• «Der Dollar ist nicht stärker, den Euro gibt es noch»

    Inflation

    Das Jahr hat den Anlegern bisher recht unangenehme Zeiten beschert. Die Liste der scheinbar absehbaren Selbstverständlichkeiten, die sich dann doch nicht materialisiert haben, ist lang.

    Keine Alternative? Von wegen.

    Das scheint sich an der Börse gerade wieder zu bewahrheiten: Der Jahresanfang hat viele Finanzmarktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischt. Diesmal sind es aber keine Wirtschaftsnachrichten oder überraschenden politischen Ereignisse, die dafür verantwortlich sind. Verantwortlich ist ausschliesslich Tina.


    Tina?


    Tina steht für den Schlachtruf der Perma-Bullen am Aktienmarkt: «There is no alternative!» Gemeint ist, dass es zur ­Aktie keine Alternative gäbe. Pustekuchen. Wo sonst der Januar-Effekt die Aktienkurse in die Höhe treibt, ist dieses Jahr Wundenlecken angesagt. Im Schnitt der letzten 90 Jahre konnte der US-Aktienmarkt im ersten Monat des Jahres 6 Prozent zulegen. In ­diesem Jahr ist er um knapp 4 Prozent ­ge­fallen.

    Der Dollar wurde nicht stärker, den Euro gibt es noch

    Auch die Zinsen sind nicht weiter ge­stiegen, wie alle angesichts des begonnenen «Tapering» der US-Notenbank Fed ­gemeint haben. Der Dollar ist nicht stärker geworden. Den Euro gibt es immer noch. Die Liste der von den Finanzmarktakteuren akzeptierten Selbstverständlichkeiten, die sich dann doch nicht materialisiert haben, ist lang.


    Ganz offensichtlich ist das, was alle sagen, kein so guter Leitfaden für die zukünftige Entwicklung. Fast ist man versucht zu überlegen, was denn wohl das hartnäckigste Vorurteil der Börsianer ist, um dann das Gegenteil davon zu erwarten. Kandidaten gibt es dafür eine ganze Reihe. Das aber wohl wichtigste Thema scheint allerdings die Inflation zu sein. Die ist ja bekanntlich kein Thema. Oder?

    Volkseinkommen drei Prozent unter ihrem Potenzial

    Tatsächlich liegen die Inflationsraten in den Industrienationen praktisch durchs Band in dem Bereich, den man als Preisstabilität bezeichnen würde. In der Schweiz steigen die Konsumentenpreise gerade mal um 0,1 Prozent über das Jahr, in der Euro-Zone um 0,9, in den USA um 1,5, in Japan um 1,6 und in Gross­britannien um 2 Prozent. Das sind allesamt ­tiefe Zahlen, die niemandem Sorge machen müssen. Noch immer gibt es war­nende Stimmen, die sogar von Deflation sprechen.


    Aber sind die Zahlen wirklich so niedrig? Gemeint ist nicht die von vielen vermutete Verzerrung der offiziellen Inflationssta­tistiken. Wer offenen Auges durch das Leben geht, sieht, dass die Preise zumindest des gehobenen Bedarfs fleissig steigen. ­Gemeint ist die Frage, ob angesichts der Wirtschaftslage die Inflationsraten wirklich niedrig sind. Vergessen wir nicht, dass viele Industrienationen noch mit den Spät­­folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben. So berechnet der internationale Währungsfonds, dass die Volkseinkommen der entwickelten Länder immer noch volle 3 Prozent unter ihrem Potenzial liegen. Das war zuletzt in der Weltrezession von 1982/83 der Fall.

    Abnahme der Inflation

    Historisch betrachtet haben solche Si­tuationen der Unterauslastung der volkswirtschaftlichen Kapazitäten regelmässig zu einer deutlichen Abnahme der Inflation geführt. Als Faustregel mag gelten, dass 1 Prozent Produktion unter dem Potenzial zu einer Abnahme der Inflation um 0,5 Prozent geführt hat. Mit anderen Worten, die Inflation müsste heute also viel tiefer liegen, als sie es eigentlich ist. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Inflation in den entwickelten Volkswirtschaften bei 1,4 Prozent, was lediglich einen Rückgang von 0,6 Prozentpunkten ausmacht und nicht die erwarteten 1,5 Prozentpunkte. Tut sich da etwas?


    Als Begründung für die hartnäckigen Inflationsraten kann man sicher anführen, dass trotz weltwirtschaftlicher Schwäche in den letzten beiden Jahren die Inflations­raten in den Schwellenländern hartnäckig bei über 6 Prozent verharrt sind. In einigen wichtigen Schwellenländern sehen wir insbesondere bei den Löhnen für gelernte Arbeit noch deutlich höhere Zuwachsraten. Vielleicht sind das die ersten Anzeichen, dass die disinflationären Effekte der Globalisierung langsam auslaufen.


