War der Absturz vorhersehbar?

  • Inflationstheater

    Da alles auf Pump gekauft wird sind 0.25 - 0.50% mehr eine enorme Belastung.


    Tiefere Kurse und schon ist die Verkaufswelle Perfekt.

    Beim Gold, Silber und ÖL wurde ebenfalls viel Geld in den letzten Tagen verbraten oder blockiert. ( Es gibt schon Hurrikan Warnungen, damit beim Öl ausgestiegen werden kann )


    Aber es wird demnächst aufwärtsgehen. Es gibt viele die auf eine kleinen Crash gewartet haben.


    Gruss


    rswiss

  • Re: Stand der Dinge

    Speedy3 wrote:

    Quote
    @ Marcus

    Aber jetzt mal im Ernst. Der ganze Down hat doch

    nichts mit den Fakten zu tun.


    Das sehe ich auch so. Die Fakten wurden jahrelang ignoriert. Warum sollten sie auf einmal jetzt Beachtung finden?



    Quote:


    Die Inflation (im Sinn von Preiserhöhung) ist das kleinste der Probleme. Das grösste Problem ist die Verschuldung der USA und zwar nicht nur Haushalts- und Handelsdefizit sondern auch die Schulden der Privathaushalte bei historisch niedriger Sparquote.

    Sinkende Häuserpreise zwingen zur Amortisation. 100% Hypothek auf Erst- und Zweitimmobilien bei steigenden Zinsen führen zwangsläufig zu einem Rückgang des Konsums und das wird eine Rezession auslösen.


    Der Markt scheint diese Gefahren langsam zu erkennen und vorweg zu nehmen. Auch wenn die Offiziellen immer noch Friede, Freude, Eierkuchen verbreiten.




    Quote:

    Quote
    Die Unternehmensabhängigkeit von diesen Zinsen wird

    dramatisch überbewertet. Unternehmen können sich

    heute gegen alle finanzielle Risiken mit Hedging absichern.


    Und wer bitteschön deckt das Hedging?

    Die Summe ausstehender Derivate der USA entspricht etwa dem vierfachen US-Bruttosozialprodukt.




    Quote:

    Quote
    Inzwischen sind Aktienbertungen durch den Kurstaucher

    wieder in Bereich von KGV von 15-20 gekommen und bieten

    attraktive Einstiegsmomente.


    DIese KGV's beziehen sich auf das Jahr 2007 und sind somit reine Phantasie. Es geht auch nicht darum, wie Unternehmen heute und jetzt bewertet sind sondern wie die Zukunftsaussichten aussehen. Und da steht Konsumrückgang und somit sinkende Gewinne ins Haus.


    Ein weiterer Punkt sind die Dividenden. Aktien konkurrieren mit Anleihen. Wenn Aktien 2% DIvidende zahlen und Bonds 5%, werden Bonds attraktiver. Steigen die Zinsen steigt auch dieser Spread. Das heisst, Aktien müssen billiger werden, damit die Dividendenrendite steigt und Aktien somit wieder interessanter werden.




    Quote:

    Quote
    Bernanke polarisiert mit seinen ewigen Inflations- und Zinsdiskussionen

    auf etwas, was in der Bedeutung nicht der Hälfte dieser Reaktion

    was wir jetzt an den Märkten gesehen haben, gerecht wird.


    Bernake tut genau das, was er tun muss. Er beruhigt die Massen und führt sie auf falsche Wege. Er spricht von Bekämpfung der Inflation, um von der eigentlichen Gefahr, der Deflation abzulenken.

  • Trübsal

    @ Marcus


    Mann, Du fischst aber Trüben.....

    Sorry, bin überhaupt nicht deiner Meinung, geht mir zu Lange

    jetzt alles zu erklären. Die Grundsätze habe ich bereits

    aufgeführt.


    Man muss ja nicht immer derselben Meinung sein.

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Ich glaube Morgen wird es wieder ein Gemetzel geben. Was passiert mit den ca. 6000 Hedge fonds? Nehme an das diese bis vor zwei Wochen noch arg Long positioniert waren. Wie siehts mit der Cash Reserve aus? Wieviele Milliarden haben sich in Luft aufgelöst? Werden wir ein zweites 1998 erleben?


    Ich würde, wenn ich Aktien hätte, Cash machen. Im Moment ist der Schaden noch nicht so gross wie er vielleicht noch sein könnte!


