• Krisenangst: Anleger flüchten in Phantomwährung



    Währungskriege und die Angst vor Enteignungen verhelfen der virtuellen Währung Bitcoin zu einem raketenartigen Aufstieg. Doch das virtuelle Geld birgt Gefahren für Anleger.



    Von Frédéric Papp



    Der Bitcoin eilt von Rekord zu Rekord. Die Internetwährung notiert am Donnerstag in Dollar gerechnet bei 138,60 Dollar. Dies ist der höchste Stand, seit die Währung 2009 von unbekannten Hackern im Netz erschaffen wurde. Seither besteht sie als Parallelwährung zu den Hauptwährungen wie Dollar, Euro, Franken oder Yen. Im Unterschied zu den klassischen Währungen bürgt aber weder ein Land noch eine Bank für diese virtuelle Währung.


    Dies sind denn auch die Gründe, weshalb Anleger sich in den letzten Wochen auf die Bitcoins stürzen. Denn mit der Teilenteignung der zypriotischen Sparer zur Rettung des Inselstaats vor der Pleite haben die Euro-Verantwortlichen einen Tabubruch begonnen - mit weiteichenden Folgen: So fragen sich seither Anleger in Krisenstaaten wie Griechenland, Spanien oder Italien: Droht uns dasselbe Schicksal?


    Laut Oliver Flaskämpfer, Geschäftsführer von Bitcom Deutschland, sind seit Anfang Woche starke Kapitalzuflüsse aus Zypern aber auch aus den Wackelkandidaten Spanien, Griechenland oder Portugal zu verzeichnen. Dies sagte er in einem Interview mit Deutsche Wirtschafts Nachrichten. Ein ernstzunehmendes Zeichen, dass Anleger je länger je mehr den Regierungen und Banken misstrauen.


    Neben Privatanlegern entdecken auch Investoren den Bitcom-Markt als Spielfeld. So ist jüngst der erste Hedgefonds in das Geschäft mit den Bitcoins eingestiegen. Der Anbieter Exante bietet Spekulanten mit seinem auf Malta registrierten "Bitcoin Fund" die Möglichkeit, vom Auftrieb der Währung zu profitieren.


    Vertrauen auf dem Prüfstand


    Die massive Ausweitung der Geldmengen durch die Notenbanken facht das Misstrauen gegenüber klassischen Währungen zusätzlich an. Neben den USA und Grossbritannien laufen vor allem in Japan die Geldruckmaschinen auf Hochtouren. Am Donnerstag gab die japanische Notenbank bekannt, umgerechnet über 700 Milliarden Franken pro Jahr in den Kauf von Staatsanleihen zu stecken. Der Yen verlor daraufhin deutlich an Kaufkraft gegenüber den Hauptwährungen.


    Wie bei Gold ist auch bei den Bitcoins eine derartige unbegrenzte Aufblähung der Geldmenge nicht möglich. Die Entwickler haben festgelegt, dass es nur rund 21 Millionen Bitcoins geben wird. Derzeit ist in etwa Hälfte davon im Umlauf. Begrenzte Güter werden als wertvoller betrachtet als unbegrenzt vorhandene. Der Anstieg des Wertes hat also mit dieser künstlichen Verknappung zu tun.


    Bitcoins können auf zwei Wegen beschafft werden: Der einfachere Weg ist, sie zu kaufen. An speziellen Börsen wie zum Beispiel Mt. Gox können Bitcoins zu aktuellen Kursen gegen 20 Währungen – den Franken inklusive – gehandelt werden. Bei den Transaktionen fallen Gebühren an. Komplizierter ist es, Bitcoins selber zu erzeugen. Die Komplexität der Rechenaufgaben erfordert spezialisierte Computer. Für Privatanleger ist dieser Weg kaum eine Option.


