Moralische Bedeutung der Ökonomie

  • Rapaczynski, Andrzej, The Moral Significance of Economic Life. Capitalism and Society, Vol. 8, Issue 2, Article 1, 2013. Available at SSRN: http://ssrn.com/abstract=2364655


    Much of the modern perception of the role of economic production in human life - whether on the Left or on the Right of the political spectrum – views it as an inferior, instrumental activity oriented toward self-preservation, self-interest, or profit, and thus as essentially distinct from the truly human action concerned with moral values, justice, and various forms of self-fulfillment. This widely shared worldview is rooted, on the one hand, in the Aristotelian tradition that sees labor as a badge of slavery, and freedom as lying in the domain of politics and pure (not technical) knowledge, and, on the other hand, in the aristocratic mediaeval Christian outlook, which – partly under Aristotle’s influence – sees nature as always already adapted (by divine design) to serving human bodily needs, and the purpose of life as directed toward higher, spiritual reality. Marx, although he attacked the Aristotelian distinction between “action” and “production,” also envisaged the undistorted production process in essentially collectivist Aristotelian terms.

    As against this, liberal thinkers, above all Locke, have developed an elaborate alternative to the Aristotelian worldview, reinterpreting the production process as a moral activity par excellence consisting in a gradual transformation of the alien nature into a genuinely human environment reflecting human design and providing the basis of human autonomy. Adam Smith completed Locke’s thought by explaining how production is essentially a form of cooperation among free individuals whose self-interested labor serves the best interest of all. The greatest “culture war” in history is to re-establish the moral significance of economic activity in the consciousness of modern political and cultural elites.


    http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2364655


    FREIE ÜBERSETZUNG:


    Ein Großteil der modernen Wahrnehmung der Rolle der wirtschaftlichen Produktion im menschlichen Leben - egal ob auf der linken oder auf der rechten Seite des politischen Spektrums - sieht es als eine minderwertige, instrumentelle Aktivität zur Selbsterhaltung, Selbstinteresse oder Profit und somit als wesentlich verschieden von mit moralischen Werten, Gerechtigkeit und vielfältigen Formen der Selbstverwirklichung effektiv betroffenen menschlichen Handelns. Diese weit verbreitete Weltanschauung wurzelt auf der einen Seite in der aristotelischen Tradition, die Arbeit als Abzeichen der Sklaverei und Freiheit im Wirkungsbereich der Politik und des reinen (nicht technischen) Wissens liegen sieht und auf der anderen Seite, in den aristokratischen mittelalterlichen christlichen Aussichten, die - teilweise unter Einfluss des Aristoteles - die Natur als immer schon (durch göttlichem Design) dem Dienst an körperlichen Bedürfnissen der Menschen angepasst und den Sinn des Lebens zu höherer, geistiger Wirklichkeit gerichtet sieht. Marx, obwohl er die aristotelische Unterscheidung zwischen "Aktion" und "Produktion" angriff, beschrieb dabei auch den unverfälschten Produktionsprozess zusammengefasst in im wesentlichen aristotelischen Begriffen.

    Dagegen haben liberale Denker, allen voran Locke, eine aufwendige Alternative zur aristotelischen Weltsicht entwickelt und den Produktionsprozess als moralische Tätigkeit par excellence re-interpretiert, bestehend in einer allmählichen Transformation der fremden Natur in eine wirklich menschliche Umgebung, welche "Human Design" und die Bereitstellung die Grundlage der menschlichen Autonomie reflektieren sollte. Adam Smith ergänzte Lockes Denken mit der Erklärung, wie die Produktion im Wesentlichen eine Form der Zusammenarbeit zwischen freien Individuen darstellt, deren eigennützige Arbeit dem Interesse aller dient.


    Der größte "Kulturkrieg" in der Geschichte ist, die Wiederherstellung der moralischen Bedeutung der wirtschaftlichen Aktivität im Bewusstsein der modernen politischen und kulturellen Eliten.

  • Aristoteles

    Da eine sichere chronologische Reihenfolge seiner Schriften nicht bestimmt werden kann, bleiben Aussagen über Aristoteles’ tatsächliche Entwicklung Vermutungen. Zwar bildet sein Werk de facto kein fertiges System, doch besitzt seine Philosophie Eigenschaften eines potentiellen Systems.


