach, Finanzexperte der Erklärung von Bern. «Finanzplätze wie Delaware, Nevada und London blieben bisher von den schwarzen und grauen OECD-Listen ausgeschlossen, weil sie keine souveränen Staaten sind und weil machtpolitische Gründe mitspielten.» Die Schweiz solle den Index denn auch als Aufforderung verstehen, aussenpolitisch in die Offensive zu gehen, so Missbach. «Sie muss sich für multilaterale Initiativen einsetzen, die mehr Transparenz in Steuerfragen und im Weltmarkt für Finanzdienste gewähren – und zwar weltweit.» Das sei das beste Mittel, Wettbewerbsnachteile für den eigenen Finanzplatz zu vermeiden.


    Der Grad der Geheimhaltung eines Finanzplatzes (Financial-Secrecy- Index) setzt sich aus zwei Faktoren zusammen, deren Werte für das Endergebnis miteinander multipliziert werden. Basis für den ersten Faktor Intransparenz sind zwölf Kriterien (siehe Kasten rechts, der die wichtigsten davon aufführt). Der zweite Faktor erfasst die Bedeutung einer Jurisdiktion im grenzüberschreitenden Geschäft für Finanzdienste. Grundlage hierfür bilden Zahlungsbilanz-Daten des Internationalen Währungsfonds (IMF).


    Die Kriterien zur Beurteilung, wie intransparent ein Finanzplatz ist, sind breit gefasst. «Es geht beim Streit um die Steueroasen nicht nur um private Steuerhinterziehung. Wesentliche Einnahmen gehen Industrie- und Entwicklungsländern auch durch die Steuervermeidungspraktiken transnationaler Unternehmen verloren», sagt Mark Herkenrath, Verantwortlicher für Steuerfragen bei Alliance Sud. «Damit Unternehmensgewinne angemessen versteuert werden können, arbeitet das TJN seit längerem darauf hin, dass transnationale Konzerne ihre Bilanzen nach Ländern aufschlüsseln.» So würde es schwieriger, über missbräuchliche interne Verrechnungspreise den Grossteil der Gewinne an Briefkastenfirmen in Steueroasen zu überweisen.

    Fragwürdige Kriterien

    Die Liste und die Berechnungsmethode dürften kontrovers diskutiert werden. Die Messlatte zur Erfüllung einzelner Kriterien, mit denen der Grad an Intransparenz gemessen wird, ist sehr hoch angesetzt – und ohne Feinabstufungen. Ein Beispiel: Nur ein einziger Finanzplatz, nämlich Monaco, erfüllt das Kriterium Nummer fünf: «Sind Details zu den wirtschaftlich Berechtigten einer Firma öffentlich verfügbar?» Länder wie Luxemburg dürften zudem irritiert sein, dass die Grösse des Finanzplatzes das Schlussresultat so stark beeinflusst: Das Grossherzogtum schneidet bei den Transparenzkriterien wesentlich besser ab als die Schweiz, liegt aber – wohl wegen seines gewichtigen Geschäfts mit Anlagefonds – in der Endabrechnung doch einen Platz vor der Schweiz.


    Die Rangliste dürfte aber beachtet werden, weil erstmals versucht wird, eine Vielzahl von Finanzplätzen mit gleicher Elle zu messen. Die Kämpfer wider die Steuerhinterziehung sehen ihre Rangliste als Ergänzung zum vielbeachteten Korruptionsindex von Transparency International. Korruption, Steuerflucht und organisiertes Verbrechen würden zu einer Nachfrage nach «illegitimen» Finanzdiensten führen – und Steueroasen stellten das Angebot dazu bereit. Transparency International begrüsst den Financial-Secrecy-Index, findet aber die von TJN verwendeten Methoden nicht differenziert genug, wie eine Vertreterin erklärt.

    Wichtigste Kriterien für Intransparenz-Index:

    1. Wird auf ein gesetzlich verankertes Bankgeheimnis verzichtet? 2. Gibt es ein öffentliches Register der Trusts und Stiftungen? 3. Bescheinigt die FATF (Gremium zur Bekämpfung der Geldwäscherei) der Jurisdiktion, ihre Empfehlungen zu mindestens 90% zu erfüllen? 4. Sind die Jahresabschlüsse von Firmen für jedermann einsehbar – für eine Gebühr von weniger als 10 $? 5. Sind Details zu den wirtschaftlich Berechtigten einer Firma öffentlich verfügbar – zu Kosten von unter 10 $? 6. Werden Details zu den wirtschaftlich Berechtigten einer Firma an eine Behörde übermittelt und aktualisiert? 7. Hat der Finanzplatz an der Umfrage des Tax Justice Network teilgenommen? 8. Nimmt er vollständig am automatischen Informationsaustausch teil? 9. Hat der Finanzplatz mindestens 60 bilaterale Abkommen (über Doppelbesteuerung oder Steuerinformation), die einen breiten Informationsaustausch in allen Steuerfragen erlauben? 10. Hat die Behörde Zugang zu Bankdaten für den Informationsaustausch?


    http://www.nzz.ch/aktuell/wirt…iegt-in-den-usa-1.3953491

  • In den Steueroasen ist die Party vorbei

    Weil die Cayman Islands und die Bahamas in finanziellen Schwierigkeiten stecken, erwägen sie, die Steuern und Abgaben zu erhöhen.


    Mehr als 500 Millionen Dollar gross war das Defizit, das die Bahamas im Haushalt 2011/12 verzeichnen mussten. Man müsse deshalb die Steuerpolitik überdenken, um die Einnahmen zu steigern, verkündete der Ministerpräsident Perry Gladstone Christie im Haushaltsentwurf für 2013. Dies berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg (Artikel online nicht verfügbar). Namentlich werde die Regierung bald über eine Steuerreform debattieren, die erstmals auch eine Einkommenssteuer für Ausländer und eine Mehrwertsteuer umfassen könnte.


    Die Bahamas sind laut dem Bericht nicht die einzige Steueroase in der Karibik, die mit finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Weil die Defizite sich immer mehr ausweiten und die Schuldenberge anwachsen, erwägen offenbar mehrere Regierungen, ihre Steuerpolitik zu ändern.