    Ich will keinenfalls einen auf Panik machen, bin aber der Meinung das man über die Bücher gehen muss und zwar schleunigst!


    Gruss SLIN.

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Slin wrote:

    Quote
    Wieviele Milliarden haben sich in Luft aufgelöst?


    Wen interessiert's? Ist doch kein echtes Geld ;)


    Im Ernst: Der SMI steht heute auf dem Niveau von November 2005.


    Nun angenommen, Du hast im November SMI für 7500 gekauft. Im April stand der SMI bei 8100. Du hast also Fr. 600 gewonnen. Aber wo kommen diese Fr. 600 her? Von nirgends! Aus der Luft.


    Nun ist der SMI wieder auf 7500 gesunken und Du hast seit Ende April Fr. 600 verloren. Aber auch das ist virtuell. Du stehst nämlich genau da, wo Du schon im November standest. Das einzige was Du effektiv verloren hast ist die Teuerung, weil ein Franken im November noch etwas mehr Wert war als heute.


    Hättest Du im April verkauft, wärst Du um echte Fr. 600.- reicher.


    Entsprechend ist derjenige, der im April gekauft und heute verkauft hat um Fr. 600.- effektiv ärmer.


    Unter dem Strich ist es aber ein Nullsummenspiel bei dem Geld virtuell aus Luft generiert wird und sich wieder in Luft auflöst.


    Es ist also gleich viel Geld da wie vorher. Nur hat es vielleicht ein anderer ;)

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Tönt eigentlich ganz logisch. Was ist aber wenn alle extrem Long positioniert sind und jeder versucht noch zu verkaufen und niemand kauft? Irgendwie schnall ichs nicht ganz!


    1998 ist doch was ähnliches passiert.


    Gruss SLIN.

  • Short

    Momentan sind viele Short, heisst haben tonnenweise Aktien

    bereits leerverkauft und müssen wenn es weiter nach oben geht

    nachkaufen. :shock: :shock:

    Ist mir schon klar, dass ein paar die Aktien noch tiefer haben wollen,

    aber wieso soll man eine Aktie verschenken, wenn die Gewinne

    im 2-stelligen Bereich sind und die Bewertungen absolute

    Einstiegskurse sind.

  • Re: Short

    Speedy3 wrote:

    Quote
    wenn die Gewinne

    im 2-stelligen Bereich sind und die Bewertungen absolute

    Einstiegskurse sind.


    Was nichts daran ändert, dass sich geute nach einer ersten Ruhephase der Crash fortsetzt. Seit wann interessiert sich Börse für die aktuelle Wirtschaft? Börse lief schon immer der Zeit voraus.


    tt

  • War der Absturz vorhersehbar?

    MarcusFabian wrote:

    Quote

    Slin wrote:


    Unter dem Strich ist es aber ein Nullsummenspiel bei dem Geld virtuell aus Luft generiert wird und sich wieder in Luft auflöst.


    Es ist also gleich viel Geld da wie vorher. Nur hat es vielleicht ein anderer ;)


    ...oder wie wenn Du am 100 CHF-Nötli ziehst und es etwas länger wird. Ist es dann mehr wert?


    Bei rückläufigen Kursen ist Dein Geld halt etwas "komprimiert" (die Anzahl Titel sind immer gleich, so lange nicht verkaufst).

    Dr. Friederich Adolphus von Muralt

    - "Besser en Ranze vom Frässe als es Buggeli vom Schaffe"

  • Ansichten ...

    Ich höre gerne widersprüchliche Ansichten, wenn sie begründet werden können.

    Nichtsdestotrotz leuchtet für mir vorerst die Erklärung von MarcusFabian ein.


    Ein solch abgerissener Index (wie der Nasdaq gestern Abend) zeigt, dass Day- und Swingtrader Kapital aus der Verunsicherung schlagen. That's it.


