Calls kaufen - wie, wann, wo .. ? (Beispiel Oerlikon)

  • Guten Tag,

    vielleicht kann mir jemand die Calls erklären, oder mich auf einen entsprechenden früheren thread hinweisen (habe ihn nicht gefunden)?

    Ich habe noch nie Derivate gekauft, und möchte deshalb mehr darüber erfahren. Der Wikipedia-Artikel handelt das Thema leider nur theoretisch ab. Also:


    1. Ich nehme an, die Oerlikon-Aktie steigt auf (beliebigen Wert einsetzen) bis z.b. nächsten Dezember, nächstes Jahr etc.

    2. Um die Aktie zu diesem Zeitpunkt zu kaufen, kaufe ich jetzt einen Call?!

    3. In der Liste - zb. tagesanzeiger.ch - sehe ich dutzende verschiedener Produkte. Welche Produkte sind tatsächlich im Handel? Wo kann ich diese erwerben? Ganz "normal" wie Aktien übers E-banking?

    Mein e-banking ist bei der Post und bei der UBS.

    4. Zu welchem Preis kann ich einen Call kaufen? Welche Gebühren fallen an?

    5. Der Call hat ein Verfalldatum. Gemäss Wikipedia "berechtigt der Call zum Bezug des Basiswerts". Wie sieht dies in der Praxis aus? Geschieht dies automatisch am Verfalldatum, oder muss ich meiner Bank schreiben, einen Auftrag abgeben?

    6. Wenn der Basiswert niedriger ist, verfällt der Call, und ich muss nichts kaufen - ebenso fallen keine weiteren Gebühren an - richtig?


    Mit besten Grüssen,

    Severin.

  • Re: Calls kaufen - wie, wann, wo .. ? (Beispiel Oerlikon)

    Um eines bereits vorwegzunehmen: Optionen sind ein sehr komplexes Thema. Damit meine ich nicht den Handel ansich. Es stellt keine Schwierigkeit dar Optionen zu kaufen und zu verkaufen.


    Die Schwierigkeit liegt darin Optionen wirklich zu verstehen.


    Ich selber habe während der letzten paar Jahre über 100 Optionen gehandelt und dabei netto knapp CHF 50'000 verloren. Ja verloren. Warum? Gute Frage. Ich war sehr jung, naiv, gierig ... hatte keine richtige Strategie ... und letztlich wurde mir die einfache Tatsache zum Verhängnis, dass weder ich noch andere jemals wissen können wo die Kurse morgen stehen. Ergo muss ein aktiver Handel nur schon wegen den Courtagen (ich habe x-Tausend Franken Courtagen bezahlt) irgendwann zum Verlust führen (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Nun gut - dies nur um mal offen über die Risiken zu sprechen.


    Ich verteufle Optionen nicht grundsätzlich. Nein, ich glaube wenn richtig eingesetzt - können sie einen sehr hohen Nutzen haben.


    1. Wo erhälst du Know-How zu Optionen?


    http://www.books.ch/shop/actio…511927.html?aUrl=90007790


    http://www.books.ch/shop/actio…058080.html?aUrl=90007790


    http://www.svsp-verband.ch/dow…_files/165_1_jcC_Buch.pdf


    ...und noch viele mehr. Am besten du liest mal eins zwei Bücher zum Thema und recherchierst im Internet. Und wenn du dann die Materie etwas besser verstehst...kannst du ja mal "im Trockenen" üben. Du suchst dir z.B ein paar Optionen aus und trägst diese in ein Excel File ein. Dabei wirst du sehen wie volatil diese Produkte sind. Wenn du nach ein paar Tests immernoch Lust auf die Produkte hast - kannst du dich ja mal mit kleinen Beträgen in der Praxis versuchen.


    Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man am meisten lernt, wenn man mit eigenem Geld handelt. Jedoch muss ich bei Optionen sagen, dass es wichtig ist die Materie zumindest in der Theorie einigermassen zu verstehen, bevor man sich in der Praxis versucht - dies um böse Überraschungen zu vermeiden.


    "Ich nehme an, die Oerlikon-Aktie steigt auf (beliebigen Wert einsetzen) bis z.b. nächsten Dezember, nächstes Jahr etc. Um die Aktie zu diesem Zeitpunkt zu kaufen, kaufe ich jetzt einen Call?!"


    Grundsätzlich erhälst du mit einem Call das Recht eine Aktie bis zum Verfall zum Strike zu kaufen. Die meisten werden aber wohl lediglich auf Veränderungen in der Optionsprämie spekulieren und nicht an einem wirklichen Kauf der Aktie interessiert sein.


    Die Attraktivität von Optionen besteht ja gerade darin mit einem kleinen Kapitaleinsatz etwas grösseres zu bewegen und damit einen Leverage - also Hebel - aufzubauen. So lässt sich bereits mit kleineren Schwankungen Geld verdienen - respektive verlieren.


    "In der Liste - zb. tagesanzeiger.ch - sehe ich dutzende verschiedener Produkte. Welche Produkte sind tatsächlich im Handel? Wo kann ich diese erwerben? Ganz "normal" wie Aktien übers E-banking?