    «Sie stecken in der Zwickmühle»


    Auch die Cayman Islands fuhren im ersten Quartal 2012 ein Haushaltsdefizit ein. Die Regierung erwäge deshalb, für Hedgefonds die Abgaben für Registrierung und Arbeitserlaubnisse zu erhöhen. Pläne für eine Besteuerung der Einkommen ausländischer Arbeitnehmer musste Ministerpräsident McKeeva Bush nach Protesten fallen lassen. Das Finanzministerium von Antigua und Barbuda erklärte, es sei «höchste Zeit», die Steuerhinterziehung von Selbstständigen zu verfolgen.


    Das Problem an der Strategie: Erhöhen die Karibikstaaten Steuern und Abgaben für Ausländer, werden sie für diese als Standort weniger attraktiv. «Sie stecken in der Zwickmühle», sagt ein Analyst der Investmentbank Oppenheimer & Co. gegenüber Bloomberg. Doch viele Steuerparadiese haben gar keine andere Wahl: Laut einer Studie von Standard & Poor's ist ihre Sparquote im Vergleich zu anderen Schwellenländern tiefer, während die Abhängigkeit von externer Finanzierung nach der Finanzkrise 2008 noch gestiegen ist. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für die Karibik aktuell mit einem Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent im Jahr 2012, nachdem ursprünglich noch eine Zunahme von 3,2 Prozent prognostiziert worden war. Letztes Jahr war das Wachstum auf 0,1 Prozent gefallen.


    Mit Widerstand gegen die geplanten Anpassungen in der Steuerpolitik muss gerechnet werden. Wegen der Debatte in der Karibik und der strengeren Vorschriften in den USA hätten sich bereits mehrere Hedgefonds über einen Umzug erkundigt, berichtet Bloomberg.


    http://www.tagesanzeiger.ch/wi…rty-vorbei/story/21468438

  • USA pflegen die grösste Steueroase

    In Delaware geniessen Firmen seit mehr als 100 Jahren Steuerprivilegien. Doch Kritik an der Steuerflucht in den USA und die Finanzmarktreform bedrohen den Sonderstatus des amerikanischen Kantons Zug.


    Delaware ist eine der ältesten noch intakten Steueroasen der Welt. Nirgendwo sonst können Unternehmen ihre Steuern besser minimieren als hier; nirgends ist es einfacher, mit einer Briefkastenfirma oder Stiftung Geld vor dem Fiskus zu verstecken.


    In einem Flachbau an der North Orange Street in Wilmington verstecken sich fast 300'000 Unternehmen. Darunter finden sich Weltkonzerne wie Apple, Google, Coca-Cola, Wal-Mart und Berkshire Hathaway von Warren Buffett. Kein einziger Angestellter arbeitet hier in der Finanzmetropole von Delaware. Die Adresse und die CT Corporation sind das Einzige, was die Firmen mit Delaware verbindet.


    Zwei Drittel der 500 grössten US-Konzerne


    Die CT Corporation ist ihre Steuerdrehscheibe: Die Firma wickelt deren Zahlungen ab, erhält den Kontakt mit Hunderten von spezialisierten Anwälten und Treuhändern aufrecht und erscheint vor dem Spezialgericht des Chancery Court. Sie vertritt jede dritte in Delaware eingetragene Firma und zwei Drittel der 500 grössten US-Konzerne.


    Die CT Corporation ist eine Tochtergesellschaft des holländischen Konzerns Wolters Kluwer. Die Niederlande sind nach Delaware die zweitgrösste Steueroase für die global tätigen Bergbau- und Erdölfirmen. Dies geht aus einem Bericht von «Publish what You Pay» hervor, einer auf die Überwachung der Bergbauindustrie spezialisierten Gruppe.


    Die zehn grössten Minenkonzerne, darunter auch Glencore, unterhalten 915 Niederlassungen in Delaware, um von den äusserst günstigen Bedingungen zu profitieren. An zweiter Stelle folgen die Niederlande mit 358 Niederlassungen. Die Schweiz steht mit 51 Ablegern deutlich weiter unten auf der Rangliste der Rohstoffkonzerne.


    Zug übernahm Delawares Modell


    Es war Delaware, das den Status einer speziellen Steueroase für Firmen erfunden hat, wie der britische Experte Ronen Palan beschreibt. Nachdem New Jersey in den 1880er-Jahren erste Versuche mit Steuernachlässen für Firmen gemacht hatte, erfand Delaware ab 1889 eine Reihe spezieller Unternehmens- und Stiftungsformen, die darauf abzielten, Firmen mit sehr tiefen Steuersätzen anzuziehen, ohne dass sie im Staat ansässig oder tätig sein mussten. 20 Jahre später übernahm der Kanton Zug das Modell und setzte sich – gleich wie Delaware – an die Spitze des innerstaatlichen Steuerwettbewerbs.


    Delaware wurde zwar in der Folge von Staaten wie Nevada oder Florida bedrängt, blieb aber unerreicht. Heute finden sich hier mehr Briefkastenfirmen als Menschen. Rund 950'000 Firmen sind es, dreimal mehr als vor zehn Jahren. Besonders attraktiv ist die Verschiebung von Patent- und Lizenzeinnahmen sowie Abgaben auf Schürfrechten nach Delaware, wo sie nicht besteuert werden. Auf diese Weise sparten die Bergbaukonzerne in den letzten sechs Jahren 10 Milliarden Dollar.


    Einbussen bei andern Staaten


    Dies zum Schaden von Staaten wie Ohio und Pennsylvania, wo Erdgas- und Erdöl mittels der Fracking-Technik gefördert werden. Dafür müssten die Abbaufirmen an sich Schürfrechte zahlen, doch tatsächlich verschwinden diese Abgaben im Steuerschlupfloch Delaware. Im Fall von Pennsylvania dürften es pro Jahr gegen 500 Millionen Dollar sein. Ein Gesetz, das diese Steuerflucht unterbinden will, ist im Kongress in Pennsylvania hängig, doch wehrt sich die Branche mit allen Mitteln dagegen.


    Bisher mit Erfolg: Würde nämlich das «Delaware-Loophole» gestopft, so verlören auch andere Firmen als die Erdgaskonzerne ihre Privilegien, wovon auch etablierte Unternehmen in Pennsylvania betroffen wären. Doch hat Grossbritannien inzwischen am Beispiel von US-Konzernen wie Starbucks und Google vorgemacht, wie solche Hintertüren zu schliessen sind.