    Abgesehen von der amerikanischen Überschuldung ist dortzulande das Sentiment nicht gut. Ich habe gerade gestern in einem amerikanischen Börsenbrief die Empfehlung gelesen, vorerst in Bonds anzulegen, eben weil die Renditen darin besser seien, als was sich in den nächsten Monaten in den unsicheren Aktienmärkten erwarten liesse.


    http://www.agorafinancial.com/…ecure/Issues/May2006.html


    International sieht es ökonomisch gegenwärtig nach wie vor gut aus, wie der gestrige OECD-Bericht sagte. Aber was nützt das? Was abkühlt, ist die Ernüchterung bezügl. eines wieder verlorenen Krieges (im Irak), dass Micheal Moores Sicht des Präsidenten ("Stupid white men") überwiegend übernommen worden ist, dass das Ende des unbeschwerten Strassen- und Luftkreuzens abzusehen ist, und noch Verschiedenes mehr. Das ist in diesen Monaten zu Bewusstsein gekommen und trübt das Vertrauen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Sentiment ("Unterbewusste") mindestens ebenso wichtig ist wie die Ratio, bzw. die Analyse. Der freie Wille ist illusionär.


    Einen interessanten Artikel dazu habe ich übrigens hier gefunden:

    http://www.yeald.de/Yeald/a/44…_und_der_aktienmarkt.html

  • Re: Short

    Speedy3 wrote:

    Quote
    Momentan sind viele Short, heisst haben tonnenweise Aktien

    bereits leerverkauft und müssen wenn es weiter nach oben geht

    nachkaufen. :shock: :shock:


    Sorweit richtig. Gucken wir mal auf die Fakten:


    Im Schnitt über die letzten Monate liegt die Anzahl der gehandelten Puts und Calls bei etwa 2.5 Mio und das Put-Call-Ratio bei Werten zwischen 0.7 und 0.9.


    Am 17. Mai hatten wir einen bärischen Rekord mit 5.2 Mio Warrants und einem PCR von 1.52! Also 152 Puts auf 100 Calls.


    Am 18. Mai 4.3 Mio Warrants PCR 1.22


    Am 19. Mai 5.7 Mio, PCR 1.27 (hatte ich erwähnt)


    Am 22. Mai 4.1 Mio, PCR 1.21


    Am 23. Mai 3.1 Mio, PCR 1.14


    Das PCR ist also immer noch sehr hoch aber in den letzten Tagen stark zurückgegangen. Von 3.1 Mio Puts am 17.5. auf nunmehr 1.7 Mio Puts per gestern.


    Wir können also feststellen, dass fast die Hälfte der Shortpositionen bereits aufgelöst wurde.


    Somit wird meine ursprüngliche Vermutung untermauert, dass es in erster Linie die Shorties sein werden, die den Sturz durch Gewinnmitnahmen - also Käufe - bremsen.


    Wenn Du Dir selbst die Liste der PCR als csv-Datei saugen möchtest, hier ist der Link: http://www.cboe.com/data/PutCallRatio.aspx

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Slin wrote:

    Quote
    Tönt eigentlich ganz logisch. Was ist aber wenn alle extrem Long positioniert sind und jeder versucht noch zu verkaufen und niemand kauft?


    Dann gibts einen Crash.


    Ist genau so wie im überfüllten Kinosaal in dem ein Feuer ausbricht und alle gleichzeitig zur selben Tür hinaus wollen.


    An der Börse gibt es glücklicherweise einen Mechanismus, der allzugrosse Übertreibungen nach unten und oben verhindert. Das sind die vielverschmähten Leerverkäufer oder Shorties.


    Wenn die Kurse nach oben übertreiben, verkaufen sie Aktien und stoppen somit die Übertreibung.

    Sinken die Kurse stark, sind sie die ersten Käufer auf dem Markt wenn sie ihre Gewinne einfahren und leerverkaufte Aktien billiger zurückkaufen.


    1998 war insofern etwas speziell als es damals den LTCM Fond verjagt hat. LTCM hat damals Derivate im Umfang von etwa $125 Mrd mit einem Eigenkapital von $5 Mrd gehebelt. Abgesichert wurde diese auf der Spitze balancierenden Pyramide durch ein Regelwerk von Absicherungen (Hedges) in alle Richtungen.

    Geklappt hat's nicht. Eine Schieflage von etwas über 1% (kanpp 2 Mrd$) hat die Pyramide zu Fall gebracht.

    Das Eigenkapital von 4% hat also nicht ausgereicht.


    Heute ist die Situation insofern anders als die Nummer 1 unter den Hedgern (JPM) heute ein Derivatevolumen von 40'000 Mrd$ mit einem Eigenkapital von knapp $800 Mrd (inkl. Kundengeldern) hebelt.

