Gerichtsentscheid zu Sparmassnahmen
Griechische Rentenkürzungen sind verfassungswidrig
Das oberste griechische Verwaltungsgericht verlangt, dass die Regierung die Rentenkürzungen rückgängig macht. Das würde die Regierung von Alexis Tsipras weitere 1,5 Milliarden Euro kosten.
Die im Rahmen des Sparprogramms vor drei Jahren verhängten Rentenkürzungen in Griechenland sind nach einem Urteil des Obersten Verwaltungsgerichtshofes in Athen verfassungswidrig. Das Gericht beschied in einem Urteil am späten Mittwoch, dass die Kürzungen rückgängig gemacht werden müssten. Nach Einschätzung der Richter wurde mit der Rentenkürzung 2012 sowohl griechisches Recht als auch die Europäische Menschenrechtskonvention verletzt, weil Rentnern das Recht auf ein würdiges Leben vorenthalten worden sei.
Weiterer Spardruck
Nach Schätzungen griechischer Zeitungen muss der Staat nun pro Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro mehr aufbringen. Die Kürzung der Altersbezüge war ein Teil des Sparprogramms, das die internationalen Gläubiger als Bedingung für Hilfszahlungen gefordert hatten. Seit 2010 gab es mehrere Rentenkürzungen in Griechenland. Auch bei den gegenwärtigen Verhandlungen um neue Hilfsgelder an Griechenland sind weitere Rentenkürzungen eine Forderung der Gläubiger.
Der Richterspruch betrifft nicht die Pensionen der Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst, sondern lediglich Rentner im privaten Sektor. Die Regierung von Alexis Tsipras hat eigentlich versprochen, die Sparprogramme sowie einige Kürzungen bei Löhnen und Renten zurückzunehmen.
Tsipras wartet
Damit steht der griechische Regierungschef Alexis Tsipras vor einem weiteren grossen Problem. Wie es aus Kreisen der Regierung am Donnerstag hiess, will das Finanzministerium zunächst das schriftliche Urteil abwarten. Die Regierung werde auf alle Fälle die Vorgaben der Verfassung einhalten.
Aus Protest gegen neue Sparpläne der griechischen Regierung besetzten rund 200 Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft Pame am Donnerstagmorgen das Finanzministerium in Athen. Wie das Fernsehen zeigte, hängten die Besetzer ein Transparent an die Fassade des Gebäudes. «Wir haben genug geblutet! Wir haben genug gezahlt!», hiess es auf dem Riesentransparent. Auch weitere Staatsbedienstete haben am Donnerstag Protestaktionen angekündigt.
weico