Das Lager der Baissiers wird bei Meyer Burger kleiner und kleiner. Mit J. Safra Sarasin wirft zu Wochenbeginn ein weiteres Bankinstitut das Handtuch und stuft die Namenaktien von «Reduce» auf «Neutral» hoch.
Die jüngere Vergangenheit sei beim Solarzulieferunternehmen von substanziellen Verlusten, mehreren Gewinnwarnungen und einer Kapitalerhöhung geprägt gewesen. Und auch das für die erste Jahreshälfte veröffentlichte Ergebnis habe nicht zu überzeugen gewusst, so der verantwortliche Experte.
Meyer Burger selber rechne derzeit mit einer Barmittelverbrennung von 8 Millionen Franken im Monat. Sofern sich die Auftragslage nicht aufhelle, benötige das Unternehmen schon Mitte nächsten Jahres frisches Kapital.
Trotz weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen hätten sich die Aktien zuletzt gut in Szene gesetzt. Und obschon der Experte die Kursavancen von vergangener Woche als wenig nachhaltig erachtet, macht er grundsätzliche Veränderungen im Geschäftsumfeld aus. Die zuvor massiven Überkapazitäten der Solarindustrie seien weniger geworden. Mehrere der ehemaligen Grosskunden von Meyer Burger würden deshalb nicht mehr länger rote Zahlen schreiben, was sich in Zukunft positiv auf die Investitionsbereitschaft auswirke.
Doch auch beim einstigen Börsenliebling sieht der Experte Fortschritte. Anstatt den geplanten 50 bis 60 Millionen Franken habe das Unternehmen die Kostenbasis um mehr als 80 Millionen Franken gesenkt. Meyer Burger verfüge damit über eine solide Ausgangslage für zukünftige Ergebnisverbesserungen.
Darüber hinaus stehe man schon seit über einem Jahr in Verhandlungen mit potenziellen Kunden. Es gebe mittlerweile Anhaltspunkte, dass Aufträge nicht mehr lange auf sich warten liessen. Möglicherweise stehe die Branche sogar am Anfang eines neuen Investitionszyklus, so der Experte weiter.
Dass die Baissiers bei den Aktien von Meyer Burger nach dem Kursfeuerwerk von vergangener Woche verunsichert sind, ist nur allzu verständlich. Den Stein ins Rollen brachte eine geradezu euphorische Unternehmensstudie aus dem Hause Macquarie mit einem Kursziel von 15 Franken.
Ich habe mir die Studie im Detail angeschaut und bleibe bei meiner Meinung: Der Studienverfasser wartet darin vor allem mit Effekthascherei auf. Ich kann mir schlichtweg nicht vorstellen, dass der Umsatz bei Meyer Burger schon im kommenden Jahr wieder auf über 600 Millionen Franken steigt und sich bis Ende 2015 vervierfacht. Gleichzeitig geht der Experte von einer anhaltend tiefen Kostenbasis aus. Ob diese so tief bleibt, wage ich zu bezweifeln. Die Schätzungen der Australier für die kommenden zwei Jahre liegen auf Stufe EBITDA denn auch um 214 und 129 Prozent über den derzeitigen Konsensschätzungen. Vielleicht machen sich die wenigen verbleibenden Baissiers ja auch zu viele Sorgen?
Cash-Insider / 26.08.2013