    Hohe Risiken


    So verlockend die Bitcoins in Krisenzeiten sind: Ohne Risiken ist der Handel nicht. Die virtuelle Währung verhält sich sehr volatil. Vor zwei Jahren schoss der Kurs innert kurzer Zeit von zwei auf 30 Dollar und fiel danach wieder stark zurück. Auch der jüngste Anstieg auf ein Allzeithoch könnte sich als eine Blase entpuppen, die bald platzen dürfte, sagen Marktbeobachter.


    Weiter sind die Bitcoins vor Hackerangriffen nicht sicher. Mehrmals manipulierten Hacker in den vergangenen Jahren Bitcoin-Börsen und "stahlen" dabei Tausende der virtuellen Münzen. Einklagen können die Bestohlenen die Hacker nicht. Denn die Identifizierung der Täter ist nahezu unmöglich, und rechtlich betrachtet gelten Bitcoins nicht als Eigentum.


    Auch die Verwendung der virtuellen Münzen als Zahlungsmittel ist begrenzt. Online akzeptieren bisher nur wenige Händler die virtuellen Münzen als Zahlungsmittel.

  • Spekulanten treiben Internetwährung auf Rekordhöhe

    er Bitcoin knackt derzeit Rekordmarken im Tagesrhythmus. Am Dienstag übersprang die digitale Währung erstmals die 200-Dollar-Marke - und am Mittwoch wird eine Einheit bereits bei über 233 Dollar gehandelt. Umso eindrücklicher ist der Sturmlauf im Rückblick. Wer Bitcoin vor einem Monat gekauft hat, kann sich über eine Wertsteigerung von über 600 Prozent freuen.


    Der Hype nach diesem im Internet geschaffenen Geld dürfte noch weiter anhalten. So warten gemäss Angaben der grössten Handelsplattform Mt. Gox noch Tausende Nutzer auf die Freischaltung ihrer Konten , um die Währung zu handeln. Mt. Gox – ein japanisches Unternehmen – wickelt nach eigenen Angaben rund 80 Prozent des weltweiten Handelsvolumens mit Bitcoin ab.


    Anders als bei den klassischen Währungen ist der Bitcoin vor einer Aufblähung der Geldmenge geschützt. Die nach wie vor unbekannten Entwickler haben vor vier Jahren festgelegt, dass es nur rund 21 Millionen Bitcoins geben wird. Derzeit ist in etwa Hälfte davon im Umlauf. Der Bictoin nimmt somit eine ähnliche Position wie Gold ein. Dieses Konzept lässt immer mehr Anleger in die Internetwährung flüchten, denn sie fürchten um eine weitere Abwertung ihrer Währung, wie zum Beispiel des japanischen Yens. Dieser sackte seit dem aggressiven Eingreifen der japanischen Notenbank vergangener Woche auf ein Vierjahrestief zum Dollar.


    Bitcoin ist in einer Spekulationsblase


    Der rasante Anstieg des Bitcoins ruft aber auch vermehrt Spekulanten auf den Plan, die auf den "schnellen Dollar" hoffen. Marktbeobachter heben den Warnfinger: Der Chartverlauf entspreche einem klassischen Muster einer aggressiven Spekulationsblase, sagt Analyst Sebastien Galy von der französischen Grossbank Société Générale. Ein weiteres Indiz, dass Spekulanten die Finger im Spiel haben, ist der volatile Kursverlauf. So stürzte am Montag der Bitcoin ohne triftigen Grund kurzfristig 10 Prozent ab. Die bescheidenen Handelsvolumina erleichtern es, die Kurse zu manipulieren.


    Eine zusätzliche Gefahr für Anleger stellen Hackerangriffe dar. Am letzten Wochenende wurde bekannt, dass Internetkriminielle Computer von Nutzern kaperten und dort Schadsoftware installierten, mit der Bitcoins produziert werden können. Als Einfalltor sei der Internet-Telefondienst Skype genutzt worden, erklärte der russische Sicherheitssoftware-Spezialist Kaspersky. Angriffe aus dem Cyberspace hatten in der vergangenen Woche auch den Dienst Instawallet in die Knie gezwungen - eine Art Onlinebank, die Bitcoins für Anleger zinslos aufbewahren soll.