    Wie dem auch sei, es ist nicht leicht zu begründen, dass die Inflationsraten nur ­unwesentlich unterhalb der jeweiligen Definition der betrachteten Zentralbanken für Preisstabilität liegen. Oder liegt das an der seit der Finanzkrise äusserst expansiven Geldpolitik der Notenbanken selbst? Für jemanden, der mit der eng an der Geldmengenentwicklung orientierten Geld­politik der Deutschen Bundesbank gross geworden ist, ist die augenblickliche Gelassenheit der Beobachter angesichts der ­explosionsartigen Aufblähung der Zentralbankbilanzen nicht wirklich nachvoll­ziehbar.

    Realität und historische Erfahrung klaffen auseinander

    Dass eine Verfünffachung der Notenbankgeldmenge in den USA, in Grossbritannien und in der Schweiz keinen Effekt auf die zukünftige Inflationsentwicklung haben sollte, erscheint doch unglaubwürdig. Und doch sind die Finanzmärkte an diesem Thema der Tiefenentspannung nahe. So weisen die an den Renditen für infla­tionsgeschützte Staatsanleihen ablesbaren Inflationserwartungen der Marktteilnehmer Werte auf, die weit unter den historischen Durchschnittsinflationsraten der jeweiligen Länder liegen.


    In den USA rechnen die Börsianer gerade einmal mit einer Inflationsrate von knapp über 2 Prozent im Schnitt der kommenden zehn Jahre. Das wäre beinahe ein halber Prozentpunkt unter dem Schnitt der letzten zehn Jahre, in denen ja immerhin die grösste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise stattgefunden hat. Ein halbes Prozent weniger Inflation, nach der wahrscheinlich grössten geldpolitischen Expansion der Weltgeschichte?


    http://www.handelszeitung.ch/k…-euro-gibt-es-noch-562988

  • Die wirtschaftlichen Vorteile des Vollgeldes

    Die aktuelle Vollgeld-Initiative in der Schweiz hat berühmte Vorgänger. Die Grundidee stammt von Frederick Soddy, der 1921 den Chemienobelpreis erhielt, sich aber nicht nur mit naturwissenschaftlichen, sondern auch mit ökonomischen Fragestellungen beschäftigte und hierzu zwei Monographien veröffentlichte. Darin forderte er, das staatliche Geldmonopol wiederherzustellen, indem die Kreditgeldschöpfung der Geschäftsbanken ausgeschaltet wird.


    Soddys Ideen wurden nach der Grossen Depression von führenden US-Ökonomen aufgegriffen und 1933 in einem Memorandum an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt zu Politikempfehlungen weiterentwickelt. In diesem Memorandum fordern die Verfasser, das Mindestreserve-System abzuschaffen und durch ein Vollreserve-System zu ersetzen. Dies bedeutet, dass alle Sichteinlagen durch eine Mindestreserve in Höhe von 100 Prozent gedeckt sein müssen. Damit sollte die Kreditgeldschöpfung der privaten Geschäftsbanken unterbunden und das staatliche Monopol der Geldschöpfung wiederhergestellt werden.


    Der Chicago-Plan


    Da ein Grossteil der Ökonomen, die dieses Memorandum unterzeichneten an der Universität von Chicago lehrten, wurden diese Forderungen als Chicago-Plan bekannt. Der Chicago-Plan spielte zwar eine wichtige Rolle bei der Bankengesetzgebung, letztendlich scheiterte aber eine Umsetzung der Vollreserve-Forderung am Widerstand der Bankbranche.


    Vor dem Hintergrund der jüngsten Finanzkrise und der Vollgeld-Initiative gewinnt der Chicago-Plan wieder an Aktualität. Jaromir Benes und Michael Kumhof vom Internationalen Währungsfond (IWF) haben die makroökonomischen Auswirkungen der Umsetzung des Chicago-Planes anhand eines wissenschaftlichen Modells für die USA untersucht und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen.


    Bei ihrer Analyse zeigen sie zunächst, welche Freiheiten Geschäftsbanken bei der Geldschöpfung haben. Entgegen der vorherrschenden Lehrbuchmeinung sind Banken laut Benes und Kumhof keine Finanzintermediäre in dem Sinne, dass sie zunächst von Sparern Kundeneinlagen bekommen und diese dann in Form von Krediten an Investoren weitergeben. Vielmehr verläuft der Prozess in umgekehrter Reihenfolge. Zuerst vergeben die Banken Kredite und schaffen damit Giralgeld, das dann anschliessend auf den Konten ihrer Kunden als Einlage erscheint. Damit liegt die Geldschöpfung weitestgehend in den Händen der Geschäftsbanken. Der Einfluss der Nationalbank ist begrenzt.


    Zurück zum Staatsmonopol


    Der Chicago-Plan sieht nun vor, das staatliche Geldschöpfungsmonopol wiederherzustellen. Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken quasi aus dem „Nichts“ soll abgeschafft werden und alle Bankguthaben müssen durch eine Anhebung der Mindestreserveverpflichtung auf 100 Prozent voll gedeckt sein. Damit werden die Geschäftsbanken wieder zu echten Finanzintermediären, die zuerst Vollgeldeinlagen anwerben müssen, bevor sie diese Einlagen als Kredite verleihen können.


