Was ist mit der SNB los???????

  • Ökonomen-Gruppe fordert mehr Transparenz von der SNB


    Die Ökonomen von "SNB Observatory" sehen bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nach wie vor Verbesserungsbedarf. So wünschen sie sich etwa mehr Transparenz von der hiesigen Notenbank und kritisieren die Grösse des Direktoriums, das die Entscheidungen trifft, als zu klein.


    14.04.2022 06:40


    "Die SNB sollte transparenter werden. Sie sollte nicht nur ihre geldpolitischen Entscheidungen bekanntgeben, sondern auch die in Betracht gezogenen Handlungsalternativen erläutern und erklären, warum sie verworfen wurden", fordern die drei Ökonomen in dem in der Nacht auf Donnerstag veröffentlichten Bericht. Auch sollte die Öffentlichkeit über eine allfällige Meinungsvielfalt innerhalb des SNB-Direktoriums informiert werden.


    Die Arbeit der SNB stütze sich auf das Nationalbankgesetz von 2003, führen die Ökonomen aus. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich in der Welt der Zentralbanken jedoch viel bewegt. Es sei daher plausibel, dass einige Anpassungen der SNB helfen würden, ihren Auftrag heute besser zu erfüllen.


    Mehr Leute sollten entscheiden


    Im internationalen Vergleich gehöre die SNB zu den unabhängigsten Zentralbanken, was wichtig sei, aber nicht ausreichend für eine gute Geldpolitik. Die Unabhängigkeit müsse mit einer effektiven Rechenschaftspflicht einhergehen. In Bezug auf die Transparenz - aus Sicht der Experten eine Voraussetzung für die Rechenschaftspflicht - liege die SNB jedoch auf einem der letzten Plätze.


    Die Notenbank stelle in ihren Veröffentlichungen und öffentlichen Erklärungen zu den Wirtschaftsaussichten und ihren geldpolitischen Optionen nur "begrenzte" Informationen bereit, lautet die Kritik. Viele andere Zentralbanken seien sehr unabhängig, aber gleichzeitig auch in hohem Masse rechenschaftspflichtig.


    Zudem sei das Direktorium als Entscheidungsgremium mit drei Mitgliedern kleiner als bei anderen Zentralbanken. Die Grösse sei aber wichtig für die Tiefe und Robustheit der Beratungen. Es sei auch eine Frage der demokratischen Legitimität. Daher sollte das SNB-Direktorium vergrössert werden, beispielsweise durch die Aufnahme externer Mitglieder.


    Nicht zu lange Amtszeiten


    Mit Blick auf die Dauer der Amtszeit der Direktoriumsmitglieder sollte nach Ansicht der Ökonomen zudem die heutige Praxis der automatischen Verlängerung bis zur Pensionierung überdacht werden. Die Amtszeit der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses sollte zwar lang genug sein, um ihre Unabhängigkeit zu gewährleisten und von ihrer Erfahrung zu profitieren. Zu lange Amtszeiten könnten aber auch einen stetigen Zufluss neuer Fachkenntnisse verhindern.


    Die SNB sollte nicht zuletzt - wie viele führende Zentralbanken und öffentliche Finanzinstitutionen es täten - regelmässig bestimmte Aspekte ihrer Funktionsweise extern überprüfen lassen.


    ys/tv


    (AWP)

  • SNB startet mit Milliardenverlust ins Jahr


    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Quartal ein hohes Minus eingefahren. Vor allem Kursverluste auf Aktien und Zinspapieren waren verantwortlich dafür.


    28.04.2022 07:37


    Konkret weist die SNB für die Periode von Januar bis März 2022 einen Verlust von 32,8 Milliarden Franken aus, wie sie am Donnerstag mitteilte. Während sich auf den Fremdwährungspositionen ein Verlust von 36,8 Milliarden einstellte, gab es auf dem mengenmässig unveränderten Goldbestand einen Bewertungsgewinn von 4,2 Milliarden. Auf den Frankenpositionen erzielte die Notenbank ein kleines Plus von 10,6 Millionen Franken.


    Die SNB betonte wie üblich, dass ihr Ergebnis überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse vom Zwischenergebnis auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.


    Im Gesamtjahr 2021 etwa erzielte die SNB zum Schluss einen Gewinn von über 26 Milliarden Franken, wobei das erste und das zweite Quartal positiv und das dritte und vierte Quartal negativ ausfielen. Im Jahr davor betrug der Gewinn gut 20 Milliarden. Es gibt aber auch Jahre mit hohen Verlusten, was jeweils vor allem mit einer schwachen Börsenentwicklung oder einem sehr starken Franken zu tun hat. 2018 oder 2015 etwa waren solche Jahre: Da mussten die hiesigen Währungshüter Verluste von knapp 15 Milliarden bzw. von über 23 Milliarden ausweisen.


    (AWP)

  • Martin Schlegel wird neuer Vize-Chef der Schweizerischen Nationalbank


    Der Bundesrat hat Martin Schlegel zum neuen SNB-Vizepräsidenten ernannt. Er folgt auf Fritz Zurbrügg.


    Aktualisiert um 16:15


    Der Bundesrat ernannte Schlegel am Mittwoch auf Antrag des Bankrats der SNB zum Mitglied und Vizepräsidenten des Direktoriums. Er wird damit Nachfolger von Fritz Zurbrügg, der das Gremium Ende Juli verlassen wird.


    Schlegel (Jahrgang 1976) wird laut Mitteilung vom Mittwoch per Anfang August die Leitung des II. Departements der SNB übernehmen. Der neue Vize-Chef ist ein SNB-Urgestein. Er ist seit knapp zwanzig Jahren in verschiedenen leitenden Positionen für die SNB tätig, zuletzt seit September 2018 als stellvertretendes Mitglied des Direktoriums im I. Departement.


    Schlegel bringe mit seiner hohen Fachkompetenz und seiner breiten, langjährigen Erfahrung in notenbankpolitischen Belangen das ideale Profil für das Amt im Direktorium der SNB mit, heisst es in der Mitteilung des Bundesrats. Die SNB betont derweil in ihrem Communiqué die Kontinuität, welche mit diesem Entscheid verbunden sei. Diese sei im aktuellen, geldpolitisch herausfordernden Umfeld für die Nationalbank von zentraler Bedeutung.


