Sell in May and go away!
(but remember to come back in September)
Diese alte Börsenweisheit scheint noch immer ihre Gültigkeit zu haben, obschon sie streng genommen fundamental schon seit gut 80 Jahren nicht mehr haltbar ist.
Doch wie in so vielen Weisheiten steckt auch in "Sell in May" ein wahrer Kern.
Der Spruch geht zurück auf die Anfänge der amerikanischen Börsen. In einer Zeit, in der die Landwirtschaft noch ein dominierender Wirtschaftsfaktor war.
Spekuliert und investiert wurde in den industriellen Ballungszentren. In den Städten. Die Landbevölkerung hatte mit der Börse wenig am Hut.
Im Frühjahr nahmen die Bauern Kredite auf, um ihr Saatgut zu bezahlen und über den Sommer ein Auskommen zu haben. Es flossen also beträchtliche Geldmengen von der Stadt aufs Land. Diese Geldmengen wurden durch Aktienverkäufe flüssig gemacht. Die Volumen an den Börsen nahmen schlagartig ab und es folgte die langweilige Periode der Sommermonate .
Im Herbst wurde dann die Ernte eingefahren. Die Bauern verkauften ihre Produkte und bezahlten ihre Kredite zurück. Es floss jetzt Geld vom Land in die Stadt und dort wurde es bis zum nächsten Frühling an den Märkten angelegt.
Rückblick auf den April
Vor einem Monat habe ich geschrieben:
Quote:
Quote
Rein technisch gesehen ist für den April also zu erwarten, dass es in der ersten Monatshälfte eine leichte Korrektur geben wird, damit die Indikatoren wieder runterkommen können. Mit neuer Kraft könnte es dann ab Mitte April zu einem neuen Schub nach oben kommen und mit etwas Glück die 7000er Marke geknackt werden.
Nun, die kleine Korrektur Anfangs April hatten wir. Ebenso haben wir fast die 7000 Punkte geschafft. "geknackt" wäre aber anders
Es sieht nun im langfristigen Blick wirklich danach aus, als hätte die Bärenmarktrally seit März 2009 nun ein jähes Ende gefunden:
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Die erste Abwärtswelle von Juli 2007 bis März 2009 wurde blitzsauber um exakt 50% korrigiert. Somit spricht alles dafür, dass die Talfahrt wieder aufgenommen wird, um nach einer weiteren Korrekturwelle im Jahr 2011 gegen Ende 2012 endlich den absoluten Boden zu erreichen.
Auch kurzfristig sieht es nicht rosig aus:
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Selbst wenn der Bullenmarkt noch Bestand hätte, müssten wir mit einer weiteren Talfahrt in die Gegend um 6350 rechnen.
Unter dem Strich hatten wir im März/April ein schönes rounding top und der False-Break vom 16. April und somit dem dritten Scheitern eines neuen Hochs - war uns allen eine Warnung. (Ich habe darüber geschrieben).
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In den Medien wird allgemein Griechenland für die Verbilligung der Märkte verantwortlich gemacht. Das ist sowohl gerechtfertigt als auch ungerechtfertigt.
Ungerechtfertigt deshalb, weil Griechenland nur 2% des BSP der Eurozone ausmacht und somit eigentlich vernachlässigt werden könnte.
Gerechtfertigt aber, weil nun die Menschen endlich erkennen, dass auch Staaten bankrott gehen können. Und dass genau dies seit langer Zeit wieder passiert - und erst noch vor unserer Haustüre - hat uns endlich wachgerüttelt!
Konsequenter Weise stellt sich nämlich die Frage, welche weiteren Länder sich in einer ähnlich prekären Lage befinden und die Antwortet lautet: USA, Portugal , Spanien und GB. In dritter Linie dann Irland und Italien.
Und so beginnen die Menschen endlich zu denken und enden schlussendlich bei der Frage: "Kann das nicht auch bei uns, in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich" passieren?