    Dieses Vollgeld-System hat laut Benes und Kumhof sechs wesentliche Vorteile:


    Erstens können durch das staatliche Geldschöpfungsmonopol Kreditzyklen viel besser kontrolliert und damit letztendlich vermieden werden.


    Zweitens wird die Gefahr eines sogenannten Bank Runs eliminiert, da die Bankguthaben unabhängig von Kreditrisiken und damit sicher werden.


    Drittens würde die öffentliche Verschuldung erheblich sinken, wenn die Nationalbank zumindest Teile der Reserveeinlagen, die sie von den Geschäftsbanken erhält, an den Staat weitergibt, der diese Einnahmen dann zum Schuldenabbau verwendet.


    Viertens würde analog die private Verschuldung sinken, wenn die Nationalbank Teile ihrer Einnahmen in Form einer „Bürgerdividende“ an die Bevölkerung mit der Auflage ausbezahlt, diese Mittel zuvorderst für die Kredittilgung zu verwenden.


    Fünftens wird das Bruttosozialprodukt gesteigert, weil durch den Abbau öffentlicher und privater Schulden das Zinsniveau sinkt, weil durch die staatlichen Erträge aus der Geldschöpfung die Steuern gesenkt werden können und weil weniger Ressourcen für die Kreditüberwachung erforderlich sind. Benes und Kumhof schätzen, dass die Wirtschaftsleistung der USA hierdurch langfristig um annähernd 10 Prozent gesteigert werden könnte.


    Sechstens werden sogenannte Liquiditätsfallen vermieden, weil die Notenbank die verfügbare Geldmenge direkt ausweiten kann, ohne dabei auf die Bereitschaft der Geschäftsbanken, Kredite zu vergeben, angewiesen zu sein, und weil die Notenbank die Volkswirtschaft im Vollgeld-System auch durch negative Zinsen ankurbeln kann und somit in ihren Möglichkeiten durch keine effektive Zinsuntergrenze eingeschränkt ist.


    Aufgrund dieser potenziellen Vorteile verdient die Vollgeld-Initiative mehr Unterstützung.


    http://www.cash.ch/news/topnew…es_vollgeldes-3183528-771

  • Allgemein als Tatsache anerkannt.

    MarcusFabian hat am 31.08.2010 - 11:10 folgendes geschrieben:

    Quote
    Dass unser Geldsystem ein eingebautes, systembedingtes Verfalldatum hat, ist allgemein als Tatsache anerkannt. Die Frage ist lediglich, wann das System kollabieren wird. Wir sind ziemlich am Ende der Exponentialkurve und das System kann bereits 2010 kollabieren. Vielleicht aber auch 2012 oder erst 2015.

    pro memoriam

  • Auf Eis gelegte Diskussion mit Elias: "Geld aus dem Nichts":


    "Loans create money", Bank of England:


    http://www.zerohedge.com/contr…80%A6-and-deposits-follow


    Zentrale Aussage:

    Banks DO, In Fact, Create Money Out of Thin Air

    Was aber auch hier in den Bilanzen fehlt und worum sich die ganze Regulation (Basel) dreht: EIGENKAPITAL. Ohne Eigenkapital der Bank keine Kredite und somit keine Depositen. Aber auch der Kreditnehmer benötigt Eigenkapital (z.B. Haus als Sicherheit, dessen vermuteter Marktpreis den benötigten Kredit übersteigt) und fehlt dieses, dann schlägt dies sich in den Kreditbedingungen nieder (z.B. höherer Zins), weil dann die Bank mehr eigenes Eigenkapital riskiert.


    Lass ich mal so stehen.

  • Bullish hat am 20.03.2014 - 22:38 folgendes geschrieben:

    Quote

    Lass ich mal so stehen.


    ..ist wohl auch besser so.



    Sonst kommen nur die "Geld-aus-dem_Nichts-Spinner" und "Lederlappen-Utopisten" wieder aus ihren Löchern.. *secret* :cool:



    weico

  • Bargeld verboten!


    Von Beat Kappeler


    Geld soll zur blossen digitalen Spur werden. Und doch können kontrollierende Staaten nicht verhindern, dass die Bürger zuletzt in reale Werte fliehen, in die Untergrundwirtschaft, in den Tausch, in Goldklauseln in den Verträgen. Sie halten sich an den Wahlspruch der 68er: Rebellion ist berechtigt.

    Mit mehr als 1000 Euro bar zu zahlen, ist in Westeuropa schon weitherum verboten. Bargeld soll den elektronisierten Zahlungen weichen. Ein grosses Projekt der Machthaber und Notenbanken vollzieht sich, alles Geld muss einsehbar, kontrollierbar, besteuerbar und amputierbar werden. In der Schweiz solle Bargeld bei Zahlungen erst ab 100 000 Franken verboten werden, schlägt die Finanzministerin vor. Demgegenüber muss sich jeder EU-Bürger nicht nur beim Verlassen der EU, sondern auch beim Überschreiten der staatlichen Grenzen innerhalb der EU selbst anzeigen, wenn er mehr als 10 000 Euro in bar mitführt. Auch der schweizerische Bundesrat kann dank einer seiner neuen Verordnungen bereits die Bürger mit mehr als 10 000 Franken in bar an der Grenze kontrollieren. Noch aber gilt Art. 3,2 im Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel: «Schweizerische Banknoten müssen von jeder Person unbeschränkt an Zahlung genommen werden.» Erste Ritzungen dieses Gesetzes pflegen bereits manche Banken, welche die Allgemeinen Geschäftsbedingungen still und leise dahin änderten, dass sie «Barauszahlungen nach freiem Ermessen ablehnen».


