Gold
09.04.2009 07:01
Seit der Erholung an den Aktienmärkten gibt der Goldpreis nach. Die Korrekturphase wird laut Experten noch einige Monate andauern.
Von Florian Schaffner
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während die Aktienmärkte seit dem 9. März über 20 Prozent zulegten, krebste der Goldpreis in der gleichen Zeitspanne um 4,4 Prozent zurück und damit wieder unter die 900 Dollar-Grenze. Grund für den Preisrückgang ist in erster Linie der wieder gestiegene Risikoappetit der Anleger.
«Wenn sich die Aktienmärkte wie letzten Monat erholen, sinkt die Attraktivität von Gold wieder», sagt Hugo Stalder, Produktmanager der Edelmetall-ETF bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die ZKB kann diese Entwicklung direkt verfolgen: Seit dem Beginn der Aktienrally schwächen sich die Zuflüsse in ihren Gold-ETF ab.
Der Goldpreis wird vorerst weiter sinken
Die Preiskorrektur dürfte noch eine Weile andauern. Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, geht davon aus, dass sich der Goldpreis in den kommenden Monaten weiter abschwächen wird: «Der Anstieg des Goldpreises der letzten Wochen war fundamental nicht gestützt sondern basierte allein auf der Angst der Anleger», so der Experte.
Mit dem Schwinden der Angst setze nun eine Korrektur ein, welche bis Mitte Jahr andauern und den Preis bis auf 800 Dollar oder sogar tiefer drücken könnte. Auch die Experten der Société Générale erwarten eine längere Korrekturphase: «Die beobachteten Kursverluste verdeutlichen, wie stark der hohe Goldpreis von Investoren getrieben ist. Auf Jahresfrist erwarten wir eine Abschwächung der Nachfrage einhergehend mit sinkenden Goldpreisen.» Für Weinberg ist deshalb klar: Im Moment stehen die Zeichen auf Verkaufen.
Nachfrage der Schmuckindustrie auf 10-Jahrestief
Eine Aufhellung bei der Schmucknachfrage könnte den Preisrückgang etwas abbremsen. Händler berichten, dass Indien, welches rund 20 Prozent der Schmucknachfrage einnimmt, erstmals seit zwei Monaten wieder kleinere Mengen Gold importiert.
Über das ganze Quartal gesehen ist die Nachfrage allerdings weiter gesunken: Laut der Bombay Bullion Association erreichten die indischen Goldimporte ein 10-Jahrestief.
Den Zentralbanken dürfte ein Preisrückgang des Goldes entgegenkommen. «Ein hoher Goldpreis signalisiert auch schwindendes Vertrauen in das Papiergeld», so Weinberg. Würde der Goldpreis längerfristig hoch bleiben, könnten die Zentralbanken intervenieren und Gold verkaufen.
Die langfristigen Aussichten bleiben intakt
Längerfristig dürfte Gold aber wieder teurer werden. Vorerst kämpfen die Zentralbanken zwar noch gegen Deflation, auf längere Sicht wird die Geldpolitik der Zentralbanken aber inflationär wirken. Damit wird Gold als Absicherung wieder interessanter werden. «Einen Goldpreis über 1000 Dollar bis zum nächsten Jahr halte ich deshalb für wahrscheinlich», sagt Weinberg.