Wie immer (oder meistens) zuerst der Rückblick auf meine Vormonats-Prognose.
Vor einem Monat ….
MarcusFabian wrote:
QuoteKurz: Es gibt für mich derzeit mehr und stärkere Argumente für sinkende als für steigende Kurse.
Und nicht nur das. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich die Fallgeschwindigkeit erhöhen wird.
Nun, der Dow Jones hat in diesem Monat nominal zwar nur 3.5% eingebüsst. Allerdings kommen hier auch 6% Wertverlust im Dollar hinzu. Macht also alles zusammen einen Wertverlust von 9.3%
Demgegenüber hat der SMI "nur" 7.4% verloren. Entsprechend verbuche ich eine korrekte Voraussage: Sinkende Kurse und höhere (wenn auch noch moderate) Fallgeschwindigkeit.
Eines meiner Argumente, womit ich die erwarteten niedrigen Kurse begründet habe, lag in den COT-Daten. Wir erinnern uns: Wenn beide Gruppen der Big-Player (Commercials wie auch Large Speculators) short sind und auf der Gegenseite die Kleinanleger long, dann werden die Big-Player praktisch immer gewinnen und die Kleinanleger abkochen.
Hat sich an dieser Situation etwas geändert?
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Nein, im Gegenteil. Im Vergleich zu Anfang Juli haben die Kleinanleger ihre Longpositionen weiter ausgebaut, Comms und Large Specs entsprechend (zusammengezählt) ihre Short-Positionen.
Damit ist die Schlussfolgerung für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte schon mal klar: Weiter sinkende Kurse!
US Schuldenobergrenze
Die aktuelle Scharade über die Erhöhung der Schuldenobergrenze müsste für die Märkte eigentlich irrelevant sein. Schliesslich wurde die Schuldenobergrenze in den letzten 50 Jahren 74 mal erhöht, also im Schnitt alle 8 Monate, wobei meines Wissens noch nie ein so grosses Tam-Tam darum gemacht wurde wie bisher.
In aller Regel verliefen die Verhandlungen ohne von der Öffentlichkeit gross beachtet zu werden. Allerdings nach demselben Schema wie jetzt und das bedeutet, dass die jeweilige Oppositionspartei sich immer bis zur letzten Sekunde quergestellt hat, um möglichst viel politisches Kapital aus der Notlage der Regierungspartei zu ziehen. Allerdings hat sie dann auch immer in letzter Sekunde zugestimmt.
Es wird diesmal auch nicht anders laufen. Die Republikaner werden unter laut vernehmlichen Zähneknirschen zustimmen, "gegen besseres Wissen aber im Interesse unseres Volkes, bla, bla" und so wird die Schuldenmacherei genau im gleichen Stil weitergehen wie in den letzten 11 Jahren.
Somit dürfte mittel- bis langfristig auch der Dollar den gewohnten Abwärtstrend fortsetzen. Wir kennen das ja mittlerweile: Je mehr Papier gedruckt wird um so mehr verliert es an Kaufkraft.
Kurzfristig (3-10 Börsentage) jedoch dürften Dollar und die Aktienmärkte steigen. Warum? Einfach deshalb, weil die Unsicherheit über die Schuldenobergrenze wahrscheinlich bald vom Tisch ist und diese Unsicherheit im Moment psychologisch schwerer wiegt als die fundamentalen Faktoren der Gelddruckerei.
Wir werden also einen kurzen und vielleicht sogar heftigen Hype sehen, weil ja jetzt "das Schuldenproblem gelöst ist". Es wird einige Tage dauern, bis die Trader erkennen, dass eigentlich gar nichts gelöst ist, weil man alte Schulden nicht mit neuen bekämpfen kann.
Wer also noch Aktien oder Dollar hält und bisher den Ausstieg verpasst hat oder wer auf einen günstigen Einstieg in Gold und Silber wartet, wird in der nächsten Woche ein kleines Zeitfenster und die vielleicht letzte Chance bekommen, seine Aktien gegen Gold zu tauschen!
Franken
Das vermutlich spannendste Thema im August wird der Wert des Franken sein.
Die SNB ist von zwei Seiten unter Druck: Einerseits wünschen wir uns einen stabilen Franken, weil wir als Konsumenten keine Teuerung wollen. Eine Starke Währung ist ausserdem ein Manifest einer starken Wirtschaft und zieht ausländisches Kapital an. Sowohl in Form von Investitionen als auch als Fluchtkapital aus Regionen schwächerer Währung.
Andererseits sind Export und Tourismus an einem stabilen Wechselkurs zu Euro und Dollar interessiert. Ein zu hoher Franken im Verhältnis zum Euro schmälert die Gewinne der Exportindustrie und schreckt Touristen ab. Schliesslich können Währungsverluste nicht in Form höherer Euro-Preise eins-zu-eins an die Kundschaft in Europa weitergegebenen werden.
In den letzten drei Monaten hat der Euro gegenüber dem Franken 11% verloren. Das ist ein Währungsverlust, den die Schweizer Exportindustrie nicht locker wegstecken kann und ich habe aus dieser Branche schon unter vorgehaltener Hand die Befürchtung gehört, dass ab einem Kurs von unter 1.10 eine Konkurswelle exportabhängiger Schweizer KMU beginnen könnte.
