Gerard hat am 11.07.2013 - 14:48 folgendes geschrieben:
QuoteAlso für mich gibt's nichts logischer als wenn die FED QE3 herunterfährt, geht's der US KONJUNKTUR BESSER. Geht es ihr besser, machen die Firmen auch bessere Gewinne, machen sie das, steigt die Börse eben wegen den besseren Gewinnen.
Das ist durchaus richtig. Und jetzt spinnen wir den Gedanken mal weiter:
QE3 wird heruntergefahren. Die Zinsen steigen. Es muss also mehr Geld für Zinszahlungen aufgewendet werden. Das betrifft Konsumenten ebenso wie die Unternehmen, Gemeinden, Bundesstaaten, Staat.
Wenn die Hypothekarzinsen steigen (und das tun sie, wenn die Zinsen steigen: sie sind in den letzten Monaten bereits 1% gestiegen), dann sinken die Immobilienpreise. Ausserdem erhöht sich die Zahl der Häuser, die finanziell "unter Wasser" sind.
Die US-Wirtschaft hängt zu 70% vom privaten Konsum ab. Hat der Konsument weniger frei verfügbares Einkommen, konsumiert er weniger. Entsprechend machen die Unternehmen weniger Umsätze/Gewinne, haben aber gleichzeitig höhere Zinskosten, die sie in dieser Situation nicht eins-zu-eins an den Konsumenten weitergeben können. ... etc. ...
Ich habe das ja bereits ausführlicher hier beschrieben.
Die grosse Befürchtung der Fed ist, dass das zarte Pflänzchen der wirtschaftlichen Erholung bei einem Zinsanstieg zertreten würde. Und damit wären nicht nur alle Bemühungen (= Gelddruckerei) der letzten 4 Jahre zunichte gemacht sondern die Situation sogar noch verschlimmert, weil die Schuldenmenge jetzt weitaus höher ist als damals, 2009.
Turbo hat weiter oben geschrieben "Never fight the Fed". Und damit hat er recht.
Betrachten wir also, was die Fed will, was ihr Lieblingsszenario wäre:
Die Fed hätte am liebsten eine höhere Teuerung (so 4-5%) bei gleichzeitig niedrigen Zinsen. Damit nämlich würden die aktuellen hohen Schulden über die Jahre in Kaufkraft entwertet. Ob die Gläubiger das mitmachen und eine schleichende Entreicherung über Inflation akzeptieren oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich behaupte, dass Gläubiger wie China, Russland, Arabien (also die Halter von US-Schuldpapieren) diese Papiere wohl verkaufen würden. Andere Gläubiger wir amerikanische Rentner hätten diese Wahl allerdings nicht.
Bernanke weiss natürlich, dass er irgendwann QE3 herunterfahren muss. Aber dabei darf er keineswegs eine Panik auslösen. Andererseits verliert die Fed und der Dollar an Vertrauen (so wie jede andere Papierwährung), wenn er weiterhin in gleichem Masse Geld druckt oder die Geschwindigkeit der Gelddruckerei (aka QE4 bis QE99) erhöht. Es ist also eine schwierige Gratwanderung.
Tief in unserem Inneren spüren wohl die meisten von uns, dass es langfristig nicht gut gehen kann, wenn eine Zentralbank einfach bestehende Schulden durch neue - höhere - Schulden bezahlt. Auch wenn es die meisten nicht formulieren, auf den Punkt bringen können. Und jene, die sich ein bisschen in die monetären Geschichte eingelesen haben, wissen, dass es in der Vergangenheit noch nie funktioniert hat, sich aus "Schulden zu drucken", dass dieser Versuch bisher in 100% der Fälle in einem Fiasko geendet hat.
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Bernanke ist wie ein Schnapsproduzent, der seine eigene Bar betreibt. Er hat 2009 den Ausschank in seiner Bar erhöht, damit seine Stamm-Alkis nicht auf Entzug kommen. Dummer Weise hat sich mittlerweilen die Zahl der Gäste erhöht und seine Alkis sind noch ein bisschen abhängiger geworden.
Wie will er jetzt auf sanftem Wege seine Alki-Gemeinde ausnüchtern, ohne dass die ihm die Bar vollkotzen?