    Doch nehmen wir den grösseren Rahmen in den Blick. König Krösus von Lydien liess im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erstmals Goldklümpchen mit seinem Siegel versehen und schuf damit Geld, das nicht mehr nur Ware war, sondern das allgemeine Dritte. Geld wurde damit als standardisierter Wert gegenüber allen anderen Waren oder Diensten getauscht. Der Bürger konnte damit auch Werte abstrakt aufbewahren, ohne an eine Gegenpartei gebunden zu sein. Seit ab 1971 das Geld bloss noch Papier ist, bleibt als Gegenpartei nur die Bürgerschaft insgesamt, solange die Bürger diese Geldzeichen annehmen. Was ist der Wert solchen Papiers? Der heute wieder entdeckte Ökonom Ludwig von Mises gab eine verblüffende Definition: Die Kaufkraft des Geldes für die Bürger ist das, was ihre alltägliche Erfahrung als dessen Kaufkraft nahelegt. Das scheint ein logischer Zirkelschluss zu sein. Stimmt. Doch genau dies ist richtig beim Papiergeld, denn es hat keinen materiellen Anker mehr, es ist selbstreferentiell. Nur wenn mein Nächster dieses Geld annimmt, hat es Wert, und wenn er wegen Misstrauen oder Inflation immer mehr davon für einen Kartoffelsack will, dann senken die Bürger den Wert des Geldes einvernehmlich unter sich. Das ist die letzte Anarchie der Freiheit, der Markt dringt durch alle Ritzen. Doch genau diesen freien Austausch sollen die Bargeldverbote und Mitnahmeverbote verhindern. Die obrigkeitliche Macht will wissen, was die Geldbenutzer so treiben.


    Elektronische Fesseln


    Das Geld soll zum blossen Elektronenhäufchen werden, wie die Aktien und Obligationen. Noch in den 1980er Jahren konnte man Obligationen, Aktien im Schliessfach lagern, die Coupons jährlich oben am Schalter bar kassieren und weglaufen. Doch wegen der immateriellen Speicherung im Neverland kann man das Geld, die Wertpapiere nicht mehr als Schatz bei sich halten, sondern alle Halter werden vollständig abhängig von allerlei Gegenparteien – von Kartenfirmen, von Banken und ihrer neulich schwankenden Solidität, von inflationierenden, kontrollierenden, amputierenden Staaten.


    Die staatlichen Kontrollen nehmen zwei Wege. Einmal kann der Staat den Bürger auf dem Territorium sozusagen einsperren, mit Kapitalverkehrsverboten oder -beschränkungen. Als Frankreichs Linke 1983 mit ihrer falschen Politik auflief, verbot sie den Franzosen, mehr als damalige 2000 Francs (etwa 500 Schweizer Franken) über die Grenze zu transferieren. Importeure mussten für Devisenzuteilungen im Ministerium anstehen. Die Weimarer Republik erliess 1931 eine «Reichsfluchtsteuer» von 25 Prozent, eine nackte Beschlagnahmung. Heute sind solche Fesseln elektronisch perfekt zu handhaben. Wir erinnern uns: Vor einem Jahr wurden alle Transaktionen der Bankeinlagen aus Zypern verboten und kontrolliert. Dies und die allgemeine Obergrenze für Bargeld bei nationalen Grenzübertritten von 10 000 Euro sind beschämende Neuheiten: Die Kapitalverkehrskontrollen gelten jetzt sogar innerhalb eines Währungsgebiets, des Euroraums, und nicht bloss wie früher gegenüber anderen Währungsräumen.


    Zweitens können elektronisch gespeicherte Einlagen bequemstens amputiert werden. Wiederum in unserer Zeit hat dies bereits in Zypern 2013 stattgefunden. Zuerst wollten die höchsten westlichen Finanzautoritäten, Weltwährungsfonds, EZB, EU-Kommission, Bundesfinanzminister, sogar die kleinen Bankeinlagen amputieren, entgegen dem 2008 feierlich für die ganze EU versprochenen Einlagenschutz. Nach weltweiter Konsternation beschnitt man nur oberhalb von 100 000 Euro. Dennoch war auch das ein Fanal. Der jährliche Bericht «Fiscal Monitor» des Weltwährungsfonds erwog Ende 2013 eine «Abgabe» von 10 Prozent auf allen Vermögen Europas, um die Schuldenkrise im Euroraum auf einen Schlag zu lösen. Anfangs Februar 2014 wärmte die Bundesbank diese Idee wieder auf. Ausserdem phantasieren Notenbanken und Experten in den USA und Europa von negativen Zinsen, die den Banken für ihre Konten bei der Notenbank verrechnet und um welche dann auch die Einlagen der Bürger reduziert würden – ohne mögliche Flucht ins Bargeld. Die schöne Begründung: wegen der fehlenden Kreditgewährung müsse man Geld zwangsweise in Kredite und Ausgaben pumpen. In Wahrheit unterbleiben Kredite im überschuldeten Westen, weil die Arbeitsmärkte, die Gütermärkte verkorkst und die Staaten halb bankrott sind. Die anderen Begründungen für Bargeldverbote sind wie immer: Sicherheit, Kriminalität, Geldwäscherei, Steuervergehen. Die Politiker spielen seit je Sicherheit gegen Freiheit aus – und kriminalisieren alle Bürger, ohne es zu merken.


