SMI im September

  • SMI im September

    Burton wrote:

    Quote
    Ja ist seit ein paar Tage bekannt, dass die subprime Krise einen kleineren Ausmass annimmt in Bezug auf die Konjunktur als zunächst angenommen...


    Erst in den nächsten Wochen wird Klarheit in die nebulöse Situation des Finanzmarkts kommen. Potential für Überraschungen gibt es genug. Zu behaupten, dass die Krise im Finanzmarkt vor allem ein auf die USA beschränktes Problem ist oder die Auswirkungen auf die Konjunktur gering sind, scheint mir zumindest gewagt. Die Hintergründe dazu wurden ausgiebig in diesem Thread besprochen.


    Bleibt nämlich bei jeder Prognose immer die Frage: Was wäre die Konsequenz?

    Feststellen, dass es zurzeit schwierig ist und es dann (irgendeinmal?) nach oben geht ist das eine, eine Konsequenz für die Anlagestrategie daraus abzuleiten das andere.


    Das, was wir bisher gesehen haben, kann kaum als Korrektur bezeichnet werden. Die Indizes haben sich trotz heftigem Auf und Ab (gut für Optionen) nach oben gearbeitet. Der Fuel dazu: Hoffnung (Erwartung!) einer Zinssenkung. Sicher keine schlechte Idee zumindest einen Plan B bereit zu halten, sollte es doch noch heftig nach unten los gehen...


    Jedenfalls glaube ich nicht, dass man Angst haben muss, den Zug zu verpassen.


    SMI Ende September bei 7500 oder 9800? Mir ist's schlicht egal, wenn ich auch eher das Erste annehme. Ich bleibe dabei; Optionen als Schwerpunkt für kurzfristigen Handel und Aktienkäufe fürs Depot mit langer (wahrscheinlich sehr langer) Perspektive. Die, die am wenigsten Grund zur Panik haben sind wir Happytraders, die an der Börsenchilbi ihre Zeit vertreiben und gar nichts müssen...

  • SMI im September

    Sehr wohl ist die Schweiz an der US-Finanzkrise beteiligt: Nur, es ist - bis heute - noch nichts an die Oeffentlichkeit getreten!


    CS aber auch die UBS müssen Mia. (nicht Mio.!) abschreiben, hört man husten! Mit diesen Banken verkehre ich schon lange nicht mehr.

    Dr. Friederich Adolphus von Muralt

    - "Besser en Ranze vom Frässe als es Buggeli vom Schaffe"

  • SMI im September

    Traders wrote:


    Wieso vergleicht die UBS (UBS investor's guilde vom 14.9.) die heutige Situation immer mehr mit jener von 1987 und 1998? Die UBS meint sogar, dass damals unmittelbar danach eine Rally stattgefunden hat und diese heute wohl kaum mehr möglich sein werde. Eine Rezession würde sogar im schlimmsten Fall in der Luft liegen, was die Börse in die Tiefe sausen lassen würde.


    Diese jungen Schnösel hier im Forum haben von der Börse und von der Wirtschaft schon gar keine Ahnung! Aber die Zeit bringt Erfahrung!

    Dr. Friederich Adolphus von Muralt

    - "Besser en Ranze vom Frässe als es Buggeli vom Schaffe"

  • SMI im September

    Friederich wrote:

    Quote

    Traders wrote:


    Wieso vergleicht die UBS (UBS investor's guilde vom 14.9.) die heutige Situation immer mehr mit jener von 1987 und 1998? Die UBS meint sogar, dass damals unmittelbar danach eine Rally stattgefunden hat und diese heute wohl kaum mehr möglich sein werde. Eine Rezession würde sogar im schlimmsten Fall in der Luft liegen, was die Börse in die Tiefe sausen lassen würde.


    Diese jungen Schnösel hier im Forum haben von der Börse und von der Wirtschaft schon gar keine Ahnung! Aber die Zeit bringt Erfahrung!


    Ein wahres Wort zur rechten Zeit! *wink*


    Viel zu viele junge "Schnösel" mit sehr einfachen Meinungen.


    „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“


    Bertrand Russell

  • SMI im September

    marabu, danke für das Zitat von Bertrand Russel, das ja genau das Leiden der Gescheiten beschreibt: die anderen in dümmlicher (Selbst-) Sicherheit zu sehen.