    40'000 Mrd$ entspricht dem knapp 4-fachen US BSP!

    Die Eigenkapitalbasis entspricht also 2% ist also nur halb so hoch wie jene von LTCM. Dafür ist das gehebelte Kapital (40'000 im vgl. zu 125 Mrd$) 320 mal höher als bei LTCM.


    Kann man also die heutige Situation mit 1998 vergleichen?


    Nein, denn JPM hat's noch nicht verblasen. Und wenn das geschieht, wird der Schaden 320 mal höher sein als bei LTCM. Dann wird auch das FED nicht mehr stützend unter die Arme greifen können und die Börsen durch Liquidität aus der Patsche drucken.


    Die Derivate-Blase von JPM ist derzeit sowohl die grösste wie auch die unbeachtetste Mega-Gefahr für das globale Finanzsystem.

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Aktientrader wrote:

    Quote
    Crash? Nicht so voreilig.


    Nun, die Frage lautete was passiert, wenn alle verkaufen wollen und keiner mehr kauft.


    Ich habe nicht behauptet, dass diese Situation realistisch ist.


    Aber zum Thema Crash allgemein: Crashes gibt es grundsätzlich nur bei Höchstständen. Davon sind wir mittlerweile entfernt. Von daher glaube ich weniger an einen Crash als nun kontinuierlich sinkende Preise wie 2000ff.


    Es sei denn, es verbläst die Derivateblase. Dann gibt's einen Mega-Crash.

  • Prognosen

    MarcusFabian wrote:

    Quote
    ... zum Thema Crash allgemein: Crashes gibt es grundsätzlich nur bei Höchstständen. Davon sind wir mittlerweile entfernt. Von daher glaube ich weniger an einen Crash als nun kontinuierlich sinkende Preise wie 2000ff.

    Es sei denn, es verbläst die Derivateblase. Dann gibt's einen Mega-Crash.


    MarcusFabian, woher nimmst du den Glauben, dass von nun an ein langsamer Salami-Crash stattfinden sollte, will heissen: ein allmählicher Wertverlust der Aktien?


    Ich bin im Zweifel dazu.

    Einerseits: Wirtschaftsprognosen weiterhin gut; aufbrechende Emergies mit ihren Massen an Konsumenten, die erst einmal einen Kühlschrank wollen, mit all dem folgenden Ramsch, den wir bei uns rumstehen haben; Notwendigkeit von Neuinvestierungen in alternative Energien; neue Technologien.

    Andererseits: Negatives Sentiment im Zusammenhang mit der US-Politik, auch dem Leben auf Pump der Yanks. Krach zwischen "Werten". Unklarheiten in Bezug auf "Freiheit" und "Moral".


    Was nun im Weiteren wird, ist Pokerei, wie auch die Börsen ihre Unsicherheit momentan zeigen. Klar, wenn mal Unsicherheit da ist, wird es enorme positive Bestärkung brauchen, um das (unsichere) Gefühl zu nehmen. "Die Märkte müssen sich jetzt erst einmal erholen. ..." (MarcusFabian). Sehr gut gesagt, und beim Punkt. (Was nicht heisst, dass sie sich wirklich erholen. Nur: Bevor man eine weitere Tendenz sehen will, muss man sie sich auspendeln lassen.)

    Die positive Bestärkung, die dies abändern könnte, bietet im Augenblick auch ein Unternehmensausweis nicht. Der eigentliche Grund dafür ist nicht das Chart-Technische, sondern die Weltlage, bzw. das amerikanische Malaise.


    Analysten geben sich positiv. Aber sie sind Analysten und Chartisten und weniger Historiker und noch weniger Psychologen. Ich würde nun gerne den alten C.G. Jung befragen, wie er das momentane kollektive Unterbewusste sähe. Ich glaube nicht allzu positiv, warum ich, allerdings aus einer anderen Begründung als MarcusFabian, eben auch zu einer eher negativen Einschätzung zur nächsten Zeit komme.


    Und:

    1. : Es kommt anders.

    2. : Als man denkt.

  • Re: Prognosen

    learner wrote:

    Quote


    MarcusFabian, woher nimmst du den Glauben, dass von nun an ein langsamer Salami-Crash stattfinden sollte, will heissen: ein allmählicher Wertverlust der Aktien?


