SMI im August 2011

  • Wie immer (oder meistens) zuerst der Rückblick auf meine Vormonats-Prognose.


    Vor einem Monat ….

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Kurz: Es gibt für mich derzeit mehr und stärkere Argumente für sinkende als für steigende Kurse.

    Und nicht nur das. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich die Fallgeschwindigkeit erhöhen wird.


    Nun, der Dow Jones hat in diesem Monat nominal zwar nur 3.5% eingebüsst. Allerdings kommen hier auch 6% Wertverlust im Dollar hinzu. Macht also alles zusammen einen Wertverlust von 9.3%

    Demgegenüber hat der SMI "nur" 7.4% verloren. Entsprechend verbuche ich eine korrekte Voraussage: Sinkende Kurse und höhere (wenn auch noch moderate) Fallgeschwindigkeit.


    Eines meiner Argumente, womit ich die erwarteten niedrigen Kurse begründet habe, lag in den COT-Daten. Wir erinnern uns: Wenn beide Gruppen der Big-Player (Commercials wie auch Large Speculators) short sind und auf der Gegenseite die Kleinanleger long, dann werden die Big-Player praktisch immer gewinnen und die Kleinanleger abkochen.


    Hat sich an dieser Situation etwas geändert?


    [Blocked Image: http://www.wellenreiter-invest.de/CoT/web/sp.coms.price-Dateien/cot.sp500_27250_image001.png]


    Nein, im Gegenteil. Im Vergleich zu Anfang Juli haben die Kleinanleger ihre Longpositionen weiter ausgebaut, Comms und Large Specs entsprechend (zusammengezählt) ihre Short-Positionen.


    Damit ist die Schlussfolgerung für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte schon mal klar: Weiter sinkende Kurse!


    US Schuldenobergrenze

    Die aktuelle Scharade über die Erhöhung der Schuldenobergrenze müsste für die Märkte eigentlich irrelevant sein. Schliesslich wurde die Schuldenobergrenze in den letzten 50 Jahren 74 mal erhöht, also im Schnitt alle 8 Monate, wobei meines Wissens noch nie ein so grosses Tam-Tam darum gemacht wurde wie bisher.

    In aller Regel verliefen die Verhandlungen ohne von der Öffentlichkeit gross beachtet zu werden. Allerdings nach demselben Schema wie jetzt und das bedeutet, dass die jeweilige Oppositionspartei sich immer bis zur letzten Sekunde quergestellt hat, um möglichst viel politisches Kapital aus der Notlage der Regierungspartei zu ziehen. Allerdings hat sie dann auch immer in letzter Sekunde zugestimmt.

    Es wird diesmal auch nicht anders laufen. Die Republikaner werden unter laut vernehmlichen Zähneknirschen zustimmen, "gegen besseres Wissen aber im Interesse unseres Volkes, bla, bla" und so wird die Schuldenmacherei genau im gleichen Stil weitergehen wie in den letzten 11 Jahren.


    Somit dürfte mittel- bis langfristig auch der Dollar den gewohnten Abwärtstrend fortsetzen. Wir kennen das ja mittlerweile: Je mehr Papier gedruckt wird um so mehr verliert es an Kaufkraft.

    Kurzfristig (3-10 Börsentage) jedoch dürften Dollar und die Aktienmärkte steigen. Warum? Einfach deshalb, weil die Unsicherheit über die Schuldenobergrenze wahrscheinlich bald vom Tisch ist und diese Unsicherheit im Moment psychologisch schwerer wiegt als die fundamentalen Faktoren der Gelddruckerei.

    Wir werden also einen kurzen und vielleicht sogar heftigen Hype sehen, weil ja jetzt "das Schuldenproblem gelöst ist". Es wird einige Tage dauern, bis die Trader erkennen, dass eigentlich gar nichts gelöst ist, weil man alte Schulden nicht mit neuen bekämpfen kann.


    Wer also noch Aktien oder Dollar hält und bisher den Ausstieg verpasst hat oder wer auf einen günstigen Einstieg in Gold und Silber wartet, wird in der nächsten Woche ein kleines Zeitfenster und die vielleicht letzte Chance bekommen, seine Aktien gegen Gold zu tauschen!




    Franken

    Das vermutlich spannendste Thema im August wird der Wert des Franken sein.


    Die SNB ist von zwei Seiten unter Druck: Einerseits wünschen wir uns einen stabilen Franken, weil wir als Konsumenten keine Teuerung wollen. Eine Starke Währung ist ausserdem ein Manifest einer starken Wirtschaft und zieht ausländisches Kapital an. Sowohl in Form von Investitionen als auch als Fluchtkapital aus Regionen schwächerer Währung.

