SMI im November 2011
CrashGuru wrote:
Quoteweshalb soll jemand Bonds mit einem Zins von 10% anbieten, wenn der allgemeine Zinssatz für gleichwertige Bonds bei 5% liegt....??
Es geht nicht darum, mit welchem Zins Bonds angeboten werden sondern welcher Zins von den Gläubigern gefordert wird.
Blöd gesagt: Wenn Griechenland 5jährige Staatsanleihen mit 2% Zinsen herausgibt, werden die Investoren höchstens kommen um das Buffet leerzufressen. Aber Bonds kaufen werden sie nicht.
Aber das beantwortet Deine Frage nicht.
Also zu einer Antwort:
Es gibt nicht nur Bonds auf dieser Welt. Bonds stehen in Konkurrenz zu Aktien, Immobilien, Rohstoffen. Die Investoren werden dort ihr Geld anlegen, wo sie das beste Leistungs/Risiko-Verhältnis finden.
Das könnte zum Beispiel Agrarland sein, wenn die Lebensmittelpreise weiter steigen.
Wenn sich - um bei diesem Beispiel zu bleiben - dort eine Rendite von 15% erzielen lässt, fliessen Gelder aus Aktien und Anleihen in Agrarland.
Entsprechend steigen die Preise von Agrarland, die Renditen sinken.
Bei Aktien und Anleihen sinken die Preise und die Renditen steigen.
Das Spiel setzt sich fort, bis sich die Renditen von Agrarland, Aktien und Anleihen entsprechend angeglichen haben.
So kann das innerhalb eines Landes funktionieren.
Komplexer wird es, wenn man mehrere Länder in Zusammenhang bringt.
Wenn z.B. Euro-Bonds mit 5% rentieren, US-Bonds nur mit 4%, könnte man davon ausgehen, dass Geld aus den USA nach EU fliesst, bis sich auch dort die Zinsen angeglichen haben.
Hier kommt allerdings der Haken der Währung hinzu: Wenn der Euro als sehr viel schlechter als der Dollar angesehen wird und mehr und schneller an Wert verliert, wird kein Investor wegen eines Zinsvorteils von 1% dieses Risiko auf sich nehmen, dann könnte sich der Zinsspread sogar noch ausweiten.
Ein Punkt, der in den letzten 10 Jahren immer wichtiger geworden ist, ist die Geldentwertung. Wenn die Teuerung bei 5% liegt, nützen mir Zinsen von 3% nichts. Ich verliere nämlich pro Jahr 2%.
In diesem Fall fliehen Anleger in Gold, denn das garantiert zumindest die Kaufkraft und unterliegt keinem Ausfallrisiko, weil es keine Forderung an Dritte darstellt.
Ein letzter Punkt ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Je höher das Risiko um so mehr Zins verlangt der Gläubiger auf Anleihen. Schon jetzt macht es für einen normal denkenden Anleger keinerlei Sinn, 10-jährige US-Treasuries für 3.36% (oder 5yr für 2%) zu kaufen.
Würde die FED nicht fleissig Anleihen kaufen, wären die Zinsen schon bedeutend höher.
Bei all diesen Punkten gilt nicht nur der Fakt sondern die Antizipation, die Zukunftserwartung der Anleger.
Die Anleger kaufen nicht Gold, weil sie sich Eheringe basteln wollen sondern weil sie an eine steigende Teuerung glauben und das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit von Staaten langsam verlieren.