MarcusFabian hat am 02.01.2012 - 02:37 folgendes geschrieben:
QuoteDisplay Morebengoesgreen hat am 01.01.2012 - 21:18 folgendes geschrieben:
Das ist eine Argumentation, die bisher in jedem Krieg der Aggressor gebracht hat: "Wenn Du all meine Forderungen erfüllt hättest, hätte ich Dich nicht angegriffen, also bist Du schuld am Krieg und nicht ich!"
Selbst wenn der Iran allen westlichen/israelischen Forderungen nachkäme, wäre er noch lange nicht aus dem Schneider. Es kämen einfach andere, neue Forderungen und zwar so lange bis der Iran sie nicht mehr erfüllt und dann kommt es doch zum Krieg. Der Iran steht halt offenbar auf der "Speisekarte" amerikaniser Eroberungspläne und da ist es ziemlich irrelevant ab welchem Punkt er sagt: "Bis hier her und nicht weiter."
Aus Iranischer Sicht (und ich habe wie gesagt mit vielen Iranern gesprochen) ist eine Atombombe das einzige, was sie davor schützt angegriffen zu werden. Dabei wollen die Iraner diese Scheiss Bombe gar nicht. Sie wollen sie ja gar nicht einsetzen. Gegen wen auch? Sie brauchen sie lediglich, um einen potentiellen Angreifer nachhaltig abzuschrecken von dem sie sich bedroht fühlen. Und dieser potentielle Angreifer ist notabene das einzige Land auf diesem Planeten, das bereits Atombomben gegen zivile Ziele eingesetzt hat und das bereits das Nachbarland unter falschen Prämissen annektiert und dort ein Marionetten-Regim eingesetzt hat.
Die Amerikaner haben Atombomben, die Israelis haben Atombomben. Warum sollen die Iraner keine haben?
Vom Iran ist in den letzten 50 Jahren weniger Aggression ausgegangen als von Israel oder den USA.
Israel hatte bedeutend weniger Probleme mit dem Iran bevor Saddam Hussein und der sunnitisch dominierte Irak im Jahr 2003 als Gegenspieler Irans ausgeschaltet wurde.
Man muss auch unbedingt Iran vor und nach der Revolution 1979 unterscheiden, die eine unglaubliche Zäsur für das Land bedeutete.
Der Iran war einer der ersten Staaten die Israel 1948 anerkannt haben. Selbst nach der Revolution, als die Zionisten plötzlich in der iranischen Propaganda als Feinde auftauchten, gab es noch genügend strategische Zusammenarbeit. Während dem 8-jährigen Iran-Irak-Krieg befanden sich rund hundert israelische Militärberater im Land, welche einen nicht unwesentlichen Beitrag leisteten, dass Iran den Krieg nicht verliert (interessanterweise sind Israel mit Nordkorea die einzigen Länder, die ausschliesslich den Iran in jenem Krieg unterstützten). Der Iran wurde auch vor der Zerstörung des irakischen Atomreaktors Osirak (1981) konsultiert und israelische Flugzeuge hätten im Schadensfall den iranischen Militärflughafen Tabriz anfliegen können. Alles geheim natürlich.
Erst mit der finanziellen und militärischen Unterstützung von Terrororganisationen wie Hamas, Hezbollah & Co. oder dem Unrechtsregime in Syrien wurde der Iran zum Problem für Israel, sozusagen direkt vor der Haustüre. Man erinnere sich auch an das AIMA Attentat in Argentinien. Da frage ich mich, wer ist hier der Agressor? Es ist unglaublich traurig, was das Mullah-Regime seinem eigenen Volk angetan hat und weiteres Unglück über die Menschen im Irak (post 03), Libanon oder Syrien gebracht hat. Die Revolutionsgarden sind aktiv an der Zerschlagung des syrischen Aufstandes beteiligt und in der Bevölkerung verhasst. Auch sie waren es, die Zivilisten aus palästinensichen Flüchtlingslagern an die Demarkationslinie im Golan gebracht haben, damit sie über Minenfelder gegen den israelischen Zaun auflaufen. Dem Iran geht es nicht um Frieden oder Gerechtigkeit, sondern allein um Machterhalt und hegemonielle Ansprüche.
Niemand hat das Recht auf Atomwaffen. Das Atomprogramm macht keinen Sinn ohne das Anstreben solcher Waffen. Das Problem ist aber, dass der offene Besitz atomarer Sprengkörper das Gleichgewicht in der Region empfindlich stören wird. Niemand weiss, ob die Israelis Atombomben haben (auch wenn es alle vermuten). Diese Geheimnistuerei sichert den Frieden. Auch hat niemand den Iran bedroht, BEVOR sie ihr Atomprogramm starteten und die Israelis wieder verstärkt verbal bedrohten.
Zu guter letzt würde es mich noch interessieren, wer den diese Iraner sind, welche solche Ansichten dir gegenüber von sich geben. Die meisten Exiliraner sind eher kritisch zu ihrem Land eingestellt. Ich hatte selber das Vergnügen, mit einer Iranerin Bekanntschaft zu machen, welches ein medizinisches Forschungsprojekt an einer iran. Uni leitet. Dadurch ergaben sich mir ein paar interessante Einblicke. Das Leben dort ist wirklich nicht angenehm. Trotzdem würde ich es mir nicht anmassen für alle in einem so vielgestaltigen Land zu sprechen.
Quellen:
http://en.wikipedia.org/wiki/I…_support_to_Iraq_and_Iran
http://en.wikipedia.org/wiki/I…the_Iran%E2%80%93Iraq_war