    Gestartet hat Schlegel seine Karriere 2003 in der Forschungsabteilung, danach folgten die Finanzmarktanalyse sowie die Geldmarktabteilung. 2009 übernahm er dann die Leitung der Abteilung Devisen und Gold. Mitte 2016 wurde er zum Leiter der SNB-Niederlassung in Singapur ernannt. In den Jahren 2015/16 war er zudem als Experte beim Internationalen Währungsfonds (IWF) tätig. Und seit 2010 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Basel.


    Mehr Stellvertreter pro Departement


    Weiter hat der Bundesrat eine Teilrevision des SNB-Organisationsreglements genehmigt, in deren Zentrum die Erhöhung der Anzahl stellvertretender Direktoren steht. Neu soll es möglich sein, dass in jedem Departement bis zu zwei Stellvertreterinnen oder Stellvertreter wirken. Dies soll der SNB helfen, die "in den letzten Jahren stark gestiegenen geldpolitischen und betrieblichen Herausforderungen auch in Zukunft gut zu bewältigen". Gleichzeitig ermögliche sie eine noch breitere Integration von unterschiedlichen Fähigkeiten in der Bankleitung.


    In diesem Zusammenhang hat der Bundesrat bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Er hat Petra Gerlach, derzeit Leiterin der Organisationseinheit (OE) Geldpolitische Analysen im Bereich Volkswirtschaft, und Attilio Zanetti, derzeit Leiter des Bereichs Internationale Währungskooperation, zu Stellvertretenden Mitgliedern des Direktoriums ebenfalls per 1. August 2022 ernannt.


    Beide werden als Stellvertreter des Vorstehers des I. Departements fungieren. Dieses Departement mit u.a. den Bereichen Generalsekretariat, Volkswirtschaft, Internationale Währungskooperation und Statistik wird von SNB-Präsident Thomas Jordan geleitet. Das III. Departement bleibt bei Andréa Maechler.


    Die beiden bisherigen Stellvertretenden Direktoriumsmitglieder, Dewet Moser (II. Departement) und Thomas Moser (III. Departement), behalten ihre bisherigen Funktionen bei.


    (AWP/cash)

  • SNB-Chef Thomas Jordan an der jüngsten Franken-Stärke Schuld?


    Der Schweizer Franken macht im aktuell sehr volatilen Marktumfeld seinem Ruf als sicherer Hafen einmal mehr alle Ehre.


    Aktualisiert um 14:02


    Das Euro/Franken-Paar im bisherigen Tagesverlauf eine Handelsspanne von annähernd anderthalb Rappen gesehen. Aktuell steht das Paar bei 1,0278, nachdem es zur Wochenmitte noch knapp unter der 1,05er Marke gestanden hatte.


    Am Mittwoch und im bisherigen Donnerstag hat der Franken gegen den Euro rund 2,4 Prozent zugelegt. Das wäre der grösste Zwei-Tagesgewinn seit der Aufhebung der Kursuntergrenze im Jahr 2015.


    Die Commerzbank macht in einem aktuellen Kommentar Aussagen von SNB-Chef Thomas Jordan mit dafür verantwortlich. Es gebe "plötzlich auch von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erste Signale in Richtung Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik", heisst es dort.


    Anlässlich einer Veranstaltung am Mittwochabend betonte Notenbankchef Thomas Jordan, dass die SNB darauf achten werde, die Preisstabilität zu erhalten. "Die SNB sehe das Risiko von Zweitrundeneffekten und sei bereit, zu handeln, sollte der Inflationsdruck anhalten", zitiert die Bank den SNB-Chef. Die SNB scheine also auch allmählich geneigt, aktiv zu werden. "Möchte die SNB nicht hinter die Kurve fallen, wäre es also durchaus angebracht, schon im Juni den Leitzins anzuheben."


    Zum US-Dollar sieht das Bild am Donnerstag ähnlich aus. Auch dieser weist zum Franken eine Handelsspanne von etwa anderthalb Rappen auf. Mit 0,9768 Franken notiert er dabei nur knapp über seinem bisherigen Tagestief.


    (AWP/cash)

  • Schweizer Notenbank: Werden mit Straffung der Geldpolitik nicht zögern


    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will die geldpolitischen Zügel bei einer anhaltend hohen Teuerung anziehen.


    23.05.2022 16:15


    "Wenn die von uns erwartete Inflation mittelfristig nicht auf eine Spanne zwischen null und zwei Prozent zurückgeht, werden wir nicht zögern, die Geldpolitik zu straffen", sagte Direktoriumsmitglied Andrea Maechler der Zeitung "Bilan". Im April verzeichnete die Schweiz mit einem Preisanstieg von 2,5 Prozent die höchste Inflationsrate seit 14 Jahren.


    Mit minus 0,75 Prozent hat die SNB derzeit den weltweit niedrigsten Zinssatz. Zusammen mit ihrer Bereitschaft, an den Devisenmärkten zu intervenieren, waren Negativzinsen in den vergangenen sieben Jahren die Grundlage ihrer Geldpolitik.


    Maechler zufolge werde die Reaktion der Notenbank auf eine höhere Inflation sowohl von der Inflationsdynamik als auch von den wirtschaftlichen Aussichten in der Schweiz und im Ausland abhängen. "Wir haben immer gesagt, sobald wir in der Lage sind, den Negativzins aufzuheben, werden wir das tun. Wir wissen aber nicht, wann wir dazu in der Lage sein werden."


    EZB will Zinsen erhöhen


    Die SNB wäre mit einer Zinserhöhung nicht alleine. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde bis Ende September die Ära der Negativzinsen in der Währungsunion beenden.

    Quote

    Zentralbank - Lagarde: EZB wird Negativzinsen wohl bis Ende September beenden https://t.co/Jk83TQ5ZDm pic.twitter.com/lS0RZTqOTF


    — cash (@cashch) May 23, 2022

    "Ausgehend von den derzeitigen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals zu stoppen", schrieb Lagarde am Montag in einem Blogbeitrag auf der EZB-Website. Allerdings ist der Euro-Zone der Handlungsdruck auch grösser.


    Aktuell liegt die Inflationsrate in der Währungsunion mit 7,4 Prozent auf einem Rekordhoch, da die Energiepreise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine sprunghaft gestiegen sind.