    Kaufen oder selber produzieren


    Bitcoins können auf zwei Arten beschafft werden: Der einfachere Weg ist, sie zu kaufen. An speziellen Börsen wie zum Beispiel Mt. Gox können Bitcoins zu aktuellen Kursen gegen 20 Währungen – den Franken inklusive – gehandelt werden. Bei den Transaktionen fallen Gebühren an. Komplizierter ist es, Bitcoins selber zu erzeugen. Die Komplexität der Rechenaufgaben erfordert spezialisierte Computer. Für Privatanleger ist dieser Weg kaum eine Option.


    Die Verwendung der virtuellen Münzen als Zahlungsmittel ist begrenzt. Online akzeptieren bisher nur wenige Händler die virtuellen Münzen als Zahlungsmittel.


    http://www.cash.ch/news/top_ne…f_rekordhoehe-3050052-771

  • Sind denn Bitcoins konvertierbar?


    Ich habe auch gehört, dass wenn die Summe von 21 Millionen Bitcoins erreicht wird und die Nachfrage weiter steigt, sich die Einheiten einfach im Dezimalbereich verkleinern wie z.b 0.1 Bitcoin zu 0.01 Bitcoin und das ad infinitum. Das würde die Bitcoin-Menge ja gleichwohl ausweiten, nur halt in die inverse Richtung wie bei normalen Währungen.


    Hast Du Bitcoins im Portfolio? Ich bin da ziemlich skeptisch, obschon 600% Performance in einem Monat ist schon nicht schlecht. :D

  • Wenn man bedenkt, dass Bitcoins am 20. Juni 2011 mal in einem Flash-Crash auf 0.01 Dollar abgestürzt sind ...


    Da hätte man einsteigen sollen! Heute sind sie 17'000 mal mehr Wert!


    In der Aufstückelung der Bitcoins sehe ich kein Problem: Wenn heute ein Kaffee 1 btc kostet, kostet er in einigen Jahren vielleicht 0.1 btc. Somit hat sich der Wert des Bitcoins verzehnfacht.
    So lange Bitcoins eine reine Tauschwährung bleibt und kein Schwachmat auf die Idee kommt Kredite mit positiven Zinsen in Bitcoins zu vergeben, kann die Geldmenge ad infinitum konstant bleiben.


    Um Deine Frage zu beantworten: Natürlich sind Bitcoins konvertierbar. In der Schweiz siehe https://localbitcoins.com/

  • Die hochen Schwankungen werden uns wahrscheinlich bei Bitcoins noch eine Zeitlang erhalten bleiben.


    Bitcoins haben ja das Problem jeder ungedeckten Währung: Das Vertrauen. Bitcoins müssen dieses Vertrauen erst noch aufbauen und das dauert natürlich eine Weile.


    Bitcoins sind die logische Weiterentwicklung des Geldtransfers. Von Münzen über Geldscheine zu Bits.


    Was für Bitcoins spricht ist die kontrollierte Geldmenge und dass sie nicht von einem einzelnen Land bzw. einer Zentralbank kontrolliert werden. Sowie natürlich das Speicher- und Übertragungsmedium (obschon man Bitcoins auch auf Papier drucken kann).


    Was dagegen spricht ist das noch nicht vorhandene Vertrauen und dass wir derzeit keine Chance haben, abzuschätzen, was so ein bitcoin eigentlich Wert ist. Das Angebot ist exakt bekannt. Die Nachfrage aber noch nicht.


    Ich meine, es kommt nicht von ungefähr, dass Bitcoins nach den Raubzügen in Zypern an Wert zugelegt haben. Die Anzahl der Menschen scheint offenbar zu steigen, die eine dezentralisierte Währung wollen, die von Politikern nicht kontrolliert werden kann.