    Eine hartnäckige Steueroase


    «Delaware ist eine besonders harte Knacknuss», sagt Jack Blum, Chef des Justice Network USA und ein früherer Ermittler in Betrugs- und Steuerstrafsachen. «Die Geheimniskrämerei ist ein massives Problem.» Die Aussicht allerdings, die eingespielten Teams von Anwälten, Bankern, Treuhändern und Richtern zu knacken, scheint gering.


    Delaware kennt eine Besonderheit, die den Steuerpakt politisch und gesellschaftlich ausserordentlich stark zusammenhält. Die weitverzweigte Unternehmerfamilie der du Ponts bildet das Rückgrat. Der aus einer Schiesspulverfabrik entstandene Chemiekonzern rief 1903 den Wilmington Trust ins Leben, die erste grosse Familienstiftung des Landes. Sie diente dazu, die Einkommen aus dem Unternehmen DuPont (Familie und Unternehmen werden unterschiedlich geschrieben) vor dem Fiskus abzuschirmen und den heute über 2000 Nachkommen zu erhalten.


    Aus dem Wilmington Trust wuchs eine eigentliche Stiftungsindustrie mit Dutzenden von Trust Banks, ähnlich den Liechtensteiner Banken. Sie verwalten heute weit über 1000 Milliarden Dollar. Kein Wunder, sprechen die Vermögensverwalter in Wilmington von einer einzigartigen Offshore-Steuerinsel innerhalb der USA, deren Status selbst jenen der echten Offshoreplätze wie den Cayman-Inseln übertrifft.


    Gerichtssystem schützt Steuerregime


    Gegen Angriffe von aussen wird die Steuerburg durch ein besonderes Gerichtssystem geschützt, das auf altenglisches Recht zurückgeht und seit 1792 Bestand hat. Der sogenannte Chancery Court (Kanzleigericht) entscheidet die Fälle nach dem Prinzip des Ermessens. Recht ist demnach nicht nur, was das Gesetz vorschreibt, sondern was die Richter als billig und fair betrachten. Gerade in Steuersachen können Unternehmen mit grosser Nachsicht rechnen.


    Das missfällt der Börsenaufsicht SEC. Sie ist daran, Ausführungsvorschriften zur grossen Finanzmarktreform von 2010 in Kraft zu setzen. Dabei wird die Offenlegungspflicht aller in den USA kotierten Firmen grossgeschrieben, womit es mit der Geheimniskrämerei in Delaware vorbei sein dürfte. Kampflos allerdings wird der Staat seine Privilegien nicht preisgeben, meint Historiker Palan: «In Delaware wurde eine der ersten Steueroasen errichtet, doch deutet ironischerweise alles darauf hin, dass sie zu den letzten gehören wird, die aufgehoben werden müssen.»


    http://www.tagesanzeiger.ch/wi…Steueroase/story/19880681

  • Im Kampf gegen die Steuerflucht misst die OECD mit zwei Ellen

    Die Schweiz wird hart angefasst, mit anderen Staaten geht die Organisation pfleglich um.


    [Blocked Image: http://files.newsnetz.ch/story…2222025/10/topelement.jpg]


    Die Schweiz ist nicht dort, wo sie sein sollte», sagte Pascal Saint-Amans, oberster Kämpfer gegen die Steuerflucht der OECD, letzte Woche im Interview mit dem TA. Er begründete dies damit, dass die Schweiz drei der Anforderungen für die Amtshilfe nach OECD-Standard noch nicht erfülle. Aus diesem Grund wurde die Schweiz bisher nicht zur Phase zwei der OECD-Überprüfung zugelassen.


    Doch im Kampf gegen die weltweite Steuerflucht wird mit unterschiedlichen Ellen gemessen. Zu diesem Schluss kam das Tax Justice Network in einem im März letzten Jahres veröffentlichten Bericht. Dieser anerkennt den Einsatz der OECD für mehr Steuergerechtigkeit, übt aber Kritik an der konkreten Vorgehensweise. Das Tax Justice Network ist eine unabhängige Organisation für Transparenz und Steuergerechtigkeit mit Sitz in Brüssel, die vom Schweizer Bruno Gurtner präsidiert wird. Die Erklärung von Bern gehört zu den Gründungsmitgliedern, mit dabei sind aus der Schweiz auch der Hilfswerkdachverband Alliance Sud, Caritas, Fastenopfer, Brot für alle und die Globalisierungskritiker von Attac.


    Ungleiche Prüfung


    Das Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch in Steuersachen, das von der OECD mit dem Kampf gegen die Steuerflucht beauftragt ist, zählt derzeit über 100 Mitgliedsstaaten. Die OECD selber hat lediglich 34 Mitglieder, darunter befindet sich auch die Schweiz. Das Global Forum unterteilt die Überprüfung der Staaten in zwei Phasen: In der ersten wird geprüft, ob die Gesetze dem OECD-Standard zur Amtshilfe entsprechen, in der zweiten, wie die einschlägigen Gesetze in die Praxis umgesetzt werden.


    Während die meisten Staaten zuerst Phase eins durchlaufen müssen, wurde bisher 22 von 50 Staaten eine kombinierte Prüfung ermöglicht: Phase eins und Phase zwei wurde jeweils zusammengelegt. «Das ist letztlich nicht zu begründen», sagt Markus Meinzer, Analyst des Tax Justice Network.


    Auge zu bei G-20-Staaten


    Interessanterweise, schreibt Meinzer in seinem Bericht, sind 18 der 22 Staaten, welche zur vereinfachten Prüfung zugelassen sind, Mitglieder der OECD. 14 gehören zu den G-20, den mächtigsten Staaten der Welt. Fünf Staaten sind im Schattenfinanzindex 2011 des Tax Justice Network unter den Top 20; der Index bewertet die Finanzzentren der Welt nach dem Grad ihrer Geheimhaltung und ihrem Anteil am Weltmarkt für Finanzdienstleistungen. Angeführt wurde der Index damals allerdings noch von der Schweiz. Das dürfte nach den diversen Zugeständnissen der letzten Zeit heute nicht mehr der Fall sein, aber das TJN hat den Index noch nicht aktualisiert.