    (Reuters)

  • Volksinitiative will SNB-Gewinne für AHV einsetzen


    Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hat am Dienstag die Unterschriftensammlung für die Volksinitiative «Nationalbankgewinne für eine starke AHV» begonnen.


    24.05.2022 18:03


    Die Initiative soll laut den Initianten eine AHV-Finanzierung ohne die Erhöhung des Rentenalters ermöglichen.


    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe von 2015 bis 2021 11,3 Milliarden Franken aus den Negativzinsen eingenommen. Der SGB fordert, dass diese Gewinne an die AHV ausgeschüttet werden. "Die AHV wäre für die nächsten zehn Jahre finanziert", sagte Daniel Lampart, Sekretariatsleiter und Chefökonom des SGB, an einer Medienkonferenz in Bern am Dienstag gemäss Redetext.


    Das zeige eine Berechnung anhand der Szenarien des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) und der Finanzverwaltung (EFV), schrieb der SGB. Angesichts des Ausschüttungspotenzials der SNB sei zudem eine Ausschüttung von jährlich zwei Milliarden Franken an die AHV realistisch.


    Die Gewinnausschüttung an die AHV erfolge nur, wenn die Reserven der SNB besonders hoch seien. Zusätzlich sollen die gesamten Einnahmen aus den Negativzinsen einmalig dem AHV-Fonds überwiesen werden. Weder die Rückstellungspolitik der SNB noch die hohen Gewinnausschüttungen an die Kantone würden durch den beschlossenen Initiativtext berührt.


    Die Initiantinnen und Initianten haben nun bis am 24. November 2023 Zeit, die nötigen 100'000 Unterschriften zu sammeln.


    (AWP)

  • SNB-Kassazinssatz erstmals seit acht Jahren über 1 Prozent


    Der Aufwärtstrend bei den Zinsen hält unvermindert an. Erstmals seit acht Jahren steigt die Rendite des zehnjährigen Kassazinssatzes wieder die Marke von 1,0 Prozent.


    08.06.2022 12:26


    Der Kassazinssatz notiert am Mittwoch nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf 1,040 Prozent und notiert damit das erste Mal seit dem 24. März 2014 wieder über der Marke von 1,00 Prozent.


    Der zehnjährige Kassazinssatz gilt als Massstab für die Zinsentwicklung am Franken-Kapitalmarkt. Es ist ein hypothetischer Wert, der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) anhand von synthetischen Diskontanleihen der Eidgenossenschaft mit verschiedenen Restlaufzeiten berechnet wird. Diskontanleihen sind couponlose Anleihen.


    Während der Kassazins anfangs des Jahrestausends noch bei über 3,5 Prozent stand, ging er in den folgenden Jahren immer weiter zurück und erreichte am 16. August 2019 mit -1,072 Prozent den tiefsten Wert seiner Geschichte. Als Auslöser der steigenden Renditen gelten die Notenbanken, die mit Zinserhöhungen gegen die rasant steigende Inflation ankämpfen wollen.


    Liquidität als Allheilmittel


    Seit Jahren haben die Notenbanken auf jegliche konjunkturelle Schwächezeichen stets mit einer Lockerung der Geldpolitik reagiert und dabei die Märkte mit immer mehr Liquidität geflutet.


    Mehrere Notenbanken, darunter die SNB und die Europäische Zentralbank (EZB) griffen gar auf Negativzinsen zurück, um die Wirtschaft zu beleben. Als Folge davon sind die Anleiherenditen weltweit gesunken. Zudem floss immer mehr Kapital an den Obligationen- und auch an den Immobilien- und Aktienmarkt.


    Inflation doch nicht tot


    Doch vor einiger Zeit hat sich das Blatt gewendet. Die Inflation, die lange tot geglaubt wurde, ist fulminant zu neuem Leben erwacht. Eine Mischung aus steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel und die konjunkturelle Erholung nach der weitgehenden Lockerung der Massanahmen zur Bekämpfung der Folgen der Coronapandemie sorgt weltweit für steigende Preise.


    In den USA und in der Eurozone steigen die Preise um mehr als acht Prozent. In der Schweiz beträgt die Inflation im Mai vergleichsweise tiefe 2,9 Prozent. Doch auch dies ist ein starker Anstieg, gab es doch während der vergangenen zehn Jahre praktisch keine Teuerung.


    (AWP)

  • So werden Zinserhöhungen der SNB die Schweizer Wirtschaft schmerzen


    Die Schweizerische Nationalbank könnte sich bereits im September vom rekordtiefen Zinsregime verabschieden. Die wichtigsten vier Folgen für die Schweizer Wirtschaft.


    12.06.2022 16:00


    Von Marc Iseli


    In Europa steht die erste Zinserhöhung seit 2011 an. Die Europäische Zentralbank EZB wird die wichtigsten Zinssätze im Juli um jeweils 0,25 Prozentpunkte anheben. Für September werden weitere Zinsschritte – grosse Schritte – erwartet. Das ist wahrscheinlich der Anfang vom Ende des rekordtiefen Negativzinsregimes, das die Schweizer Nationalbank im Januar 2015 installiert hat.


    Der Kurswechsel wird Auswirkungen auf die ganze Wirtschaft haben. Immobilienbesitzer müssen mehr für die Hypothek zahlen. Die Mieten werden anziehen. Unternehmen müssen mehr Zins auf Fremdkapital berappen, was die Kosten für Investitionen erhöht. Der Franken dürfte stärker werden, Konsumentinnen und Konsumenten müssen mit steigenden Preisen rechnen. Bei gleichbleibenden Löhnen sinkt die Kaufkraft. Der Aktienmarkt verliert an Schub.


    Die SNB könnte sich bereits im September vom rekordtiefen Zinsregime verabschieden. Der von der EZB skizzierte Fahrplan gibt der Nationalbank viel Spielraum, um bereits in diesem Spätsommer an der Zinsschraube zu drehen. "Wir erwarten, dass die SNB ihren Leitzins quartalsweise um jeweils 0,25 Prozent erhöhen wird", schreibt etwa die Raiffeisen in einem Kommentar vom Freitag.