    Heute einige interessante Artikel in der FuW, zu den Risiken der heutigen globalen Welt. Auch eine ausführliche Darstellung des Crash 1987. Zum Lesen empfohlen.


    Eine technische Analyse des SMI gliche jener des Dow:

    http://www.derivatecheck.de/an…type=5&AnalysenID=1598360


    Ich bin am Brüten, wie die nächste Woche mit dem FED-Entscheid am besten zu bewerkstelligen ist. Möchte nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich nehme an, dass wie der Entscheid auch sein wird, er negativ aufgefasst wird. Den zwei bisherigen Impulswellen nach unten folgten zwei Korrekturwellen nach oben. Typisch (nach Elliott) wäre eine weitere Impulswelle nach unten: Der Rhythumus lautet 1-2-3-4-5, entsprechend dem Walzer-Takt. Glaube also an das negative Szenario und werde mich höchst wahrscheinlich entsprechend positionieren. Habe noch zwei drei Tage Zeit, mir Gedanken zu machen, vor der Stunde Null.


    Möglicherweise folgt ein Double-Bottom. Put-Call-Ratio 1.3. Das müsste stützen.


    Insgesamt ist die Weltwirtschaft immer noch gut drauf. Das kann sich aber schnell ändern, wie wir jetzt gesehen haben. Es hängt immer alles an einem Seidenfaden.


    Damoklesschwerter nehmen in der Zahl zu, für die es eine Frage der Zeit ist, bis sie hinunterzischen.

  • SMI im September

    Friederich wrote:

    Quote


    Wieso vergleicht die UBS (UBS investor's guilde vom 14.9.) die heutige Situation immer mehr mit jener von 1987 und 1998?


    1987

    1.

    1982 begann ein Wirtschaftsaufschwung, mit ausgelöst und unterstützt durch niedrige FED-Zinsen und eine freigebige Geldpolitik, Steuersenkungen und vermehrte Staatsausgaben in den USA. In der Folge stiegen die Aktien stärker als die Wirtschaft. Sie kannten nur noch eine Richtung: Nach oben.

    Als die FED dann die Geld-Schraube anzog, die Zinsen erhöhte und Geld vom Markt nahm, stiegen die Aktienkurse weiter. Damit entfernten sich die Aktienpreise zunehmend vom fairen Wert.


    Parallele: Grosszügige Geldpolitik und sinkende Zinsen ab 2002. Grossartiger Aufschwung seit 2003 und permanent steigende Börsen obschon mittlerweile die Zinsen wieder erhöht wurden. Auch heute sind Aktien wieder zu teuer bewertet. KGV im S&P500 liegt (je nach Quelle) zwischen 16.7 und 17. Faire Bewertung wäre bei 14.


    2.

    Starker Anstieg des Leistungsbilanz- und des Handelsbilanzdefizits der USA zwischen 1981 und 1986

    Staatsdefizit Mrd$ 76 (1981); Mrd$ 200 (1986)

    Handelsbilanzdefizit: Mrd$ 28 (1981); Mrd$ 144 (1986)

    (Quelle: http://www.dollarausverkauf.com/dollar/crash1987.html)


    Parallelen:

    Nun ja, ein Chart sagt mehr als 1000 Worte:


    [Blocked Image: http://www.markt-daten.de/kalender/chart/indikatoren/current-account-ab1960.gif]


    [Blocked Image: http://www.markt-daten.de/kalender/chart/indikatoren/current-account-ab1990.gif]


    Handels- wie Leistungsbilanz haben sich in den letzten Jahren verschlechtert.




    3.

    Durch die Senkung der Zinsen sanken die Renditen in den USA und somit der Dollar. Ausländische Investoren waren der Meinung, dass es rentablere Märkte gab und zogen Gelder in grossem Stil aus den USA ab. Vor allem Japaner, die damals den Immobilienboom im eigenen Land aufpumpten.


    Parallele: Auch diesmal führten Zinssenkungen bei den Cowboys zu einer Schwächung des Dollars. Allerdings gibt es offenbar derzeit für ausländische Investoren noch keinen rentableren Markt. Die Gelder bleiben vorläufig also in den USA.


    [Blocked Image: http://www.markt-daten.de/kalender/chart/indikatoren/current-account-dollarindex.gif]


    4.

