SMI im Juli 2011

  • Einen Rückblick auf meine Juni-Prognosen kann ich uns eigentlich ersparen, denn ich habe gar keine abgegeben ;)


    Das einzige, das vor einem Monat noch zur Diskussion stand war eine allfällige Leitzinserhöhung der SNB. Ich habe fest damit gerechnet, dass es zu keiner kommen würde und so war es dann auch.


    Was uns derzeit als Themen am meisten beschäftigt: die Griechenlandkrise und Quantitative Easing der FED.


    Beginnen wir mit Griechenland. Allerdings im Schnellduchlauf:


    Griechenland

    Es wird Griechenland oft unterstellt, es werde nicht gespart. Das ist so nicht ganz richtig. Alleine dieses Jahr sollen €6.5 Mrd. eingespart werden. Das entspricht etwa 2% des BIP.

    Das ist nicht ganz einfach, denn die Sparmassnahmen haben dazu geführt, dass zwar einerseits die Steuereintreiber effizienter unterwegs sind als jemals zuvor, andererseits jedoch hat das BIP von 2009 auf 2010 von $337.9 Mrd. auf $321.7 abgenommen. Ein Minus von 4.8%.


    Eine Griechenlandhilfe gibt es leider nicht. Milliarden an sogenannter Griechenlandhilfe kommen ja nicht dem Volk oder der Wirtschaft zu gute sondern lediglich den Banken, die damit alte Schulden ablösen. Einen Marschall-Plan, wie es ihn als Wiederaufbauhilfe für Deutschland nach dem 2. Weltkrieg gab, gibt es nicht.


    Die Verantwortlichen für die Griechenland-Misere sind im griechischen Politfilz und bei griechischen und internationalen Banken - namentlich Goldman Sachs - zu suchen.

    Die Politiker bleiben im Amt, die Banken bekommen bailouts von Europa und das Volk darf über (MWST-)Steuererhöhungen und bis 30% Lohnkürzungen die Zeche bezahlen.

    Verständlich, dass in Athen die Menschen auf die Strasse gehen.


    Gelöst wurde in Griechenland gar nichts. Wenn das nächste Paket von €120 Mrd. bewilligt wird, wird die Schuldenlast erhöht, das Problem somit verschärft allerdings zeitlich hinausgezögert. Ein Fass vielleicht nicht ohne Boden aber zumindest mit einem heftig dicken Loch im Boden.


    Noch zwei Anmerkungen, die es kaum in den Fokus der Presse geschafft haben:


    1. Vor 70 Jahren haben die Nazis das griechische Gold geplündert. Deutschland hat dieses Gold nie zurückgegeben. Muss es auch nicht, denn es gab 1960 einen entsprechenden Vertrag. Dieses Gold hat heute einen Wert von €67 Mrd. Auch wenn es falsch wäre (zumindest juristisch) dieses Gold mit heutigen Zahlungen Deutschlands an Griechenland zu verrechnen, so muss man doch gewisses Verständnis dafür haben, dass die Griechen diesen Vergleich anstellen.


    2. Einer der Mitarbeiter von Goldman Sachs, der Staaten berät, war Mario Draghi. Der ist jetzt neuer Chef der EZB! :oops:

    Da kommt einem doch unweigerlich der Spruch vom "Bock zum Gärtner ..." in den Sinn.




    USA: Quantitative Easing

    Bekanntlich läuft QE2 per heute aus und wie zu erwarten hat Bernanke noch kein QE3 angekündigt.

    Er hat klargestellt, dass die FED weiterhin auslaufende Treasuries durch neue ersetzen will. Das würde bedeuten, dass die Dollarmenge konstant bleibt. Er hat sich allerdings die Option offen gelassen, jederzeit ein neues QE (oder wie immer das heissen wird) aufzulegen, sofern es die Situation erfordern sollte.


    Wenn man sich die Kursverläufe des Juni anschaut, kann man schliessen, dass der Markt sehr fest mit QE3 rechnet. Ansonsten wären die Verluste an den Aktienmärkten nicht lächerlich niedrig im einstelligen Bereich verbliegen.

