MarcusFabian hat am 05.05.2014 - 20:16 folgendes geschrieben:
QuoteBullish hat am 05.05.2014 - 19:59 folgendes geschrieben:
Mit der Wortwahl fängt's schon mal an. Das habe ich auch schon zweimal erwähnt, allerdings bisher nie als konkreten Kritikpunkt an Deine Adresse formuliert:
Die Krim wurde nicht von Russland annektiert.
Den Scheiss hört man nur im deutschen TV, von Krone-Schmalz natürlich. Im Donbass wurden etliche Separatisten (ja, auch das russische TV nennt sie so) interviewed, die behaupten, auch auf der Krim aktiv gewesen zu sein und auch diese sprechen von Annektion. Der russische Verbindungsoffizier "Strelok"/Strelkov/Girkin hat das alles sogar in einem langen Interview mit dem russischen TV erklärt und auch Putin hat immerhin zugegeben, dass er russische Truppen einsetzte und mittlerweile sprechen es fast alle Russen offen aus, dass "es eben gut war, Truppen einzusetzen, um so etwas wie in Odessa zu verhindern".
QuoteDie Krim hat sich in einem Referendum für die Unabhängigkeit von der Ukraine bzw. Angliederung an Russland entschieden.
Es war kein gültiges Referendum, hat gegen die ukrainische Verfassung verstossen und, das weiss ich nicht sicher, habe auch gegen die Verfassung der Krim verstossen, die Fragestellung liess die Beibehaltung des Status Quo aus, etc. - die Sachlage ist eingentlich so klar, dass man sich fragen muss, wer es nicht versteht.
QuoteDies notabene im Gegensatz zur Ukraine, wo die aktuellen Machhaber (= Junta) nicht gewählt wurden. Die haben sich nämlich an die Macht geputscht!
Um ein Impeachment Verfahren zu initiieren, sind 2/3 in der Rada notwendig, für den Präsidenten abzusetzen 3/4. Weil nur 328 so kurzfristig anwesend sein konnten (einige waren wegen begründeter Angst vor Anklage bereits ins Aussland geflohen), fehlten 10 Stimmen. Statt 75% wurden 73% erreicht, eine Frage, die das ukrainische Verfassungsgericht klären müsste. Janukowitsch selber ist zur Unterzeichnung wichtiger Amtsgeschäfte nicht erschienen und hat sich ins Ausland abgesetzt. Turchinow wurde mit einer riesigen Mehrheit zum Interimspräsidenten bis zur Wahl vom Parlament eingesetzt.
Yatseniuk wurde dann Tage später mit 82% zum Premierminister gewählt.
Auch hier, für jeden klardenkenden Menschen ist die Frage eigentlich klar, müsste aber vom ukrainischen Verfassungsgericht entgültig geklärt werden, was aber wegen der Wahl in 3 Wochen hoffentlich nicht nötig sein müsste.
Ausgerechnet jene aber, die die fehlenden 2 Prozentpunkte als Grundlage nehmen, dass Janokowitsch legaler Präsident sei, weil er "von der Mehrheit der Ukrainer" gewählt worden sei, verkennen, dass auch er nicht die absolute Mehrheit von >50% erreicht hat. Er erreichte nur 48.95%, aber Timoschenko (45%, Rest war ungültig und ähnliches) verzichtete darauf, die Wahl anzufechten.
Also auch hier eine Ungenauigkeit.
QuoteIch weiss es nicht. Und Du weisst es auch nicht. Es ist möglich dass es ein paar Molotows von aussen waren. Vielleicht auch ein Unfall mit Molotows im Inneren oder auch, dass EIN Molotow von aussen eine Kiste Molotows im Inneren entzündet hat. Vielleicht werden wir es nie wissen.
Das ist ja genau, was ich schreibe. Und darum geht es auch nicht. Es geht darum, dass bis gestern dieses Narrative, ohne Untersuchung, galt: pro-Ukr haben pro-RU in ein Gebäude getrieben und dann abgefackelt. Aber ab heute gilt schon ein neues Narrative, nämlich, dass die Leute nicht verbrannt seien, sondern dass der "Rechte Sektor" über 100 Leute getötet und dann alles als Brand getarnt habe.
