Es ist wichtig, zu wissen, auf welches Pferd man setzt, wenn man wettet. Bei dieser Initiative handelt es sich im entfernten Sinn auch um eine Wette, eine Wette für die Zukunft, was sie uns bringen soll, wie sie sich für unser Land gestalten soll. Wie bei allem, muss man seinen Gegner kennen und dabei auf sein eigenes Herz hören. Diese Initiative hat eine enorme Tragweite für unser Land, sie bestimmt die Richtung und den Rhytmus, den es gehen soll und stellt die ganz ehrliche Frage, wollen wir diesen Wahnsinn des ewigen Wachstums und zum Vorteil von wem eigentlich ewig so weiter gehen und auf Kosten von was? Fine-Tuner hat dies sehr schön beantwortet, indem er die Folgen aufzeigte, welche schon heute sehr viele Menschen zu einem hoffnungslosen Suchen nach Glück unter immer schwereren Bedingungen erleiden.
Um diese Initiative kohärent zu beantworten, müssen wir uns tatsächlich die Frage für uns, aber auch für unsere Kinder stellen, was macht den Menschen glücklich, oder welche Werte machen das Leben lebenswert? Es reicht nicht, sich auf die Antworten der gearteten Wissenschaften oder eines systemtreuen Wirtschaftslamentos zu verlassen, nur um vielleicht später festzustellen, dass man belogen wurde. Wir haben es tatsächlich dieses Mal in der Hand, einen bahnbrechenden Richtungswechsel einzuschlagen, von welchem wir nur zu gut ahnen können, wie sehr sich unsere Wirtschaftskapitäne vor dem 30. November fürchten müssen, würde ein JA ihnen dieses ausbeuterische Treiben billiger Arbeitskräfte in einem standortattraktiven Land wie der Schweiz ein jähes Ende bereiten.
Es geht darum, wie der Mann es im folgenden Video ab Minute 32 sagt, mit den billigen Fachkräften aus dem Ausland ein Überangebot im inländischen Arbeitsmarkt zu schaffen, um Druck auf die Löhne ausüben zu können. Jemand, der was von Wirtschaft versteht und ahnt, in welche Richtung der globale Wettbewerb hinsteuert, muss unweigerlich zum Schluss kommen, dass ein Land, das zur Hälfte seines Bruttosozialproduktes vom Export lebt, und dessen Regierung, wie alle namhaften Parteien, eingeschlossen der Grünen, sowie die führenden Wirtschaftsverbände ein NEIN zur Initiative empfehlen, keinen für die Zukunft konsumstarken Binnenmarkt mit hoher Lebensqualität für Mensch und Umwelt an vorderster Stelle anstrebt, sondern sich klar anderen Absatzmärkten annähern will. Diese Absatzmärkte werden nicht von qualitativ hoher Kaufkraft erreicht, sondern von quantitativer. Dies betrifft China und Indien, welche zusammen einen Viertel der Weltbevölkerung unter sich vereinen und sich wegen des Exports seiner Waren noch keinen Mittelstand im würdigen Sinne aufgebaut hat. Wehe, wenn sie losgelassen!
Um sich für diese Länder attraktiv zu machen, muss die inländische Wirtschaft stagnieren, weil sie viel billiger produzieren können muss, damit die grosse Menschenmasse in Fernost innert kürzester Zeit einen gewaltigen Rückstand aufholen kann. Natürlich wird die Schweiz hier nur eine Nebenrolle spielen, um eine nie gekannte Nachfrage zu stillen, nachdem der Dollar seine Weltstellung einstweilen, doch in nicht ferner Zukunft eingebüsst hat. Doch um sich solche Absatzmärkte zu erschliessen, ist die Schweiz de facto gezwungen, den Wohlstand auf Kosten einer günstigen, dafür immer zahlreicheren Belegschaft zu opfern, damit die grossen, in der Schweiz niedergelassenen Firmen auch immer mehr produzieren können. Damit die Gewinne bleiben, müssen die Löhne sinken. Nur geben sie das nicht, ein Christoph Blocher zuletzt. Exportüberschüsse bedeutet für ein Land wie die Schweiz in einem weltweiten Währungskrieg der tiefen Wechselkurse Wertverlust in allen Belangen, welche nur durch eine künstliche Abwertung des Franken und somit die arbeitende Bevölkerung um die Früchte seiner Arbeit einer verdienten höheren Kaufkraft im Ausland gebracht wird. Die Weichen sind gestellt, dass wir die Wirtschaftskapitäne, welche so gerne hier ihre Steuern entrichten, dazu gehört auch ein Christoph Blocher, solange aushalten können, bis China und Indien weit genug liberal sind und der Binnenmarkt im Wettbewerb mit diesen Ländern ausreichend konsolidiert ist, dass sie ihre Produktionsstandorte auslagern können, weil die Schweiz im Wettbewerb der quantitativen Nachfrage mit diesen Ländern schlicht nicht mithalten kann.
Vielleicht geht diese Einschätzung schon über das Ziel hinaus, doch gewisse Tendenzen sind klar auszumachen. Sollten sich die Wirtschaft und Politik gar nicht soweit in die Zukunft Gedanken machen, sondern bloss dem Druck im gegenwärtigen Wettbewerb der Nationen mit immer grösseren Qualitätseinbussen nachgeben, dann ist hier erst recht gefordert, Gegensteuer zu geben. Die Weichen sind gestellt, doch der Zug ist noch nicht abgefahren. Statt sich also einem Wettbewerb anzuschliessen, wo die Schweiz nicht mithalten kann und wenn, dann nur unter einem grossen Abbau von erarbeiteten Errungenschaften, setzen wir besser darauf, dass sich diese Errungenschaften nicht verflüchtigen, indem wir sie freiwillig abgeben, sondern erhalten, indem wir der Wirtschaft bewusst vorgeben, welchen Preis wir als ArbeitnehmerInnen haben, welche Kaufkraft unser Franken tatsächlich hat und dass unsere Nachfrage Investoren anziehen, welche eine hohe Kaufkraft benötigen, da sie Qualität verkaufen wollen und nicht Quantität.