Der März war rückblickend ein guter Monat für den SMI. Wir verzeichnen einen Anstieg von 2.3% in Franken. Etwas weniger in Gold, denn der Franken hat 1.2% gegenüber Gold eingebüsst.
Das ganze mit dem Vorbehalt, dass ich dieses Posting am 31. März um kurz nach 9:15 Uhr morgens schreibe und deshalb die Performance des 31. März hier nicht berücksichtigen kann.
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Charttechnisch befindet sich der SMI eigentlich bereits seit Anfang März knapp im überkauften Territorium (RSI = 68 ). MACD hat per 18. März nach unten gedreht, doch hat der SMI das alles bisher ohne grössere Korrekturen souverän überstanden.
Rein technisch gesehen ist für den April also zu erwarten, dass es in der ersten Monatshälfte eine leichte Korrektur geben wird, damit die Indikatoren wieder runterkommen können. Mit neuer Kraft könnte es dann ab Mitte April zu einem neuen Schub nach oben kommen und mit etwas Glück die 7000er Marke geknackt werden.
Ein Blick ins Land der unbegrenzten Burger bestätigt den positiven technischen Ausblick:
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Zwar verliert auch der Dow Jones langsam an Kraft aber ein Verkaufssignal ist beileibe noch nicht auszumachen. Dies notabene bei stabilem Dollar.
Ein kleine Warnung bekommen wir allerdings vom Dow Jones Transport Index, der bekanntlich als Vorläufer fungiert:
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Hier bleibt abzuwarten, ob sich das Verkaufssignal vom 25. März (MACD) bestätigt oder ob er es nochmals schafft, nach oben abzudrehen.
Vorläufer des DJT (sozusagen der Vorläufer des Vorläufers) ist der Baltic Dry Index und der sieht vielversprechend aus:
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Das bestätigt soweit die oben bereits beschriebene Einschätzung einer moderaten Korrektur zu Beginn eines alles in allem positiven Börsenmonats.
Neben der reinen Charttechnik gibt es im wahren Leben derzeit drei Themen, die uns beschäftigen müssen und die direkt oder indirekt auch einen Einfluss auf die Märkte im Allgemeinen und den SMI im Speziellen haben werden:
* EU-Problemfall Griechenland
* Die US Gesundheitsreform
* Auslaufendes Quantitative Easing
EU-Problemfall Griechenland
Das Vertrauen in Europa hat seit Dezember stark gelitten. Hier der Euro in Dollar:
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Das Problem dabei ist wohl weniger Griechenland, das nur mit 2% des EU BSP zu Buche schlägt sondern vielmehr die Angst, die anderen PIIGS-Staaten Portugal, Spanien, Irland und Italien könnten (in dieser Reihenfolge) ebenfalls fallen. Teilweise ist sogar von Frankreich die Rede und spätestens das wäre dann der Todesstoss für den Euro.
Ein Teil des Problems ist sicher die zögerliche, Unsicherheit verbreitende Reaktion der übrigen Euro-Länder, wie sie mit Griechenland umgehen wollen.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Griechenland wird voll unterstützt und die Schulden vom deutschen Michel übernommen.
b) Griechenland wird aus dem Euro rausgeschmissen.
Ersteres hat zur Folge, dass an die übrigen PIIGS Staaten ein falsches Signal gegeben wird, nämlich, "Ihr könnt machen was ihr wollt: Wenn's schief geht folgt der bailout". Dass dieses Signal die Disziplin der Sünder untergräbt, ist aus den Banken-bailouts des letzten Jahres hinreichend bekannt.
Würde man Griechenland aus dem Euro rausschmeissen hätte das zwar eine stabilisierende Wirkung auf den Euro, Griechenland jedoch müsste einen weitaus höheren Zins auf seine - nun in Drachmen lautenden - Staatsobligationen bezahlen, was bis zum Staatsbankrott führen könnte.
Nun gut, Europa hat sich für den Bailout entschieden und somit bleibt abzuwarten, wie es mit dem nächsten Wackelkandidaten - Portugal - weitergeht.
Wie zu erwarten hat der Dollar von dieser Griechenland-Problematik profitiert. Meiner Meinung nach ungerechtfertigt, denn in den USA haben zumindest die Staaten Kalifornien, Florida, Illinois, Ohio, Michigan, North Carolina und New Jersey ähnliche Probleme wie Griechenland. Kalifornien ist so gut wie pleite und hat für die USA eine weitaus grössere Bedeutung als Griechenland für Europa. Immerhin ist Kalifornien nach Italien die 8. Grösste Volkswirtschaft der Erde.
Aus der €uro-Zone könnten uns also noch ein paar böse Überraschungen treffen, die erst teilweise eingepreist sind. Ansonsten könnte sich der Blick auch auf die gleichartigen Probleme in den USA verschieben.
Die US Gesundheitsreform
Grundsätzlich ist es ja etwas gutes, wenn nur 32 Mio Amerikaner neu in den Genuss einer Krankenversicherung kommen. Die Frage, die sich allerdings aufdrängt lautet, woher die dafür benötigten Gelder kommen sollen. Je nach Quelle wird mit 1000-1200 Mrd. über die nächsten 10 Jahre gerechnet.
In Diskussion ist eine Steuererhöhung für die wohlhabenderen Amerikaner in der Grössenordnung von 1-1.2%.