    Das Negativzinsregime wurde einst installiert, um der Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken. Es war ein Nebenprodukt der Aufgabe des Mindestkurses und sollte verhindern, dass der Euro-Franken-Kurs völlig kollabiert. Eine Rückkehr zur Normalität, das war von Anfang an klar, wird schmerzhaft sein und deutliche Spuren in der Wirtschaft hinterlassen.


    Pain-Point 1: Der Franken steigt


    Für importierende Unternehmen sind es gute Nachrichten, für exportierende Unternehmen eher weniger gute: Steigende Zinsen machen den Franken attraktiver. Weil die Zinsen im Ausland aber noch stärker und vor allem früher anziehen, bleibt unklar, wie stark der Effekt sein wird.


    Der härtere Franken dürfte aber die Preisinflation etwas in Grenzen halten. Die hohen Importpreise werden gedämpft. Oder im Ökonomen-Jargon: Während der Preis für den Bezug von Vorleistungen aus dem Ausland steigt, nimmt die relative Kaufkraft des Frankens dank Aufwertung zu, sodass unterm Strich nur noch eine moderate, importierte Inflation bleibt.


    Besonders relevant ist das im Verhältnis mit der Euro-Zone. Die Europäische Union ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Und in der Union wird die Teuerungsrate, die das deutsche "Handelsblatt" angesichts der Höhe von 8,1 Prozent zurecht als "Gruselinflation" bezeichnet hat, laut EZB-Chefin Christine Lagarde "nicht rasch sinken". Der starke Franken sorgt also dafür, dass ein Teil des Grusels nur bis Konstanz kriecht, aber nicht nach Kreuzlingen.


    Pain-Point 2: Fremdkapital wird teurer


    In den letzten Jahren erhielten Firmen zu rekordtiefen Zinsen einen Kredit, um das Business auszubauen. Das heisst: Sie konnten praktisch zum Nulltarif investieren.


    Der Maschinenpark war veraltet? Kein Problem, die UBS, Credit Suisse, ZKB oder Raiffesen lieferte das Geld für eine Neuanschaffung und verlangte im Gegenzug nur einen Minizins. Der Gewinn an Produktivität war höher als der Zins – ergo blieb unterm Strich eine schöne Rendite. Und die Abschreibungen auf dem neuen Maschinenpark haben zwar das Bankkonto nicht belastet, dafür aber den Gewinn, und so obendrein auch noch die Steuerlast geschenkt.


    Diese Zeiten sind bald vorbei. Wenn die Nationalbank die Zinszügel anzieht, werden die Banken wieder mehr Zins für einen Investitionskredit fordern, was gemäss klassischer Lehrbuch-Ökonomie zu tieferen Investitionen und entsprechend zu einer verringerten Wirtschaftskraft und langfristig zu weniger Produktivität führen wird.


    Pain-Point 3: Immobilienfinanzierung wird teurer


    Analog zu den Investitionskrediten wird auch die Hypothek teurer. Das bedeutet bei gleichbleibenden Preisen im Markt: Immer weniger Haushalte können sich überhaupt ein Objekt leisten. Das bremst die Nachfrage – und damit auch die Preisentwicklung.


    Für bestehende Hypothekarnehmer heisst das auch: Bei der nächsten Erneuerung des Kreditvertrages kommt es zum Schock. Die Bank könnte eine Verlängerung der Hypothek an höhere Zinszahlungen knüpfen.


    Um ein Beispiel zu machen: Wird eine Hypothek über 800’000 Franken neu mit 2,5 statt mit 1,5 Prozent verzinst, ist das unterm Strich eine Erhöhung von 1 Prozentpunkt. Aufs Jahr hochgerechnet sind das 8000 Franken mehr. Das sind mehr als 10 Prozent des Schweizer Brutto-Medianlohns.


    Oder um ein anderes Beispiel zu machen: Wenn die SNB den Zins langsam erhöht und die Hypozinsen um 1 Prozent steigen, ist das für den durchschnittlichen Familienhaushalt durchaus gleichbedeutend mit einer plötzlichen Verdoppelung der Krankenkassenprämien. Mit den 8000 Franken, die wegen der Zinserhöhung aus dem Portemonnaie gezogen werden, könnte eine Familie auch locker die Familienskiferien in einem noblen Hotel in Zermatt finanzieren.


    Pain-Point 4: Mieten steigen


    Für den Grossteil der Schweizerinnen und Schweizer noch bedeutender ist aber die Veränderung im Mietmarkt. Die Mieten werden steigen, wenn die Zinsen anziehen. Denn der Referenzzinssatz stützt sich auf den hypothekarischen Durchschnittszinssatz der Banken. Er wird vierteljährlich durch das Bundesamt für Wohnungswesen ermittelt. Der Referenzzinssatz ist massgebend für Mietzinsanpassungen in bestehenden unbefristeten Mietverhältnissen


    Der mietrechtliche Referenzzinssatz lag vor dem Negativzinsregime bei 2,0 Prozent, aktuell liegt er bei 1,25 Prozent. Ein Anheben des Zinssatzes ist nur eine Frage der Zeit. Kommt dazu: Vermieter wollen die anziehenden Nebenkosten gerne an ihre Mieter weitergeben, um ihre eigene Rendite stabil zu halten. Sie werden also die höheren Finanz- und Betriebskosten einer Liegenschaft auf die Mieter abwälzen.


    Das dürfte unterm Strich sehr interessant werden, weil gleich mehrere Faktoren aufeinandertreffen. Weil Immobilien immer weniger erschwinglich werden oder finanziell weniger attraktiv sein werden, steigt die Nachfrage im Mietmarkt. Der Mietmarkt ist in gewissen Regionen aber bereits völlig überlaufen. Hier dürften die Mieten nochmals massiv anziehen, aber auch in der Peripherie ist die Zeit des billigen Wohnens wahrscheinlich vorbei.

  • SNB-Chef Jordan: Weitere Zinsstraffung ist wahrscheinlich notwendig


    Die Wirtschaft fürchtet angesichts der hohen Inflationsraten eine Rezession. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) reagierte jüngst mit einer überraschend starken Zinserhöhung und will bei Bedarf weitere Schritte folgen lassen.


    22.06.2022 17:19


    "Wir haben eine neue Inflationsprognose veröffentlicht. Wenn man sie richtig interpretiert, sieht man, dass wahrscheinlich eine weitere Straffung notwendig ist", sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Mittwoch an einer Konferenz in Zürich.