    Ich rechne auch mit QE3, wobei sich nur die Frage stellt, ob QE3 schon im Lauf des Juli kommt oder im August oder gar erst im September.


    Details und Begründungen zu QE und die Auswirkungen auf die diversen Märkte habe ich im Mai-Thread bereits ausführlich besprochen. Deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung:


    Ohne QE:

    Die Dollar-Geldmenge stagniert. Somit werden Dollars gegenüber Gütern und Dienstleistungen knapper, was folgende Konsequenzen hat:

    * Der Wert des Dollars steigt.

    * Die Teuerung nimmt ab. Auch was Lebensmittel und Erdöl betrifft.

    * Geld wird teurer, die Zinsen steigen.

    * In der Folge werden Anleihen und Aktien ebenso im Preis sinken wir Edelmetalle und Rohstoffe.

    * Die steigenden Zinsen bei Hypotheken sorgen für sinkende Immobilienpreise und belasten gleichzeitig die Hausbesitzer. Entsprechend wird die Zahl der Zwangsversteigerungen steigen.

    * Steigende Zinsen sorgen auch für einen Rückgang des Konsums und Ausbau des Sparanteils. Es wird also vermehrt Konkurse von konsum-abhängigen Firmen geben, entsprechend steigende Arbeitslosenzahlen und in der Folge noch weiter sinkenden Konsum. Unter dem Strich also ein freiwilliges Spar- und Schuldenabbauprogramm ähnlich wie in Griechenland.


    Ich weiss nicht, ab welchem Punkt Bernanke wieder versuchen wird, durch QE3 Gegensteuer zu geben. Aber ich bezweifle stark, dass Amerika den harten Weg des Sparens durchschreiten wird. Da ist es viel einfacher, kürzer und logischer, durch Starke Inflation die Schulden zu entwerten und ggf. eine Währungsreform durchzuziehen.




    Mit QE:

    QE1 hat dem GDP eine Aufwertung von 4% gebracht.

    QE2 hat noch 2% gebracht.

    Also schätzen wir mal einfach Handgelenk mal Pi, dass QE3 noch 1% bringt ;)


    Es zeichnet sich immer mehr ab, dass man zwar mit gedrucktem Geld das BIP, die Aktien- und Anleihenpreise oben und die Banken glücklich halten kann aber der Wirtschaft und dem Konsumenten bringt das rein gar nichts. Im Gegenteil: Durch die Verwässerung des Dollars steigen seit einem Jahr die Preise.

    Bekanntlich fliesst neu gedrucktes Geld eins-zu-eins ins BIP, obschon mit Geld, das in Staatsanleihen investiert wird rein gar nichts produziert wird. QE2 alleine hat die Geldmenge um 4% erhöht. Das US GDP ist aber nur um 1.9% gewachsen. Ohne die 600 Mrd. aus QE2 läge das GDP also bei rund -2.1%.

    Wir können also mit Fug und Recht behaupten, dass die USA sich in einer Rezession befinden, obschon die künstlichen Zahlen uns derzeit noch etwas anderes suggerieren.


    Ohne die Pumpenkohle der letzten Jahre wären die Aktienmärkte also lange nicht so weit oben wie jetzt. Dennoch zeichnet sich langsam ab, dass auch noch so viel Pumpenkohle die Aktienmärkte nicht mehr künstlich oben halten kann. Hier ein Chart von Clive Maund:


    [Blocked Image: http://img220.imageshack.us/im…spx1year2606118917792.gif]

    Quelle: http://www.clivemaund.com/arti…1d4ea4acffffe383842ba4fa9


    Wir haben hier also eine langfristige Top-Formation der Bärenmarktrally, die im März 2009 begonnen hat. Und dies wie gesagt sogar MIT Pumpenkohle.




    Währungen

    Der Kernpunkt jeglicher Anlagestrategie lautet: Den idealen Mix aus Rendite und Risiko zu finden. Für eine Hochrisiko-Anleihe verlange ich eine Rendite von vielleicht 15-20% über Libor, für eine mündelsichere vielleicht 1-2%. Soweit eine Binsenwahrheit.