    Enteignung per Knopfdruck


    Vorreiter ist Schweden. Sicherheit und Praktikabilität spielen für die Schweden eine so grosse Rolle, dass sie freiwillig aus dem Bargeld flüchten, mit etwas Nachhilfe ihrer Banken. Diese haben in drei Vierteln ihrer Filialen die Bargeldausgabe beendet. Der bargeldlose Zahlungsverkehr wird allseits bejubelt, denn so gebe es weniger Diebstähle und Banküberfälle. Sehr praktisch. Ein Lobbyist der Kreditkartenfirmen machte jüngst gar hygienische Gründe für den Vorteil des bargeldlosen Zahlungsverkehrs geltend. Er hat die Bakterien auf einer Schweizer Banknote gezählt und kam auf 32 400 Stück. Sofort abschaffen. Damit hätten die Bakterien ihr erstes grosses Opfer gefunden – die Bargeldfreiheit.


    Solch kleinlichen Überlegungen muss man die Phantasie des Schrecklichen gegenüberstellen. Einerseits die noch nicht lange zurückliegenden Amputationen, die schon wieder vergessen scheinen, andererseits das, was die heute in die Enge getriebenen Notenbanken und Schuldenstaaten mit den Notstandsklauseln in Demokratien anrichten können. Weimar, Zypern und Frankreich wurden schon erwähnt. Für Frankreich kann man auch die Zwangsanleihe anfügen, welche die bankrotte Mitterrand-Regierung 1983 eintrieb. Jacques Delors, Finanzminister und späterer EU-Kommissionspräsident, erhob von jedem, der mehr als 5000 Francs Steuern zahlte, nochmals 10 Prozent dazu als Anleihe an den Staat. Italiens Lira geriet in eine schwere Krise – da amputierte die Regierung in der Nacht vom 9. Juli 1992 alle Bankkonten um insgesamt 5,7 Milliarden Euro heutigen Werts und reichte das Gesetz zwei Tage später rückwirkend nach. 6 Promille der Konten wurden zugunsten des Staats abgebucht. Mit den elektronisch vollständig den Regierungen ausgelieferten Bürgerkonten kann dies heute alles ad hoc und maximal effizient per Knopfdruck geschehen, zusätzlich auch die negative Verzinsung, also generelle Amputation, es können nach Belieben Transaktionssteuern erhoben, erhöht und verallgemeinert werden.


    Die neu in Europa ausgegebenen Staatsanleihen tragen alle die «Collective Action Clause», wonach bei Zahlungsschwierigkeiten eines Staates eine Mehrheit der Gläubiger reicht, um die anderen ebenfalls zum Schuldenschnitt zu verpflichten. Der Schnitt erfolgt elektronisch. Die Notenbanken können ad hoc Tiefzinsen auf Staatspapieren vorschreiben, wie in den USA 1940 bis 1951, und die Rückzahlung der Schuldverschreibungen könnte für Griechenland, wie man diskutiert, jederzeit um 50 Jahre aufgeschoben werden. Zimbabwes Banknoten tragen Verfallsdaten, auch dies ist eine Beschränkung des Bargeldes, die in Europa freilich noch zu entdecken bleibt. Kann sich Frankreich nicht zu schmerzhaften Reformen durchringen und will es partout im Euro bleiben, kann es die Abflüsse wie unter Mitterrand und heute in Zypern mit Kapitalexportverboten stoppen. Die Polizei ist Herr der Lage. Sogenannt demokratische Regierungen haben in der Not nie gezögert, die Banken, die Börsen zu schliessen, dann in aller Ruhe zu amputieren, oder privaten Goldbesitz zu verbieten. Letzteres vollzogen die USA 1933, Britannien im Jahre 1962.


    Das Arsenal des Schreckens ist gross: haltlose Gelddruckerei, Kapitalkontrollen, Bargeldverbote und Amputationen. Die westlichen Behörden spielen bereits heute mit der Bereitschaft der Bürger, allgemeine Gegenpartei fürs Papiergeld zu sein. Und doch – auch das lehrt die Geschichte – können sie nicht verhindern, dass die Bürger zuletzt in reale Werte fliehen, in die Untergrundwirtschaft, in den Tausch, in Goldklauseln in den Verträgen. Das Hawala, das Clearing aus arabischen Gesellschaften, kommt überall auf: Ich habe ein Guthaben bei einer Zeitung in London, ein englischer Exporteur beliefert meinen Bekannten in Bonn mit englischem Tweed, der erlässt mir ein Darlehen, ich erlaube der Londoner Zeitung per SMS übers Festnetz, für den Exporteur ein Inserat zu schalten. So reagieren Bürger abseits vom Staat, abseits von Transaktionskosten, unter verbotenem Bargeld. Sie holen sich ihre Freiheit zurück. Sie halten sich an den Wahlspruch der 68er: Rebellion ist berechtigt.



    http://www.schweizermonat.ch/artikel/bargeld-verboten



    weico

  • Der stabile Euro und seine Feinde


    von Prof. Dr. Hans-J. Stadermann


    "Der stabile Euro und seine Feinde" wird im Mai 2014 bei Metropolis, Marburg erscheinen.