    Meinzer kritisiert die Zusammenlegung der zwei Phasen im Bericht massiv: «Damit verzichtet das Global Forum auf die Möglichkeit, politischen Druck auf diese Länder auszuüben, damit sie ihre Gesetzgebung anpassen. Viele dieser Länder genügen dem OECD-Standard nicht. Im Bericht zu den USA stellt das Global Forum zum Beispiel fest, dass bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung keine Angaben zu den Besitzern gemacht werden, bewertet dies aber als kleineres Problem.» Anders im Fall der Schweiz, wo der Abschluss der ersten Phase dazu benutzt wird, den Druck auf das Land aufrechtzuerhalten.


    Auch bei den Inhaberaktien wird aus Meinzers Sicht mit zwei Ellen gemessen: «Bei der Schweiz ist das einer der angekreideten Punkte, dabei gibt es die in Grossbritannien genauso. Da fragt man sich natürlich, warum ist Grossbritannien gleich zur Phase zwei zugelassen, wenn das Problem dort auch existiert.» Eine weitere Schwäche sei, dass sich der OECD-Standard auf die Forderung beschränke, dass die rechtlichen Eigentümer von Vermögensteilen bekannt sind. «Oft verstecken sich die wahren Nutzniesser, die wirtschaftlich Berechtigten, aber hinter den rechtlichen Eigentümern.»


    Keine Reaktion auf Kritik


    Und schliesslich kritisiert das TJN auch, dass das Global Forum nicht genau definiert, wann ein Staat nicht zur Phase zwei zugelassen wird. Es sagt, dies sei der Fall, wenn während der Phase eins «zu viele Anforderungen nicht erfüllt» werden. Eine konkrete Zahl fehle aber. «Da sehen wir schon eine gewisse Bandbreite», sagt Meinzer. Darin sieht er eine grundsätzliche Schwäche im Prozedere, die den mächtigeren Staaten der Welt entgegenkommt.


    Obschon das zunächst zugesichert worden war, war das Global Forum der OECD bis Redaktionsschluss nicht in der Lage, zur Kritik Stellung zu nehmen. In einem Artikel der renommierten Fachzeitschrift «International Tax Review» hatte OECD-Direktor Pascal Saint-Amans zur gleichen Thematik allerdings nicht viel zu sagen: «Die Liste der Staaten und der Stand ihrer Überprüfung ist auf unserer Website. Viel transparenter kann man nicht sein.»


    http://www.tagesanzeiger.ch/wi…zwei-Ellen/story/22222025

  • USA bleiben eine Oase für Geldwäscher

    Während die USA der Schweiz seit Jahren vorwerfen, die Identitäten von US-Bankkunden zu verschleiern, die der Hinterziehung verdächtigt sind, operieren US-Banken mit ausländischen Geldern aus krimineller Herkunft unbehelligt. Dies geht aus einem Bericht der internationalen Vereinigung Tax Justice Network mit Sitz in Brüssel hervor. «US-Geldwäschereigesetze erlauben US-Finanzinstituten, Einnahmen aus einer Vielzahl von Verbrechen entgegenzunehmen, solange die Verbrechen im Ausland begangen wurden.» So steht es im Länderbericht zu den USA, der im Oktober 2011 publiziert wurde. Geändert hat sich seither nichts.


    Die US-Liste der Verfehlungen ist lang. Die wichtigsten sind:

    • Anonym: Keine öffentlichen Angaben über Stiftungen, wie sie etwa die Schweiz im Handelsregister publiziert. Die Eigentümerdaten sind auch Regierungsstellen nicht zugänglich.
    • Lasch: Keine Sorgfaltspflichten wie die Identifizierung des wirtschaftlich Berechtigten, wie es Schweizer Banken durchführen müssen.
    • Geheim: Der US-Finanzplatz bietet ein umfassendes Bankgeheimnis für nicht in den USA beheimatete juristische Personen und Private.
    • Befreit: Die USA bieten viele Formen von Steuerbefreiung, gekoppelt mit dem Bank- und Registergeheimnis für Firmen, Personen, Stiftungen, die Ausländern gehören. Zinsen auf Bankguthaben und Couponzahlungen auf Staats- und Unternehmensanleihen müssen nicht versteuert werden.
    • Unkooperativ: Die USA verlangen keine Deklaration der lokal erworbenen Einkünfte von ausländischen Personen. Dies beschneidet etwa das Recht ausländischer Behörden auf Information von Steuerdaten bei der Amtshilfe.

    Das Tax Justice Network schliesst daraus: «Diese Faktoren, die den USA halfen, dreckiges Geld anzuziehen, sind das Resultat einer bewussten Rechtssetzung. Sie ist auf Geheimhaltung ausgelegt. Das System verursachte Steuerzahlern im Ausland einen unschätzbar hohen Schaden, sofern Eliten dieser Länder die juristischen Schlupflöcher der USA nutzten.» Das verwaltete Vermögen ausländischer Kunden über anonyme Firmen und Stiftungen wird einer Schätzung des Jahres 2008 zufolge auf 5000 Milliarden US-Dollar geschätzt.


    Profiteure sind al-Qaida & Co.


    Laut der US-Denkfabrik Global Financial Integrity ist darunter ein illustrer Kundenkreis zu verstehen. «Unlängst publizierte Beispiele zeigen: das Zeta-Drogenkartell in Mexiko, al-Qaida, Wilderer in Afrika, der Waffenschmuggler Viktor Bout und der Sohn des Diktators von Äquatorial-Guina», sagte Direktor Raymond Baker an einem Hearing des US-Schatzamts im Juli.


    Zwar haben US-Senatoren versucht, strengere Regeln im Parlament durchzubringen. Einigen gelang es, so im Juni 2011 Chuck Grassley und Carl Levin. Ihr Transparenzgesetz hätte dazu geführt, dass wirtschaftlich Berechtigte hätten festgestellt werden müssen. Der Erlass ist aber nicht in Kraft. Und selbst wenn er in Kraft gesetzt würde, wäre seine Wirkung begrenzt: Die wahren ausländischen Inhaber würden bei Firmengründungen nach wie vor nicht genannt. «Die Strafbehörden müssten durch potenziell komplizierte Gerichtsverfahren die Offenlegung erzwingen, mit einer finanzkräftigen Gegenseite, die sich tatkräftig dagegen wehren würde», so das Tax Justice Network.