    Andererseits sind Export und Tourismus an einem stabilen Wechselkurs zu Euro und Dollar interessiert. Ein zu hoher Franken im Verhältnis zum Euro schmälert die Gewinne der Exportindustrie und schreckt Touristen ab. Schliesslich können Währungsverluste nicht in Form höherer Euro-Preise eins-zu-eins an die Kundschaft in Europa weitergegebenen werden.


    In den letzten drei Monaten hat der Euro gegenüber dem Franken 11% verloren. Das ist ein Währungsverlust, den die Schweizer Exportindustrie nicht locker wegstecken kann und ich habe aus dieser Branche schon unter vorgehaltener Hand die Befürchtung gehört, dass ab einem Kurs von unter 1.10 eine Konkurswelle exportabhängiger Schweizer KMU beginnen könnte.

    Entsprechend hoch der Druck der Exporteure, die SNB möge doch bitte den Franken schwächen.


    Wie wird sich die SNB entscheiden?


    Nun, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Hier sind die Aktionen der SNB sehr schön ersichtlich:


    [Blocked Image: http://img268.imageshack.us/img268/6176/snagprogram0198.png]


    Die roten Rechtecke stellen jeweils Phasen dar, wo der Franken gegenüber Hartgeld stabil gehalten wurde. Die grünen Pfeile sind entsprechend Abwertungsaktionen der SNB.

    Es ist unschwer zu erkennen, dass die Abwertung des Franken treppenförmig verläuft. Nach jeweils 1-2 Jahren Stabilität erfolgt ein Abwertungsschub um - ganz grob - etwa Fr. 200 pro Unze (oder Fr. 6400/kg).


    Die aktuelle Phase der Stabilität ist mit 18 Monaten an der zeitlichen Grenze und wenn man den oben erwähnten Druck auf die SNB berücksichtigt, drängt sich für mich die Schlussfolgerung auf, dass der Franken in nächster Zeit wohl abgewertet wird.

    Gehen wir von den üblichen Fr. 6400/kg aus, errechnet sich somit ein Anstieg des Goldpreises in Franken von derzeit 41000 auf 47400 oder 15%, der unmittelbar bevorsteht.

    Dies als Trading-Idee für Besitzer von SMI Titeln, die es satt haben im Monat 7+% Verlust einzufahren und lieber mal zur Abwechslung 15 % Gewinn machen wollen :P




    US Staatsanleihen

    Zugegeben, ein Thema, das den meisten SMI-Anlegern fremd ist. Aber da US Treasuries der grösste Papiermarkt der Welt sind, kommen wir an diesem Thema einfach nicht vorbei, wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen wollen.


    Das wohl grösste Mysterium des Monats Juli ist die Frage, warum die Treasuries trotz (offiziellem) Aussetzen von QE2 nicht gesunken bzw. warum die Renditen, Zinsen nicht gestiegen sind.

    Nun, die FED hat zwar mit Auflösung von QE2 vermittelt, dass sie keine neuen Schuldpapiere mehr aufkaufen will, gleichzeitig aber auch bestätigt, dass sie weiterhin als Käufer bestehender Schuldpapiere auftreten wird. Es ist mir nicht bekannt, ob die Chinesen im letzten Monat als Käufer oder Verkäufer von US Treasuries unterwegs waren. Aber ich meine, man kann davon ausgehen, dass die FED jeweils als Käufer zur Verfügung stand. Denn sind wir mal realistisch: Welcher klar denkende Mensch würde den USA einen 10 jährigen Kredit zu 2.8% geben, wenn der Dollar alleine in einem Monat 6% verliert??? :oops:


    Interessant sind auch hier die COT-Daten:


    [Blocked Image: http://img849.imageshack.us/img849/9878/cotsp5006812image001243.png]


    Hier stehen im Moment noch die Commercials (Banken) und Kleinanleger auf der Long-Seite gegen die Large-Specs (Fonds, Pensionskassen), wobei die Comms verkaufen und die Kleinanleger vermehrt kaufen. Ein Warnsignal?


    Über all dem hängt das Damoklesschwert der US-Rating-Agenturen, das AAA-Rating für US-Staatsanleihen zu senken. Ein lange überfälliger Schritt, wie ich meine! Spätestens dann dürften die Zinsen anziehen.