    Um umrisshaft zu bestimmen, worin das Glück als oberstes Gut für den Menschen besteht, fragt Aristoteles: Worin besteht die spezifische Funktion (telos) oder Aufgabe (ergon) des Menschen? Sie besteht im Vermögen der Vernunft (logos), das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Der für den Menschen spezifische Seelenteil verfügt über dieses Vermögen der Vernunft; der andere Seelenteil, der sich aus Emotionen und Begierden zusammensetzt, ist zwar selbst nicht vernünftig, kann sich aber durch die Vernunft leiten lassen. Um das Glück zu erlangen, muss das Individuum das Vermögen Vernunft gebrauchen, nicht bloß besitzen, und zwar auf Dauer und in einem Bestzustand (aretê). Demgemäß ist „das Gut für den Menschen“, das Glück, eine

    „Tätigkeit der Seele gemäß der Gutheit (kat' aretên), und wenn es mehrere Arten der Gutheit gibt, im Sinn derjenigen, welche die beste und am meisten ein abschließendes Ziel (teleios) ist. Hinzufügen müssen wir noch: ‚in einem ganzen Leben‘. Denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, auch nicht ein Tag. So macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit keinen selig (makarios) und glücklich (eudaimôn).

    – EN I 7, 1098a17-19.

    Aus der Sicht von Aristoteles besteht der Staat von Natur aus (Pol. I 2, 1253a1). Betrachtet man die Teile des Staates, so liegen zunächst zwei grundlegende Beziehungen vor: die zwischen Mann und Frau, deren Zweck die Fortpflanzung ist, und die von Herr und Sklave mit dem Zweck, den Lebensunterhalt zu sichern. Beide gemeinsam ergeben die kleinste Gemeinschaft: den Haushalt.


    Aristoteles rechtfertigt die Sklaverei.[46] Er vertritt die These, dass es Sklaven gibt, die von Natur aus zu nichts anderem bestimmt sind als zur Sklaverei. Das begründet er damit, dass solche „Sklaven von Natur“ nur in geringem Maße Anteil an der Vernunft hätten; daher sei es nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar für sie selbst vorteilhaft, dass sie ihr Leben als Sklaven verbringen müssen (Pol. I 5, 1254b20-23; 1255a1f.). Allerdings ist sein Konzept unklar und widersprüchlich, da er die Freilassung von Sklaven grundsätzlich billigt und für die Unterscheidung zwischen akzidentellen Sklaven (etwa durch Kriegsgefangenschaft) und Sklaven von Natur keine klaren Kriterien nennt. Sein Rat, Sklaven als Lohn die Freiheit zu versprechen (Pol. VII 10, 1330a20f.), widerspricht der Vorstellung eines „Sklaven von Natur“.


    Mehrere Haushalte ergeben ein Dorf, in dem Arbeitsteilung bessere Versorgung ermöglicht, und mehrere Dörfer einen Staat. Dieser ist autark in dem Sinne, dass er die Bedingungen für ein gutes Leben bereitstellen kann. Aristoteles unterscheidet den Grund der Entstehung des Staates von seinem Zweck. Der Staat entsteht zum Zweck des Überlebens, des Lebens an sich, sein Zweck aber ist das gute Leben: εὖ ζῆν = eu zēn = gut leben (Pol. I 2, 1252a25-1253a1).


    Nach Aristoteles gehört es zur Natur des Menschen, in Gemeinschaft zu leben, denn er ist ein „zôon politikon“, ein Lebewesen in der Polisgemeinschaft (Pol. I 2, 1253a3). Nur im Staat kann der Mensch das gute Leben verwirklichen. Wer des Staates nicht bedürfe, sei „entweder ein Tier oder ein Gott“ (Pol. I 2, 1253a29).


    Bürger sind die mit dem Bürgerrecht ausgestatteten Einwohner, die sich aktiv am politischen Geschehen (am Richten und Regieren) beteiligen (Pol. III 1, 1275a22). Den Bürger bestimmt Aristoteles also primär nicht über die Herkunft oder den Wohnort, sondern über die Partizipation an den politischen Institutionen des Staates. Entsprechend den damaligen Verhältnissen in Athen betrachtet Aristoteles Frauen, Kinder, Sklaven und Fremde nicht als Bürger. Ein Bürger darf auch nicht für seinen Lebensunterhalt arbeiten müssen. Lohnarbeiter und Handwerker können somit keine Bürger sein (Pol. III 5, 1278a11). Die jeweilige Verfassung eines Staates bestimmt genauer, wer Bürger ist und wer nicht.