    Mit Glauben hat das gar nichts zu tun. Glaube und Hoffnung sind religiöse Gefühle. Die überlasse ich den Pfarrern. Ich bin Informatiker und analysiere Informationen. Und zwar nicht nur die Informationen der offiziellen Mainstream-Presse sondern vor allem tieferschürfende, die etwas weiter in die Tiefe gehen. Und ich setze diese Informationen in Zusammenhang.



    Quote:

    Quote
    Ich bin im Zweifel dazu.

    Einerseits: Wirtschaftsprognosen weiterhin gut; aufbrechende Emergies mit ihren Massen an Konsumenten, die erst einmal einen Kühlschrank wollen,


    "Zweifel". Schon wieder so ein religiöser Begriff.

    Ich will jetzt gar nicht vertiefen, wer die se Wirtschaftsprognosen abgibt und von wem er dafür warum bezahlt wird.

    Nur soviel: Unsere Börsen hängen am Gängelband der USA. Die USA sind nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen und benötigen pro Tag 2 Mrd$ an Krediten. Entsprechend steigen die Schulden - schneller und schneller - um etwa 600 Mrd$ pro Jahr.

    Was Amerika im Gegenzug "produziert" ist Geld. Grün bedruckte Papierscheine, die sie gegen Güter der Welt eintauscht.


    Brauchen die Inder oder Vietnamesen amerikanische Produkte? Sicher nicht, denn die produzieren sie entweder selber oder beziehen sie billig aus China oder Korea.


    Die Asiaten brauchen die USA nur als Absatzmarkt, weil man sich für die grünen Papierscheinchen noch etwas kaufen kann (wenn auch immer weniger).


    Es stellt sich doch die Frage, wielange die Asiaten den Amerikanern ihr Defizit noch bezahlen werden. Wenn sie es nicht mehr tun - und auf ewig kann der Schuldenberg der Amis nicht wachsen - wird Amerika und mit ihm Europa in eine Rezession abrutschen. Und zwar eine echte. Nicht so eine Pseudo-Rezession wie 2001.


    Dann haben wir weiterhin das Problem der Konsumenten. Die Zinsen steigen, die Schulden sind am steigen und die Häuserpreise am Sinken. Woher soll also das Geld kommen, um die US-Wirtschaft zu zweistelligen Gewinnen zu verhelfen, wie die sog. "Wirtschaftsprognosen" uns weismachen wollen? Die Konsumenten werden durch Amortisation, höhere Schuldzinsen und höhere Rohstoff- und Energiepreise zur Kasse gebeten. Es ist eine Milchmädchenrechnung, dass dann weniger Geld für den Konsum bleibt.

    Die US-Wirtschaft hängt zu 70% vom privaten Konsumenten ab. Geht der Konsum zurück, macht auch die Wirtschaft weniger Gewinn (wenn überhaupt noch) und entsprechend sinken die Aktienpreise.

    Ist das so schwierig zu verstehen?


    Höhere Zinsen bedeuten auch, dass Aktien mehr Dividenden zahlen müssen, um bei Langfristanlegern mit Bonds konkurrieren zu können. Das heisst im Umkehrschluss, dass auch von dieser Seite her Druck auf die Aktienpreise ausgeübt wird.




    Quote:

    Quote
    Was nun im Weiteren wird, ist Pokerei, wie auch die Börsen ihre Unsicherheit momentan zeigen.


    Nein, ist es nicht!

    Kurzfristig ist es Pokerei (oder Charttechnik).

    Mittelfristig ist es Psychologie, politische Ereignisse etc.

    Langfristig sind es aber immer die fundamentalen Daten. Sprich Zinsen, Währungen, Inflation, Schulden, Arbeitslosigkeit etc.




    Quote:

    Quote
    Analysten geben sich positiv. Aber sie sind Analysten und Chartisten und weniger Historiker und noch weniger Psychologen.


    Es wäre wünschenswert, wenn sich die Analysten mehr mit der Geschichte auseinandersetzen würden. Denn "an der Börse gibt es nichts, das nicht schon mal da war." (Jesse Livermore).


    Suchen wir in der Vergangenheit geschichtliche Momente, in denen mehr Geld gedruckt wurde als die Wirtschaft wuchs, ein Land seine Schulden immer mehr aufbaut und diese Schuldenlast mit Vertrauensverlust in die Währung einher geht mit steigenden Zinsen.