    Finanzinstrumente wie Derivate, mit denen man direkt auf Indizes und Aktienkurse mit Hebel spekulieren konnte, wurden 1981 eingeführt. Diese Instrumente gibt es zwar heute auch aber mittlerweile haben die Spekulanten mehr Erfahrung als heute und es wurden Sicherheitsrichtlinien definiert, die eine Katastrophe wie 1987 verhindern sollten.




    5.

    Hier hinkt der Vergleich 1987 mit 2007: Das Zins-Niveau war bedeutend höher als heute.


    [Blocked Image: http://www.markt-daten.de/kalender/chart/indikatoren/fed-funds-SP500.gif]



    1998 (LTCM)

    Eigenlich gab es damals drei Krisen: Die Finanzkrise in Asien 1997, Die Russland-Krise 1998 sowie die LTCM Krise.

    Ich vermute, dass die UBS auf die LTCM Krise anspielt und konzentriere mich deshalb darauf:


    LTCM hatte eine geniale Idee: Langfristige Bonds (z.B. 10-jährige US T-Bonds) tendieren dazu, dass sich die Preise der verschiedenen Laufzeiten angleichen.

    Fiktives Beispiel: am 1.1.2000 werden T-Bonds mit 4.5% Zins ausgegeben. Am 1.1.2001 haben diese Bonds einen Zins von 4.8%

    Am 1.1.2001 werden neue T-Bonds mit 4.9% Rendite ausgegeben.


    Zwischen diesen beiden Bonds besteht nun ein ungerechtfertigter Wertunterschied. Die 2000er rentieren zu 4.8%, sind also zu teuer und die 2001er mit 4.9% sind zu billig.


    Um dies auszugleichen werden nun die 2000er verkauft und 2001er gekauft. Irgendwann und irgendwo werden sich die beiden Bonds angleichen und eine der beiden Positionen ist mehr im Gewinn als die andere in den Miesen ist.


    Solcher Art Geschäfte (Arbitragen) sind nur dann sinnvoll, wenn man sehr viel Geld investiert, denn der Gewinn pro Trade ist ja minimal.


    LTCM spekulierte deshalb mir geliehenem Geld und verwendete Derivate mit grossem Hebel.


    Anfang 1998 hatte LTCM $4.72 Mrd. an Eigenkapital, Kredite in Höhe von $124.5 Mrd. und hebelte damit Derivate in Höhe von $1250 Mrd. Das Eigenkapital machte also nur knapp 3 Promille der gehebelten Summe aus.


    Wegen der Asien-Krise verlor LTCM $461 Mio. Als dann 1998 die Regierung in Russland verkündete, die Staatsobligationen nicht bedienen zu wollen, war die Kacke am dampfen. Statt dass sich die langfristigen Bond-Preise anglichen, entfernten sie sich plötzlich voneinander. LTCM wurde also komplett auf dem falschen Fuss erwischt. Verlust $1.85 Mrd.

    Investoren rannen weg und schlussendlich hat das FED $3.625 Mrd. locker gemacht, um LTCM aus der Krise zu helfen und das Finanzsystem zu stabilisieren.


    Obenstehende Zahlen zu LTCM:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Long-Term_Capital_Management)


    Wie dem auch sei: Halten wir fest: Wenn man mit $4 Mrd Eigenkapital ein Portofolio mit $1250 Mrd verwalten will, ist das vergleichbar mit einer 12 Tonnen schweren Pyramide, die auf dem Kopf steht und die man mit 40 kg Gegengewichten im Lot halten will. Theoretisch durchaus machbar solange nix passiert.


    Viele von uns kennen ein kleineres Beispiel aus der Schweiz: Als 1990 die Immobilienpreise einbrachen, Hat dies der Spar + Leihkasse Thun den Rest gegeben. Ein Fehlbetrag von Fr. 400 Mio führte zum Konkurs der SLT und der volkswirtschaftliche Schaden in der Region Thun wurde auf 11-13 Mrd Fr. geschätzt.


    Parallelen zu heute:

    Hypotheken werden in den USA zu Obligationen-Paketen verschnürt und dann auf dem freien Bond-Markt verkauft. Somit kommen auch europäische Banken (allen Voran CS, UBS und Deutsche Bank) in den "Genuss" am US-Immobilienmarkt partizipieren zu dürfen. Meldungen wie im August führen dazu, dass diese Obligationen im Wert fallen bzw. teilweise unverkäuflich werden. Banken, die sich auf derartige Papiere spezialisiert haben, können also sehr schnell in Schwierigkeiten kommen. Wie schnell, hängt davon ab, wie hoch ihr Eigenkapital im Verhältnis zur Höhe des Immo-Portofolios ist. Sind es 0.3% wie bei LTCM, wird's kritisch.