    Wir sind uns wohl alle einig, dass Dollar und Euro heutzutage sehr gefährdete Währungen sind, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dabei wollen wir Pfund und Yen nicht vergessen aber für die weiteren Betrachtungen unterschlagen.


    Interessant ist, dass China trotz aller offensichtlichen Probleme in Europa, seit etwa einem Jahr begonnen hat, Euro-Staatsanleihen zu kaufen. Das impliziert wiederum, dass China im Gegenzug entsprechend Dollars verkauft hat. Es ist noch nicht klar ersichtlich, ob China einfach nur diversifizieren will oder - aus welchen Gründen auch immer - dem Euro mehr Chancen einräumt als dem Dollar.


    Entsprechend gibt es widersprüchliche Annahmen, wie China wohl reagieren wird, wenn QE2 nicht ersetzt wird:


    Argument: Da sich der Dollar stabilisiert und die Geldmenge nicht mehr ausgeweitet wird, gibt es für China keinen Grund mehr, Dollars und Treasuries zu verkaufen. Vielleicht wird China ja sogar wieder zum Netto-Käufer.


    Gegenargument: China ist sich sehr wohl bewusst, dass früher oder später QE3 kommen wird und nützt die Zwischenphase des stabilen Dollars aus, um vermehrt Dollars zu verkaufen und dafür die billiger werdenden Rohstoffe zu kaufen.


    Letzteres würden wir im Juli daran erkennen, dass trotz Aussetzung von QE2 der Dollar weiter sinkt und Rohstoffe, Aktien, Anleihen nicht wesentlich billiger werden (in Dollar gerechnet) und dass das Zinsniveau in den USA niedrig bleibt.




    Schweiz

    Die Schweiz gehört zu jenen wenigen Ländern, bei denen die Staatsschulden (gemessen am BIP) noch keine Gefahr darstellen. Entsprechend dürfen wir uns an einer an Gold gemessen sehr stabilen Währung erfreuen. Ähnlich wie Norwegen, Singapur oder Malaysia.


    Für die Schweiz sehe ich zwei grosse Gefahren:

    1. Die beiden Grossbanken UBS und CS sind in Investments involviert, die das BIP der Schweiz um ein Mehrfaches übersteigen.

    2. Sollte es in den USA oder EUropa zu einer Finanzkrise kommen, wird die Schweiz unweigerlich und auch ohne eigenes Verschulden mit in den Abwärtsstrudel gezogen. Alleine schon wegen Punkt 1. Wir wissen ja auch aus Erfahrung mit der Finanzkrise 1, was selbst ein (für uns) so unbedeutendes Ereignis wie ein Bankrott von Lehman Broth. Für Auswirkungen hatte.


    Auch für den Fall einer 2. Finanzkrise gibt es zwei diametral entgegengesetzte Argumentationsmöglichkeiten:


    Argument: Der Franken wird zum Fluchthafen für ausländisches Grosskapital. ==> Weiterhin steigender Franken gegen Dollar/Euro/Pfund/Yen


    Gegenargument: Das Vertrauen in ungedecktes Papiergeld wird weltweit grassieren und auch der Franken wird verkauft.


    Für Überraschungen kann dabei die SNB jederzeit sorgen. Denn auch die steht zwischen Stuhl und Bank:


    Einerseits hat sie Druck von der Schweizer Exportindustrie, die unter dem starken Franken leidet.

    Andererseits hat sie keine andere Möglichkeit, den Franken zu schwächen als entsprechende Mengen an Dollars oder Euros aufzukaufen. Dann aber macht sie Verlust und die Eigentümer sind unglücklich.


    Ausblick Juli

    Wir hatten bereits im auslaufenden Juni einen kleinen Vorgeschmack eines Einbruches.