Die Antwort: Es kann nicht, es wird! Es ist nur eine Frage der Zeit und wo genau wir uns auf dieser Kurve befinden:
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Griechenland oder die USA sind sicherlich bereits weiter rechts als wir mit relativ niedrigen 40% Schuldenquote in Bezug aufs BSP, doch bezweifle ich, dass die Schweiz den Kollaps z.B. der USA schadlos wird wegstecken können. Wenn die Dominosteine mal beginnen zu fallen, wird es im Nachhinein irrelevant sein, welcher der erste war und in welcher Reihenfolge sie fielen.
Zwar gibt es nach wie vor noch Stimmen, die nach noch mehr Pumpenkohle, nach noch mehr Schulden, nach noch mehr Liquidität schreien, doch denen sei gesagt:
"Reale Werte werden nicht durch Schulden kreiert, selbst wenn es manchmal den Anschein erweckt."
(geklaut aus einem Artikel des Bankhaus Rott: http://bankhaus-rott.de/wordpress/ )
Oder um es mit Ludwig Mises zu formulieren:
Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur, ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems.
"freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion" entspricht einer Währungsreform. Und nach der "total Katastrophe des Währungssystems" folgt ohnehin eine!
Und somit zeichnet sich ab, dass der SMI die seit einem halben Jahr anhaltende Stabilität zu Gold nicht länger wird halten können und den seit 2000 vorherrschenden Abwärtstrend wieder aufnehmen wird.
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Der SMI wird sich zweifellos besser halten als unsere Papierwährungen aber nicht wirklich nachhaltig, denn der SMI ist von der Wirtschaft abhängig und diese wiederum von jenen lustig bunt bedruckten Papierscheinchen.
Das gilt natürlich nicht nur für den Franken sondern auch für den Euro (wenn es den in einem Jahr noch gibt) und den neuen Dollar, der demnächst ausgegeben wird:
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Insofern läuft alles nach Plan - wenn auch nicht nach Wunsch - aber ich tröste mich, nicht ohne Stolz, mit der Erkenntnis, dass zumindest teilweise meine unermüdlichen Bemühungen in diesem Forum während der letzten 11 Jahre auf fruchtbaren Boden gefallen sind und es heute mehr Cash-Leser als noch vor 2 oder 5 Jahren gibt, die die Werbung der Massenmedien, Statements von Bankstern und Politikern hinterfragen und ihr Vermögen echt absichern. Die die Krise schadlos überstehen und am Ende sogar noch profitieren werden.
Ausblick auf den Mai und die folgenden Monate
Rein charttechnisch lässt sich der Ausblick wie folgt beschreiben:
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Die einzige Hoffnung vor einem neuen Absturz wäre das da:
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Ich mag hier nicht wiederholen, was ich schon in den Eröffnungsthreads März und April geschrieben habe, deshalb nur soviel: Ja, mit neuen Schulden lassen sich die Märkte noch ein bisschen länger oben halten und ja, der Absturz unseres Währungs- und Finanzsystems kommt wieder einen Schritt näher.
Griechenland wird vielleicht noch von Deutschland/Frankreich gerettet. Fein. Und wer rettet dann Portugal, Spanien und Grossbritannien? Und wer rettet (orangebox mal ausgenommen) die USA?
Freunde, wenn ich Euch für die nächsten Monate einen Tipp geben darf, dann lautet der:
Konzentriert Euch auf Vermögenserhalt und Sicherheit und nicht auf Rendite. Lasst Euch nicht von griechischen Staatsanleihen (megahohe Rendite - geil !!!) ablenken oder von den neusten Derivate-Zockerscheinen des Wallstreet Casinos.
Denn unter dem Strich ist das alles nur Papier. Und jedes Papier erreicht irgendwann immer seinen inneren Wert: Null (frei nach Voltaire).
In diesem Sinne: Lasst Euch nicht verarschen. Weder von den Politikern noch den Banken. Denn beide wollen nur Euer bestes, Euer Geld!
Happy Trades
Marcus