    Das Immo-PF der US-Hypotheken (also die Summe der derzeit ausstehenden Hypotheken) beträgt $8 Billionen oder $8'000 Mrd. Das entspricht etwa 65% des US Bruttosozialproduktes oder dem 6-fachen von LTCM. Allerdings sind hier die Lasten auf viele Banken verteilt und nicht auf einen einzigen Mega-Hedgefonds.


    Im Moment herrscht Unsicherheit darüber, wie hoch die Verluste der Banken in der aktuellen Krise einzustufen sind. Da diese Obligationen nicht frei gehandelt werden, gibt es keinen offiziellen Marktpreis. Da ist also viel Unsicherheit im Spiel und Unsicherheit macht Anleger nervös.


    Einige Banken werden im 3. Quartal (teilweise?) die Verluste bilanzieren. Insofern dürfen wir von geringeren Gewinnen bei Banken ausgehen. Goldman Sucks berichtet als eine der ersten Banken bereits am 20. September. Wir dürfen gespannt sein.


    Immobilien gelten als relativ sicher. LTCM hatte im viel volatileren Zinsmarkt spekuliert. Wir erinnern uns: $1.2 Billionen an Derivaten wurden gehebelt.

    Nun, die derzeitige ausstehende Gesamtsumme sämtlicher Derivate beläuft sich auf $262 Billionen (= 262'000 Milliarden) Dollar!


    Das entspricht etwa dem 20fachen BSP der USA oder dem 8fachen des Welt-BSP. Zinsderivate machen hierbei den Löwenanteil aus. Was passiert, wenn diese Pyramide ins Wanken gerät, mag ich mir gar nicht ausmalen. Also bleiben wir bei der Immo-Blase, die noch einigermassen überschaubar ist.


    Fazit

    Wie wir am kleinen Beispiel SLT gesehen haben, bedarf es eines relativ geringen Anlasses, um Panik auszulösen. Es hätte damals auch schlimmer kommen können. Nämlich, wenn eine allgemeine Vertrauenskrise ausgebrochen wären und auch die Kontoinhaber bei CS und UBS die Kassen gestürmt und ihre Spareinlagen eingefordert hätten.


    1998 wurde eine Panik zum Glück durch das rasche Eingreifen der FED verhindert.

    Eine Immokrise hat aber grössere Ausmasse und wenn die Derivate-Blase platzt, reicht alles Geld der Welt nicht aus um ein Finanzkrise zu verhindern.


    Es ist also sicher nicht falsch, wenn man die diversen Krisenherde scharf im Auge behält!

    Auch wenn man selbst nicht direkt in US-Papieren oder gar im US-Immobilienmarkt investiert ist: Eine Krise dort hat unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzmärkte und Börsen. Der erste kleine Lufthauch vom August sollte uns deshalb eine Lehre sein.

  • SMI im September

    Danke, Mark Faber, für das Plädoyer. Ich bin beeindruckt, dies gesagt ohne die geringste Häme, über deine Fachkenntnisse, das historische Erinnerungsvermögen, etc. Eingeständnis, dass ich zwar einiges vom Gesagten verstehe, aber auch vieles nicht, wegen fehlender ökonomischer Zusammenhänge. Teilweise muss ich auch ein Desinteresse eingestehen, da ich ja sehe, dass Ökonomen immer erst reaktiv das Ganze erklären, aber nicht vorhersehen können. Als Laie und Teilnehmer einer demokratischen Gesellschaft muss ich mir ohne detaillierte Kenntnis eine Meinung bilden können.


    Ja, es ist so, dass die gegenwärtige Krise alles an sich hat, einen Crash auszulösen. Gold hat nun endlich den Aufstieg geschafft, den die Gold-Propheten schon lange herbeigewünscht haben. Der hohe Goldpreis wirft ein schlechtes Licht auf das Vertrauen in die Währungen. Auch dies zugegeben. Auch die Bewertung der Aktien-Sektoren zeigt auf, dass nun die fundamentalen Probleme des Globus gezeigt werden. "Am Anfang kommt das Fressen": also Nestlé, dann Billig-Restaurants. Daneben auch Energie.