    Aussichten August 2011

    John "Hannibal" Smith aus der Fernsehserie "A-Team" sagte immer:


    [Blocked Image: http://img192.imageshack.us/img192/8800/snagprogram0199.png]


    Es gab wenige Situationen in den letzten 10 Jahren, wo sich die Puzzlesteine so nahtlos ineinanderfügten wie jetzt und wo - in meinen Augen - so viel Klarheit über die zukünftige Entwicklung der Märkte herrschte. Deshalb wage ich, heute mit einer konkreteren Prognose aufzuwarten als jemals zuvor. Und sie lautet:


    Wir werden in den nächsten 1-3 Tagen eine "Lösung" des US Schuldenproblems (= Anhebung der Schuldenobergrenze) präsentiert bekommen. Entsprechend werden Dollar, Aktienmärkte steigen, Edelmetalle sinken.

    Die darauf folgenden 3-10 Handelstage werden der ideale Zeitpunkt sein, um Aktien und Dollars in Franken und Franken in Edelmetalle (und zwar physisch!!) zu tauschen.

    Hätte ich persönlich SMI Aktien oder Dollar, würde ich sie am 3. August verkaufen und mit dem Erlös am 4. August den nächstgelegenen Edelmetallhändler aufsuchen!


    Begründung nochmals im Schnelldurchlauf:

    * Die Euphorie darüber, dass die Amis ihre Schulden weiter aufbauen dürfen, wird den Aktienmärkten, den Anleihen und dem Dollar nur sehr kurz Auftrieb verleihen. Ein Idealer Zeitpunkt also, obenstehendes zu verkaufen oder zu shorten.

    * Entsprechend wird der kurzfristig steigende Dollar Edelmetalle nur ebenso kurzfristig günstiger werden lassen. Ein Idealer und vielleicht letzter Zeitpunkt, um sich günstig einzudecken.

    * Die SNB wird dem Druck, den Franken abzuwerten, nicht mehr lange standhalten. Ein idealer Zeitpunkt also, um sein Franken-Vermögen vor der Abwertung in Gold einzutauschen und somit die Kaufkraft zu sichern.


    Happy Trading!


    Marcus

  • SMI im August 2011

    Lieber MF

    Herzlichen Dank für Deinen Eröffnungsbeitrag.

    Die Situation sieht wirklich so aus, dass man die Welle zuerst rauf und dann runter reiten könnte. Also ich versuch`s.

  • SMI im August 2011

    Hallo MF


    Auch ich, möchte mich bei Dir für den SMI August Thread bedanken - wie immer sehr interessant zu lesen. Woher kriegst Du nur alle diese Infos?! Einfach genial! :D


    Persönlich bin ich der Meinung, dass sich die Lage bis ca. September etwas "beruhigen" wird. Schliesslich möchte man die Kleinanleger wieder in steigende Aktienkurse locken.


    Werde diesen Trend kurzfristig mitmachen und hoffentlich den richtigen Ein- und Ausstieg finden :D


    Viele Grüsse und Frohen 1. August an Alle!

  • SMI im August 2011

    Herzlichen Dank, MF.

    Mit allem einverstanden. Zirkons Überlegung finde ich jedoch interessant: Man wird die Kleinanleger möglichst lange bei der Stange halten wollen. Es wird auf dem langen Weg nach unten also immer wieder Scheinböden geben, wo Hamster seine Caps-Lock-Taste drückt und Kaufempfehlungen rausgibt. Da sag ich nur: Sich in Geduld üben! Die Zeit für Aktien wird aich mal wieder kommem umd dann einige Jahre dauern. Jetzt ist aber Rohstoff- bzw. Edelmetallzeit. *wink*

  • SMI im August 2011

    Übrigens: ich kann mir nicht vorstellen, dass die jetzige Erholung 10 Tage dauern wird. Ich rechne mit einem starken upday (heute) und dann etwas Geplänkel. Ob das Geplänkel eher rauf oder runter geht ist sehr spekulativ. Ich verkauf jedenfalls meine letzte Position Nordex (Kellerleiche) bereits heute.


    @ MF: Die Erklärung Obamas laitet gemäss Tagi übrigens so:

    "In seiner Erklärung kurz nach Öffnung der ersten Märkte räumte der Präsident ein, dass die Vereinbarung nicht perfekt sei. Der Kompromiss werde jedoch zum einen eine Zahlungsunfähigkeit der USA mit verheerenden Folgen für die Wirtschaft abwenden und zum anderen historische Sparmassnahmen einleiten" *wink*

  • SMI im August 2011

    Es scheint, dass die Börsen bereits wieder abbröckeln. Rechne aber nach wie vor, dass ab Ende August die Euphorie zurück kommt (bis ca. November). Aber bis Ende Monat (SMI: 5'225 *wink* ) würde ich nicht einsteigen.

    Dr. Friederich Adolphus von Muralt

    - "Besser en Ranze vom Frässe als es Buggeli vom Schaffe"

  • SMI im August 2011

    zirkon wrote:

    Quote
    Schliesslich möchte man die Kleinanleger wieder in steigende Aktienkurse locken.