    Die Charttechnik zeigt ein mittlefristiges Top, was darauf schliessen lässt, dass die Bärenmarktrally, die uns dank FED-Kohle 26 Monate lang bei Laune gehalten hat, nun langsam aber sicher an Kraft verlässt.


    Ein ganz wichtiges Indiz ist, dass die Big-Player, die Commercials und Large Specs (im wesentlichen also Banken und Pensionskassen) beide auf der Short-Seite stehen und ihre Aktien den Kleinspekulanten verkaufen.


    [Blocked Image: http://www.wellenreiter-invest….sp500_27250_image001.png]


    Als wäre das nicht genug, ist das auslaufende QE3 das wohl stärkste bärische Argument.


    Kurz: Es gibt für mich derzeit mehr und stärkere Argumente für sinkende als für steigende Kurse.

    Und nicht nur das. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich die Fallgeschwindigkeit erhöhen wird.


    Im Schnelldurchlauf:


    * Die Gelddruckerei der letzten Jahre konnte zwar die Aktien- und Anleihenkurse künstlich oben halten, hat der Wirtschaft aber gar nichts gebracht. Ohne diese Krücke gibt es nichts, was die Kurse nach oben drücken könnte. Quantitative Easing - so die Erkenntnis - ist gescheitert und hat langfristig mehr geschadet als genützt.

    * Die Big-Boys verkaufen an die Kleinanleger. Das ist selten genug. Bisher haben immer die Big-Boys das Spiel gewonnen.

    * Das allgemeine Zinsniveau ist viel zu niedrig und reflektiert keineswegs einen gesunden, freien Markt! Doch trotz historisch niedrigem Zinsniveau hat der SP500 ein KGV von 23.33, was zwischen "viel zu teuer" und "Blase" liegt. Die Aktienpreise werden also massiv korrigieren. Und zwar weltweit!


    Ich will nicht behaupten, dass es bereits jetzt im Juli zu weiteren Abgaben bei Aktienpreisen kommt aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch.

    Viel wichtiger scheint mir aber die Erkenntnis, dass es nicht nur eine kurze Baisse in einem langfristigen Bullenmarkt sein wird sondern eine Fortsetzung des langfristigen Bärenmarktes, der 2007 begonnen hat.

    Nichts wäre also fataler als per Oktober 2011 den Boden zu erwarten und in Hinblick auf eine Jahresendrally dann Aktien zu kaufen!

    Aber das werden wir zu gegebener Zeit und mit mehr Informationen im Hinterkopf besprechen.


    Happy Trades


    Marcus

  • SMI im Juli 2011

    oslo11 wrote:

    Quote
    Gestern wurde die Sommerrally gezündet :arrow: :arrow: auch wenn wir knapp unter 6000 Points gefallen sind, meine Wette gilt 6950 Points per Mitte August 2011 :!:


    Ich hab mir mal per 16. August einen Termineintrag gesetzt und werde darauf zurück kommen ;)

  • SMI im Juli 2011

    Vielen Dank für deine Arbeit MF...war wieder einmal sehr interessant deine Gedanken hier zu lesen.


    Meine Ansichten stimmen mit den meisten von deinen hier gepriesenen überein. Aber eben schlussendlich gehts halt drum Kohle zu machen und nicht die Wahrheit zu sehen.


    Quote:

    Quote
    QE1 hat dem SP500 eine Aufwertung von 4% gebracht.

    QE2 hat noch 2% gebracht.

    Also schätzen wir mal einfach Handgelenk mal Pi, dass QE3 noch 1% bringt Wink


    Hast du hier die den Anstieg des S&P 500 sofort nach jeweiligen Bekanntgaben der QE's gemeint? Denn eben, alles in allem haben die verschiedenen QE Massnahmen der FED schon einiges bewirkt im Bezug auf die Aktienmärkte...so etwas über 100%...aber das weisst du ja auch, hast es ja auch noch erwähnt *wink*




    [Blocked Image: http://img220.imageshack.us/img220/4821/spx1year2606118917792.gif]


    Ähnliche Formationen hatten wir schon vor einem Jahr. Schlussendlich ist es dann doch wieder nach oben ausgebrochen. Mal sehen was die FED macht. Wenns keinen neuen Geldregen gibt denke ich könnte es dieses Mal aufgehen.


    Gruss Marcello

  • SMI im Juli 2011

    marcello wrote:

    Quote
    alles in allem haben die verschiedenen QE Massnahmen der FED schon einiges bewirkt im Bezug auf die Aktienmärkte...so etwas über 100%...


    Stimmt. Du hast recht. Mein Fehler:

    Hätte heissen müssen 4%, 2% ... im GDP


    Ich werde das oben nachträglich noch korrigieren. Danke für den Hinweis.

  • SMI im Juli 2011

    Klaro, jetzt macht es Sinn :D


    Was haltest du von verspäteten Wirkungen der massiven QE Massnahmen auf das GDP bzw. auf die Wirtschaft?


    So ala...Eine Menge des QE Geldes ist in Treasuries geflossen. Jetzt mal angenommen die grossen Investment Banken und andere Marktteilnehmer verschieben grosse Geldmengen in andere vielleicht risikoreichere Bereiche oder vergeben damit mehr Kredite weil sie in Treasuries kein angemessenes Risk/Reward Ratio mehr sehen.


    Oder vielleicht gibt es auch noch andere Überlegungen welche auch eine verspätete Wirkung des QE zeigen könnten. Ist nur so ein Gedanke...

  • SMI im Juli 2011

    @ MF:

    Herzlichen Dank für die Mühe die du dir immer machst - unter anderem deine Monatsbeiträge haben mich dazu bewogen, mich mal anzumelden um Dankeschön sagen zu können :)


    Es scheint ja so, dass der Juli nicht nur meterologisch heiss werden könnte :) Auf alle Fälle spannende Zeiten um dem Treiben zuzuschauen.

  • SMI im Juli 2011

    marcello wrote:

    Quote


    Oder vielleicht gibt es auch noch andere Überlegungen welche auch eine verspätete Wirkung des QE zeigen könnten. Ist nur so ein Gedanke...


    Der Gedanke ist gut, macht aber aus Sicht der Banken wenig Sinn, denn:


    Die Banken sind risikoaversiv geworden. Für die Banken in den USA macht es Sinn, für 0.08% Zins Geld von der FED zu leihen und in 2yr Treasuries zu 3.1% zu investieren.


    Noch krasser in Europa: Von der EZB zu 1.25% zu leihen und an Griechenland zu 27% weiterzuverleihen. Und wenn's nicht gut geht, kriegt man bailout ;)


    Mit anderen Worten: die Staatsanleihen sind eine Konkurrenz zur Wirtschaft im Run nach Krediten. Und da die Staatsanleihen als sicher(er) gelten, machen sie das Rennen.


    Auf der anderen Seite kommt hinzu, dass die Produktionsauslastung der Industrie schon seit Jahren um 77% herum schwankt (im Moment 76.6%). Wir wissen aber, dass die Industrie nur investiert, wenn die Auslastung mind. 84% beträgt und die Nachfrage am Steigen ist.

    Beides ist also nicht der Fall. Ergo muss nicht investiert werden und deshalb werden Kredite von der Industrie gar nicht erst nachgefragt.

  • SMI im Juli 2011

    @markusfabian: danke für deine sehr aufwändige und meiner Meinung nach auch fundierte Zusammenstellung. Bin immer dankbar für solche Beiträge, von welchen ich was lernen kann!

    Ich meinerseits vertraue im Moment folglich am ehesten noch auf Puts in Dollar, gerade, weil er heute wieder kurzfristig auf 84.5 Rappen stand und ich somit schon im Plus bin! 8)

    Wie siehst du das sich anbahnende Theater bis 2.August. Das wird doch den Dollar ebenfalls schwächen, und zwar umso mehr die gesamte Welt nervös wird, je länger die Republikaner nicht in eine Erhöhung des Schuldendachs einwilligen? oder was übersehe ich da was?