    "Wir wissen nicht genau, wann und wie viel, aber dieser Inflationsdruck ist noch nicht vollständig bekämpft." Einen Zeitrahmen nannte Jordan nicht: "Wir werden erst abwarten, ob die bereits ergriffenen Massnahmen ausreichen oder es weiterer Eingriffe bedarf", betonte er.


    Die Situation dürfte noch eine Weile angespannt bleiben, führte Jordan aus. "Denn die Lage ist momentan sehr kompliziert und verlangt nach durchdachten Massnahmen", sagte er am "Point Zero Forum".


    Gefahr von Zweitrundeneffekten


    Nicht nur global gesehen sei die Kombination aus hohen Geldmengen und den derzeit sehr schwierigen Marktkonditionen wie Lieferketten- und Nachfrageschocks eine gefährliche Mischung: "Die SNB sieht durchaus Risiken, dass die hohen Energiepreise zu sekundären und tertiären Preiseffekten führen können", erklärte Jordan. Daher habe man sich auch zu einem ersten starken Zinsschritt durchgerungen.



    Der Inflationsdruck dürfte indes noch nicht so schnell verschwinden. Schlussendlich habe die Geldpolitik ja keinen Einfluss auf die Energiepreise oder die Lieferkettenprobleme.


    sta/ra


    (AWP)

  • Sichtguthaben bei der SNB sinken im Vergleich zur Vorwoche um 3,5 Mrd Fr.


    Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche gesunken. Die Einlagen von Bund und Banken lagen am 8. Juli bei 745,0 Milliarden Franken nach 748,5 Milliarden in der Woche davor, wie die SNB am Montag mitteilte. Das ist ein Rückgang um rund 3,5 Milliarden Franken. Auf die Giroguthaben inländischer Banken entfielen Ende letzter Woche 635,2 Milliarden Franken (-10,5 Mrd).


    11.07.2022 10:30


    Die Entwicklung der Sichtguthaben gilt als Indiz dafür, ob die SNB am Devisenmarkt interveniert, um den Kurs des Schweizer Frankens zu beeinflussen.


    awp-robot/


    (AWP)

  • SNB-Ausschüttungen für Bund und Kantone in Gefahr


    Die steigenden Zinsen und fallenden Aktienmärkte wirken sich massiv auf das Ergebnis der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aus. Das Halbjahresergebnis wird jedenfalls tiefrot ausfallen, so dass die Ausschüttungen an Bund und Kantone in Gefahr geraten.


    14.07.2022 11:23


    Bereits im ersten Quartal 2022 musste die Nationalbank wegen der schwachen Finanzmarktentwicklung einen Verlust von 32,8 Milliarden hinnehmen. Nun zeichnet sich nach Berechnungen der UBS auch für das zweite Quartal ein Verlust in der Grössenordnung von 50 Milliarden Franken ab, wie es in einem Anlagekommentar der Grossbank vom Donnerstag heisst. Die fallenden Goldnotierungen und die Wechselkursveränderungen dürften das Ergebnis, das am 29. Juli veröffentlicht wird, zusätzlich belastet haben.


    Gemäss den UBS-Berechnungen hat die SNB in der Periode von April bis Juni allein auf ihrem Aktienportfolio einen Verlust von 35 Milliarden Franken erlitten. Die Trendumkehr in der Geldpolitik und der damit zusammenhängende Zinsanstieg wirken sich zudem negativ auf die Kurse der von der SNB gehaltenen Anleihen aus und dürften das Ergebnis somit mit 15 bis 20 Milliarden belastet haben. Und auch die Entwicklung des Goldpreises wird der SNB einen Verlust von knapp 2 Milliarden beschert haben.


    Der Einfluss der Frankenentwicklung dürfte sich bei einem steigenden US-Dollar und einem sinkenden Euro unterschiedlich ausgewirkt haben, was per Saldo gemäss der UBS-Berechnung in einem leichten Minus resultiert haben dürfte. Gestützt wird das Ergebnis jeweils durch wiederkehrende Erträge wie Zins- und Dividendenzahlungen, was auch im zweiten Quartal der Fall gewesen sein sollte.


    Hohe Ausschüttungsreserve dürfte schwinden


    Was das für die Ausschüttungen der SNB an Bund und Kantone heisst, kann man derzeit noch nicht genau sagen, da diese allein abhängig vom Jahresergebnis bzw. einem Bilanzgewinn per Ende Jahr sind. Zwar beläuft sich die für die Zahlungen relevante Ausschüttungsreserve nach dem Jahresergebnis 2021 derzeit auf rund 102 Milliarden Franken.


    Wenn die Entwicklung an den Finanzmärkten aber auch im zweiten Semester in die falsche Richtung geht, könnte diese bald aufgebraucht sein. Stand heute sind die Ausschüttungen gemäss UBS jedenfalls zumindest gefährdet. Da die SNB auch dieses Jahr zusätzliche Rückstellungen von gegen 10 Milliarden tätigen dürfte, müsste sie bereits bei einem Jahresverlust von etwa 93 Milliarden Franken auf Ausschüttungen an Bund und Kantone verzichten.


    Die Grossbank erwartet zwar eine Erholung der Aktienmärkte in der zweiten Jahreshälfte. Gleichwohl sollte "aus der Perspektive einer vorsichtigen Fiskalpolitik die SNB-Ausschüttung im nächsten Jahr nicht als gesetzt angesehen werden", schreibt sie in ihrem Kommentar.


    uh/rw


    (AWP)

  • SNB im ersten Halbjahr mit sehr hohem Verlust


    (Update mit weiteren Details) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Halbjahr ein massives Minus eingefahren. Vor allem Kursrückgänge auf Aktien und Zinspapieren, aber auch wechselkursbedingte Verluste waren verantwortlich dafür. Die Ausschüttungen an Bund und Kantone sind dadurch gefährdet.