    Dann haben wir in etwa eine vergleichbare Ausgangslage.


    Wenn Du willst, kannst Du ja hier : http://www.gold-eagle.com/editorials_01/seymour062001.html ein paar positive Wirtschaftsprognosen nachlesen, wie sie im Sommer 1929 (vor dem Crash :twisted: ) abgegeben wurden.

  • Längerfristige Aussichten

    Danke für die ausführliche Antwort!


    Das Wort "Glaube" brauchte ich übrigens, da du zuvor geschrieben hattest, du glaubest dies. Was mich als Wort in deinem Vokabular erstaunte.

    Das Wort "Zweifel" dagegen hat keinen religiösen Unterton. "Ich weiss nur, dass ich nichts weiss": der radikale Zweifel.


    Was du schreibst, ergibt ein Doomsday-Szenario. Also raus aus Aktien?

  • Re: Längerfristige Aussichten

    learner wrote:

    Quote

    Was du schreibst, ergibt ein Doomsday-Szenario. Also raus aus Aktien?




    Generell ja:

    * Raus aus US-Aktien, denn wenn die Meldung des Britischen Observers vom 14. Mai stimmt, dann haben die G8-Mitglieder beschlossen, den Dollar langsam um 25% abzuwerten. Dadurch werden Importe für die USA teurer aber das hilft der US-Industrie etwas konkurrenzfähiger im eigenen Land zu werden. Ziel ist es, durch eine Schwächung des Dollars die Schulden und Handelsdefizite abzubauen. Dies geht dann allerdings auf Kosten aller Gläubiger, die US$ Assets halten, denn sie werden einen Währungsverlust von 25% an Kaufkraft erleiden.


    * Entsprechend auch raus aus Titeln, die sehr stark vom Export in die USA abhängen.


    * Raus ebenfalls aus Bonds (aller Länder) denn die Zinsen werden generell steigen.


    * Raus insbesondere aus Firmen, die bei einem Einbruch des US-Immobilienmarktes besonders stark betroffen sein werden (Deutsche Bank, UBS, Credit-Suisse)


    * Raus aus unprofitablen Firmen, die keine GEwinne schreiben und ihre Kurse nur durch Phantasie rechtfertigen.


    Andererseits


    * Rein in Titel seriöser Unternehmen, die passiv sind und gute Dividende zahlen (Nestlé, Pharma)


    * Rein in Titel, die ihr Geld mit Rohstoffen (Agrar und Metalle) verdienen. Ich denke da an Royal Dutch, BP und diverse Minen.




    ----


    Wenn es die Derivateblase verjagt, wird in erster Linie der Dollar leiden. Entsprechend dürften Währungen wie der Franken, CAD, Rand und AU$ profitieren (Fluchtwährung).


    Platzen die Derivate, sind die ganzen Zinsabsicherungen (die machen mehr als 50% aus) für die Katz. Das bedeutet, dass insbesondere die halbstaatlichen GSE's (Government Sponsored Enterprises) Fanny Mae und Freddy Mac unter die Räder kommen. In der Folge Einbruch der US-Immobilienpreise gefolgt von einem Zusammenbruch des Marktes.


    Anders ausgedrückt: Platzt eine Blase, werden die anderen Blasen folgen.


    Nun stellt sich die Frage, ob sich dieser Crash auf die USA beschränken wird oder Auswirkungen auf das globale Finanzsystem haben wird. Ich fürchte, dass letzteres der Fall sein wird, denn sehr grosse Summen unserer Bankeinlagen oder unserer Pensionskassengelder sind im US-Immobilien- und Bondmarkt investiert. Insgesamt sind Schweizer Gelder in Höhe von $190 Mrd. in den USA investiert. Wieviel davon im Bond- und Immobilienmarkt, weiss ich nicht.


    Es stellt sich weiter die Fragen, ob nur das Vertrauen in den Dollar zusammenbrechen wird oder in Papierwährungen allgemein. Wenn letzteres der Fall ist, wird es zu erheblichen Turbulenzen mit anschliessender Währungsreform kommen.


    Wer dann physisches Gold sein eigen nennt, kann sich zu den Gewinnern zählen.


    Die Schweiz steht noch relativ gut da, denn obschon wir 50% unserer Golds in den letzten drei Jahren billig verkauft haben, verfügen immer noch über namhafte Goldreserven.