    Der internationalen Prangerwirkung in dieser Frage versuchen sich die USA zu entziehen. Die Schwesterorganisation der OECD, das Global Forum, dem rund 90 Länder angehören und das graue und schwarze Listen publiziert, verfasste für die USA einen unkritischen Länderbericht: «Das Global Forum hat bei den USA ganz direkt weggesehen, was die anonymen Anlagemöglichkeiten im US-Finanzsystem angeht», kritisiert Tax-Justice-Network-Analyst Markus Meinzer. Experten vermuten, dass die Amerikaner zuvor Druck ausübten.


    «Die USA erfüllen einige Kernstandards nicht»


    Der wohl unvorteilhafte vierte Länderbericht der Pariser Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung und Geldwäscherei (Gafi-Ftaf), ein Gremium von 34 Mitgliedsländern, sollte im kleinen Kreis diskutiert werden. Dies konnte verhindert werden. Die Schweiz habe, so ein Insider, unterstützt von Italien, im Oktober 2012 an der Gafi-Plenarversammlung darauf bestanden, dass der US-Follow-up-Report im Plenum behandelt werde. So sei die Gefahr kleiner, dass kritische Stellen im Bericht weichgespült würden. Der Bericht ist noch nicht verabschiedet, wie eine Gafi-Sprecherin bestätigte.


    Frappierend ist, wie lange es die USA schafften, Gafi-Ftaf trotz dem erklärten Ziel der Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung hinzuhalten. Im letzten US-Länderbericht von 2006 wurde das Land aufgefordert, der Geldwäsche effektiv den Kampf anzusagen. Der Befund war klar: «Die USA erfüllen einige Kernstandards von Gafi nicht, was die Pflicht zur Identifizierung der Bankkunden und wahren Inhaber angeht.» Aber erst im Februar 2012 legte die US-Regierung einen ersten Entwurf zur Verschärfung vor. Auch dieser genüge den Anforderungen nur teilweise, so ein Kenner der Materie. http://www.tagesanzeiger.ch/wi…ldwaescher/story/28774056

  • Isle of Man: Das Bankgeheimnis wackelt

    Die kleine Insel in der irischen See ist ein Paradies – ein Steuerparadies. Doch das soll sich nun ändern. Briten können ihr Geld künftig nicht mehr auf der Insel verstecken. Der Druck der USA hat gewirkt.


    Die Isle of Man ist klein. Sie umfasst nur etwa 600 Quadratkilometer. Trotzdem spielt sie unter den Grossen mit. Keine Kapitalsteuer, keine Erbschaftssteuer, nur 20 Prozent Einkommenssteuer, ein dichtes Bankgeheimnis: Die Isle of Man gehört mit den Bahamas oder den Cayman Inseln zu den wichtigsten Steueroasen der Welt.


    Doch nun hat Grossbritannien mit der Insel ein Steuerabkommen unterzeichnet. Damit wird der automatische Informationsaustausch möglich. Britische Steuerzahler haben während drei Jahren Zeit, ihre Guthaben auf der Insel offenzulegen und Nachsteuern sowie eine geringe Strafe zu bezahlen. Später drohen hohe Geldstrafen.

    Die USA haben gedrängt

    Hinter dem Abkommen stehen die USA. Sie verlangen von den britischen Steueroasen, sich an das Fatca-Abkommen zu halten. So sollen ihre eigenen Bürger im Ausland wirksamer besteuert werden.


    Da die Insel ihre Kontakte über London abwickelt, hätte das die kuriose Folge: Die britische Regierung würde kostbare Informationen weiterleiten, ohne sie zu kennen. Für den britischen Fiskus bietet das die willkommene Gelegenheit, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Genau wie mit ihren Vereinbarungen mit Liechtenstein und der Schweiz.

    Folgen für London

    Es scheint derzeit unwahrscheinlich, dass sich die Kanalinseln Insel Jersey und Guernsey lange widersetzen können. Auch sie gelten bisher als attraktive Steueroasen.


    Sollte die Offenlegung der Kontoinhaber tatsächlich stattfinden, hätte das Konsequenzen für den Finanzplatz London. Dessen Zugriff auf eigene Steuerparadiese machte bisher einen Teil seiner Attraktion aus. http://www.srf.ch/news/wirtsch…das-bankgeheimnis-wackelt

  • Riesiges Netzwerk von Steuerhinterziehern enttarnt

    Es geht um Oligarchen, Waffenhändler und Finanzjongleure: Journalisten haben brisante Dokumente über Finanzdeals in Steueroasen zugespielt bekommen. Insgesamt sollen rund 130'000 Personen aufgelistet sein.


    Eine anonyme Quelle hat internationalen Medien nach Angaben der «Süddeutschen Zeitung» («SZ») und des Norddeutschen Rundfunks (NDR) einen riesigen Datensatz über geheime Geschäfte in Steueroasen zugänglich gemacht.


    Wie «SZ» und NDR berichteten, finden sich in den Unterlagen auch Hunderte deutsche Fälle. Bislang vertrauliche Dateien belegten, auf welchen geheimen Wegen Reiche und Kriminelle Briefkastenfirmen und sogenannte Trusts nutzten, um grosse Vermögen zu verstecken und zweifelhafte Geschäfte zu verschleiern, schrieb die Zeitung. Von heute an präsentierten Medien aus insgesamt 46 Ländern erste Ergebnisse der Daten-Analysen.


    Die Datenmenge aus insgesamt zehn Steueroasen umfasse 260 Gigabyte, es handele sich um 2,5 Millionen Dokumente. 130'000 Personen aus mehr als 170 Ländern würden in den Unterlagen aufgelistet. Die Dokumente stammten von zwei Firmen, die auf die Errichtung sogenannter Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind. Sie gehörten zu den grössten Anbietern weltweit. In den Unterlagen fänden sich die Namen von Oligarchen, Waffenhändlern und Finanzjongleuren.


    Die Daten seien im vergangenen Jahr dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington übergeben worden. Die «Süddeutsche Zeitung» habe die Informationen unabhängig verifiziert und monatelang ausgewertet, schrieb das Blatt. http://www.handelszeitung.ch/k…uerhinterziehern-enttarnt

  • «Wahre Steueroasen sind in Grossbritannien»

    Die wegen ihres Bankgeheimnisses in die Klemme geratenen Österreicher zeigen sich angriffslustig. Sie werfen den Briten vor, Geldwäsche zu betreiben.


