Credit Suisse-Aktie springt an: CS prüft offenbar auch Verkauf von Teilen des Schweizer Geschäfts - Vergleich mit US-Behörde
Die Credit Suisse soll nicht nur den Verkauf von Teilen der Investment Bank prüfen, sondern auch von Teilen des Schweizer Geschäfts.
Wie es in einem Artikel der "Financial Times" vom Samstag hiess, könnte die Bank etwa die Bank-now abstossen oder Beteiligungen wie an der SIX Group, an Swisscard oder an der Fondsgesellschaft Allfunds.
Bislang hiess es seitens der Bank jeweils, dass das Schweizer Geschäft nicht von möglichen Verkäufen betroffen sei. Die Bank kommentierte den Artikel gegenüber AWP folgendermassen: "Wir haben bereits gesagt, dass wir über den Fortschritt unserer umfassenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werden. Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern."
Die "FT" spekuliert in dem Artikel weiter, dass das von der Bank zum Verkauf gestellte Hotel Savoy am Paradeplatz einen Wert von 500 Millionen Franken haben könnte. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Aussagen von Bank-Insidern.
CS schliesst Vergleich mit US-Behörde und bezahlt 495 Mio Dollar
Die Credit Suisse baut in den USA weitere Altlasten ab. Sie hat mit der Staatsanwaltschaft des Bundesstaats New Jersey (NJAG) einen Vergleich im Zusammenhang mit verbrieften Wohnbauhypotheken (Residential Mortgage Backed Securities, RMBS) erzielt, wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst. Es gehe um Transaktionen, welche bereits vor der Finanzkrise abgeschlossen worden seien.
Im Rahmen des Vergleichs leistet die CS laut den Angaben eine einmalige Zahlung von 495 Millionen US-Dollar. Die Behörde hatte vor knapp zehn Jahren noch einen Schadenersatz von über 3 Milliarden gefordert. Die Zahlung sei vollumfänglich durch Rückstellungen gedeckt.
Laut der CS ist die Einigung ein wichtiger Schritt. Denn es sei die einzig verbliebene RMBS-Angelegenheit gewesen, in der eine Aufsichtsbehörde Ansprüche geltend gemacht habe. Und es sei auch grösste verbliebene gewesen.
Bei den RMBS handelt es sich um hypothekengesicherte Wertpapier-Geschäfte am amerikanischen Immobilienmarkt, die zum Hauptauslöser der damaligen Finanzkrise wurden. Vielen Grossbanken wurde vorgeworfen, Kunden beim Verkauf solcher Ramschhypotheken in die Irre geführt zu haben. Als der Immobilienmarkt zusammenbrach, verloren die Anleger mit den RBMS-Papieren viel Geld.
In den letzten Jahren gab es im Zusammenhang mit RMBS verschiedene Verfahren. So erzielte die CS etwa schon im April 2021 einen Vergleich, in dessen Rahmen sie 500 Millionen US-Dollar bezahlte. Anfang 2021 waren die Rückstellungen für diese Verfahren erhöht worden.
So reagiert die CS-Aktie
Die arg gebeutelten Aktien der Grossbank Credit Suisse sind am Montag gefragt. Börsianer sehen die Bereinigung einer Altlast sowie Gerüchte über Verkäufe von Beteiligungen als Gründe.
Die CS-Aktie notiert an der SIX zeitweise 0,51 Prozent höher bei 4,45 Franken, während der SMI auf der Stelle tritt. Schon in den letzten beiden Wochen hatte sich das Grossbanken-Papier vom Allzeittief (3,518 Fr.) deutlich gelöst. Seit Anfang Jahr hat sich der Wert der Aktie gleichwohl noch immer halbiert.
Positiv sei vor allem, dass die Zahlung vollumfänglich durch Rückstellungen gedeckt sei, meinte ein Börsianer. Somit sei die Zahlung keine weitere Hiobsbotschaft.
Positiv werden am Markt auch Gerüchte vom Wochenende bewertet. "Potenzielle Verkäufe von Beteiligungen werten wir als positiv", kommentiert der Experte der ZKB. Er schätzt, dass solche Verkäufe gegen 4 Milliarden Franken einbringen könnten.
Entscheidend für die weitere Entwicklung des CS-Kurses, so sind sich aber alle Experten einig, ist erst der kommende 27. Oktober. Dann will die Bank zusammen mit den Q3-Zahlen ein Strategie-Update geben.
rw/uh
Zürich (awp)