Diese Story ist schon auf deutsch zu haben:
Quotehttp://www.contra-magazin.com/…t-ueber-100-toten-odessa/
Eine Einwohnerin von Odessa teilte mit, dass im Keller des vom faschistischen Mob niedergebrannten Gewerkschaftshauses, in dem am vergangenen Freitag 38 Menschen einem Pogrom zum Opfer fielen, offenbar 126 Leichen gefunden wurden. Weitere Kommentare zur Meldung sprechen von mindestens 160 Toten in dem Keller.
Ihren Angaben zufolge weisen die Leichen keinerlei Verbrennungen auf. Wie verschiedene Quellen vermelden, sollen die Ermordeten in den frühen Morgenstunden in einem Massengrab verscharrt werden.
QuoteEs ist und bleibt grau. Es ist nicht schwarz oder weiss. Es gab pro-Ukr, die den Eingeschlossenen geholfen haben, während andere pro-Ukr weiterhin Molotows geschmissen und mit Pistolen auf die Opfer des Brandes geschossen haben. Es sind also nicht durch's Band weg ALLE pro-Ukr böse oder gut. Und für die pro-Ru gilt nunmal dasselbe.
Darum geht es nicht. Es geht darum, zu begreifen, dass es sich beim grössten Teil der Separatisten ebenso wie bei den pro-RU, nicht um politisch motivierte, sondern einfach um Kriminelle handelt, die ein Teil der mafiösen Netzwerke sind, gegen die sich der Maidan gerichtet hat. Leute, die sich um die klassischen pro-RU Themen in der Ukraine kümmern, z.B. wie bessere Akzeptanz der russischen Sprache und Kultur oder der Anerkennung der Verdienste in der Roten Armee, sind nicht wirklich vertreten. Es geht momentan darum, die Macht von Achmetow und ähnlichen, kleineren kriminellen Strukturen zu sichern.
Putin und Russland agieren nochmals als eine ganz andere Gruppe, die sich zwar mit Achmetow manchmal abspricht, doch im Endeffekt will Achmetow nicht in Putins Einflusssphäre geraten.
Auch das Maidan Lager ist nicht homogen, es gibt Leute, vor allem viele junge Leute, nennen wir sie Idealisten, die unter Maidan eigentlich "Anti-Achmetowismus" verstehen und glauben, die Ukraine in ein europäisches Land verwandeln zu können, indem all die korrupten Leute würden, was unmöglich ist. Es war auch nach Hitlers Fall nicht möglich, alle die Nazis aus den Ämtern zu verjagen.
Ein anderes Maidan Lager sieht sich vor allem im Kampf gegen Russlands Einfluss und würde gerne Achmetow überzeugen, sich doch den "Patrioten" anzuschliessen.
Achmetow selber hat mehrere Joker im Spiel, am liebsten wäre ihm ein relativ unabhängiger Donbass innerhalb der Ukraine, wo er machen könnte, was er wollte. Dies wäre auch eine akzeptable Option für Putin, denn wenn jede Region relativ autonom wäre, könnten seine Leute auf regionaler Ebene placiert werden, und Kiew hätte keinen grossen Einfluss.
Worum es also geht, ist nicht zu zeigen, wer wo welche Scheibe eingeschlagen hat, sondern dass es ein paar merkwürdige Vorgänge gibt, wenn es offensichtlich ist, dass die Polizei aktiv mit Schlägern zusammenarbeitet.
Sogar den russischen Medien ist klar, dass kein vernünftiger Mensch, der sich mit Odessa auseinandergesetzt hat, glaubt, dort seien zwei Demonstrationszüge aufeinander geprallt. Selbst sie müssen zugeben, dass die Polizei aktiv die pro-RU unterstützt hat, und dass die pro-RU ein reiner Schlägertrupp waren. Deshalb ändern sie die Story jetzt in eine "False Flag" ab, nämlich, dass das eine Aktion von Polizei und Rechtem Sektor gewesen sei. Die russischen Medien können die Narratives nach belieben ändern, denn sie haben gemerkt, dass ihre Medienkonsumenten einfach alles glauben, wie z.B. "keine Truppen auf der Krim", dann doch plötzlich "natürlich Truppen auf der Krim"...