    29.07.2022 08:25


    Konkret weist die SNB für die Periode von Januar bis Juni 2022 einen Verlust von 95,2 Milliarden Franken aus, wie sie am Freitag mitteilte. Nach einem Verlust von 32,8 Milliarden im ersten Quartal kamen im zweiten Jahresviertel nochmals 62,4 Milliarden dazu. Ganz überraschend kommt die Zahl nicht - mit einem hohen Verlust war gerechnet worden. Allerdings ist die Zahl noch etwas höher, als Ökonomen im Vorfeld geschätzt hatten. Es handelt sich auch um den grössten Verlust der SNB in ihrer über 100-jährigen Geschichte.


    Grund für den riesigen Verlust ist vor allem die schwache Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten. Auf den hohen Reserven der SNB von aktuell gegen 1000 Milliarden Franken führen kleinste Bewegungen zu hohen Gewinnen oder Verlusten für die Nationalbank.


    Nicht nur die Aktienmärkte entwickelten sich im ersten Halbjahr wegen des Ukrainekrieges, der stark gestiegenen Inflation und vermehrt auch Rezessionsängsten stark rückläufig. Die fast weltweit steigenden Zinsen führten auch zu hohen Bewertungsverlusten auf den Anleihenmärkten, dazu kam noch der schwache Euro.


    Dies führte im ersten Semester per Saldo zu einem Verlust auf den sogenannten Fremdwährungspositionen von 97,4 Milliarden. Der Betrag setzt sich zusammen aus Kursverlusten von 48,7 Milliarden auf Zinspapieren und -instrumenten (Anleihen etc.) und von 44,0 Milliarden auf Aktien und ähnlichen Papieren.


    Die wechselkursbedingten Verluste beliefen sich derweil auf insgesamt 10,3 Milliarden Franken. Etwas verschönert wurde das Ergebnis durch Zins- und Dividendenerträge von zusammen 5,6 Milliarden Franken.


    Nur kleine Gewinne auf Gold


    Auf dem seit Jahren mengenmässig unveränderten Goldbestand gab es einen Bewertungsgewinn von 2,4 Milliarden. Aber auch dieser ist seit dem ersten Quartal (+4,2 Mrd) geringer geworden. Kaum mehr relevant ist das Ergebnis auf den Frankenpositionen: Die Notenbank erzielte darauf noch einen Gewinn von 35,1 Millionen Franken. Sobald die Negativzinsen wegfallen, werden diese ganz versiegen.


    Die SNB betonte zwar wie üblich, dass ihr Ergebnis überwiegend von der Entwicklung der Gold-, Devisen und Kapitalmärkte abhängig ist. Starke Schwankungen seien deshalb die Regel und Rückschlüsse vom Zwischenergebnis auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich.


    Was das Ergebnis für die Ausschüttungen der SNB an Bund und Kantone heisst, kann man denn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau sagen, da diese allein abhängig vom Jahresergebnis bzw. einem Bilanzgewinn per Ende Jahr sind. Klar aber ist: Wenn es nicht zu einer deutlichen Erholung an den Finanzmärkten kommt, sind die Ausschüttungen an Bund und Kantone akut gefährdet.


    Ausschüttungsreserven aufgebraucht


    Zwar beläuft sich die für die Zahlungen relevante Ausschüttungsreserve nach dem Jahresergebnis 2021 auf hohen 102 Milliarden Franken. Wenn sich die Finanzmärkte im zweiten Semester aber nicht deutlich erholen, sind diese bald aufgebraucht.


    Da die SNB gemäss den Ökonomen der UBS auch dieses Jahr zusätzliche Rückstellungen von gegen 10 Milliarden tätigen dürfte, müsste sie bereits bei einem Jahresverlust von etwa 93 Milliarden Franken auf Ausschüttungen an Bund und Kantone verzichten.


    Die Ausschüttungen erfolgen aufgrund einer Vereinbarung zwischen Bund und Nationalbank von Anfang 2021. Demnach besteht die Gewinnausschüttung aus einem Grundbetrag von 2 Milliarden Franken, der ausgeschüttet wird, sofern ein Bilanzgewinn von mindestens 2 Milliarden Franken vorhanden ist.


    Hinzu kommen vier mögliche Zusatzausschüttungen von je 1 Milliarde Franken, wenn der Bilanzgewinn 10, 20, 30 oder 40 Milliarden Franken erreicht. Letztes Jahr gab es eine Gewinnausschüttung von 6 Milliarden Franken, die zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kantone ging.


    uh/kw


    (AWP)

  • SNB dürfte laut Analysten Negativzinspolitik kommende Woche beenden


    (Zusammenfassung) - Weltweit erreicht die Inflation neue Höchststände. Dies hat letzte Woche die Europäische Zentralbank (EZB) dazu veranlasst, ihr zögerliches Verhalten abzulegen und die Leitzinsen kräftig zu erhöhen. Dies gibt nun auch der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mehr Spielraum für höhere Zinsen. Doch bis diese bei den Sparkonten ankommen, dürfte noch einige Zeit vergehen.


    12.09.2022 12:58


    Die lange Phase negativer Leitzinsen der SNB dürfte nach Ansicht von Analysten in der kommenden Woche Geschichte sein. Die SNB wird nämlich an der Lagebeurteilung am 22. September zu positiven Leitzinsen zurückkehren, sind sich Ökonomen sicher. Im Juni hatte die SNB erstmals seit 2007 die Leitzinsen angehoben, nämlich um 50 BP auf noch -0,25 Prozent. Erwartet wird nun ein weiterer Zinsschritt von 50 bis 75 Basispunkten (BP).


    Möglich wird dies nicht zuletzt dank der EZB. Diese hatte im Juli erstmals seit Jahren den Leitzins um 50 BP erhöht und vergangene Woche mit weiteren 75 BP nachgedoppelt. Da die EZB zudem ihre Inflationsprognosen deutlich erhöht hat, dürfte es in den kommenden Monaten zu weiteren aggressiven Zinsanhebungen kommen, schreibt UBS-Ökonom Alessandro Bee in einer kürzlich veröffentlichten Studie.


    SNB dürfte Spielraum nützen


    Die Zinserhöhung der EZB verschaffe nun der SNB weiteren Spielraum, auf die steigende Schweizer Inflationsrate zu reagieren, heisst es bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Mit aktuell 3,5 Prozent Inflation sei der Handlungsbedarf allerdings bei weitem nicht so akut wie in der Eurozone. Dort sind die Preise im August um 9,1 Prozent gestiegen.