    Ich meine, dass sie einwilligen ist wohl ziemlich klar, aber dass es ein Drama gibt, die Ratingagenturen wieder mit Abstufungen drohen werden und dadurch Geld aus den USA abgezogen wird auch und dadurch sinkt ja der Dollar, durch diese drohende Zahlungsunfähigkeit?

    Zwar nicht so eloquent wie deine Argumentationen, aber im Prinzip richtig?

  • Re: SMI im Juli 2011

    MarcusFabian wrote:

    Quote
     

    Vor 70 Jahren haben die Nazis das griechische Gold geplündert. Deutschland hat dieses Gold nie zurückgegeben. Muss es auch nicht, denn es gab 1960 einen entsprechenden Vertrag. Dieses Gold hat heute einen Wert von €67 Mrd. Auch wenn es falsch wäre (zumindest juristisch) dieses Gold mit heutigen Zahlungen Deutschlands an Griechenland zu verrechnen, so muss man doch gewisses Verständnis dafür haben, dass die Griechen diesen Vergleich anstellen.


    NULL Verständnis,denn:



    ..."Pangalos kennt die Geschichte nicht. Geplündert und gemordet haben die Deutschen zwar im Zweiten Weltkrieg in Griechenland, auch gestohlen – aber nicht das Gold der griechischen Notenbank. Das Gold, 18,86 Tonnen, wurde vielmehr im Frühjahr 1941 beim Vormarsch der Deutschen zunächst auf die Insel Kreta gebracht. Als deutsche Fallschirmjäger auch dort landeten, transportierte der britische Kreuzer „Dido“ das Gold der Griechen nach Alexandria in Ägypten.


    Von dort wurde es später nach Pretoria und schließlich nach London gebracht, wo es die Bank von England für die Griechen verwahrte. Nach Kriegsende wurde das Gold nach Athen zurückgebracht und in den Tresoren der Bank von Griechenland eingelagert. Dort liegt es heute noch. Inzwischen ist der Goldschatz der Griechen sogar auf 112,4 Tonnen angewachsen."


    quelle:

    http://www.handelsblatt.com/po…der-griechen/3377426.html




    weico

  • SMI im Juli 2011

    Also ich bin nicht so negativ wie MF und wie gestern schon geschrieben, erwarte ich jetzt wieder steigende Kurse.



    Die griechische Krise wurde aus wirtschaftlicher Sicht total überbewertet, denn die wirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin auf Wachstum eingestellt und Griechenland ist aus wirtschaftlicher Sicht unbedeutend. Der Druck auf den Euro aber war immens und er hat sich weit von der Kaufkraftparität entfernt. Klar wir haben Portugal, Spanien und Italien als weitere Kandidaten um den Euro zu drücken. Kurzfristig sollte jetzt wieder etwas Ruhe einkehren und die reale wirtschaftliche Entwicklung im Vordergrund stehen.


    Die deutsche Industrie läuft weiter auf Hochtouren und die Autoindustrie wird wohl neue Absatzrekorde melden. China ist jetzt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden und ein Ende des Wachstums ist dort noch lange nicht in Sicht.


    Problem ist aus Schweizer Sicht die Währungssituation welche sich aber auch schnell wieder ändern kann, wie wir in den letzten 2 Tagen gesehen haben.


    Fundamental sind die Schweizer Aktien unterbewertet und ich erwarte steigende Kurse in den nächsten Monaten.

  • Re: SMI im Juli 2011

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Einen Rückblick auf meine Juni-Prognosen kann ich uns eigentlich ersparen, denn ich habe gar keine abgegeben ;)


    Das ist nicht ganz richtig. Für den Juni hast Du folgende Prognose abgegeben und ich habe darauf wie folgt geantwortet:


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Ausblick Juni

    ... Das nächste weltbewegende Ereignis wird erst im Juli stattfinden. Dann nämlich, wenn die FED Farbe bekennen muss und sich zeigen wird, ob die US-Wirtschaft auch ohne QE auf eigenen Füssen stehen kann oder eben nicht.