    Die sogenannte Eurokrise wird darin als Etappe eines seit dem Ersten Weltkrieg zwischen Kontinentaleuropa und den Finanzzentren London und New York tobenden Finanzkrieges beschrieben.


    Ca. 400 Seiten


    29,80 Euro



    Herrlich,wie treffend das Vorwort ......"Wirtschaft und Handel" als eigentlichen "Finanzkrieg" beschreibt. :


    http://www.unser-geld.com/app/…3170348/Stabiloauszug.pdf




    weico

  • weico hat am 02.04.2014 - 21:18 folgendes geschrieben:


    Sehr interessanter Beitrag. Dem kann ich noch das Lastenausgleichsgesetz der Deutschen nach der WR von 1948 beifügen als Mahnmal für das Kommende. Das hing natürlich mit dem Marshall-Plan zusammen. Das Geld für den Wiederaufbau gab es nicht umsonst von den Wallstreet-Bankster. Ja, und wenn die Re-GIER-ungen alles noch rückwirkend und quasi vermögensbildend durch Abzahlung ähnlich einer Lebensversicherung anpreisen, dann ist auch Kapitalflucht nicht möglich. Dann noch lieber wie die Portugiesen. Luxusautos verlosen an jene, welche die Steuererklärung ausfüllen, um Anreize zu schaffen. :D


    http://www.focus.de/finanzen/b…inbringen_id_3582922.html



    Hier noch ein interessantes Interview mit A. Popp, leider schon aus dem Jahr 2011. Die mögliche Zwangshypothek.



    External Content www.youtube.com
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    Hawala klingt gar nicht schlecht, wer sagt denn wir können vom Orient nichts lernen?

  • Bullish hat am 20.03.2014 - 22:38 folgendes geschrieben:


    Und weil das so ist, kann eine Bank nicht pleite gehen, weil ja alles durch eigenes kapital gedeckt ist.


    Die Bank braucht also auch kein Fremdkapital. Auch die Notenbanken müssen nie aushelfen und der Einlegerschutz von 100'000 ist unnötig. Das Geld ist immer vorhanden.


    Spätestens wenn die Sicherheit einer Naturkatastrophe zum Opfer fällt und im Nichts verschwindet, müsste es einem dämmern.


    Ich lass das auch mal so stehen



    Oder möchte sich noch jemand zu Schattenbanken äussern?

  • sime hat am 02.04.2014 - 23:29 folgendes geschrieben:

    Quote
    Das Geld für den Wiederaufbau gab es nicht umsonst von den Wallstreet-Bankster.

    ..der Unterlege/Verlierer bezahlt eben Mehrfach. *secret*


    Nur schon die langfristigen Gewinne der USA,aus der "Operation Overcast/ Paperclip", waren X-fach grösser als die "Marshall-Hilfe" an Deutschland.. :angel:



    weico

  • weico hat am 03.04.2014 - 18:57 folgendes geschrieben:


    .. zehntausende gestohlene Patente. Man sollte auch immer darauf achten, dass Waffen für Kinder nicht zugänglich sind, Japan kann ein Lied singen.



    Sehr lesenswert...



    http://eamb-ydrohoos.blogspot.com/2014/02/ragnarok.html

  • Interessant woher der Text stammt


    Stoff zum Nachdenken: Der Zinseszinseffekt

    Darüber sind sich selbst die Fachleute selten einig. Ist es die Finanzpolitik? Sind es die nationalen oder internationalen Zentralbanken? Nein, es ist ein Konstruktionsfehler in unserem Geldsystem: der Zins auf Zins.

    Wir befinden uns in einem soliden „Denkgefängnis“, in dem wir uns in Bezug auf das Thema „Geld“ eingerichtet haben. Die Kritik am Geldsystem stimmt zwar, aber wir verfügen nicht über die Macht und den Willen, es zu ändern. Der Zins gehört zum Eingangsparadigma, das alle Ökonomen akzeptieren müssen – vom Bankberater bis zum anerkannten Experten der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Alle ökonomischen Modelle und Berechnungen setzen den Zins als gegeben voraus.

    Die Frage hierbei ist: Wollen wir ein Geldsystem, das Stabilität gewährleistet? Oder bevorzugen wir ein System, das großen Wohlstand auf Kosten anderer ermöglicht? Langfristig wird jedes Geldsystem durch Zins und Zinseszins zusammenbrechen.