    In der Diskussion über eine Lockerung des Bankgeheimnisses attackiert Österreichs Finanzministerin Maria Fekter nun Grossbritannien. Dort seien die wahren Steueroasen in der EU anzutreffen, sagte sie in Interviews der Tageszeitungen «Kurier» und «Presse» vom Donnerstag.


    «Wir wollen, dass die Möglichkeiten in Grossbritannien, ein Geldwäscheparadies und ein Steuerparadies zu sein, angegangen werden», sagte sie. Wie Zypern müsse auch das Vereinigte Königreich anonyme Stiftungen (Trusts) abschaffen.


    «Wir fordern ein Stiftungs-Register für die Kanalinseln, aber auch für Länder, wo britisches Recht gilt, etwa Caymann-Islands, Virgin Islands oder Gibraltar. Das sind alles Bereiche, die derzeit Paradiese für Steuerflüchtlinge sind», sagte die ÖVP-Ministerin. «Nicht wir sind das Problem, sondern in dem Zusammenhang ist Grossbritannien die Insel der Seligen für Steuerhinterziehung und Geldwäsche.»


    Luxemburg als Vorbild?


    Österreich verwehrt sich derzeit als einziges Land in der EU dem automatischen Austausch von Kontodaten ausländischer Anleger. Der letzte Verbündete in dieser Streitfrage - Luxemburg - hatte am Mittwoch eine Teilnahme an dem europäischen System ab 2015 in Aussicht gestellt.


    Experten gehen davon aus, dass Österreich nachziehen muss. Während die SPÖ zu Verhandlungen bereit ist, will der Koalitionspartner ÖVP keinem automatischen Kontodatenaustausch zustimmen und das Bankgeheimnis zumindest für Österreicher erhalten. http://www.20min.ch/finance/ne…Grossbritannien--12641110

  • Die beliebte Steueroase Deutschland

    Schwarzgeld

    Die deutsche Regierung kritisiert seit Jahren Steueroasen im Ausland. Doch bei genauer Betrachtung ist Deutschland für Ausländer sogar selbst ein Hort für unversteuerte Gelder.


    Claude Baumann ist Redaktor der «Handelszeitung». Als Schweizer war er vergangenes Jahr in Deutschland unterwegs, um deutsche Banken zu testen. Das war die konstruierte Ausgangslage: Als Unternehmer hat er Einnahmen in Deutschland. Davon soll das Schweizer Finanzamt nichts wissen. Deshalb will er das Geld auf einem deutschen Konto verstecken. Und nicht nur das: «Ich habe auch noch einen Fonds in der Karibik, nämlich auf den Bermudas. Und dieses Geld möchte ich auch zurück nach Europa bringen, aber nicht in die Schweiz, weil ich auch dafür dann Steuern bezahlen müsste.»


    Steuerhinterziehung - und Schwarzgeld aus den Bermudas. Wie reagiert darauf wohl die Deutsche Bank? Baumann wurde bei seinem Test gesagt, man interessiere sich überhaupt nicht dafür, ob er seine Erträge versteuere oder nicht; ausserdem habe man ihm versichert, das die Schweizer Behörden keinerlei Informationen von der deutschen Bank erhalten würden.


    Auch die staatliche BW Bank in der Kritik


    Aus der Commerzbank berichtet er, dass Schweizer Steuerflüchtlinge hier offenbar häufig sind: «Man hat mir hier gesagt, dass neunzig Prozent der Neukunden aus der Schweiz stammen. Und als Spezialservice hat man mir angeboten, für eine Gebühr von 250 Euro im Jahr die Post zurückzubehalten, damit niemand in der Schweiz erfährt, dass ich in Deutschland ein Konto habe», erzählte Baumann nun einem Team des Fernsehsenders ARD, welches ausführlich über seinen Test für die «Handelszeitung» berichtete.


    Der Schweizer «Steuerhinterzieher» berichtet selbst von der staatlichen BW Bank Erstaunliches - sie gehört dem Land Baden-Württemberg: «Man hatte absolut Verständnis dafür, dass ich keine Steuern zahlen will. Als Steuerausländer muss ich ja auch keine Steuern zahlen in Deutschland, aber man hat nicht einmal eine Wohnsitzbestätigung verlangt.»


    Auskunftsmöglichkeit von Steinbrück eingeschränkt


    Acht Banken besuchte Baumann besucht, und überall fand er offene Türen. Professor Lorenz Jarass von der Hochschule Rhein Main, seit Jahren für den Bundestag als Steuerexperte tätig, ist davon nicht überrascht: «Deutschland ist für ausserhalb der EU Ansässige eine ganz ähnliche Steueroase mit Verschleierung und Intransparenz wie es die Schweiz derzeit noch für deutsche Staatsbürger ist, die in Deutschland Geld anlegen.»


    Wer nicht in Deutschland lebt, kann Zinsen bei uns steuerfrei kassieren. Und für Nicht-EU-Bürger ist sogar das Bankgeheimnis ähnlich strikt wie jenes in der Schweiz. Professor Jarass: «Nur wenn das Heimatland massive Verdachtsmomente gegen einen bestimmten Steuerzahler hat, dann kann es in Deutschland eine Anfrage stellen und im Regelfall muss aber dann dieses Heimatland auch die Bank kennen und weitere Umstände des Steuerpflichtigen.»


    Auch bei der Geldwäsche ist Deutschland vorn


    Deutschland jagt seine Steuersünder - ist für Ausländer aber selbst Oase. Die Auskunftsmöglichkeit für ausländische Steuerbehörden wurde ausgerechnet unter Peer Steinbrück 2009 noch eingeschränkt. Mit der Einführung der deutschen Abgeltungssteuer. Baumanns Fazit: «Das Interessante war, dass die Banken gar nicht auf meinen Fall eingegangen sind, sondern eher stereotyp erklärt haben, sie hätten Mindeststandards, sie würden die geltenden Regeln und Richtlinien der Geldwäscherei einhalten.»


    Das Netzwerk Steuergerechtigkeit sieht in seiner Liste der Steueroasen Deutschland seit Jahren auf Platz neun - noch vor etablierten Oasen wie den Bermudas. Und das nicht nur wegen Bankgeheimnis und Intransparenz. Markus Meinzer vom 'Netzwerk Steuergerechtigkeit': «Auch im Geldwäschebereich hat Deutschland noch ordentlich Nachholbedarf. Und hier sehen wir, dass Deutschland einfach einen gigantisch großen Finanzplatz hat und gemessen daran nicht genug tut, um Vorkehrungen zu treffen, dass schmutzige Gelder hier nicht angelegt und gewaschen werden.» Die EU hat Deutschland mehrfach wegen mangelnder Umsetzung der Geldwäscherichtlinie gerügt.


