Vekselbergische Hebel
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« Gelingen kann ein solcher Coup nur, wenn der Angreifer potent und das Zielobjekt angeschlagen ist. »
Der Investor Victor Vekselberg kontrolliert mit begrenztem Einsatz Schmolz + Bickenbach. Das Publikum muss zuschauen. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Adrian Blum.
Mit gut 70 Mio. Fr. die Kontrolle über eine Gesellschaft übernehmen, die einen Unternehmenswert von 1,25 Mrd. Fr. aufweist, zeugt von Raffinesse. Dem russischen Investor Victor Vekselberg ist dies mit Schmolz + Bickenbach (STLN 3.24 6.23%) mit Bravour gelungen. Die Interessen der Publikumsaktionäre standen dabei allerdings nicht gerade im Mittelpunkt. Gelingen kann ein solcher Coup nur, wenn der Angreifer potent und das Zielobjekt angeschlagen ist. Letzteres zumindest ist unbestritten: Der besagte Unternehmenswert des deutsch-schweizerischen Spezialstahlherstellers setzt sich zusammen aus einer Marktkapitalisierung von 350 Mio. Fr. und Nettoschulden von gut 900 Mio. Fr.
Angeschlagen war Schmolz + Bickenbach mehrfach. Die (einstige) Grossaktionärin Schmolz + Bickenbach KG, die Gesellschaft der Erbenfamilien, besass früher einmal eine Mehrheit. Wegen eigener finanzieller Probleme sank im Zuge von Kapitalmassnahmen ihr Anteil auf zunächst gut 40% und nun rund 15%. Die KG war auch in Führung und Corporate Governance alles andere als begnadet.
Dem von der KG bestellten VR-Präsidenten und Erben Michael Storm gelang es nicht, den Spezialstahlhersteller auf der Erfolgsspur zu halten, trotz der operativen Stärken des Unternehmens. Storms persönliche Verfehlungen, die seinen Rücktritt und später den Rausschmiss des Führungsduos zur Folge hatten, läuteten das Ende der Kontrolle durch die KG ein. Um sich einen letzten Rest von Einfluss zu sichern, verbündete sie sich mit Vekselbergs Gesellschaft Renova. Dies geschah – von aussen betrachtet – am Verwaltungsrat vorbei, was seine Investorensuche unterminierte. Die KG übertrug der Renova dann in ihrer Not ein Aktienpaket von 25% zum Preis von 2.40 Fr. je Aktie. Was die KG als nichtmonetäre Gegenleistung für diesen Schnäppchenpreis zu bieten hatte, ist nicht bekannt. Klar ist nur, dass der Deal nicht dem Publikumsaktionär diente.
Der bestehende Verwaltungsrat hatte in Teilen ebenfalls seinen Beitrag zur finanziell prekären Situation geleistet, am Ende aber immerhin versucht, das Ruder herumzureissen und eine für sämtliche Aktionäre gerechte Lösung zu präsentieren. Der Widerstand des Gremiums ist nun gebrochen. Zur ausserordentlichen Generalversammlung am 13. September werden Renova und die S+B KG den Verwaltungsrat von acht auf sieben Mitglieder verkleinern. Sie haben zwei Renova- und einen KG-Vertreter bezeichnet und wollen auch vier unabhängige Kandidaten vorschlagen. Es würde nicht überraschen, wenn es auch einen neuen CEO und neuen CFO geben wird.
Das Beispiel Schmolz + Bickenbach zeigt, wie angreifbar Unternehmen sind, die sich in Schwierigkeiten befinden. Daran ist nichts auszusetzen. Je grösser die Schwierigkeiten, desto leichter das Spiel für potente Spieler und desto grösser das Risiko für Publikumsaktionäre, aussen vor zu stehen. Der Anleger sollte sich dessen stets bewusst sein.