    Wie wir gerade gelesen haben, ist das ja auch der Fall. Das sieht man auch in den anderen Themen dieses Forums. Viele nützen die Gelegenheit, um "billig" einzukaufen. *wink*


    Gruss

    fritz

  • SMI im August 2011

    MarcusFabian wrote:

    Quote

    in_God_we_trust wrote:



    Nö, die SP ist mir unsympathisch.


    Ich kann Dich politisch einfach nicht einordnen:

    SP nicht

    SVP wohl eher nicht

    CVP ist Dir wohl zu bigott

    FDP vielleicht?

    oder Grün?

    oder Grünliberal?

  • SMI im August 2011

    in_God_we_trust wrote:

    Quote


    Ich kann Dich politisch einfach nicht einordnen


    Muss man den jeden Menschen politisch einordnen können? :oops:


    Und heisst das, dass wenn ich gegen den EU-Beitritt bin gleichzeitig auch für ein Verbot von Minaretten sein muss?


    Gruss

    fritz

  • SMI im August 2011

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    ... die SVP ist mir übrigens auch unsympathisch. Sowie die FDP, CVP ...

    @iGwt: die Tatsache, dass wir beide uns in so ziemlich allen Punkten, die Börse, Leben, Moral, Religion betreffen uneinig sind, gibt Dir noch lange nicht das Recht, mich in die von Dir entgegengesetzte politische Ecke zu stellen!



    Das freut mich, dass wir wenigstens politisch nicht so weit auseinander liegen! :)

  • SMI im August 2011

    Ramschpapierhaendler wrote:

    Quote
    Jetzt ist aber Rohstoff- bzw. Edelmetallzeit. *wink*


    Rohstoffzeit ? Bin in Platin (ZPLA), z.Zt. noch etwas im Minus. Dachte eigentlich, langfristig da drin zu bleiben. Comments?

  • SMI im August 2011

    @ Meerkat:

    Jedes Metall hat seine Schwankungen innerhalb des grossen Zyklus. Zyklisch gesehen sind Rohstoffe generell ein Kauf. Mittelfristig würde ich allerdings Gold und Silber vorziehen. Platin ist Edel- und Industriemetall, verhält sich aber eher wie ein Industriemerall.

    Von den Edelmetallen sind nur Gold und eingeschränkt Silber auch Geld. Und da wir im Moment eine Schuldenkrise haben..,

  • SMI im August 2011

    Wenn nur diese Postings nicht so breit geschrieben würden,

    ich muss ständig das Fenster in die Breite ziehen.


    Man muss dafür die Sätze früher trennen.

    Gibt etwas mehr Arbeit, ist für den Leser aber angenehmer.

  • SMI im August 2011

    Ramschpapierhaendler wrote:

    Quote
    @Snobine:

    Das hat mit den Sätzen nichts zu tun. Die werden automatisch umgebrochen. Schuld sind zu breite Grafiken oder links. Deshalb: bei langen Links eine kleinere Schriftgrösse wählen!


    @Ramschpapiierhändler,

    nein, Du hättest bei Deinen Sätzen selbst den

    Umbruch eingeben müssen. z.B. nach dem Punkt,

    - nach dem Komma ...Automatisch geht das nicht.

    Bei Links u. breiten Grafiken ist das etwas anderes.

  • SMI im August 2011

    Snobine wrote:

    Quote
    Wenn nur diese Postings nicht so breit geschrieben würden,

    ich muss ständig das Fenster in die Breite ziehen.


    Man muss dafür die Sätze früher trennen.

    Gibt etwas mehr Arbeit, ist für den Leser aber angenehmer.


    Sehe dein Problem nicht, einfach ganz nach rechts ziehen, dann siehst du den ganzen Text :idea: *wink*




    MarcusFabian

    Danke für deine Lektüre, wie immer sehr interessant zu lesen.

    Es wäre endlich an der Zeit aufzuräumen:

    Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

    Es ist sowieso nur noch lächerlich was da in den oberen Etagen praktiziert wird, sowas von hirnlos :!:

    Tja, who cares, geniessen wir den Feiertag und dies

    erst noch mit angenehmen Temperaturen :lol:

  • Dollar/CHF

    Anscheinend sind sich die Märkte doch nicht so sicher über die Einigung oder sie sind nun dabei die kommende Verschuldung Einzupreisen: -0,6% Tendenz fallend

    Wird der Hurra doch auf morgen verlegt - oder ganz abgeblasen?

    "Jeder der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer endlichen Welt für immer weitergehen kann, ist entweder verrückt oder ein Wirtschaftswissenschaftler." -- Kenneth Boulding