    Allerdings befindet sich nach Aussage der SNB nur die Hälfte unseres Goldschatzes in der Schweiz. Der Rest ist im Ausland und wurde verliehen (gegen Papier). Im schlimmsten Fall können wir dieses Papier-Gold abschreiben. Wie gut wir aus der Währungsreform rauskommen hängt davon ab, wieviel physisches Gold sich tatsächlich in den Tresoren der SNB befindet. Leider konnte ich nicht herausfinden, wie viel das ist.


    Währungsreform bedeutet (so zumindest das Szenario von Greenspan), dass eine neue globale Währung erschaffen wird, die durch einen Korb von Rohstoffen und Edelmetallen gedeckt sein wird. Nur so lässt sich das Vertrauen in Papiergeld wieder herstellen.

    Eine gedeckte Währung hätte den Vorteil, dass sie ausserordentlich stabil ist und es keine Teuerung mehr gibt. Inflation wäre nicht mehr möglich bzw. nur im Rahmen des effektiven Wirtschaftswachstums.


    DIe Zeiten wären also vorbei, wo im Falle einer Krise die Staatsbanken einfach Geld drucken könnten um der serbelnden Wirtschaft billiges Geld zur Verfügung zu stellen damit der Wirtschaftsmotor wieder rund läuft.


    Aber soweit sind wir ja noch nicht. Vielleicht gelingt es ja auch den Banken, ihre Derivate-Position langsam abzubauen und es kommt nie zu einem Platzen. Damit dies geschieht, dürfen die Zinsen nur langsam und kontrolliert steigen und der Dollar muss ebenso langsam abgewertet werden. Am besten so langsam, dass es der Anleger gar nicht so richtig mitkriegt.


    Wenn es gelingt die Besitzer von US-Assets davon zu überzeugen, dass ein Verlust von 25% ihrer Assets weit weniger schmerzhaft wäre als ein Platzen der Blasen, würde die Titanik noch am Eisberg unbeschaded vorbeischrammen.

    Ich zweifle aber daran, dass es so eine globale Solidarität zur Stützung der USA geben wird. Selbst wenn Politiker dies beschliessen, so wird doch der eine oder andere PK-Fondsmanager seine US-Positionen heimlich auflösen, um zumindest sein eigenes Schärfchen ins Trockene zu bringen. Private Anleger sowieso.


    Abgesehen davon stehen die USA derzeit politisch und moralisch in den Augen der Welt nicht so gut da, dass man ihnen gerne einen Viertel seiner Lebensersparnisse opfern würde.


    Schon gewusst? Derzeit werden bereits 80% der Welt-Ersparnisse zur Deckung der US-Defizite aufgewendet. Bei spätestens 100% ist aber Schluss.


    Zumindest meine Ersparnisse kriegen die Amis aber nicht!

  • War der Absturz vorhersehbar?

    Sehr schön geschrieben MarcusFabian


    Ich finde Deine Beiträge immer sehr gut.


    Meiner Ansicht nach, wird sich die Börse über die nächsten 3-5 Jahre aber dennoch weitgehend eher positiv entwickeln, wahrscheinlich aber nicht mehr mit so einer rasanten Steigerungen. Ich bin zwar absolut Deiner Meinung, was die wirtschaftliche Situation, vor allem auch die der Amerikaner betrifft. Dies beobachte ich schon länger mit Sorge. Aber keiner scheint sich noch darüber aufzuregen, dass die Amis beim Handelsbilanzdefizit von Rekord zu Rekord ereilen. Keine Hausfrau könnte so wirtschaften.


    Wie ich zu dieser Annahme komme? Zur Zeit laufen die Anstrengungen, die Wirtschaft und somit auch die Währung stabil zu halten, auf Hochtouren. Asien finanziert und auch die Oststaaten sind, wenn auch nicht so schnell, im kommen. Diese könnten die Asiaten in den nächsten Jahren, was Wachstum anbetrifft, ablösen. Somit denke ich, dass das Ganze noch eine Zeit so laufen wird, wie es ist.


    Und psychologisch gilt das Motto: "Was nicht sein darf, das kann nicht sein".


    Ich persönlich bin mir sicher, wir werden in den nächsten Jahren den Währungszusammenbruch erleben. Einfach, weil sich das niemand mehr wird leisten können.


    Anna


    PS: Bin auch Informatikerin :D