Kostenersparnisse im Gesundheitswesen sind wohl kaum möglich. Im Gegenteil: Die Menschen werden ja immer älter aber sie werden nicht gesünder älter. Eine mögliche und sinnvolle Option wäre es, mehr in die Prävention zu stecken, um Krankheiten früher zu erkennen. Aber das würde sich erst in Jahrzehnten auszahlen.
Eines jedoch dürfte schon jetzt klar sein, die klassischen Kreditgeber wie China werden diese Kosten wohl kaum übernehmen.
Auslaufendes Quantitative Easing
Konkret ist darunter folgendes zu verstehen:
* Die Subvention von $8000 für jeden Neukauf eines Hauses und die steuerlichen Vergünstigungen werden ab 1. April entfallen. Das bedeutet, dass jeder, der sich ein Haus kaufen will, das bis Ende März getan hat. Die Häuserverkäufe dürften also ab April wieder rückläufig sein, was auf die Häuserpreise, die Bauindustrie etc. drücken dürfte.
* Der Aufkauf toxischer Wertpapiere (z.B. Subprimes) durch die FED wird beendet.
* Der direkte Aufkauf von US-Staatsanleihen durch die FED wird beendet.
Soweit zumindest der Plan.
Wir können nun darüber diskutieren, ob diese geplanten Massnahmen wirklich ab 1. April greifen oder ob das lediglich Wahlversprechen von Bernanke waren, um vom Kongress als FED-Chairman für eine neue Amtszeit bestätigt zu werden.
Wir können ja mal gedanklich beide Varianten durchspielen:
Läuft das QE wie geplant aus, wird das wie oben erwähnt sicher mal negative Auswirkungen auf den US Immobilienmarkt haben. Das betrifft insbesondere auch Geschäftsliegenschaften. Als Folge davon sinkende Häuserpreise und entsprechend mehr Hausbesitzer, die finanziell unter die Wasserlinie geraten (= Hypothek höher als Immobilienpreis).
Bankentitel würden unter Druck geraten. Zwar gehe ich davon aus, dass die Banken bereits ihre ganzen Schrottpapiere an die FED übertragen haben allerdings werden diese Papiere nach und nach fällig und müssen a) von der FED wieder zurückgekauft werden und b) abgeschrieben werden, wenn ein Schuldner effektiv ausfällt.
Das heisst, dass der Geldstrom von der FED zu den Banken versiegt und - im Gegenteil - die Banken Geld an die FED liefern müssen. Entsprechend dürfte der Kaufdruck für Aktien nachlassen, die Banken werden also tendenziell eher Verkäufer von Aktien und das dürfte den Aktienpreisen nicht gut bekommen.
Staat, Bundesstaaten und Gemeinden bekommen ein Problem, ihre Ausgaben zu finanzieren:
Sie benötigen rund $2 Billionen an neuen Krediten. Die Wirtschaft benötigt $0.5 Billionen. Alles in allem sind das $2.5 Billionen.
Neue Ersparnisse werden auf $1.5 Billionen geschätzt. Wenn wir also davon ausgehen, dass die gesamten Neuersparnisse der Amerikaner auch als Kredit zur Verfügung stehen, fehlt noch eine Billion.
Es kommt noch schlimmer, denn bestehende Schulden von $2.8 Billionen werden nächstes Jahr fällig und müssen refinanziert werden.
Woher sollen diese Billionen kommen?
Da gibt es zwei Möglichkeiten: Kredite aus dem Ausland oder QE von der FED.
Ob das Ausland den USA zusätzlich 3.8 Billionen als Kredit gewährt, ist zu bezweifeln. Bereits jetzt bauen ja z.B. die Chinesen ihre Dollarreserven ab.
Bleibt als letzte Möglichkeit der Einsatz bestehenden Sparkapitals und das bedeutet den Verkauf von Aktien.
Aktienverkäufe im Wert von 3.8 Billionen dürfte den Indizes allerdings sehr schlecht bekommen. Es gäbe eine recht heftige Verkaufspanik.
Werden die QE Massnahmen also wie geplant durchgesetzt, bekommt die USA eine klassische Deflation. Die Geldmenge nimmt ab, Sparvermögen wie auch Schulden werden gegeneinander verrechnet und lösen sich auf.
Positiv wäre diese Entwicklung für den Dollar und somit für jeden Anleger, der Dollarvermögen hält. Der Dollar würde seine langjährige Talfahrt beenden und wieder an Vertrauen gewinnen.
Das umgekehrte Szenario - die QE Massnahmen gehen wie bisher weiter: Die Aktienmärkte bleiben mindestens stabil und der Dollar verliert weiter an Wert.
Ich favorisiere ein Zwischending: Die FED wird die QE-Massnahmen nicht sofort stoppen sondern langsam runterfahren und schauen was passiert. Den Finger natürlich ganz nahe am Startknopf der Druckmaschine, um - sobald die Märkte ungemütlich abschmieren - schnell wieder neues Geld ins System zu pumpen.
Aber das wird uns erst nach April beschäftigen.
Die Schlussfolgerung lautet wie schon im März: Schaut auf die FED und auf deren Geldpolitik. Wenn sie den Geldhahn wie angekündigt zudreht können Aktien- und Bondpreise sehr schnell nach unten rutschen. Wenn nicht, steht einem grünen April allerdings nichts im Weg.
Happy Trades
Marcus