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  • MarcusFabian hat am 11.04.2013 - 15:29 folgendes geschrieben:

    Quote
    Die Anzahl der Menschen scheint offenbar zu steigen, die eine dezentralisierte Währung wollen, die von Politikern nicht kontrolliert werden kann.

    ... :lol:


    Offenbar wieder mal utopische träumereien ..wie damals ...bei den "we are the 99%" SPinnern..! Wo sind sie denn nur alle hin... diese gewaltige Masse von 99% ...?? *secret* :mamba:



    weico

  • weico hat am 12.04.2013 - 17:36 folgendes geschrieben:

    Quote
    Wo sind sie denn nur alle hin... diese gewaltige Masse von 99% ...?? smileysmiley

    weico

    Ich schätze mal die sind noch im Fussball-, Bier- und TV- indizierten Koma :P



    Aber mal im ernst: Was würde denn - im Sinne von freier Marktwirtschaft - dagegen sprechen, dass unsere Gesellschaft mehrere Währungen/Geldsysteme parallel akzeptiert?


    In der Schweiz haben wir ja neben dem Franken schon den WIR der mehr schlecht als recht funktioniert.


    Natürlich wird es weiterhin die Staatswährung geben, in der der Staat seine Steuern sehen will und die von einer STAMOKAP-Organisation zentralistisch verwaltet wird. Aber warum sollen Menschen nicht auch in bitcoins, Migros-Cumulus-Talern, Ostschweizer Freigeld oder von mir aus auch in Goldmünzen bezahlen können, wenn sie eine Gegenpartei findet, die dieses Zahlungsmittel akzeptiert?


    Ich meine, überall in der Wirtschaft wollen wir die freie Auswahl und fordern freien Markt. Nur das Geld selbst soll ein Monopol bleiben? Warum?


    Klar, über die Konsequenzen sind wir uns sicher einig: Es gäbe ein Chaos von 100 neugegründeten Währungen die jeweils eine Berg-und-Talfahrt an Akzeptanz und Kaufkraft durchmachen wie heutzutage der bitcoin. Und ja, die meisten davon würden wohl untergehen.
    Na und? Ist doch freie Marktwirtschaft, oder?


    Ich für meinen Teil werde sicher mal ein bisschen in bitcoins investieren. Nicht viel. So Fr. 100-500 zum ausprobieren. Aber sicher nicht zu einem Preis von >Fr. 50.
    Und das ist dann auch mehr meiner Neugierde für Neues geschuldet als der Suche nach einem neuen Geldsystem. ;)

  • MarcusFabian hat am 13.04.2013 - 02:35 folgendes geschrieben:

    Monopol..??


    Der Franken ist ja "nur" das gesetzliche Zahlungsmittel. Ansonsten besteht ja,mit wenigen gesetzlichen Ausnahmen,VERTRAGSFREIHEIT.


    http://www.rechteck.uzh.ch/content.php?id=66&kp=4&has_lect=1



    Es steht also jedem völlig frei (im Rahmen des Gesetzes) eine Gegenpartei für seine/eine "Währung" bzw. Schuldentilgungsmittel zu finden.Dieser Spielraum bzw. der gesetzliche Rahmen, ist eigentlich viel grösser als die Mehrheit annimmt.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Komplement%C3%A4rw%C3%A4hrung


    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Regionalgelder



    Leider sind sich viele der 99%ler aber schlicht nicht bewusst,dass ihre "Tauschutopien"/Währungen eben, rechtlich gesehen,dem Kauf sehr nahestehen (OR237) .Mit all den Rechten/Pflichten usw....!



    P.S...


    Aber die 99% werden dem sicherlich bewusst....wenn der Staat auch von Ihnen (aber einer gewissen "Tauschgrösse"/"Wert") dann SEINEN Anteil in SEINER Währung einfordert.





    weico

  • weico hat am 13.04.2013 - 10:14 folgendes geschrieben:

    Quote

    Der Franken ist ja "nur" das gesetzliche Zahlungsmittel. Ansonsten besteht ja,mit wenigen gesetzlichen Ausnahmen,VERTRAGSFREIHEIT.


    http://www.rechteck.uzh.ch/content.php?id=66&kp=4&has_lect=1

    Da steht mehr über Autopannen als über Alternativwährungen :D


    Aber eben, solange die 99% im TV-indizierten Koma liegen und nicht wachgerüttelt sind, ändert sich gar nichts.
    Und wenn sie erst mal wachgerüttelt sind (wie die Zyprioten, die vor dem Bancomat stehen, der nur noch €300 ausspuckt) ist es zu spät.

  • MarcusFabian hat am 13.04.2013 - 21:08 folgendes geschrieben:

    Quote

    Aber eben, solange die 99% im TV-indizierten Koma liegen und nicht wachgerüttelt sind, ändert sich gar nichts.
    Und wenn sie erst mal wachgerüttelt sind (wie die Zyprioten, die vor dem Bancomat stehen, der nur noch €300 ausspuckt) ist es zu spät.

    ..der Bundesrat ist aber der Meinung...:


    "Wie die Diskussionen um die Einlagensicherung im Zuge der Finanzkrise gezeigt haben, ist der Öffentlichkeit bewusst, dass auf Franken lautende Bankguthaben nicht durch die Schweizerische Nationalbank gesichert sind."


    http://www.parlament.ch/d/such…te.aspx?gesch_id=20123305



    Auch Geri Müller's 2.Teil, seiner "Geldschöpfungs-Interpellation", ist lesenswert.


    http://www.parlament.ch/d/such…te.aspx?gesch_id=20123306



    P.S:


    Bin mal auf die bundesrätliche Antwort ....auf Folgendesgespannt:


    http://www.parlament.ch/d/such…te.aspx?gesch_id=20133160




    weico

  • weico hat am 14.04.2013 - 10:53 folgendes geschrieben:

    Quote

    "Wie die Diskussionen um die Einlagensicherung im Zuge der Finanzkrise gezeigt haben, ist der Öffentlichkeit bewusst, dass auf Franken lautende Bankguthaben nicht durch die Schweizerische Nationalbank gesichert sind."

    Na aber Hallo!!!
    Hand aufs Herz: Wie vielen Schweizern ist das Deiner Einschätzung nach bewusst?

  • MarcusFabian hat am 14.04.2013 - 14:25 folgendes geschrieben:

    Quote

    weico hat am 14.04.2013 - 10:53 folgendes geschrieben:

    Na aber Hallo!!!
    Hand aufs Herz: Wie vielen Schweizern ist das Deiner Einschätzung nach bewusst?

    Sehr,sehr wenigen.



    Das GESETZ ist aber ,wie der Bundesrat (ZURECHT) erwähnt,ABSOLUT eindeutig.


    (Aus dem Link :)


    "Es sei auf die Ziffern 1 und 2 verwiesen. Artikel 2 WZG hält unmissverständlich fest, was gesetzliche Zahlungsmittel sind."



    Die Leute sollten aber wenigsten wissen bzw. sich bewusst sein,dass.......im schweizerischen Rechtsgrundsatz gilt ....:


    IGNORANTIA IURIS NOCET



    Ansonsten heisst es dann eben zurecht.....SELBER SCHULD :oops:




    weico

  • Bezahlen mit virtuellem Geld – der Selbstversuch

    von Samuel Hufschmid - Es ist das Trend-Zahlungsmittel im Web. Viele sehen Bitcoin als neue Weltwährung und erhoffen sich das grosse Geld. Unser Reporter ging mit der virtuellen Münze auf Einkaufstour.