    Die ZKB geht davon aus, dass die SNB in den nächsten Monaten ihre Geldpolitik "der ruhigen Hand" fortführen wird und rechnet mit einer Zinserhöhung am 22. September um 50 BP. Die ZKB geht neu aber davon aus, dass die SNB im Dezember mit weiteren 50 BP nachdoppelt. Bisher erwartete die ZKB 25 BP.


    Es sei im September sogar ein Schritt von 0,75 Prozentpunkten möglich, meint derweil UBS-Ökonom Bee. Denn wegen der hohen Inflationsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz sei der Franken kaum mehr überbewertet. Die SNB sieht im starken Franken eine wirksame Massnahme im Kampf gegen die hohe Inflation.


    Während die ZKB bis im Frühling einen SNB-Leitzins von 1,0 Prozent erwartet, sieht die UBS den Satz bei 1,25 Prozent. Dann aber erwarten UBS und ZKB wie in der Eurozone auch eine Zinspause in der Schweiz. Bis dahin sollte die SNB die Inflationsrisiken auch massgebend gemindert haben, so Bee.


    Weniger konkret ist Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank. Der Schritt der EZB habe Erwartungen geweckt, dass sich die SNB in zwei Wochen auch nicht lumpen lasse. Eine Zinserhöhung von 50 BP scheine gegeben, auf eine solche von 75 BP oder gar einem Prozentpunkt werde spekuliert.


    Da SNB werde den Leitzins bis im nächsten Sommer zügig in den Bereich von 1,5 Prozent erhöhen, meint auch Stucki. "Wie hoch die einzelnen Zinsschritte auf diesem Weg ausfallen, ist dabei nicht so wichtig." Dadurch sollte die Inflation mittelfristig wieder unter die Marke von 2 Prozent sinken. Neben Basiseffekten dürften ihr dabei auch die globale Abschwächung der Konjunktur und der damit verbundene Rückgang der Nachfrage von Gütern und Dienstleistungen helfen, so der Ökonom.


    Trotz höherer Leitzinsen müssen sich Sparer noch gedulden


    Doch auch wenn die Leitzinsen nun demnächst wieder im positiven Bereich stehen, bis dies auch bei den Sparern angekommen ist, dürfte noch einige Zeit ins Land ziehen. Das Potenzial für höhere Zinsen auf dem Bankkonto sei gering, sagt Bee. Ein rascher Anstieg der Zinsen auf Einlageguthaben sei nicht zu erwarten. Während der letzten beiden Zyklen habe eine Anhebung der Leitzinsen um 2,5 Prozentpunkte zu einer Erhöhung der Sparzinsen um lediglich 0,5 Prozentpunkte geführt.


    Zudem seien seit der Finanzkrise zusätzlich neue Liquiditätsvorschriften und schärfere Eigenmittelanforderungen hinzugekommen, die die Kosten für die Banken erhöhten. "Deshalb dürfte auch eine allfällige Verzinsung von Kontoprodukten für Unternehmen und institutionelle Anleger nicht so rasch zu erwarten sein", sagt Bee voraus.


    pre/rw


    (AWP)

  • Sichtguthaben bei der SNB sinken - Laut Experte aber noch nicht wegen SNB-Bills

    Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche gesunken.


    26.09.2022 12:58


    Die sogenannten SNB-Bills, welche die SNB vergangene Woche als liquiditätsabschöpfende Massnahme implementiert hat, spielen laut einem Experten aber noch keine Rolle.

    Die Offenmarktoperationen der Notenbank zu Verminderung des Liquiditätsangebots am Geldmarkt besteht aus zwei Instrumenten: Den SNB Bills und Repogeschäften. Letztere wurden in den vergangenen Jahren regelmässig eingesetzt, die SNB Bills jedoch zuletzt 2011.

    Bei den "reaktivierten" SNB-Bills handelt es sich um verzinsliche Schuldverschreibungen der Nationalbank. Die SNB verkauft also Wertpapiere, die sie selber herausgibt. Die Käufer dieser Instrumente sind vor allem Banken; sie zahlen in Schweizer Franken. Dadurch sinkt die Geldmenge.

    Die ersten beiden "neuen" SNB-Bills wurden just vergangenen Donnerstagnachmittag zur Zeichnung aufgelegt, direkt nach der deutlichen Zinserhöhung durch die SNB. Die Auktionen werden wöchentlich durchgeführt.

    Nun sind die Sichtguthaben letzte Woche gesunken. Die Einlagen von Bund und Banken lagen am 23. September bei 747,1 Milliarden Franken und damit 7,4 Milliarden Franken tiefer als in der Vorwoche. Ein Rückgang in dieser Grössenordnung wurde in den letzten Jahren nicht einmal annähernd gesehen. Die Giroguthaben inländischer Banken gingen sogar um 12,3 Milliarden auf 626,6 Milliarden zurück.

    Bills greifen erst nächste Woche

    Laut dem den CS-Ökonomen Maxime Botteron haben die auktionierten SNB-Bills aber noch keine direkte Rolle gespielt. Denn deren Liberierung, also die Einzahlung der Franken für die Wertpapiere, finde erst am (heutigen) Montagnachmittag statt, sagte er auf Anfrage von AWP.

    Botteron erklärt sich den Rückgang mit Repo-Operationen, die vergangene Woche abgelaufen sind. Die Banken hätten also temporär erhaltene Liquidität zurückbezahlt, was zu einem Rückgang der Sichtguthaben geführt habe.

    Denn die SNB musste zu Zeiten von Negativzinsen noch liquiditätszuführende Geschäfte führen, sagte Botteron. Das sei vor allem über Repos geschehen.

    Die neu auktionierten SNB-Bills werden aber auf jeden Fall in den Daten von nächster Woche sichtbar sein. Botteron erwartet dann einen deutlich stärkeren Rückgang der Sichtguthaben.

    (AWP)

  • SNB hat im zweiten Quartal Devisen im Umfang von 5 Mio Fr. verkauft

    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im zweiten Quartal 2022 die üblichen Devisenkäufe zur Schwächung des Schweizer Frankens eingestellt. Von April bis Juni hat die SNB gar 5 Millionen Franken an Devisen verkauft, wie einer am Freitag publizierten SNB-Statistik zu entnehmen ist.