Entsprechend hoch der Druck der Exporteure, die SNB möge doch bitte den Franken schwächen.
Wie wird sich die SNB entscheiden?
Nun, werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Hier sind die Aktionen der SNB sehr schön ersichtlich:
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Die roten Rechtecke stellen jeweils Phasen dar, wo der Franken gegenüber Hartgeld stabil gehalten wurde. Die grünen Pfeile sind entsprechend Abwertungsaktionen der SNB.
Es ist unschwer zu erkennen, dass die Abwertung des Franken treppenförmig verläuft. Nach jeweils 1-2 Jahren Stabilität erfolgt ein Abwertungsschub um - ganz grob - etwa Fr. 200 pro Unze (oder Fr. 6400/kg).
Die aktuelle Phase der Stabilität ist mit 18 Monaten an der zeitlichen Grenze und wenn man den oben erwähnten Druck auf die SNB berücksichtigt, drängt sich für mich die Schlussfolgerung auf, dass der Franken in nächster Zeit wohl abgewertet wird.
Gehen wir von den üblichen Fr. 6400/kg aus, errechnet sich somit ein Anstieg des Goldpreises in Franken von derzeit 41000 auf 47400 oder 15%, der unmittelbar bevorsteht.
Dies als Trading-Idee für Besitzer von SMI Titeln, die es satt haben im Monat 7+% Verlust einzufahren und lieber mal zur Abwechslung 15 % Gewinn machen wollen
US Staatsanleihen
Zugegeben, ein Thema, das den meisten SMI-Anlegern fremd ist. Aber da US Treasuries der grösste Papiermarkt der Welt sind, kommen wir an diesem Thema einfach nicht vorbei, wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen wollen.
Das wohl grösste Mysterium des Monats Juli ist die Frage, warum die Treasuries trotz (offiziellem) Aussetzen von QE2 nicht gesunken bzw. warum die Renditen, Zinsen nicht gestiegen sind.
Nun, die FED hat zwar mit Auflösung von QE2 vermittelt, dass sie keine neuen Schuldpapiere mehr aufkaufen will, gleichzeitig aber auch bestätigt, dass sie weiterhin als Käufer bestehender Schuldpapiere auftreten wird. Es ist mir nicht bekannt, ob die Chinesen im letzten Monat als Käufer oder Verkäufer von US Treasuries unterwegs waren. Aber ich meine, man kann davon ausgehen, dass die FED jeweils als Käufer zur Verfügung stand. Denn sind wir mal realistisch: Welcher klar denkende Mensch würde den USA einen 10 jährigen Kredit zu 2.8% geben, wenn der Dollar alleine in einem Monat 6% verliert??? :oops:
Interessant sind auch hier die COT-Daten:
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Hier stehen im Moment noch die Commercials (Banken) und Kleinanleger auf der Long-Seite gegen die Large-Specs (Fonds, Pensionskassen), wobei die Comms verkaufen und die Kleinanleger vermehrt kaufen. Ein Warnsignal?
Über all dem hängt das Damoklesschwert der US-Rating-Agenturen, das AAA-Rating für US-Staatsanleihen zu senken. Ein lange überfälliger Schritt, wie ich meine! Spätestens dann dürften die Zinsen anziehen.
Aussichten August 2011
John "Hannibal" Smith aus der Fernsehserie "A-Team" sagte immer:
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Es gab wenige Situationen in den letzten 10 Jahren, wo sich die Puzzlesteine so nahtlos ineinanderfügten wie jetzt und wo - in meinen Augen - so viel Klarheit über die zukünftige Entwicklung der Märkte herrschte. Deshalb wage ich, heute mit einer konkreteren Prognose aufzuwarten als jemals zuvor. Und sie lautet:
Wir werden in den nächsten 1-3 Tagen eine "Lösung" des US Schuldenproblems (= Anhebung der Schuldenobergrenze) präsentiert bekommen. Entsprechend werden Dollar, Aktienmärkte steigen, Edelmetalle sinken.
Die darauf folgenden 3-10 Handelstage werden der ideale Zeitpunkt sein, um Aktien und Dollars in Franken und Franken in Edelmetalle (und zwar physisch!!) zu tauschen.
Hätte ich persönlich SMI Aktien oder Dollar, würde ich sie am 3. August verkaufen und mit dem Erlös am 4. August den nächstgelegenen Edelmetallhändler aufsuchen!
Begründung nochmals im Schnelldurchlauf:
* Die Euphorie darüber, dass die Amis ihre Schulden weiter aufbauen dürfen, wird den Aktienmärkten, den Anleihen und dem Dollar nur sehr kurz Auftrieb verleihen. Ein Idealer Zeitpunkt also, obenstehendes zu verkaufen oder zu shorten.
* Entsprechend wird der kurzfristig steigende Dollar Edelmetalle nur ebenso kurzfristig günstiger werden lassen. Ein Idealer und vielleicht letzter Zeitpunkt, um sich günstig einzudecken.
* Die SNB wird dem Druck, den Franken abzuwerten, nicht mehr lange standhalten. Ein idealer Zeitpunkt also, um sein Franken-Vermögen vor der Abwertung in Gold einzutauschen und somit die Kaufkraft zu sichern.
Happy Trading!
Marcus