    Ich treffe mich am Bahnhof Bubikon mit Bitcoin-User «zefir» und übergebe ihm 100 Franken. Er zückt sein Smartphone, fotografiert meine Empfangsadresse und Sekunden später bin ich im Besitz meines ersten Bitcoins. «Ich habe bereits Hunderte Bitcoins verkauft», sagt der Informatiker, der seinen richtigen Namen nicht nennen will. Unter dem Usernamen «zefir» bringt er die digitalen Währungseinheiten nicht nur unter die Leute, sondern stellt sie sogar selber her. «Bei mir zuhause läuft rund um die Uhr ein Hochleistungscomputer, der mithilft, die Bitcoin-Währung abzusichern.» Für diesen Aufwand werde er entschädigt – mit Bitcoins.

    Mit meiner ersten digitalen Münze, gespeichert auf dem Smartphone, fahre ich nach Wollishofen zu Rolf Brugger. Der Kaffee-Liebhaber betreibt seit einem guten Jahr den Espressotassenshop tazzine.ch und akzeptiert als einer der ersten Händler in der Schweiz Bitcoins.

    Ein Klick später ist bezahlt

    0,35 Bitcoins kosten die sechs exklusiven Espresso-Tassen bei Brugger. Zur Zahlungsabwicklung tippt der Tassenhändler den Preis in eine Smartphone-App und fordert mich auf, mit meinem Telefon seinen Bildschirm zu fotografieren. «Damit gehören die Tassen ihnen», sagt er nach einem erneuten Blick auf seine Smartphone-App.

    Der Markt für Bitcoins in der Schweiz ist noch klein. Seit dem rasanten Kursanstieg um 2600 Prozent im letzten Jahr sorgt die alternative Währung aber auch hier für Schlagzeilen. Bitcoin-Händler «zefir», der derzeit jede freie Minute in sein Hobby steckt, sagt: «Technisch ist die Währung absolut sicher und weder Staaten noch Firmen können Einfluss darauf nehmen. Deshalb hat sie gute Chancen, sich langfristig als Standard im Internet-Zahlungsverkehr zu etablieren.»

    Der Tassen-Verkäufer Brugger glaubt ebenfalls an die Zukunft der digitalen Währung: «Ein wichtiger Vorteil der Bitcoins ist, dass bei Überweisungen keine Gebühren anfallen.» Seine Bitcoin-Einnahmen gibt Brugger im Moment nicht aus, sondern betrachtet sie als Investition. «Falls sich die Währung durchsetzt, sind diese Coins vielleicht bald Gold wert – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.»

    Winklevoss-Zwillinge machen Millionen

    In Bitcoins investiert haben auch die aus dem Facebook-Film «The Social Network» bekannten Winklevoss-Zwillinge, allerdings im grösseren Stil. Die beiden hatten Facebook-Chef Mark Zuckerberg 2004 wegen Ideenklaus verklagt und dabei Millionen verdient. Ein Teil dieses Geldes investierten sie in Bitcoins, wie sie vor wenigen Tagen gegenüber der «New York Times» sagten. «Wir haben Vertrauen in dieses mathematische System, das keine menschlichen Fehler und keine politische Einflussnahme kennt», begründete Tyler Winklevoss die Investition. Dank des rasanten Kursanstiegs der Alternativwährung seit vergangenem Sommer haben sie damit (erneut) Millionen verdient.

    Aus diesem Grund habe auch ich meine nach dem Tassenkauf übrig gebliebenen Bitcoins behalten. Dies, obwohl mich «zefir» wie jeden seiner Kunden vor dem Kauf gewarnt hat: «Es besteht die Gefahr, dass Banken oder Staaten die Währung auf juristischem Weg ausschalten und die Bitcoins ihren Wert verlieren.» Gleichzeitig erzählte er aber, dass er bereits die nächste Investition plane – in einen noch leistungsfähigeren Bitcoin-Computer.

    Quelle: 20min.ch