    Mehr zum Thema sehen Sie im Beitrag der ARD. :ok:


    http://www.handelszeitung.ch/u…te-steueroase-deutschland

  • Putin für Abschaffung von Steuerparadiesen

    Mit Nachdruck hat Kremlchef Wladimir Putin vor dem G8-Gipfel in Nordirland die Abschaffung von Steuerparadiesen gefordert. Zudem grassiere in diversen europäischen Staaten ein «Schmarotzertum».


    "Es ist kein Geheimnis, dass eben in Offshores sich beträchtliche Summen spekulativen und kriminellen Kapitals ansammeln", sagte Putin in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Interview der Staatsagentur Ria Nowosti. Zudem verringere der Kapitalabfluss in Offshore-Oasen die Steuereinnahmen, wodurch der Verlust der Steuerhoheit drohe.


    "Die Abschaffung der Offshores ist eine wichtige Voraussetzung für die Beseitigung struktureller Ungleichgewichte der Weltwirtschaft", sagte der russische Präsident. Er hatte auch mit Blick auf heimische Geschäftsleute, die ihre Einnahmen in Ländern mit niedrigen Steuern investierten, wiederholt eine "De-Offshorisierung" gefordert.


    "Die Bekämpfung der Steuerflucht ist ein sehr kompliziertes und kraftraubendes Problem", sagte Putin. Er schlug bilaterale Abkommen vor, mit denen Steuerparadiese verpflichtet würden, Daten auszutauschen.


    Europa ist selber schuld


    Putin warf einigen europäischen Ländern vor, mit Misswirtschaft selbstverschuldet in die Krise geraten zu sein. "Nicht die Sozialpolitik, sondern ein Leben über die Verhältnisse, der Verlust der Kontrolle über die Wirtschaft sowie Strukturmängel führen zu den Folgen, mit denen sich Europa heute konfrontiert sieht." In mehreren Staaten gedeihe das "Schmarotzertum" - dort sei es günstiger, nicht zu arbeiten. "Das gefährdet nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Moralprinzipien der Gesellschaft."


    Russland hingegen arbeite an einem sozialen Gleichgewicht, behauptete Putin. Experten meinen, der Kremlchef könne seine teuren Sozialversprechen für Rentner und Beamte nur mit Hilfe der hohen Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf stemmen.


    http://www.cash.ch/news/top_ne…uerparadiesen-3075576-771

  • US-Steueroasen entgehen der Kontrolle

    Die US-Regierung rennt im Kampf gegen Steuerflüchtige im eigenen Land gegen die Wand. Obamas Versprechen für mehr Transparenz bleibt Makulatur.


    Zum vierten Mal bereits seit 2008 versuchen reformwillige Abgeordnete in diesem Jahr, Steueroasen wie Delaware besser zu regulieren und damit das Land insgesamt weniger anfällig für Geldwäscherei zu machen. Obwohl Barack Obama als Senator exakt eine solche Gesetzesänderung vorangetrieben hatte, liess er sie als Präsident liegen. Führende Senatoren und Geldwäschereiexperten sind zunehmend frustriert. «Ich habe es satt, dass unsere Regierung andere Länder zu schärferen Vorschriften gegen die Steuerflucht bewegen will, aber im eigenen Land nichts unternimmt», sagt John Cassara, ein früherer CIA-Agent, der in den Bereichen Geldwäscherei und Terroristenfinanzierung tätig war.


    Die bisherigen Versuche, ein Gesetz zur Offenlegung der Besitzer von Briefkastenfirmen in Delaware und anderen Steueroasen durch den Kongress zu bringen, sind nicht weit gediehen. Alle drei Anläufe blieben schon in den Kommissionen hängen, obwohl die Justiz seit 2010 Dutzende von schweren internationalen Betrugs-, Geldwäscherei- und Steuerfluchtfällen aufgedeckt hatte. Diese Geschäfte wurden unter dem Mantel von Schein- und Tarnfirmen in Delaware, Texas, Florida, Wyoming und Nevada betrieben. «Unsere Steueroasen werden von ausländischen Kleptokraten systematisch missbraucht», bestätigt John Cassara im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger». Doch wenn ausländische Regierungen Amtshilfe fordern, beissen sie meist auf Granit.


    «Ich habe in meiner Karriere viele Gesuche aus dem Ausland gesehen, um dieser Kriminellen habhaft zu werden», sagt Cassara. «Wenn die Geldspuren zu Strohfirmen in Delaware und ähnlichen Staaten führten, konnten wir wenig bis nichts unternehmen. Das ist höchst unbefriedigend und besorgniserregend.» Cassara war 26 Jahre für das Finanzministerium und die CIA als Agent tätig, um gegen Geldwäschereibanden und Terroristen-Financiers zu ermitteln, mehrere Jahre davon in Rom.


    Ein Land der Tarnfirmen


    Senator Carl Levin, ein hartnäckiger Kämpfer gegen internationale Finanzverbrechen und Steuerflucht, teilt diese Kritik: :ok: «Die Tatsache, dass wir in unserem Hinterhof klandestine Firmen in einem so grossen Ausmass zulassen, widerspricht den amerikanischen Anstrengungen, die Geheimniskrämerei im Ausland abzustellen.» Der Senator hat nach dem Auffliegen des UBS-Skandals das Zustandekommen des Fatca-Vertrags vorangetrieben. «Briefkastenfirmen stehen zu Recht in einem schiefen Licht, weil sie allzu leicht für kriminelle Aktivitäten missbraucht werden können. Deshalb ist es Zeit, die gleiche Transparenz (im eigenen Land) zu erreichen, die wir vom Ausland fordern», sagt er.


    Delaware ist nicht die einzige, aber eine zentrale Drehscheibe für Steuerflüchtige in den USA. Die Weltbank kam bei 817 untersuchten globalen Korruptionsfällen zum Schluss, dass in aller Regel Briefkastenfirmen eingerichtet wurden, um den Geldfluss zu vertuschen. Ein Achtel dieser Tarnfirmen war in den USA eingetragen; und dabei stand Delaware an der Spitze. Der Staat führt derzeit rund 950'000 anonyme Firmen im Handelsregister, 50-mal so viele wie beispielsweise in der Steueroase der Cayman-Inseln. «Sei es aus Kurzsichtigkeit oder aus Heuchelei, aber wir übersehen allzu leicht die Verbrechen, die in unserem Land durch die allzu lockeren Gesetze in Bundesstaaten wie Delaware ermöglicht werden», so Cassara.


    Das Licht scheut indessen auch die Finanzindustrie. So haben die Bankiersvereinigungen von Texas und Florida die Regierung Obama mit einer Klage eingedeckt und verlangt, das im Rahmen des Fatca-Abkommens vereinbarte Gegenrecht beim Informationsaustausch über Bankkundendaten rückgängig zu machen. Diese Reziprozität war eines der Argumente, mit dem die USA bislang sieben Länder – auch die Schweiz – zur Unterschrift unter das Fatca-Abkommen bewegen konnten. Wie Delaware gelten auch die Finanzplätze Florida und Texas als Zufluchtsorte für Schwarzgeld, in diesen Fällen vorwiegend von vermögenden Familien aus Latein- und Südamerika.


    Ein wichtiger Verbündeter


    Noch als Senator wollte Obama diese Mängel und Lücken – zusammen mit Carl Levin – beheben und schlug vor sechs Jahren ein Gesetz vor, das erstmals etwas Licht hinter diese Tarnfirmen bringen sollte. Er forderte ein nationales Unternehmensregister, in dem die wahren Nutzniesser dieser Firmen ihre Identität offenlegen und den Justizbehörden zugänglich machen müssten. Es war dies nur ein Anfang. Doch immerhin würde das Gesetz die USA auf einen internationalen Transparenzstandard heben. Seit dem Sommer hat es neue Dringlichkeit erlangt, verpflichtete sich doch Präsident Obama am G-8-Gipfel dazu, die entsprechenden Forderungen der EU zu erfüllen. Doch deutet nichts darauf hin, dass das Versprechen eingehalten wird. Der Kongress ist völlig blockiert.


    Ein verschärftes Vorgehen gegen einzelne Bundesstaaten wird das republikanische Abgeordnetenhaus nicht zulassen, vor allem nicht unter dem Diktat der dezidiert föderalistischen Tea-Party-Fraktion. Sie dürfte nur auf den bereits angekündigten Rücktritt von Levin im kommenden Jahr warten, um dessen Gesetz definitiv zu beerdigen, heisst es in Washington. «Umso wichtiger wäre es deshalb», sagt Cassara, «dass der Präsident nun direkt interveniert und seinen Einfluss geltend macht.» Grosse Hoffnungen hat der frühere Sonderagent aber nicht. «Es hilft der Sache nicht gerade, dass Vizepräsident Joe Biden aus Delaware kommt. Taten sprechen eben auch hier lauter denn Worte.»


    http://www.tagesanzeiger.ch/wi…-Kontrolle/story/15372935

  • Neue Steueroasen: Wohin Reiche ihr Geld verlagern

    Abkommen zur Bekämpfung der Steuerflucht verfehlen ihr Ziel. Die Reichen holen ihr Geld nicht zurück in die Heimat, sondern verschieben ihr Geld in Länder mit lascheren Regeln.


    Gemäss den Berechnungen der Forscher waren Jersey, Luxemburg und die Schweiz die Verlierer dieser Entwicklung. Die Banken der Kanalinsel Jersey büssten zwischen 2007 und 2011 demnach 4,2 Prozent Marktanteil im Geschäft mit ausländischen Vermögen ein, Luxemburg 1,7 und die Schweiz 1,1 Prozent. Die Gewinner waren die Finanzplätze Hongkong, Cayman Islands und Singapur, die in der gleichen Periode zwischen 1,8 und 2,3 Prozent Marktanteile hinzugewannen (siehe Grafik).



    http://www.handelszeitung.ch/k…ihr-geld-verlagern-601280

  • Schweiz «nur» auf Platz 10

    Die Bahamas sind das beliebteste Steuerparadies. Die Schweiz schafft es dank der Stabilität im Land auf Platz 10.


    eiche Ausländer können ihr Geld zwar nicht mehr auf Schweizer Banken vor dem eigenen Fiskus verstecken, trotzdem bleibt die Schweiz als Steuerparadies attraktiv.


    Das zeigt ein vom Finanzportal Finews publiziertes Ranking von Bradley Hackford. Der Relocator berät und hilft beim Umzug in Steueroasen. Gemäss Bradley Hackford belegt die Schweiz Platz zehn der besten Steuerparadiese (siehe Tabelle unten).


    Zwar gelten als Steuerparadies nur noch jene Kantone, die eine Pauschalbesteuerung anbieten, dafür trumpfe die Schweiz mit Stabilität, Lebensqualität und – hervorragenden Banken.

    Bahamas verlangen keine Einkommenssteuer

    Auf Platz eins der beliebtesten Steueroasen liegen die Bahamas. Der Inselstaat erhebt keine Einkommenssteuer. Und wie in der Schweiz sind der Lebensstandard und die politische Stabilität hoch. Ein weiteres Plus: die Nähe zu den USA.


    Auf den Plätzen zwei und drei folgen die beiden Kleinstaaten Andorra und Monaco. (cst)


    Die zehn besten Steuerparadiese


    Rang Land


    1 Bahamas


    2 Andorra


    3 Monaco


    4 Bulgarien


    5 Panama


    6 Mauritius


    7 Dubai


    8 Guernsey


    9 Cayman Islands


    10 Schweiz


    http://www.blick.ch/news/wirts…f-platz-10-id3023748.html

  • Delaware & Florida

    In der Schweiz stört man sich daran, dass die USA zwar hart gegen ausländische Banken vorgehen und selber aber Steuerparadiese wie Delaware oder Florida zulassen.
    Es gibt verschiedene Vorschläge, um gewisse Konstrukte, die in Delaware und Florida existieren, aufzuheben. Die Obama-Regierung hat sich gegen solche Praktiken ausgesprochen. Aber wir haben eine Demokratie und sind wie die Schweiz föderalistisch organisiert. Die Bundesregierung muss sich also innerhalb eines gewissen Rahmens bewegen und kann nicht alles diktieren.


    http://www.tagesanzeiger.ch/sc…Wohnzimmer/story/30835476