    In seiner Unterscheidung der verschiedenen Verfassungen stellt Aristoteles zwei Fragen:

    1. Wer herrscht?
    2. Zu wessen Nutzen wird geherrscht?

    Bei der ersten Frage unterscheidet er drei mögliche Antworten: einer, wenige, viele. Bei der zweiten Frage unterscheidet er zwei mögliche Zustände und Nutznießer: die Verfassung ist gerecht, wenn zum Nutzen aller regiert wird; sie ist ungerecht oder verfehlt, wenn allein zum Nutzen der Herrschenden regiert wird (Pol. III 6, 1279a17-21). Auf dieser Grundlage entwirft er eine erste Staatsformenlehre mit sechs Verfassungen (Pol, III 6–8):


    ...


    Unter den guten Verfassungen ist die Monarchie (unter der Aristoteles nicht zwingend ein Königtum, sondern nur eine dem Gemeinwohl dienende Alleinherrschaft versteht) am wenigsten gut. Insofern sie nicht gesetzgebunden ist, ist sie eine bloße Herrschaftsform, teilweise kaum eine Verfassung, und insofern problematisch, als nur das Gesetz unbeeinflusst von Emotionen herrschen kann.


    Unter einer Aristokratie versteht er eine Herrschaft der Guten, das heißt derjenigen, die am meisten Anteil an der Tugend (aretê) haben, was nicht unbedingt Herrschaft eines Geburtsadels bedeuten muss. Da das Ziel des Staates, das gute Leben, in einer Aristokratie im höchsten Maße verwirklicht wird, hält Aristoteles sie (neben einer bestimmten Form der Monarchie, nämlich der Königsherrschaft) für die beste Verfassung (Pol. IV 2, 1289a30-32).


    Aristoteles diskutiert Verfassungstheorie allerdings nicht ohne Realitätsbezug. Oft ist aus seiner Sicht eine absolut beste Verfassung in einem bestimmten Staat nicht möglich. Was am besten für einen konkreten Staat ist, muss immer relativ zu den Umständen bestimmt werden (Pol. IV 1, 1288b21-33). Solche Überlegungen durchziehen die ganze Verfassungstheorie. Sie zeigen sich insbesondere im Modell der Politie, die Aristoteles als die bestmögliche für die meisten zeitgenössischen Staaten ansieht (Pol. IV 11, 1295a25). Sie ist eine Mischverfassung, die Elemente der Demokratie und der Oligarchie enthält. Dabei wird für die Bestrebungen nach Gleichheit auf der einen und nach Reichtum auf der anderen Seite ein Ausgleich geschaffen. Dieser Ausgleich wird unter anderem durch Ämterzuteilung nach Klassenzugehörigkeit erreicht (Pol. V 8, 1308b26). Auf diese Weise wird nach seiner Auffassung die Stabilität erhöht und sozialen Unruhen vorgebeugt (die in griechischen Staaten häufig waren). Besondere Stabilität verleiht dem Staat ein breiter Mittelstand (Pol. IV 11, 1295b25-38).


    http://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles


    ich wollte ihn nicht in den dreck ziehen. er hat sich viele gedanken gemacht. auch zu ethik, erziehung und tugenden:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles#Tugenden


    sklaverei war nun mal zu seiner zeit verbreitet. http://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei

    Quote

    Aristoteles definiert in der griechischen Antike den Sklaven von Natur aus als Besitzstück.[19] Lässt man die problematische substanzphilosophische und naturrechtliche Begründung dieses Besitzverhältnisses beiseite, dann charakterisiert Aristoteles die Sklaven weiterhin durch zwei Eigenschaften. Zum einen haben solche Besitzstücke die Eigenart, ein besonderes Werkzeug zu sein, das viele andere Werkzeuge ersetzen kann. Entsprechend der aristotelischen Teleologie haben Werkzeuge keinen eigenen Zweck, sondern müssen sich einem Zweck unterordnen, welcher von einem vollkommenen Ganzen her bestimmt wird, von dem sie nur ein unvollkommener Teil sind.[20] Diese menschlichen Werkzeuge besitzen aber im Gegensatz zu anderen unbelebten Werkzeugen eine gewisse antizipatorische Fähigkeit. Aristoteles schreibt dazu, dass Sklaven in der Lage sind, von selbst Befehle zu antizipieren und nicht nur auf Befehle anderer hin zu handeln. Als solche vorauseilend gehorchende Werkzeuge haben sie eine Seele, zu deren voller, vernünftiger Ausbildung sie jedoch nicht fähig sind. Deswegen sei es besser für den Sklaven, überlegenen Menschen als Sklaven zu dienen.

    ich nehme an, viele leute, die seine werke lesen, romantisieren mit diesem gedanken, obwohl sklaverei schon lange verboten wurde.

    Quote

    Der Ökonomik stellte Aristoteles die Chrematistik als Wirtschaftskunst gegenüber. Hier geht es darum, Geld zu akkumulieren. Der Tausch wird hier nicht zur Bedarfsdeckung betrieben oder um der Autarkie des Hauses und des Staates willen, sondern um Reichtum anzuhäufen. Diese Art der Wirtschaftskunst kommt in seinem Sinne auch als Folge der Einführung des Geldes als Tauschmittel zum Tragen. Aristoteles gab ihr die Schuld daran, dass man häufig meine, Reichtum und Besitz seien unbegrenzt.

    monopole sind wirtschaftlich auch nicht vorteilhaft.


    heute ist alles deformiert (mindestens).


    der wahre zweck der pyramiden


    veränderung... verfall... rechtfertigung.

  • was dabei rausschauen kann

    http://macroblog.typepad.com/m…-force-participation.html


    The chart also shows that disability or illness is cited most often among people 51 to 65 years old—the current age of a large segment of the baby boomer cohort. In fact, the proportion of people in this age group increased from 20 percent in 2003 to 25 percent in 2013.


    How much can the change in demographics during the past decade explain the rise in disability or illness as a reason for not participating in the labor market? The answer seems to be: Not a lot.


    Following an approach you may have seen in this post, we break down into three components the change in the portion of people not participating in the labor force due to disability or illness. One component measures the change resulting from shifts within age groups (the within effect). Another component measures changes due to population shifts across age groups (the between effect). A third component allows for correlation across the two effects (a covariance term). Here’s what you get:

  • We intend this post to add to the evidence that growing educational attainment has contributed to rising inequality. This assertion is not meant to imply that education has been the only source of the rise in inequality or that educational attainment is undesirable. The message is that growth in educational attainment is clearly associated with growing inequality, and understanding that association will be central to the understanding the overall growth in inequality in the United States.


    http://macroblog.typepad.com/m…wages-for-inequality.html


    Für Dorothee Guggisberg, die Geschäftsführerin der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, ist das keine Überraschung: «Wir stellen fest, dass die Reintegration von Sozialhilfebezügern in den Arbeitsmarkt zunehmend schwieriger wird.» Wer seine Stelle einmal verliere, finde nur schwierig eine neue. Betroffen sind insbesondere ältere Arbeitnehmer, aber auch solche mit gesundheitlichen und psychischen Problemen oder geringer Bildung.


    http://www.20min.ch/schweiz/news/story/18492267

  • B. M. Friedman

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    The root of the problem, I believe, is that our conventional thinking about economic growth fails to reflect the breadth of what growth, or its absence, means for a society. We recognize, of course, the advantages of a higher material standard of living, and we appreciate them. But moral thinking, in practically every known culture, enjoins us not to place undue emphasis on our material concerns. We are also increasingly aware that economic development—industrialization in particular, and more recently globalization—often brings undesirable side effects, like damage to the environment or the homogenization of what used to be distinctive cultures, and we have come to regard these matters, too, in moral terms. On both counts, we therefore think of economic growth in terms of material considerations versus moral ones: Do we have the right to burden future generations, or even other species, for our own material advantage? Will the emphasis we place on growth, or the actions we take to achieve it, compromise our moral integrity? We weigh material positives against moral negatives.

    http://scholar.harvard.edu/fil…_of_economic_growth_0.pdf