    Doch unser Geldsystem ist nicht gottgegeben. Wir Menschen haben es geschaffen und könnten es auch wieder verändern. Es gibt Lösungsansätze und Geldentwürfe (z.B. das Regionalgeld-Projekt „Chiemgauer“), die einen Nutzen optimieren und helfen, Geld zu schaffen, das weder einem krankhaften Wachstumszwang unterliegt, noch eine ständige Umverteilung von der großen Mehrheit der Menschen zu einer kleinen Minderheit verursacht. Der Trend hält unvermindert an, wie aus dem aktuellen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervorgeht.

    Geld ist eine der genialsten Erfindungen der Menschheit. Ohne Geld gäbe es keine Spezialisierung und damit keine arbeitsteilige Zivilisation. Aber wir haben ein völlig festgefahrenes Verständnis davon entwickelt, was Geld ist – als sei das heutige das einzig denkbare oder akzeptable Geld.



    Jeder natürliche, gesunde Organismus hört ab einer bestimmten Größe auf zu wachsen. Im Hinblick auf das Geld trifft dies jedoch nicht zu. Das auf Zins und Zinseszins basierende Geldsystem ist kein natürlicher Organismus. Dieses künstliche Konstrukt folgt einem grundlegend anderen Wachstumsmuster – dem sogenannten exponentiellen oder Verdoppelungswachstum – verursacht durch den Zinseszinseffekt.

    Anfangs wächst das verzinste Geld um sehr geringe Beträge, dann aber kontinuierlich schneller und schließlich verläuft die Wachstumskurve fast senkrecht. Geld verdoppelt sich in regelmäßigen Abständen durch Zins und Zinseszins.

    Je höher der Zins, desto schneller, je niedriger der Zins, desto langsamer führt es zum Kollaps. Das gilt spiegelbildlich auch für die Schulden. Sehr dramatisch zeigt sich da die Situation in den „Entwicklungsländern“. Ein afrikanischer Präsident äußerte sich 2008 auf einem Gipfeltreffen wie folgt:

    „Wir haben 1985/1986 fünf Milliarden Dollar geliehen. Bis jetzt (2008) haben wir 16 Milliarden Dollar zurückgezahlt. Jetzt wird uns gesagt, dass wir immer noch Schulden haben, wegen der Zinsraten mit seinem Zinseszinseffekt der Kreditgeber“.

    Ist ein immer größeres Wachstum, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), wirklich der ultimative Wohlstandindikator? Oder sollte man nicht Bedingungen schaffen, die das Streben nach möglichst hohem Bruttoinlandsglück fördern? Darüber sollten wir nachdenken.

  • Verschoben vom Thread: http://www.cash.ch/comment/566122#comment-566122



    sime hat am 17.05.2014 - 12:30 folgendes geschrieben:

    Quote

    weico hat am 17.05.2014 - 12:08 folgendes geschrieben:


    In der Schule ist meines Wissens das Geldsystem kein Pflichtfach und der Jürgen macht dann eine Maurerlehre. Wie soll er jemals ädaquat das Geldsystem so verstehen wie Johnny, welcher Investmentbanker wird. Hier herrscht doch ein totales Ungleichgewicht, welches weder von den Polizicker, noch von den Medien nur im Ansatz ausgeglichen wird. Geld ist eine Religion geworden, wo alle dran glauben, doch nur die Hohepriester wissen Bescheid. Was hat Jürgen also für eine Wahl da nicht mitzuspielen, denn gesagt, wie es ist, hat ihms niemand und er würde als Ketzer dastehen, wenn er nicht dran glauben würde und würde zwar nicht an den Pranger gestellt, doch von der Gesellschaft aussortiert. Entweder macht er mit oder er landet in der Gosse.

    Schön erkannt. Die Frage ist nun, in wie weit wir versuchen, diese Erkenntnisse auch anderen Lesern dieses Forums näher zu bringen (mein Approach) oder sie einfach stillschweigend zu unserem eigenen Vorteil nutzen, um gegenüber der unwissenden Masse (aka Maurerlehrling Jürgen) dereinst einen Vorteil heraus zu schlagen.


    In der Tat ist es erschreckend, in privaten Gesprächen festzustellen, dass die meisten Menschen der Überzeugung sind, sie hätten Geld auf ihrem Bankkonto. Haben sie nicht! Sie haben nur den Anspruch auf Geld (genauer: Zentralbankgeld) auf ihrem Bankkonto. Und da bekanntlich die Summe aller "Ansprüche auf Geld" etwa 100 mal so hoch ist wie effektives Geld, haben wir das Spiel Reise nach Jerusalem mit 100 Kindern und nur einem Stuhl!

  • MarcusFabian hat am 17.05.2014 - 13:07 folgendes geschrieben:

    Quote
    In der Tat ist es erschreckend, in privaten Gesprächen festzustellen, dass die meisten Menschen der Überzeugung sind, sie hätten Geld auf ihrem Bankkonto

    Das sind sicher die selben, welche sich wundern, warum nichts aus dem Bankomaten raus kommt.


    Die haben am Ende des Geldes noch zu viel Monat.