    Das ist die langfristige Frage, die nun an der Börse die Investoren beschäftigt: die Knappheit im Globus. Land, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Energie, Ressourcen: das wird knapp. Und das ist das wirkliche grösste Damokles-Schwert, dem ich -bis anhin historisch unverbrieft-, das höchste Potenzial zubillige, den Globus in eine selten gekannte Krise zu werfen.


    Dieses Jahrzehnt allerdings ist verfrüht dazu. Doch es tickt eine Uhr.

  • SMI im September

    danke vielmals für den Triple-A beitrag. :D


    in der FuW war heute auch ein sehr interessanter artikel zu dem thema, s. 33.


    Mein fazit, aufs Traden bezogen: bestehende shortpositionen bleiben bestehen. ein eventueller shortsqueeze, von einer zinssenkung am 18. ausgehend wird zur aufstockung dieser positionen genutzt.


    so jetzt aber weg vom pc & abend geniessen. nice weekend


    good trades

  • SMI im September

    learner wrote:

    Quote
    das historische Erinnerungsvermögen, etc. Eingeständnis, dass ich zwar einiges vom Gesagten verstehe, aber auch vieles nicht, wegen fehlender ökonomischer Zusammenhänge.


    Was genau verstehst Du nicht?


    Wir müssen immer daran denken, dass es neben den hier aktiv schreibenden Usern auch noch Hunderte oder gar Tausende gibt, die still mitlesen. Wenn Du also etwas nicht verstehst (oder näher erläutert haben willsts) dann gilt das mit grosser Wahrscheinlichkeit auch für die meisten anderen Leser hier.


    Ich habe vorhin in einer pers. Nachricht an einen User dieses Forums folgendes geschrieben:


    Quote:




    Also, lieber learner: Wenn ich von diesen alten Prinzipien abgewichen sein sollte, wenn ich mittlerweile auch dazu tendiere, von meinen Lesern zu viel vorauszusetzen und wenn meine Postings nicht mehr einfach verständlich sind, dann will ich das wissen!


    Nicht meinetwegen und nicht Deinetwegen sondern wegen der Masser der stillen Mitleser da draussen.


    Deshalb nochmals: Wenn nicht alles klar ist, bitte rückfragen.

    (Das gilt natürlich nicht nur für learner).


    ;)

  • SMI im September

    MarkusFabian, danke für dieses Angebot. Ich werde deinen Bericht bei Sonnenuntergang noch einmal durchackern und mir jenes notieren, was ich nicht daran durchschaue. Hätte nämlich durchaus Freude, meinen makroökonomischen Horizont zu weiten, nachdem ich tatsächlich von den sieben Siegeln des Buchs vielleicht schon zwei drei "gelöst" habe.


    Heute ein wenig Input aus der Sonntagszeitung: ETH-Forschungsstelle zur Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) der letzten Woche: Es sieht so aus, dass die SNB die gegenwärtige Kreditkrise bzw. die Anzeichen einer Rezession in den USA nicht allzu hoch einschätzt, weswegen sie ihren Zinssatz erhöht, was ja die Einschätzung der SNB zeigt, dass wir zumindest hier in Europa noch nicht am Ende des Zins- und damit auch nicht des konjunkturellen Zyklus sind.


    Dann eine Frage an alte Füche, die ein Börsengedächtnis haben: Wie reagieren die Märkte im Allgemeinen auf eine Zinssenkung des FED?

    http://www.businessweek.com/ap/financialnews/D8RMFAC00.htm

    Was erwarten Börsenhistoriker

    - vom Tage x (18.9.2007; Zinsentscheid des FED)

    - von der folgenden Woche

    - von den folgenden drei Monaten


    Von den Charts und der Marktpsychologie her erwarte ich noch einmal eine Abwärtswelle, die aber weniger kräftig als die beiden zuvor sein könnte. Allenfalls ein Double-Bottom, wie schon gesagt. Danach eine Erholung in den folgenden Monaten.


    Würde gerne dazu andere Meinungen hören.

  • Crash 1987: Parallelen zu 2007

    Markus Fabian, okay, ich erlaube mir zu deinem Posting oben ein paar Fragen/Einwände. Mit dem Eingeständnis, dass ich Laie bin.


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Als die FED dann die Geld-Schraube anzog, die Zinsen erhöhte und Geld vom Markt nahm, stiegen die Aktienkurse weiter.