    Mein e-banking ist bei der Post und bei der UBS."


    Wo findest du Optionen respektive Warrants?


    http://www.payoff.ch/product/product-finder.html


    1. Produkttyp wählen -> Warrants

    2. Basiswert selektieren -> ABB

    3. Restlaufzeit wählen -> 3-6 Monate (je kürzer die Laufzeit, desto riskanter)

    4. Zusatzfilter -> Call

    5. Ausübungspreis -> Von CHF 18 bis CHF 22

    6. Runterscrollen -> du erhälst nun eine Auswahl an möglichen Produkten die du alle handeln kannst. Am SVSP Risk Rating erkennst du, dass es sich um die riskanteste Anlageform (also Stufe 6) handelt.

    7. Produkt im Simulator testen:


    http://www.payoff.ch/product/simulator.html


    Mehr zum Riskrating -->


    http://www.payoff.ch/product/n…it-dem-Value-at-Risk.html


    Du kannst diese Produkte normal übers E-Banking deiner Bank kaufen. Aber eben nochmals: Vorsicht! Sei dir zuerst bewusst wie die Produkte funktionierten bzw. auf was du genau achten musst, bevor du was kaufst. Das Kaufen ansich ist die simpelste Aufgabe von allem...


    "Zu welchem Preis kann ich einen Call kaufen? Welche Gebühren fallen an?"


    Preise kannst du eben z.B unter obigem Link finden. Wobei zu beachten gilt, dass man neben dem Preis für einen Warrant auch die Ratio (also wie viele Warrants sind nötig um eine Aktie zu kaufen) beachten muss. Dazu kommen natürlich noch die Spreads (Differenz zwischen Geld & Briefkurs) respektive die Courtagen deiner Bank, die wohl ähnlich hoch ausfallen dürften wie im Aktienbereich.


    Da der Optionspreis auch massgeblich durch die Volatilität gesteuert wird - ist es wichtig zu schauen wie viel der entsprechende Emittent an Vola eingepreist hat. Je höher er die Vola stellt - desto teurer wird das Produkt.




    "Der Call hat ein Verfalldatum. Gemäss Wikipedia "berechtigt der Call zum Bezug des Basiswerts". Wie sieht dies in der Praxis aus? Geschieht dies automatisch am Verfalldatum, oder muss ich meiner Bank schreiben, einen Auftrag abgeben?"


    Richtig. Optionen haben eine begrenzte Laufzeit. Nach Verfall sind sie so oder so wertlos. Deshalb ist es wichtig diese vor Verfall entweder zu verkaufen oder auszuüben - also den Basiswert direkt zu erwerben (Call Option)


    Grundsätzlich solltest du kurz vor Verfall von deiner Bank informiert werden, wenn du Optionen im Depot hälst. Im Schreiben wird in etwa stehen: Bitte teilen Sie uns bis xx mit, ob Sie die Aktie zu CHF x kaufen wollen oder nicht. Erhalten wir keine Informationen so werden wir Ihre Optionen am x ... verkaufen. Damit soll verhindert werden, dass deine Optionen wertlos verfallen (sofern sie per Verfall noch über einen Wert verfügen).


    Du musst der Bank also mitteilen ob du die Aktien zum Strike kaufen willst oder ob du die Option im Handel wieder verkaufen willst.


    "Wenn der Basiswert niedriger ist, verfällt der Call, und ich muss nichts kaufen - ebenso fallen keine weiteren Gebühren an - richtig?"


    Eine Call Option hat am letzten Tag nur einen Wert, sofern der Basiswert über dem Strike notiert. Notiert er unterhalb des Strikes - die Option ist also out of the money - hat sie keinen Wert mehr. Die Option verfällt wertlos und sollte grundsätzlich kostenlos aus deinem Depot ausgebucht werden.




    Und nochmals als Reminder zum Schluss:


    Bevor du mit Optionen handelst - informiere dich zuerst genau darüber! Optionen sind eine komplexe Materie. Schon viele haben damit extrem viel Geld verloren. Dies nicht zwingend weil sie die Produkte nicht verstanden haben - sondern weil wir letztlich alle nicht wissen was morgen an der Börse läuft.


    Viel Glück & bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

  • Calls kaufen - wie, wann, wo .. ? (Beispiel Oerlikon)

    @ Vontobel


    Respekt, besser könnte man das ganze nicht zusammenfassen, bzw beantworten! Und danke für deine Offenheit betr. deines Verlustes - die meisten teilen einem zwar gerne ihre Gewinne, selten jedoch die Verluste mit, da kann ein ganz falsches Bild entstehen!


    Gruss,

    FunkyF

  • Vontobel

    auch von mir danke für das eingeständnis des verlustes. bei optionen verdient nur einer und das ist nicht der kunde :lol: .


    ich habe gelernt, je mehr ich wollte je weniger habe ich bekommen. die oerlikon aktie ist schon spekulativ genug, da reicht es wenn du die aktie kaufst.

    und wenn optionen, kauf an der eurex, hat die besten kurse und die geringste courtage.


    ps mein jahresziel für dieses jahr beträgt 5%! und wenn nicht noch etwas dazwischenkommt schaff ich es nicht :idea: