Zürich (awp) - Der Grossteil der Unternehmen dürfte sich im kommenden Jahr weiter von der Coronakrise erholen. So rechnen Finanzanalysten für das Jahr 2022 im Durchschnitt mit höheren Gewinnen als für das laufende Jahr. Allerdings bleiben die Prognosen mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet.
Die grössten Sprünge werden von Unternehmen erwartet, die derzeit immer noch stark unter der Coronapandemie leiden, wie eine Datenanalyse der Nachrichtenagentur AWP zeigt. So werden nach Einschätzung der Analysten der Flughafen Zürich und der Reisedetailhändler Dufry im kommenden Jahr wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Nach einer prognostizierten "schwarzen Null" im laufenden Jahr dürfte auch der Kioskkonzern Valora 2022 wieder einen substanziellen Gewinn schreiben.
Sonderfälle an der Spitze der Rangliste
An der Spitze der Rangliste mit dem höchsten prozentualen Gewinnwachstum tauchen auch Gesellschaften auf, die aktuell mitten in einer Restrukturierungsphase stecken. So sollte etwa der Backwaren-Hersteller Aryzta den Profit im kommenden Geschäftsjahr mehr als verdoppeln und das Solarunternehmen Meyer Burger zumindest die Verluste ausradieren. Mit Blick auf die Biotechunternehmen wird in der Analystengemeinde von Basilea und Molecular Partners für das Jahr 2022 ein "Break-even" erwartet.
Ein anhaltend starkes Gewinnwachstum wird verschiedenen im Halbleiterbereich aktiven Unternehmen zugetraut. So dürften gemäss den Prognosen etwa VAT, Comet, Inficon und AMS 2022 deutlich höhere Überschüsse erwirtschaften als im laufenden Jahr. Zudem sollten Rieter und Autoneum im kommenden Jahr stark von Nachholeffekten profitieren. Auch weitere Industrieunternehmen wie Komax, Georg Fischer und Landis+Gyr sehen die Experten bei der Gewinnentwicklung im vorderen Viertel.
Immobilien-Unternehmen hinken hinterher
In der ersten Tabellenhälfte werden auch die Uhren- und Luxusgüterkonzerne Swatch und Richemont erwartet. Bei den defensiven Schwergewichten wie Nestlé, Novartis, Roche und Givaudan dürften die Gewinne ebenfalls steigen, allerdings in einem etwas gemächlicheren Tempo. Diese Unternehmen tauchen denn auch weiter hinten in der Auflistung auf.
Auf den letzten Rängen bei der Gewinnentwicklung sind vor allem Immobilienunternehmen zu finden, bei denen ohne Sonderfaktoren die Gewinnschwankungen traditionellerweise gering ausfallen. Für die Branchengrössen SPS und PSP gehen die Finanzanalysten gar von einem leichten Gewinnrückgang im kommenden Jahr aus.
Hohe Unsicherheit
Für die Auswertung wurden aus dem AWP-Analyser jeweils der Durchschnitt der aktuellsten Analystenschätzungen des Gewinns pro Aktie (EPS) für das Jahr 2021 mit den bereits vorliegenden Prognosen für 2022 verglichen. Insgesamt flossen Schätzungen für 105 an der Schweizer Börse kotierte Unternehmen mit ein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit einem weiteren Prognosehorizont auch die Schätzungsgenauigkeit tendenziell abnimmt.
Mit der Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie, der Lieferketten-Problematik, den hohen Rohstoff- und Energiepreisen, der anziehenden Inflation und den Wechselkurs-Schwankungen sind die Unsicherheitsfaktoren in den Schätzungsmodellen zahlreich. Die Analysten werden auch im kommenden Jahr ihre Gewinnprognosen laufend anpassen - es bleibt abzuwarten, ob nach oben oder nach unten.
an/tt
ZitatFür mich sind die Zahlen 2022 nur teilweise interessant. Wachstum kostet. Die Gewinne werden schon noch kommen.