    Das ist in jedem Zins-Zyklus so. Die Wirtschaft ist am Expandieren, die Zinsen werden höher, und auch die Bewertungen von Aktien, bis ... die Wachstumsaussichten drehen.


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    ... Als die FED dann die Geld-Schraube anzog, die Zinsen erhöhte und Geld vom Markt nahm, stiegen die Aktienkurse weiter. ... Auch heute sind Aktien wieder zu teuer bewertet. KGV im S&P500 liegt (je nach Quelle) zwischen 16.7 und 17. Faire Bewertung wäre bei 14.


    Nicht das KGV ist ausschlaggebend, sondern das PEG. Drum auch völlig unterschiedliche Sektorenbewertungen.

    Was ist ein "fair value"? Aus meiner Sicht ist es der Preis, den der Markt bezahlt. Dabei selbstverständlich immer sehr viel Subjektives. Wenn ich dieses Jahr für eine Firma einen übermässigen Preis bezahle, obwohl sie keinen Gewinn abwirft, aber weil ich sehe/vermute, dass sie nächstes Jahr in die Gewinnzone kommt und danach immer höhere Gewinne macht, so "reserviere" ich mir etwas.

    Wie wenn ich ein Ticket kaufe: Es ist erst etwas wert, wenn die Vorstellung läuft. Trotzdem bin ich bereit, Monate oder Jahre vor der Vorführung das Ticket zu kaufen, auch mit der Annahme, dass es unbezahlbar sein wird, wenn die Show dann abläuft. Deswegen auch sprunghafte Aktienbewertungen bei Fusionen, Zukäufen etc., aber auch wenn ein Unternehmen nur schon Selbstbewusstsein über seine künftige Ertragslage bekundet, wie eben bei Nestlé oder Mc Donalds gesehen.

    Umgekehrt fällt der Ticket-Preis, sobald angenommen wird, dass die Show schlecht wird, oder dass sie überhaupt nicht stattfindet. Drum auch die sprunghaften Bewegungen von Aktien-Preisen.

    By the way: Kennt jemand ein Werk aus der ökonomischen Philosophie zu diesem Thema "Preisbildung"?


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Durch die Senkung der Zinsen sanken die Renditen in den USA und somit der Dollar. Ausländische Investoren waren der Meinung, dass es rentablere Märkte gab und zogen Gelder in grossem Stil aus den USA ab.


    Um hier eine Parallelität zur heutigen Situation herzustellen, müsste man auch Kaufkraft-Indizes der damaligen Zeit herbeiziehen. War der Dollar überbewertet? Klar ist, dass die USA durch den stetigen Wertzerfall des Dollars ihre Schulden von der internationalen Gemeinschaft bezahlen lassen.

    Sich von anderen was zahlen zu lassen, muss nicht schlecht sein. Die eine Hand wäscht die andere. Oder: Beim Händeschütteln sind schliesslich beide Hände ungefähr gleich verschmutzt: OPEC-Staaten lassen sich ihren Handelsbilanz-Überschuss von den USA bezahlen, und die USA lassen ihr Defizit dann wieder von den Räubern zurückzahlen. Das selbe vice versa. Wir sind im Spiegelsaal von Versailles.

    Solange durch den fallenden Dollar amerikanische Produkte immer günstiger werden, hilft dies der amerikanischen Wirtschaft, auch ihrer Konkurrenz-Fähigkeit zu Produkten anderer (asiatischer oder europäischer) Länder.


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Meldungen wie im August führen dazu, dass diese Obligationen im Wert fallen bzw. teilweise unverkäuflich werden. Banken, die sich auf derartige Papiere spezialisiert haben, können also sehr schnell in Schwierigkeiten kommen. ... Im Moment herrscht Unsicherheit darüber, wie hoch die Verluste der Banken in der aktuellen Krise einzustufen sind. Da diese Obligationen nicht frei gehandelt werden, gibt es keinen offiziellen Marktpreis. Da ist also viel Unsicherheit im Spiel und Unsicherheit macht Anleger nervös.


    Genau! Hier ist das gegenwärtige Problem auf den Punkt gebracht!


