UBS soll Verlustpapiere in Leipzig entsorgt haben
US-Ermittlungen
Die Schweizer Grossbank hat laut einem Medienbericht gezielt Risiken auf die ostdeutsche Stadt abgewälzt. Leipzig droht demnach nun ein Verlust von rund 300 Millionen Euro.
Die US-Investmentabteilung der UBS soll unter dem Codenamen «Matilda» kurz vor der Finanzkrise eine Strategie entwickelt haben, faule Kreditpapiere in europäischen Kommunen zu entsorgen. Das berichtet der «Spiegel» laut Vorabmeldung in seiner neuen Ausgabe. Das deutsche Nachrichtenmagazin beruft sich auf Ermittlungen der US-Finanzaufsicht SEC gegen die Schweizer Grossbank wegen eines Geschäfts der UBS mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig (KWL).
Bankinterne Dokumente und Gerichtsunterlagen legen laut «Spiegel» dar, dass UBS-Investmentbanker dem Leipziger Kommunalunternehmen im Jahre 2006 gezielt hochriskante Papiere verkauft haben und damit Risiken auf die Stadt abwälzten. Mit dem Geschäft sollten sich die Wasserwerke vorgeblich gegen Risiken aus grenzüberschreitenden Leasing-Geschäften absichern können, heisst es weiter. Doch tatsächlich seien die von der Bank strukturierten Derivate (CDOs) keine Absicherung, sondern hätten gewaltige Risiken für die Stadt geschaffen.
Das Nachrichtenmagazin zitiert aus einer bankinternen E-Mail, die UBS würde am meisten profitieren, «falls der Kunde Verluste erleidet». Selbst die Controlling-Abteilung der Bank war dem Bericht zufolge gegen das Geschäft und habe auf ein drohendes «Reputationsrisiko» für die UBS hingewiesen, falls der Deal für das Kommunalunternehmen schlecht ausgehen sollte. Dennoch sei das Geschäft im Juni 2006 abgeschlossen worden - da die leitenden UBS-Investmentbanker in London und New York den Abschluss gegen Widerstände der Controller durchgesetzt hätten.
Papiere unter anderem von Lehman Brothers
Doch die CDOs erwiesen sich laut «Spiegel» als Sammelpaket teilweise fauler Finanzpapiere. Und je näher der Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes und damit der Ausbruch der globalen Finanzkrise rückte, desto mehr Risiken habe die UBS der Stadt Leipzig aufgebürdet, heisst es weiter. Bis 2010 seien 13 Werte ausgefallen, darunter die grössten Verlustbringer der Finanzkrise wie Papiere von Lehman Brothers und von US-Hypothekenfinanzierern. Acht Papiere, die bald darauf nichts mehr wert waren, habe die UBS der Stadt sogar nachträglich untergeschoben, die letzten noch im Herbst 2007.
Der ostdeutschen Stadt drohen dem Bericht zufolge nun Verluste in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Die SEC ermittelt demnach seit 2011 gegen die UBS, die sich gegenüber dem «Spiegel» nicht äussern wollte. Nach Abschluss der Ermittlungen könnte der Bank eine Millionenstrafe drohen.