    Vorher erwarte ich deshalb keine nennenswerten Schwankungen. Weder im SMI oder Dow noch bei Rohstoffen, Edelmetallen oder Währungen.



    in_God_we_trust wrote:

    Quote
    Der 1. Juni hat doch schon einige Schwankung erlebt. Meiner Meinung nach wird sich die Volatilität jetzt weiter hinaufschaukeln. ... Nein, der Juni wird brisant und es wird hohe Voluminas und hohe Volatilität geben. Macht Euch auf einiges gefasst! Die Banken in den USA haben gestern um 4% verloren! Das erinnert mich an Zeiten im 2008 und anfangs 2009!


    Und wenn ein Fall von 6600 auf 5950 keine Schwankung ist, was ist dann eine?

  • SMI im Juli 2011

    @MF


    Auch von mir einen herzlichen Dank für die ausführlichen Statements. Ein so geführtes Forum mach Spass und ist interessant.


    Mit meinem kleinen KnowHow versuche ich Eure Ausführungen zu interpretieren und nachzuvollziehen. Für den weiteren Kursverlauf schwanke ich hin und her. Einerseits sehe ich die Problematik in Griechenland auch nur als verschoben, andererseits läuft die Börse zurzeit viel stärker den psychologischen und politischen Faktoren entlang, womit ein weiterer Anstieg möglich ist. Ich gehe aber davon aus, dass viele Investoren die aktuellen Gewinne noch etwas laufen lassen und dann Anfang Juli (und damit Ferienanfang) diese einstreichen, womit sich der Bärenmarkt erneut einstellt.

  • SMI im Juli 2011

    @MF vielen Dank für den Beitrag.


    Jajaja das liebe Geld. Es ist unglaublich wie da die Banken und einige wenige Personen über Druckpressen der Notenbanken etc. entscheiden können. Fakt ist. Das Geld geht immer zu den falschen und bewirkt immer etwas, nur nicht das was es sollte.


    Hätte man nicht besser das Geld anstatt verspekuliert in Infrastrukturen, Strassenbauten, die Industrie, die Forschung, Steuererleichterungen für Unternehmen zur Steigerung der Konkurrenzfähigkeit oder in irgendetwas sinnvolles gesteckt? Wo ist jetzt das gedruckte Geld? Wer hat es? Ausser den Banken und den Aktiengesellschaften hat das ganze Land nichts davon, ausser noch mehr Schulden als vorher für die alle aufkommen müssen.


    Ich weiss auch nicht was da für Leute hinter den Pulten sitzen. Aber von mit Geld haushalten, habe diese keine Ahnung. Die wissen nur, wie man im System die eigene Tasche am besten füllen kann.

  • Re: SMI im Juli 2011

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Viel wichtiger scheint mir aber die Erkenntnis, dass es nicht nur eine kurze Baisse in einem langfristigen Bullenmarkt sein wird sondern eine Fortsetzung des langfristigen Bärenmarktes, der 2007 begonnen hat.


    :lol:

    Auf welchem Planeten lebst Du? Sorry, aber hast Du Dir schon einmal den DAX, den S&P, den DOW oder gar

    den NASDAQ Chart seit 1990 angeschaut? Darin siehst Du, dass die Aktien seit März 2009 laufend gestiegen sind. Wenn das kein Bullenmarkt ist, was dann?


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Nichts wäre also fataler als per Oktober 2011 den Boden zu erwarten und in Hinblick auf eine Jahresendrally dann Aktien zu kaufen!


    Nichts wäre fataler als es nicht zu tun! :roll:

  • SMI im Juli 2011

    cashflow wrote:

    Quote
    und dadurch sinkt ja der Dollar, durch diese drohende Zahlungsunfähigkeit?


    Zahlungsunfähigkeit ist kein Grund für den Dollar, zu sinken. Im Gegenteil: Wenn Dollars knapp sind, steigen sie im Wert.