  • Elias hat am 21.05.2014 - 16:16 folgendes geschrieben:

    Quote

    MarcusFabian hat am 17.05.2014 - 13:07 folgendes geschrieben:

    Das sind sicher die selben, welche sich wundern, warum nichts aus dem Bankomaten raus kommt.


    Die haben am Ende des Geldes noch zu viel Monat.

    DIE HABEN AM ENDE DES GELDES NOCH ZU VIEL MONAT


    Haha, you made my day!!! ROFL

  • Zyndicate hat am 21.05.2014 - 16:20 folgendes geschrieben:

    Quote

    Elias hat am 21.05.2014 - 16:16 folgendes geschrieben:

    DIE HABEN AM ENDE DES GELDES NOCH ZU VIEL MONAT


    Haha, you made my day!!! ROFL

    ja, ist doch schön, wenn man wenigstens von irgend etwas noch föhrig (öberflössig) hat.

  • Die Voll-/Leergeld-Reform

    Demnächst soll in der Schweiz die Vollgeld-Initiative lanciert werden. Die Geldschöpfung «aus dem Nichts» durch Banken hat aber nichts Verwerfliches. Und um Universalbanken sicherer zu machen, braucht es keine Vollgeld-Reform.

    Das Vollgeld-Projekt ist eine Variante des in der Grossen Depression von einigen bekannten amerikanischen Ökonomen vorgeschlagenen Chicago-Plans zur Reform der kapitalistischen Finanzarchitektur. Der Plan entsprang der Einsicht in – und (berechtigten) Besorgnis über – die systemische Fragilität des Bankgeschäftsmodells «Universalbank». Man geht indessen kaum fehl in der Annahme, dass die heutigen Vollgeld-Reformer die Idee auch und vor allem deshalb attraktiv finden, weil sie darin ein geniales Instrument erblicken, um erstens die gesamte bestehende Staatsschuld, für deren Bedienung im Moment noch die Steuerzahler einzustehen haben, mit einem kühnen Federstrich vollumfänglich und schmerzlos zu entsorgen und zweitens, nach dem Stichtag Jahr für Jahr – ebenso schmerzlos –, neue, bedeutende Beiträge für das Staatsbudget zu erhalten.



    Naives Projekt

    Entgegen der Annahme der schweizerischen Vollgeldproponenten liegt das Hauptproblem der bestehenden Kapitalismusarchitektur nicht in einer mangelnden Kontrolle der Zentralbanken über eine Geldmenge. Eine solche Kontrolle liesse sich schon heute hinreichend genau bewerkstelligen, falls die Zentralbanken dies wirklich wollten und nicht aus theoretischen oder pragmatisch-opportunistischen Gründen andere Regeln, Ziele und Zwischenziele für überlegen hielten.


    Die schleichende Inflation, die die reale Kaufkraft selbst der stabilsten Währung der Welt seit 1914 um mehr als 90 Prozent erodiert hat, steht in keinem Zusammenhang mit einer irgendwie «unkontrollierbaren Geldschöpfung» von Banken, sondern reflektiert ziemlich getreu die Entwicklung von Gesellschaft, Politik und Wissenschaft in diesem Jahrhundert. Überflüssig, beizufügen, dass sämtliche Hyperinflationen der Weltgeschichte durch Staaten mit Budgetproblemen und nicht durch private Banken verursacht wurden.


    Wenn die Kontrolle der Geldmenge nicht das wirkliche Problem ist und die Monetative eine eher fragwürdige «Gewalt» darstellt, stellt sich die Frage, ob der irreversible Radikalumbau der Finanzarchitektur und die Errichtung einer dicken Chinesischen Finanzmauer ihre Kosten in Form beträchtlicher Übergangsrisiken und fühlbarer Beeinträchtigung der bankmässigen Kreditintermediation wirklich wert sind oder ob es nicht Reformen gibt, die schrittweise und mit weniger Transitionserschütterungen kurz- und langfristig bessere Gesamtwirkungen entfalten könnten. Zu diesen zählen prominent die schrittweise Erhöhung der Eigenkapitalerfordernisse der Universalbanken sowie ein glaubwürdiger Mechanismus für die geordnete Abwicklung ungenügend kapitalisierter Banken ohne übermässige Systemerschütterungen.



    Ganzer Beitrag: http://www.nzz.ch/wirtschaft/w…eergeld-reform-1.18310205

  • Perry Mehrling erklärt Shadow Banking (etwas worüber viele sprechen, aber das nur wenige verstehen):


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  • Piketty and his coauthors estimate that back before 1914 the wealth-to-annual-net-income ratio for northwest European economies was on the order of 700%: the total holdings of property by the economy’s wealthholders amounted to seven times annual income. They also calculate a northwest European rate of growth of income of 1.2%/year–about half from population and labor force, and about half from labor productivity.


    http://equitablegrowth.org/201…ursday-focus-june-5-2014/


    anhäuffungs-verhältnis durch kapital und einkommen vor dem 1. weltkrieg um ca. 700%.


    danach tiefer fall auf ca. 300% und der bau von hässlichen wohnblöcken (vermutlich weil von ehemaligen millionären gehandwerkelt).


    aktuell auf bestem weg zurück in gute alte verhältnisse.


    *drinks*