Orascom Development Holding (Sawiris)
Nach einem Bericht in der Sonntagspresse tauchte Orascom am Montag über 2 Prozent. Die Nervosität der Anleger zeigt, wie sehr die «Sawiris-Aktie» am Erfolg des Milliarden-Projekts in Andermatt gemessen wird.
Ulrich Rotzinger
Die Aktie von Orascom tauchte am Montag über 2 Prozent, obwohl die meisten Schweizer Aktien des SPI im grünen Kursterrain eröffneten. Zwar wurden die Kursverluste im späteren Verlauf wieder aufgeholt. Das zeigt aber einmal mehr, wie sehr Anleger ihre Investment-Chancen am Schweizer Vorzeigeprojekt Orascoms in Andermatt festmachen. Auch am Dienstag stand die Orascom-Aktie mehrheitlich auf dem Verkaufs-Blatt und verlor bis zu 2,4 Prozent.
Am Wochenende berichtete die «Sonntagszeitung», dass Samih Sawiris' Projekt in Andermatt mit verwirrenden Aussagen werbe. In grossflächigen Zeitungsannoncen werde der Eindruck vermittelt, dass die zum Verkauf stehenden Wohnungen weggehen wie heisse Semmeln. Tatsächlich handle es sich um Reservationen und nicht um im Grundbuch notariell beurkundete Verkäufe.
Auch im Communiqué der Neumonatszahlen (Anfang November) war von Reservierungen die Rede: Ende des dritten Quartals 2010 habe der Wert der reservierten Einheiten im Andermatt-Projekt bei 62 Millionen Franken gelegen, meldete Orascom dazumal. Es seien 24 Einheiten reserviert worden. Dabei startete der Verkauf alles andere als ermutigend, wie cash im August berichtete.
Verkaufschef wehrt sich - Unklarheiten bleiben
Zwar wehrte sich Thorsten Wieting, Verkaufschef von Andermatt Swiss Alps, eine Tochter von Sawiris Orascom Development Holding und Bauherrin des Milliarden-Projekts, im selbigen Artikel.
Ein schaler Beigeschmack bleibt jedoch: Wenn unverbindliche Reservationen als Verkäufe dargestellt werden, ist das heikel für ein kotiertes Unternehmen wie Orascom. Denn es könnte sich um eine kursrelevante Aussage handeln, die vielleicht gar nicht eintritt.
Auch Orascom-Analysten haben die unterschiedliche Begriffsverwendung bemerkt: «Wo genau die Grenze bei Reservationen, Vorverkäufen und tatsächlichen Verkäufen gezogen wird, ist Aussenstehenden, auch mir, nicht so ganz klar», sagt Marco Strittmatter, Orascom-Experte bei der Zürcher Kantonalbank. Doch sei es wohl gängige Praxis im Geschäftsmodell Orascoms.
Strittmatter: «Zwar ist es schwierig, Projekte, die irgendwann einmal realisiert werden, in die Berechnungen einzubeziehen. Der Investment-Case bei Orascom ist aber intakt». In seine Sum-of-the-Parts-Bewertung fliesst Andermatt bei der Einheit «Real Estate & Construction» ein. Zusätzlich noch bei der Bewertung des unbebauten Landes. «Die Summe der Einzelteile ist viel mehr wert als die momentane Börsenkapitalisierung Orascoms», sagt Strittmatter. Er sieht den fairen Wert der Aktie bei 85 Franken.
«Verstärktes Augenmerk auf Andermatt»
Seit Anfang Juli hat der Titel des Städteentwicklers und Hotelkonzerns von Investor Samih Sawiris rund 4 Prozent verloren, während die Erholung im Schweizer Aktienmarkt den SPI seitdem über 11 Prozent vorangetrieben hat.
Gemäss Strittmatter fällt Andermatt für Orascom punkto Umsatz noch kaum ins Gewicht. Ein gelungener Start sei aber psychologisch wichtig - auch für den Orascom-Titel. «In der Schweiz legen Investoren sicher verstärkt ein Augenmerk auf Andermatt», bestätigt der Analyst. Andermatt sei ein vergleichsweise teures Projekt von Orascom, weil die Baukosten in der Schweiz viel höher sind als in Ägypten und Oman.
Laut Angaben von Orascom sind in Andermatt mehr als 60 Prozent der anvisierten Verkäufe von 100 Millionen Franken für die ersten zwölf Monate erreicht.
In etwas mehr als einem Monat wird abgerechnet. Die Verwirrung über Reservationen und tatsächliche Verkäufe und damit die Nervosität der Anleger bleiben bestehen.