    Das Problem ist also weniger das Kasperletheater zwischen Dems und Reps über die Ausweitung der Schuldendecke sondern vielmehr die Tatsache, dass Obama 1.6 Billionen Dollar neue Schulden machen will. Dafür hat sogar GWB 3 Jahre gebraucht und der ist auch nicht gerade als Sparfuchs bekannt.


    Von daher schwächt es den Dollar erst, wenn die Schuldendecke angehoben wird und der Staat durch neue Schulden die Dollarmenge weiter ausweitet.

  • Re: SMI im Juli 2011

    weico wrote:

    Quote


    ..."Pangalos kennt die Geschichte nicht. Geplündert und gemordet haben die Deutschen zwar im Zweiten Weltkrieg in Griechenland, auch gestohlen – aber nicht das Gold der griechischen Notenbank.




    Da gehen die Meinungen offenbar auseinander:


    Pangalos, der Deutschland in einem Interview mit der britischen BBC vorgeworfen hatte, die griechische Wirtschaft ruiniert und Tausende Menschen während der Besetzung durch die Nazis ermordet zu haben. „Sie haben das griechische Gold weggenommen, das in der Bank von Griechenland lag, sie haben griechisches Geld weggenommen, und sie haben es nie zurückgezahlt“, sagte Pangalos.

    http://wirtschaft.t-online.de/…-focus-/id_45909546/index


    Wo die Wahrheit liegt, weiss ich natürlich auch nicht. Aber eben die Affäre ist ohnehin ein unbedeutender geschichtlicher Nebenschauplatz und heute ohne jede juristische Relevanz.

  • Re: SMI im Juli 2011

    Goldhelm wrote:

    Quote
    Ich gehe aber davon aus, dass viele Investoren die aktuellen Gewinne noch etwas laufen lassen und dann Anfang Juli (und damit Ferienanfang) diese einstreichen, womit sich der Bärenmarkt erneut einstellt.


    Genau das hatte ich auch im Sinn. Kannst Du gedankenlesen? *wink*


    Welcome!

  • SMI im Juli 2011

    Wobei viele der laufenden Kosten noch von GWB herrühren... Ich glaube nicht dass ein Demokratischer Präsident einen solchen alleingang gegen den Irak gestartet hätte. Ich glaube aber dass die Zahlungsunfähigkeit die Märkte enorm verunsichern würden und die Börsen von daher stark abfallen würden...

    Edit: Nebst den Börsen schätze ich dass eben auch der Dollar in die tiefe ginge.

  • Re: SMI im Juli 2011

    in_God_we_trust wrote:

    Quote
    hast Du Dir schon einmal den DAX, den S&P, den DOW oder gar

    den NASDAQ Chart seit 1990 angeschaut? Darin siehst Du, dass die Aktien seit März 2009 laufend gestiegen sind. Wenn das kein Bullenmarkt ist, was dann?


    Wir können den dow auch gerne längerfristig anschauen:


    [Blocked Image: http://img61.imageshack.us/img61/825/djltinfl39a63234zf7.png]


    Um Deine Frage zu beantworten: Der Anstieg seit März 2009 ist kein Bullenmarkt sondern eine liquiditätsgetriebene Bärenmarkt-Rally. Das ist nicht ganz dasselbe ;)


    Hinzu kommt, dass der Dow nur wegen des schwachen Dollars nominal so hoch steht. In hartem Geld gerechnet läuft der Bärenmarkt schon seit 2000:


    [Blocked Image: http://home.earthlink.net/~intelligentbear/dj-au-ratio-lt.gif]


    Aber es ist gut möglich, dass in einigen Jahren der Dow bei ein paar Trilliarden steht und jeder Amerikaner Trillionär ist.

    Das durften die Deutschen ja um 1923 auch erleben. :lol:

  • SMI im Juli 2011

    @MF


    Im übrigen ist Dein Eröffnungsvotum - auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme, zumindest nicht mit dem pessimistischen Grundton - wenigstens eine Basis für anregende Diskussionen. Dafür gebührt Dir ein Dankeschön (falls Dein Votum wirklich so gemeinnütziger Natur ist, wie Du behauptest)!