    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Die derzeitige ausstehende Gesamtsumme sämtlicher Derivate beläuft sich auf 262'000 Milliarden Dollar! ... Das entspricht etwa dem 20fachen BSP der USA oder dem 8fachen des Welt-BSP. Zinsderivate machen hierbei den Löwenanteil aus. Was passiert, wenn diese Pyramide ins Wanken gerät, mag ich mir gar nicht ausmalen.


    Was bezeichnest du als Derivate? Meinst du damit die Summe aller Kredite?

    Woher hast du die Zahl?


    Ziemlich unheimliche Vorstellung! Das Bild der Pyramide auf dem Kopf ist auch eindrücklich. Ist es nicht mit allem so? Ein stecknadelgrosser Materienhaufen bildet später ein unendlich grosses Universum, bis es sich wieder konraktiert, zum Nadelknopf. Das Ganze ist am ständigen Blubbern.


    Ein einzelner geliehener Franken produziert 1000 Franken BSP, falls er 1000 mal die Hand wechselt. Andererseits kann dieser einzelne Franken 8000 mal gegenseitig geliehen werden, und jedesmal, wenn er neu geliehen wird, erzeugt er wieder Geld... Adam Smith schon ist darauf eingegangen.




    MarcusFabian wrote:

    Quote
    Wie wir ... gesehen haben, bedarf es eines relativ geringen Anlasses, um Panik auszulösen. ... Eine Krise (in den USA) hat unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzmärkte und Börsen.


    Diese Erkenntnis finde ich hilfreich. Karmische Verflochtenheit! Seltsam jeweils die Äusserungen, die Weltbörse eile der amerikanischen hinterher. Nur schon die Schwere des amerikanischen Bruttosozialprodukts im Vergleich zum Weltrest müsste verständlich machen, warum die USA immer noch eine Lokomotive von grösster globaler Bedeutung sind.

    http://www.studentsoftheworld.info/infopays/rank/PNB2.html

  • SMI im September

    Hallo MarkusFabian


    Dein Angebot, dass man an einen Kenner wie dich Fragen stellen darf, finde ich echt Klasse! :D

    Vielen Dank!


    Das Problem ist, dass viele sich nicht trauen zu fragen, weil sie meinen wertvolle Zeit der Experten hier im Forum zu verschwenden.

    Ich denke nämlich, dass das wirklich Wenige sind, die bereit sind auf Fragen von Newcomern zu antworten, da für die Experten diese Fragen wahrscheinlich wirklich uninteressant sind und nur Zeitverschwendung bedeuten.


    Gerne lasse ich mich über folgende unklarheiten aufklären:

    1) Wie genau steuert die SNB den Zinssatz? Über die Geldmenge? Wie ist der Einfluss der Geldmenge auf den Zinssatz?

    2) Welchen Zinssatz kann die SNB beeinflussen

    3) Was ist der Unterschied zwischen Repo-Satz, LIBOR, Leitzins?

    4) Wie hängt Inflation und Zinssatz zusammen? => Wieviel Inflation ist für die SNB noch i.O.?


    Vielen Dank!


    Gruss,

    Coke *wink*

  • SMI im September

    Sowas hätte Salador Dalí gerne gemalt:

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    ...vergleichbar mit einer 12 Tonnen schweren Pyramide, die auf dem Kopf steht und die man mit 40 kg Gegengewichten im Lot halten will.
    In meiner Bildsprache: eine breithüftige Blondine auf Stiletto-Absätzen, die ihr Gewicht im Lot hält, dank "diamonds are girls' best friends". Solch skuriller Ästhetik können auch wir Nicht-Surrealisten nicht widerstehen! Sexy economics.


    Coke wrote:

    Quote
    Wieviel Inflation ist für die SNB noch i.O.?


    Darf ich meinen Finger auch aufstrecken? Zielvorstellung der Nationalbanken 1 bis 2 Prozent.

  • SMI im September

    Wenn der Leitzins am Dienstag um 0.5% gesenkt wird, erwartet man auch in der Immo-Branche eine kurzfristige Erholung der Märke. Ich gehe zwar auch nur von 0.25% aus, was eine unklare Trendrichtung zur Folge haben könnte (weiterhin sehr volatile Kurse).


    Was wird aber der Hexensabbat am nächsten Freitag mit sich bringen, wenn die Kurse bis dahin steigen würden? Gilt der Hexensabbat nur für die europäischen Märkte (Eurex)?

    Vermögen strukturieren und sich möglichst für die unplanbaren Marktereignissen vorbereiten.