    30.09.2022 09:41

    Das ist das erste Mal seit geraumer Zeit, dass der Devisenberg der Nationalbank nicht mehr weiter wächst. Im ersten Quartal hatte die SNB noch für 5,74 Milliarden Franken am Devisenmarkt interveniert, nachdem es im letzten Jahresviertel 2021 noch 12,63 Milliarden gewesen waren.

    Im gesamten Jahr 2021 hatte die SNB Fremdwährungen in Höhe von 21,1 Milliarden Franken erworben, um eine unerwünschte Aufwertung des Frankens zu verhindern - das war allerdings weit weniger als die massiven Interventionen im Coronajahr 2020 in Höhe von rund 110 Milliarden Franken.

    In der Zwischenzeit hat die SNB eine Kehrtwende vollzogen: An der letzten Lagebeurteilung von Mitte Juni erklärte sie, dass sie den Franken nicht mehr als überbewertet erachte.

    Zwar bleibe die Nationalbank weiterhin am Devisenmarkt aktiv und wäre bei einer "übermässigen Aufwertung" bereit, Devisen zu kaufen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Würde sich der Franken hingegen abschwächen, würde die SNB aber umgekehrt auch Devisenverkäufe erwägen. Das hat sie nun umgesetzt.

    ra/jb

    (AWP)

  • Nachdem die Politik in Europa und in der Schweiz hunderttausend(e) Existenzen mit der Coronapolitik vernichtet hat, versuchen nun die EZB und SNB mittels Zinserhöhungen die letzten des Mittelstandes zu vernichten.


    In Deutschland ist die Inflation dank den Leitzinserhöhungen erfolgreich von 8% auf 10% gestiegen.

    Ich weiss nicht ob ich Lachen oder Weinen soll.


    In den letzten 10 Jahren wurde erfolglos versucht mit Niedrigzinsen (z.T. unter Null) die Inflation anzuheizen. Dann kam Corona und der Krieg in der Ukraine und schwupp haben wir 10 % Inflation.


    Nicht immer funktioniert das was man gelernt hat oder in den Geschichtsbüchern steht.


    Ich finde es nun mehr als peinlich, dass die EZB und die SNB in diesen schlechten Zeiten nun eine Rezession einläuten und hundertausende Leute arbeitslos macht. Das ist einfach Scheisse !

    Das wirkliche Ziel ist, dass durch die künstliche Rezession die Leute nicht mehr Lohn fordern können.


    Meiner Meinung nach ein sehr gefährliches Spiel !

  • Nachdem die Politik in Europa und in der Schweiz hunderttausend(e) Existenzen mit der Coronapolitik vernichtet hat, versuchen nun die EZB und SNB mittels Zinserhöhungen die letzten des Mittelstandes zu vernichten.


    In Deutschland ist die Inflation dank den Leitzinserhöhungen erfolgreich von 8% auf 10% ..

    Sehe ich auch so. Eine Zinserhöhung von 1-2 Punkte, ist ja noch okay. Aber wenn es mehr wird, wird es gefährlich. Das ganze ist ein Spiel mit dem Feuer.

  • Deutlicher Rückgang: Sichtguthaben bei der SNB sinken um fast 80 Milliarden Franken

    Die Sichtguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind in der vergangenen Woche sehr deutlich gesunken.


    03.10.2022 12:54


    Darin spiegeln sich die liquiditätsabschöpfenden Operationen und letztlich der Übergang zu positiven Leitzinsen wider.

    Mit der "Umstellung" der Geldpolitik auf positive Leitzinsen hat die SNB auch ihr Instrumentarium erweitert. SNB-Bills und Repogeschäfte sollen das Liquiditätsangebot am Geldmarkt reduzieren. Letztere wurden in den vergangenen Jahren regelmässig eingesetzt, die SNB Bills jedoch zuletzt 2011. Damit stellt die Notenbank sicher, dass die Geldmarktzinsen nahe beim SNB-Leitzins liegen.

    Und prompt sind nun die Sichtguthaben bei der SNB letzte Woche deutlich gesunken. Die Einlagen von Bund und Banken lagen am 30. September bei 669,6 Milliarden Franken und damit satte 77,5 Milliarden Franken tiefer als in der Vorwoche. Ein Rückgang in dieser Grössenordnung wurde in den letzten Jahren nicht einmal annähernd gesehen. Die Giroguthaben inländischer Banken gingen um 62,9 Milliarden auf 563,7 Milliarden zurück.

    Damit wurde rund die Hälfte der Sichtguthaben, auf die die SNB keinen Zins zahlt, schon zurückgezogen. Die Notenbank verzinst bekanntlich nur einen Teil der bei ihr liegenden Sichtguthaben mit 0,5 Prozent.

    (AWP)

  • SNB-Chef Jordan pocht auf Unabhängigkeit der Notenbanken

    Nur eine unabhängige Zentralbank kann ihrem Mandat nachkommen und im Interesse aller handeln, erklärte SNB-Chef Jordan am Dienstag in einer Rede in den USA.


    11.10.2022 20:29


    Die Risiken für die Unabhängigkeit der Zentralbanken sind laut SNB-Präsident Thomas Jordan real und präsent. Das gelte auch für die Schweiz. Für Zentralbanken sei ihre Unabhängigkeit jedoch unverzichtbar.

    Die Unabhängigkeit der Schweizerischen Nationalbank sei nicht bloss Selbstzweck, sagte Jordan am Dienstag laut Redetext am Peterson Institute in Washington DC. Sie sei unverzichtbar als Mittel zur Erfüllung ihres Mandats und im Gesamtinteresse der Gesellschaft.

    "Diese Unabhängigkeit gilt es zu verteidigen", sagte Jordan. Und die Zentralbanken müssten sich ihrer Unabhängigkeit und des ihnen entgegengebrachten Vertrauens auch als würdig erweisen.

    Vorstösse aus der Politik, die von der SNB eine direkte Finanzierung von Staatsausgaben fordern, haben Hochkonjunktur. Laut einer im Frühling 2022 lancierten Volksinitiative etwa sollen Notenbankgelder die Altersvorsorge subventionieren. Die Sammelfrist für die Volksinitiative "Nationalbankgewinne für eine starke AHV" dauert bis November 2023. Hinter dem Begehren steht der Schweizerische Gewerkschaftsbund.

    (AWP)